Farbe direkt auf Putz streichen

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Farbe direkt auf Putz streichen – das sollten Sie beim Verputzen und Streichen beachten

Das dreischichtige System Putz – Tapete – Farbe ist bei der Wandgestaltung nicht zwingend, sondern lediglich eine Geschmacks- oder Gewohnheitssache. Ebenso gut können Sie die Wandfarbe auch direkt auf den Grund- oder Oberputz streichen. Das hat sogar etliche Vorteile:

  • Sie sparen sich das Tapezieren und damit alle damit verbundenen Mühen, Material- und Arbeitskosten.
  • Mit der passenden Farbe ist gestrichener Putz eine wohngesunde, diffusionsoffene, strapazierfähige und pflegeleichte Oberfläche, die auch ideal für Bad, Küche und andere Räume mit höherer Feuchtebelastung geeignet ist.
  • Verputzte Wände können Sie sehr kreativ und individuell gestalten und bei Beschädigungen besonders einfach reparieren.
  • Bei einer unverkleideten Wand haben Sie alles im Blick und werden sich nie fragen müssen, wie es unter der Tapete aussieht. Weil Sie eventuelle Risiken oder Schäden (z. B. durch Feuchtigkeit oder Schimmel) früher erkennen, sind Sie vor bösen Überraschungen besser geschützt.
  • Wollen Sie später eine andere Wandbeschichtung, etwa doch eine Tapete, Fliesen oder Paneele, lässt sich das auf dem Putz problemlos bewerkstelligen, so dass Sie in puncto Wandgestaltung flexibel bleiben.
Altbau mit Parkett und verputzten Wänden © Robert Kneschke, stock.adobe.com
Eine schön verputzte Wand braucht sich nicht unter Tapete zu verstecken © Robert Kneschke, stock.adobe.com
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Farbe direkt auf Putz: Die Vorteile auf einen Blick
Farbe direkt auf Putz: Die Vorteile auf einen Blick

Welcher Putz soll gestrichen werden?

Der Innenputz eines Hauses wird fast immer mehrschichtig aufgebaut. Zum fertigen Putzsystem gehören dann etwa ein gröberer Grundputz direkt auf der Wand, also z. B. auf dem Mauerwerk, und als zweite Schicht ein feinkörniger Oberputz. In diesen Feinputz wird oft noch ein feines Netz oder ein Armierungsvlies eingelegt, um eine gleichmäßige Oberfläche zu erzielen, die auch zum Tapezieren glatt genug ist. Außerdem macht diese Einlage den Putz widerstandsfähiger gegen Risse, da sie Bauteilbewegungen, Erschütterungen und das natürliche „Arbeiten“ der Baumaterialien zumindest zum Teil ausgleichen kann.

Oberputz oder Feinputz streichen

Wenn Sie eine Tapete von der Wand entfernen, kommt darunter in aller Regel ein glatter, heller Feinputz zum Vorschein. Den können Sie nach dem Entfernen der Tapeten- und Kleisterreste mit allen handelsüblichen Innenwandfarben überstreichen. Um kleine Schäden, z. B. Haarrisse oder Dübellöcher, vor dem Streichen zu reparieren, verwenden Sie eine mineralische Spachtelmasse. Die gibt es in Pulverform zum Anrühren mit Wasser oder gebrauchsfertig aus der Tube oder dem Eimerchen.

Wenn Ihnen die Feinputz-Oberfläche zu langweilig ist und Sie sich für Ihre Wand etwas weniger Gleichförmiges wünschen, können Sie vor dem Streichen auch eine weitere Putzschicht auftragen, etwa einen schnellen, hübschen Rauputz. Das klappt am besten mit einem mineralischen Haftputz, z. B. auf Kalk-Zement-Basis. Diese Putzart ist wegen ihrer vorzüglichen Hafteigenschaften besonders verarbeitungsfreundlich und daher auch für Hobbyhandwerker und Putzanfänger geeignet. Das Material lässt sich nach dem Anrühren sehr schön auftragen und verteilen und kann dann ganz nach Wunsch mit der Kelle geglättet, mit dem nassen Schwamm aufgeraut oder mit beliebigen Gestaltungswerkzeugen strukturiert und modelliert werden.

