Wände grundieren: Wirkung und Anwendung von Grundierungen
Grundierungen gehören gewissermaßen zu den Stiefkindern des Heimwerkers. Dafür, dass fast jeder schon einmal davon gehört hat, werden sie relativ selten eingesetzt. Das hat vor allem drei Hauptgründe:
- Die Wirkung einer fachgerechten Grundierung wird von Laien oft unterschätzt. Nicht wenige halten das Grundieren sogar generell für überflüssig.
- Grundieren bedeutet einen weiteren Arbeitsschritt und Kosten für ein zusätzliches Produkt, die viele sich einfach sparen möchten.
- Manche Heimwerker haben eine negative Einstellung gegenüber Grundierungen, weil sie fürchten, damit Schadstoffe auf die Wand zu bringen.
Um zu wissen, ob und wann sich welche Grundierung lohnt, brauchen Sie ein wenig Hintergrundwissen. Dasselbe gilt für die Arbeits- und Anwendungssicherheit: Um Risiken für die Gesundheit und die Umwelt möglichst zu vermeiden, müssen die Produkte richtig verwendet werden. Dazu reicht es in aller Regel aus, die Angaben des Herstellers auf der Verpackung zu lesen und zu berücksichtigen, den Arbeitsplatz ausreichend zu belüften und die vorgegebenen Wartezeiten einzuhalten.
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Wie wirkt eine Grundierung?
Grundierungen können wesentlich zum Erfolg einer Sanierungs- oder Renovierungsmaßnahme beitragen. Die Hauptfunktion der Grundierung besteht darin, den Untergrund weniger saugfähig zu machen bzw. für eine einheitliche Saugfähigkeit auf der gesamten Fläche zu sorgen. Oft weist eine Wand mehrere, unterschiedlich stark saugende Untergründe auf – z. B. wenn begrenzte Schadstellen repariert wurden, auf Mauerwerk noch Mörtelreste haften oder die Wand zum Teil mit Zementputz und zum Teil mit Gipsputz oder Gipskartonplatten verkleidet ist.
Die einheitliche, nicht zu starke Saugfähigkeit des Untergrunds ist aus mehreren Gründen wichtig. Einerseits brauchen zahlreiche Baumaterialien wie Putz oder Fliesenkleber während der gesamten Abbindezeit Wasser, um vollständig und gleichmäßig aushärten zu können. Dieser Vorgang, der hydraulisches Härten genannt wird, kann jedoch auf einem zu stark saugenden Untergrund nicht korrekt ablaufen: Nimmt der Untergrund zu schnell und zu viel Wasser auf, ist nicht mehr genug zum Abbinden und Härten vorhanden. In der Folge haftet der Mörtel oder Kleber dann nicht richtig an der Wand, bleibt brüchig oder wird spröde, was dazu führen kann, dass sich Verputz, Kacheln oder Tapeten später wieder ablösen.
Der zweite Grund zeigt sich besonders deutlich beim Anstreichen: Wenn der Untergrund nur wenig Wasser aufnimmt und gleichmäßig saugt, bekommen Sie ein einheitliches und schönes Farbergebnis. Von zu stark oder uneinheitlich saugenden Untergründen werden die Farbbestandteile dagegen zu schnell, in zu großer Menge oder ungleichmäßig aufgenommen, und die Farbe wirkt glanzlos und schwach. Ein Klassiker sind stumpfe Stellen auf gestrichenen Rigipswänden, die vorher nicht grundiert wurden. Die Spachtelfugen zwischen den einzelnen Gipskartonplatten sind dann als matte Streifen zu erkennen, weshalb die Wand auch im fertigen Zustand immer noch nach Baustelle aussieht.
Fehlstellen im Farbanstrich sind vor allem bei schimmernden, seidenglänzenden oder hochglänzenden Farben sehr auffällig und störend – ganz abgesehen von der Enttäuschung, das Geld für die hochwertige Farbe praktisch umsonst ausgegeben zu haben. Besonders ärgerlich ist, dass selbst mehrmaliges Überstreichen oft nicht ausreicht, um den Fehler unsichtbar zu machen. Gehen Sie daher lieber auf Nummer sicher und prüfen Sie vorher die Oberflächen. Die Saugkraft des Untergrundes können Sie ganz einfach ermitteln, indem Sie ein wenig Wasser auf die Wand sprühen oder streichen. Wenn das Wasser sofort aufgesogen wird und vollständig verschwindet, sollten Sie eine Grundierung auftragen.
Ein weiterer Nutzen der Grundierung ist, dass sie lose Bestandteile auf der Oberfläche von Wand bzw. Untergrund binden kann. Staub, Lehm, Kalk, feine Sandkörner im Verputz, Kreide oder Farbpigmente werden von der Grundierung zusammengehalten, die Wand wird abriebfester, und kreidende Farben färben nicht auf Haut, Kleidung oder Einrichtung ab.
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Gesundheitsrisiken durch Grundierungen vermeiden
Kaufen Sie eine Grundierung nicht wahllos, sondern achten Sie darauf, dass das Produkt genau zu Ihren Anforderungen passt. Tiefgrund ist oft stark lösemittelhaltig und deshalb nur für den Gebrauch im Außenbereich geeignet. Eine solche Grundierung im Innenbereich zu verwenden, ist selbst dann gefährlich, wenn Sie während der Arbeit alle Fenster und Türen öffnen.
Wählen Sie aus den für Ihren Einsatzbereich geeigneten Grundierungen immer die mit dem niedrigsten Gehalt an Lösemitteln und anderen potenziell gefährlichen Inhaltsstoffen. Bei der Auswahl helfen Ihnen verschiedene Kennzeichnungen, etwa Angaben zur Klassifizierung nach Giscode oder EMICODE.
Der Giscode informiert über den Lösemittel- und Gefahrstoffgehalt von Vorstrichen oder Klebstoffen. Verschiedene Klassifizierungsgruppen erleichtern es Laien wie Profis, die Grundierung mit dem geringsten Gefahrstoffgehalt auszuwählen. Lösemittelfreie Dispersionsklebstoffe und Produkte zum Grundieren bzw. Vorstreichen sind mit „Giscode D1“ gekennzeichnet. Die Prüfung und Klassifizierung nach Giscode und das Vorhandensein eines EU-Sicherheitsdatenblatts sind Voraussetzungen für eine EMICODE-Kennzeichnung.
Das Prüfzeichen für Umwelt- und Innenraumhygiene (Umweltzeichen) EMICODE ist markenrechtlich geschützt und dient zur Klassifizierung emissionsarmer Bauprodukte und Verlegewerkstoffe. Vergeben wird es seit dem Jahr 1997 durch die wettbewerbsneutrale und firmenübergreifende Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe (GEV). Jedes Produkt, das mit diesem Code gekennzeichnet ist, wurde in unabhängigen Laboren auf seine Emissionen geprüft. Die Skala umfasst drei Einstufungen: EC1 (sehr emissionsarm), EC2 (emissionsarm) und EC3 (nicht emissionsarm).
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