Dispersionsfarbe, Latexfarbe, Mineralfarbe: Welche Farbe ist für welchen Raum geeignet?
Die Auswahl an Innenfarben ist so riesig, dass viele sich schon gar keine Gedanken mehr darüber machen. Steht eine Renovierung an oder sollen die Wände in Schlafzimmer, Kinderzimmer, Küche oder Bad anders gestrichen werden, greifen die meisten Heimwerker nach Gewohnheit oder Bauchgefühl zu. Manche wählen grundsätzlich die billigste Wandfarbe, normalerweise weiße Dispersion für rund einen Euro pro Liter, die sich mit Abtönfarben beliebig bunt anmischen lässt. Klassische Argumente dafür sind: Das deckt auch, ich streiche sowieso immer zweimal, es muss nicht perfekt sein.
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Es gibt auch Menschen, die jedes Mal die zweitbilligste, zweitteuerste oder teuerste Dispersionsfarbe kaufen und dafür Argumente haben. Etliche glauben außerdem, dass es bei den Dispersionsfarben kaum Unterschiede gibt und man bei den teuren Varianten vor allem den klangvollen Namen bezahlt. Und schließlich hat auch fast jeder Heimwerker mit normaler Dispersion die meiste Erfahrung und kennt sie als günstigen, unkomplizierten Allrounder für alle Räume.
Wer dagegen gezielt Mineral- oder Latexfarbe für die Wände kauft, hat sich meist vorher beraten lassen oder informiert und ist nun überzeugt, dass diese Farben besser sind als die Standard-Dispersionen – etwa wegen der Wohngesundheit, der Strapazierfähigkeit oder als Schimmel-Vorsorge in einem feuchteren Raum. Allerdings gibt es bei diesen beiden Farbarten viel Namensverwirrung: Moderne Latexfarben enthalten in der Regel kein Latex mehr, und viele Farben, die als Mineralfarben angeboten werden, sind ebenfalls Dispersionsfarben.
Im Folgenden erfahren Sie, was Dispersionsfarbe, Latexfarbe und Mineralfarbe ausmacht, worin sich die Farben unterscheiden und für welche Räume sie geeignet sind.
Dispersionsfarbe – universell beliebt, fast überall zu gebrauchen
Die meistverwendete Wandfarbe für Wohnräume ist Kunststoffdispersionsfarbe. Sie besteht aus Wasser, in dem Kunststoff- oder Kunstharzteilchen ganz fein verteilt (dispergiert) sind, und Farbpigmenten. Auch weiße Farbe braucht Pigmente, sonst wäre sie farblos und transparent, hätte also keine Deckkraft. Je mehr Bindemittel und Pigmente die Farbe enthält, desto stabiler wird die Oberfläche, und desto besser deckt die Farbe. Der Preis allein sagt darüber nichts aus, doch auf jedem Farbeimer finden Sie Angaben zur Nassabriebbeständigkeit (z. B. Wasch- oder Scheuerfestigkeit) und Deckkraft. Beide werden in Klassen von 1 bis 5 angegeben; Klasse 1 ist jeweils die beste.
Dispersionsfarben sind wohngesund und generell für alle Räume geeignet, auch für Schlaf- und Kinderzimmer, Krankenzimmer, Werkstätten und Büros. Sie haften auf allen stabilen und trockenen Untergründen, z. B. Tapete, Putz, Holz oder Beton, und können sehr gut auch mehrmals überstrichen werden. Die Farbe ist geruchsneutral und wasserverdünnbar, lässt sich zu jedem gewünschten Farbton mischen, trocknet schnell und ist damit ideal, wenn die Räume schnell (wieder) bezugsfertig sein sollen. Beim ökologischen Renovieren oder Sanierern muss bedacht werden, dass der enthaltene Kunststoff – z. B. Acrylharz – auf Basis von Mineralöl hergestellt wird.