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Auf den Unterputz oder Grundputz streichen

Befindet sich das Haus noch im Bau oder ist aus anderen Gründen kein Oberputz aufgetragen, lässt sich die Farbe auch direkt auf den Grundputz streichen. Generell ist jeder mineralische Mörtel oder Putz ein sehr guter Untergrund für Farbe, denn die kann sich mit der porösen und rauen Putzoberfläche sehr gut verbinden. Das gilt sowohl für Mineralfarben, die durch Verkieselung oder Karbonatisierung mit dem Untergrund „verschmelzen“, als auch für Dispersionsfarben, die sich als Film auf den Untergrund legen und auf dem Putz „klebenbleiben“. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die verschiedenen Farbarten und deren Eigenschaften, Eignung und Verarbeitung beim Streichen direkt auf Putz.

Putz modelliert mit Struktur © Ilya Mitskavets, stock.adobe.com
Haftputz lässt sich ganz nach Belieben modellieren und strukturieren © Ilya Mitskavets, stock.adobe.com

Verputzte Trockenbauwände streichen

Nicht tragende oder nachträglich eingezogene Innenwände sind oft nur einfach oder gar nicht verputzt. So werden die klassischen Trockenbauwände (Ständerwände, „Rigipswände“), die üblicherweise aus einer Latten- oder Profilkonstruktion und darauf montierten Bauplatten aus Gipsfaser oder Gipskarton bestehen, in vielen Fällen nur gespachtelt, glattgeschliffen und dann tapeziert und gestrichen.

Um hier eine schöne Putzoberfläche zu erhalten, die Sie nach Wunsch weiß oder farbig streichen können, bietet sich ebenfalls der vielseitige Haftputz an. Wollen Sie eine bereits tapezierte Rigipswand verputzen, halten Sie sich am besten gar nicht lange mit dem Entfernen der Tapete auf. Denn das ist vor allem bei ungrundiertem Gipskarton und Papiertapeten eine echte Strafarbeit, bei der Sie im schlimmsten Fall noch die Bauplatten zerstören, bevor Sie endgültig die Nerven verlieren. Haftputz hält auch wunderbar auf einer tapezierten Trockenbauwand, sofern er genug Stellen findet, an denen er sich direkt am Untergrund (Kartonmantel oder Gipskern) festhalten kann. Um das zu ermöglichen, reicht es aus, die Farb- und Tapetenschicht vorher großzügig mit einem Nagelbrettchen zu zerkratzen und tief genug aufzureißen.

Trockenbauwände nachträglich verputzen
Trockenbauwände nachträglich verputzen

Den Putz zum Streichen vorbereiten

Damit die Farbe auf dem Putz richtig hält, muss dieser in sich stabil, trocken sowie frei von Fett, Staub und organischem Bewuchs (z. B. Algen) sein. Durch Abklopfen, Abfegen, Abbürsten und Absaugen entfernen Sie lose Teile und Staub. Festsitzenden Schmutz, Kleisterreste oder fettige Beläge bekommen Sie mit Wasser und Seife bzw. einem Haushaltsreiniger ab. Ist der Putzgrund richtig schlimm verschmutzt oder sitzt altes Küchenfett tief in den Poren, ist es in vielen Fällen einfacher und effizienter, den Putz abzuschleifen. So bekommt er auch seine ursprüngliche Dampfdurchlässigkeit bzw. Diffusionsoffenheit zurück und kann – sofern auch die spätere Farbe dies erlaubt – wieder in vollem Umfang bei der Regulierung des Raumklimas helfen. Um Schadstellen im Putz zu reparieren, verwenden Sie einen passenden Reparaturspachtel oder neuen Putz.

Wenn Sie eine neue Putzschicht aufziehen, können Sie dabei auch Ihre Kreativität ausleben, indem Sie in das noch weiche Material andere Materialien oder Dekoelemente einarbeiten. Dafür bieten sich schöne Fundstücke aus der Natur, etwa dem letzten Urlaub (z. B. Steine, Muscheln oder Treibholzstücke) ebenso an wie Glasmurmeln, Spiegel- oder Kachelscherben. Scharfe Kanten bedecken Sie einfach mit Putz, um sie ungefährlich zu machen. Mit einem feuchten Lappen oder Schwamm, anderen Gestaltungswerkzeugen oder den Fingern können Sie den geschmeidigen Haftputz nach dem Auftragen gut modellieren und haben dafür auch Zeit genug: Die sogenannte Offenzeit bei Haftputzen beträgt je nach Produkt und Schichtdicke zwischen 15 und 30 Minuten.

Offenzeit von Haftputz kreativ nutzen
Offenzeit von Haftputz kreativ nutzen

Wann darf der Putz überstrichen werden?

Bevor Sie Farbe auf den Putz auftragen, müssen Sie allerdings noch ein wenig länger warten. Halten Sie auf jeden Fall die vom Hersteller angegebenen Trocknungszeiten ein, die sich je nach Putz- und Farbart stark voneinander unterscheiden können. Darum ist es auch wichtig, nicht nur die Herstellerangaben auf dem Putz, sondern auch die auf der Farbe zu beachten.

So darf ein frisch aufgezogener, kalkhaltiger Putz mit einer echten Silikatfarbe erst nach 4 bis 6 Wochen überstrichen werden. Denn so lange braucht der Kalk, um vollständig abzubinden. Ist er damit noch nicht fertig, kann es zu unerwünschten chemischen Reaktionen und Ausblühungen kommen.

Wollen Sie den Putz dagegen mit einer Dispersionsfarbe streichen, z. B. einer der handelsüblichen, günstigen Kunststoffdispersionen, brauchen Sie nicht so lange zu warten. Der Putz muss lediglich durchtrocknen; dafür braucht er nach einer gängigen Faustregel einen Tag pro Millimeter Schichtdicke. Auch an der Farbveränderung (der Putz wird deutlich heller) können Sie den Trocknungsprozess erkennen.

Welche Farbe für welchen Putz?

Generell können Sie einen gut durchgetrockneten, vollständig abgebundenen Putz mit allen handelsüblichen Wandfarben überstreichen. Dennoch gibt es ein paar Besonderheiten, die Sie kennen sollten – vor allem, wenn Sie Wert auf diffusionsoffene, „atmungsaktive“ Wände legen oder besonders wohngesund sanieren und renovieren möchten.

Ein ungestrichener Mineralputz ist offenporig und wasserdampfdurchlässig (diffusionsoffen). Das bedeutet, dass er viel Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben kann. Dieser Vorgang wird oft auch „Atmen“ oder „Atmungsaktivität“ genannt. Vor allem in Räumen mit starken Schwankungen in der Raumfeuchtigkeit (z. B. Bad oder Küche) tragen diffusionsoffene Wände wesentlich zu einem gleichmäßigen, gesunden Raum- und Wohnklima sowie zum Schimmelschutz bei. Sie schaffen eine Pufferzone für die Feuchtigkeitsspitzen, so dass Kondenswasser vorübergehend in der Wand verschwinden kann, statt sich darauf anzusammeln, wie man das von glatten Flächen ohne Poren (z. B. Kacheln) kennt.

Streichen Sie den Putz mit einer filmbildenden Grundierung und/oder Dispersionsfarbe, geht ein großer Teil der Diffusionsoffenheit verloren. Dabei gilt: Je höher der Dispersionsanteil, also die Menge der „klebrigen“ Bestandteile in der Beschichtung, desto stärker wird die Atmungsaktivität des Putzes dadurch beeinträchtigt. Dann können die Wände nicht mehr viel zur Regulierung des Raumklimas beitragen, und die Bewohner müssen das alles allein mit ausreichend Lüften und Heizen schaffen. Dazu kommt, dass Dispersionsfarben auch organische Bestandteile enthalten. Das macht sie anfälliger gegenüber Fäulnis und Schimmel und ist auch der Grund dafür, dass Dispersionsfarben üblicherweise Konservierungsmittel enthalten, die zum Teil gesundheitlich bedenklich sind und Allergien auslösen oder verstärken können.

Wieviel Feuchtigkeit eine Wand aufnimmt und abgibt hängt von der Dispersion ab
Wieviel Feuchtigkeit eine Wand aufnimmt und abgibt hängt von der Dispersion ab

Mineralfarben auf Putz streichen

Nur reine Mineralfarben sind frei von organischen Bestandteilen und beeinträchtigen die Diffusionsoffenheit des Putzes nicht. Wollen Sie eine ungehindert atmungsaktive Wand, sind Silikatfarben oder Kalkfarben die Anstrichmittel der Wahl. Dann dürfen Sie aber auch keine filmbildende Kunststoffgrundierung (z. B. Tiefgrund) vorstreichen, sondern die Wand allenfalls mit einer Kalk- oder Silikatgrundierung vorbehandeln, wenn der Putz stark sandet oder saugt. Auch darf die reine Silikatfarbe nicht mit Silikatdispersion und die reine Kalkfarbe nicht mit Kalkdispersion verwechselt werden. Diese Varianten enthalten bis zu 5 % Dispersion, z. B. Acrylat, und sind daher keine reinen Mineralfarben.