Bei Dispersionen mit Deckkraftklasse 1 reicht bei gewissenhaftem Vorstreichen der Ränder und Ecken meist ein Anstrich aus. Bei Farben mit niedriger Deckkraftklasse verdünnen Sie den ersten Anstrich mit 10 % Wasser, um Farbe zu sparen. Gut durchtrocknen lassen, dann nochmal unverdünnt streichen.
Dispersionsfarbe trägt im Vergleich zu reiner Mineralfarbe nur wenig zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit und des Raumklimas bei. Ihre organischen Bestandteile machen sie außerdem anfälliger gegenüber Schimmel. Der Raum muss also gut und regelmäßig gelüftet werden, damit die Farbe trocken bleibt bzw. schnell wieder durchtrocknen kann. Bei guter Belüftung ist Dispersionsfarbe auch für Bad und Küche sehr gut geeignet – idealerweise eine mit hoher Nassabriebbeständigkeit, um die Wände gut reinigen zu können. In schlecht belüfteten oder dauerfeuchten Räumen (z. B. im Keller) erhöht normale Dispersion dagegen das Schimmelrisiko deutlich; hier ist stattdessen eine gute Kellerfarbe gefragt.
Latexfarbe – die robustere Dispersionsfarbe
Latexfarben heißen so, weil die ersten Varianten noch natürliches Latex vom Kautschukbaum enthielten. Heutige Latexfarben sind üblicherweise Kunstharzdispersionen, die sich von anderen Dispersionsfarben lediglich durch eine stabilere, strapazierfähigere Oberfläche unterscheiden. Das Bindemittel vieler moderner Latexfarben ist Polyvinylacetat, doch auch andere Kunstharze sind möglich. Echte Latexfarbe ist hierzulande vom Markt weitgehend verschwunden.
Latexfarben sind wasserbeständig, wasch- und scheuerfest sowie wasserdampfundurchlässig. Darum eignen sie sich bestens für stark beanspruchte Räume, in denen die Wände regelmäßig gereinigt werden müssen, etwa Küche und Bad, Flur oder Treppenhaus. Auch in Schulen, öffentlichen Gebäuden, Krankenhäusern und Praxen werden Latexfarben häufig verwendet. Weil sie den Untergrund versiegeln und keine Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnehmen können, müssen die Räume gut belüftet werden. Das bedeutet auch ein hohes Schimmelrisiko in dauerfeuchten, schlecht belüfteten Räumen und an Stellen, wo die Luft schlecht zirkulieren kann, etwa hinter Vorhängen oder großen Möbelstücken.
Hier sehen Sie die Vor- und Nachteile von Latexfarben im Überblick:
Vorteile | Nachteile |
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Mineralfarbe – die anorganische Alternative
Zu den Mineralfarben gehören Kalkfarben, Silikatfarben und Zementfarben. Im Wohnbereich werden vor allem Silikatfarben und Silikatdispersionen eingesetzt, da sie – anders als Kalkfarben – nicht kreiden und äußerst stabil und strapazierfähig sind. Anders als Kunststoffdispersion haftet Silikatfarbe nicht nur auf dem Untergrund, sondern verbindet sich durch einen Vorgang namens „Verkieselung“ dauerhaft damit. Das funktioniert aber nur auf mineralischen Untergründen wie Beton, Putz oder Stein; auf Holz kann die Farbe nicht halten. Außerdem gibt es Silikatfarbe nicht in jedem Farbton, denn auch die Pigmente müssen anorganisch sein.
Das Bindemittel bei Silikatfarbe ist Kaliwasserglas; die Farbe ist also komplett anorganisch. Echte Silikatfarbe ist aber für Laien zum Selberstreichen weder attraktiv noch empfehlenswert: Sie muss vor dem Streichen aus zwei Komponenten angerührt werden und ist in feuchtem Zustand wegen ihrer Alkalität so gefährlich, dass man eine komplette Schutzausrüstung zum Schutz vor Verätzungen braucht. Bei Dispersionssilikatfarbe ist dagegen noch ein organisches Bindemittel (z. B. Kunstharz) enthalten. So kann diese Farbvariante gebrauchsfertig angeboten und einfach verarbeitet werden.