Silikatfarben und Kalkfarben verbinden sich dauerhaft mit dem Untergrund. Der entsprechende chemische Prozess heißt bei Kalkfarben „Karbonatisierung“ und bei Silikatfarben „Verkieselung“. Der Anstrich ist darum sehr dauerhaft und beständig.

Tipps zur Verarbeitung von Silikatfarbe
Tipps zur Verarbeitung von Silikatfarbe

Ein Nachteil bei reinen Mineralfarben ist die schwierige Verarbeitung. Echte Silikatfarbe besteht aus zwei Komponenten, die kurz vor dem Streichen angemischt werden müssen. Sowohl Kalk- als auch Silikatfarben sind in feuchtem Zustand gefährlich und können wegen der starken Alkalität Verätzungen verursachen. Sie brauchen also entsprechende Schutzkleidung oder müssen einen Profi mit dem Anstreichen beauftragen.

Ein weiterer Nachteil ist die kleinere Farbauswahl: Echte Silikatfarben sind nur in vergleichsweise zarten Farbtönen erhältlich, und auch bei den reinen Kalkfarben haben Sie nicht die unbegrenzte Auswahl an Knall- und Popfarben, die Kunststoffdispersionen bieten.

Badezimmer farbig gestrichen © denisismagilov, stock.adobe.com
Badezimmer farbig gestrichen © denisismagilov, stock.adobe.com

TIPP

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Dispersionsfarben auf Putz streichen

Dispersionsfarben sind allerdings auch kein Teufelszeug, sondern bei normaler Raumnutzung und Feuchtebelastung eine günstige und einfache Art, verputzte Wände schön zu gestalten. Entscheiden Sie sich für eine Kunststoffdispersion oder Silikatdispersion, achten Sie auf möglichst hohe Deckkraft, also einen hohen Pigmentanteil, damit Sie nicht zu viele Schichten auftragen müssen. Die höchste Deckkraftklasse ist 1; die Angaben dazu finden Sie auf dem Gebinde.

Die Nassabriebbeständigkeit einer Farbe ist wichtig, wenn Sie die Wand von Zeit zu Zeit feucht reinigen oder auch mal richtig abwaschen und scheuern wollen, etwa im Bad für optimalen Schimmelschutz. Daher sollten vor allem die schimmelanfälligeren Filmbildner wie Dispersionen oder Latexfarben eine gute Nassabriebklasse aufweisen. Auch hier ist 1 die höchste Klasse.

Grundierung – ja oder nein?

Vor dem Streichen verputzter Wände wird oft das Vorstreichen mit Tiefgrund empfohlen. Tatsächlich erleichtert diese Grundierung bei stark sandenden, kreidenden oder saugenden Untergründen das Arbeiten, indem sie den Untergrund verfestigt und außerdem hilft, Farbe zu sparen. Allerdings verschließt Tiefgrund die Poren des Putzes und beeinträchtigt bzw. verhindert so dessen positive Wirkung auf das Raumklima. Darum passt Tiefgrund allenfalls zu Dispersionsfarben, Lacken und anderen Filmbildnern. Die haben den gleichen Effekt, so dass es darauf nicht mehr ankommt. Wollen Sie jedoch eine Silikat- oder Kalkfarbe streichen, lassen Sie die Finger von klebrigen Grundierungen, sonst ist die gute Farbe glatt verschwendet.

Für reine Mineralfarben gibt es passende diffusionsoffene Produkte zum Vorstreichen. Oder Sie feuchten die verputzte Wand einfach vor dem Streichen gut an und streichen dann einmal mit verdünnter Farbe (5-15 % Wasser zugeben) vor. So brauchen Sie kein Extraprodukt zu kaufen und erzielen dennoch ein schönes Ergebnis.

Statt Grundierung: Putz gut anfeuchten und verdünnte Farbe auftragen
Statt Grundierung: Putz gut anfeuchten und verdünnte Farbe auftragen
Maler streicht Wand © Ingo Bartusse, fotolia.com
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