Mineralfarben sind diffusionsfähig, sie lassen also Wasserdampf durch. So kann der Anstrich verhindern, dass sich Kondenswasser auf der Wand niederschlägt, und vor Schimmel und Bakterien schützen. Die Farbe kann viel überschüssige Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnehmen, später wieder abgeben und so zu einem ausgewogenen und wohngesunden Raumklima beitragen. Kalk- und Silikatfarbe sind zudem sehr allergikerfreundlich und werden auch beim ökologischen Bauen und Sanieren sowie für denkmalgeschützte Gebäude verwendet. Weil jedoch auch Mineralfarben mit Kunststoffanteil als Mineralfarbe, Kalk- oder Silikatfarbe angeboten werden, müssen Sie als Verbraucher genau hinsehen und sich alles gut durchlesen, um sicher zu sein, was alles in der Farbe ist.
Wenn Sie echte Silikatfarbe auf Ihren Wänden möchten, bisher aber nur mit Dispersionsfarben gestrichen haben, ist es empfehlenswert, einen Malerbetrieb zu beauftragen. Um einen Fachhandwerker in Ihrer Nähe zu finden oder unverbindlich die Preise mehrerer ansässiger Betriebe zu vergleichen, können Sie auch den unseren kostenlosen Angebotsservice nutzen, der Ihnen hier rund um die Uhr zur Verfügung steht.
Hier sind die Vorteile und Nachteile von Silikatfarben aufgelistet:
Vorteile | Nachteile |
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Wohngesunde Farbe, wohngesunder Anstrich – was bedeutet das eigentlich?
Farben, Bau- und Dämmstoffe und auch die Inneneinrichtung können zahlreiche Stoffe enthalten, die der Gesundheit gefährlich werden können. Etwa flüchtige chemische Verbindungen in Lösemitteln, Weichmachern oder Konservierungsstoffen, die in die Raumluft gelangen und Asthma, Allergien oder Nervenkrankheiten auslösen können. Oder winzige organische oder mineralische Fasern, die durchs Einatmen krank machen können.
Das Bewusstsein für potenzielle und erwiesene Schadstoffe in der Raumluft hat in den letzten Jahren enorm zugenommen – logischerweise bei Verbrauchern und Herstellern gleichermaßen. Darum werden auch Begriffe wie „Wohngesundheit“ oder „wohngesunde Farbe“ immer öfter verwendet.
Wohngesundheit ist nicht nur ein schickes Schlagwort oder Werbeversprechen, das jeder so auslegen kann, wie er will. Das Sentinel-Haus-Institut (SHI), das sich seit Jahren für wohngesunde Raumkonzepte und messbare Kriterien zur gesundheitlichen Qualität in Gebäuden einsetzt, hat ein Verfahren entwickelt, mit dem z. B. Bauunternehmer ihren Kunden per Vertrag zusichern können, dass die Innenraumluft eine bestimmte Qualität aufweist. Diese wird dann etwa durch Verwendung schadstoffarmer Baustoffe erreicht.
Das SHI definiert Wohngesundheit als „Gebäudezustand, der durch Minimierung gesundheitsschädlicher Einflüsse optimale Bedingungen für die Gesundheit schafft und dazu beitragen kann, die Gesundheit zu erhalten, Menschen mit besonderen Sensitivitäten gegenüber Umwelteinflüssen eine Reduzierung ihrer Befindlichkeiten zu bieten und im Individualfall durch positive Effekte wie Licht und Farbe das Wohlbefinden sogar zu steigern“.
Nach dieser Definition wäre es also ebenso richtig, eine Farbe oder einen Anstrich als „nicht gesundheitsschädlich“ zu bezeichnen. Denn der entsprechende Stoff soll ja lediglich nicht krank machen; dass er gesund oder gesünder macht, ist nicht notwendig.
Farbwahl - Welche Farbe für welchen Raum
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