Fassadenfarbe und Anstrich: Silikatfarbe oder Silikonharzfarbe?
Die Fassade ist die Visitenkarte eines Gebäudes und muss außerdem verschiedene wichtige Schutzfunktionen erfüllen. Damit sie das kann, muss ihre Beschichtung, die Fassadenfarbe, witterungsfest und langlebig sein. Außerdem sollte der Anstrich möglichst verhindern, dass sich Schmutz, Schadstoffe und organischer Bewuchs auf der Fassade anlagern und der Bausubstanz schaden.
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Als Fassadenfarben haben sich sowohl Silikatfarben als auch die neueren Silikonharzfarben bewährt. Lesen Sie hier, welche Eigenschaften die beiden Beschichtungen haben und worin sie sich unterscheiden.
Silikatfarbe: rein mineralisch und umweltfreundlich
Silikatfarbe bringt viele positive Eigenschaften mit, die sie zu einer erstklassigen Fassadenfarbe machen. Sie ist dauerhaft diffusionsoffen („atmungsaktiv“), UV-beständig, wasser- und wetterfest und kann feucht gereinigt und abgewaschen werden. Weil sie als reine Mineralfarbe keine organischen Bestandteile enthält und alkalisch (basisch) ist, bietet sie einen guten Schutz vor Schimmel und Algenbewuchs.
Nach dem Auftragen verbindet sich Silikatfarbe durch einen chemischen Prozess (die „Verkieselung“) fest und dauerhaft mit mineralischen Untergründen wie Ziegel- und Naturstein, Beton oder Putz. Nur mit gipshaltigen Untergründen verträgt sie sich nicht, doch Gipsputze sind für Außenwände ohnehin weder geeignet noch gebräuchlich.
Ökologie von Silikatfarben
Ein weiterer wichtiger Pluspunkt von Silikatfarben ist ihre Umweltfreundlichkeit. Echte Silikatfarben, also Reinsilikat- oder Purkristallatfarben laut DIN 18363, bestehen nur aus Kaliwasserglas, Farbpigmenten und Füllstoffen. Sie sind frei von Lösemitteln, Weichmachern und Konservierungsstoffen, was sie allergikerfreundlich und empfehlenswert für ökologisches Bauen macht. Auch bei der Renovierung und Sanierung denkmalgeschützter Gebäude werden sie als effiziente und umweltschonende Fassadenfarben viel verwendet. Und weil zur Herstellung nur wenige Bestandteile gebraucht werden, ist die CO2- und Energiebilanz von Silikatfarben im Vergleich zu der anderer Beschichtungen sehr günstig.
Allerdings sind echte Silikatfarben schwer zu verarbeiten und im Baumarkt kaum zu bekommen. Hier werden vor allem verarbeitungsfreundliche Silikatdispersionen angeboten, die alles Mögliche enthalten können. Diese beiden Farbarten sollten Sie nicht verwechseln! Wie wichtig die Unterschiede nicht nur bei der Verarbeitung sind, können Sie in unserem detaillierten Vergleich von Silikat- und Silikatdispersionsfarben nachlesen.
Reinsilikatfarben werden vor allem in Weiß und Pastelltönen angeboten, da sich mit den wasserglasbeständigen Pigmenten keine starken Farbtöne mischen lassen. Die fertig angemischte Farbe lässt sich nicht lagern, sondern muss umgehend verbraucht werden.
Für den Fassadenanstrich beauftragen Sie am besten einen Profi, der die richtige Technik (schnell, nass auf nass, mit einer Bürste oder einem Profi-Spritzgerät) beherrscht. Silikatfarbe kann nicht wie „normale“ Wandfarbe aufgepinselt oder gerollt werden; außerdem müssen bei der Verarbeitung strenge Sicherheitsrichtlinien eingehalten und unbedingt Schutzausrüstung getragen werden. Um rasch einen Handwerksbetrieb in Ihrer Nähe zu finden, der diese anspruchsvolle Arbeit fachgerecht ausführt, können Sie unseren kostenlosen Angebotsservice nutzen.
Silikonharzfarbe – für Fassadenanstriche mit Lotoseffekt
Vom Lotoseffekt wird gesprochen, wenn eine Oberfläche so beschaffen ist, dass Wasser von ihr abperlt. Auch Staub, Schmutz oder andere Farben (z. B. Graffiti) können darauf nur schwer oder gar nicht haften, was natürlich bei einer Fassadenfarbe besonders praktisch ist. Die Beschichtung mit Silikonharzfarbe verhindert das Eindringen von Feuchtigkeit und das Ansiedeln von Algen, Moos und Pilzen. Beworben wird auch der „Selbstreinigungseffekt“ der so beschichteten Fassade. Zwar bleibt auch dieser Anstrich nicht einfach von selbst für immer sauber (das ist nur ein schöner Traum), doch selbst in Gebieten mit extremem Wetter oder hoher Luftbelastung kann es Jahre dauern, bis er mal schmutzig wird, und dann ist er sehr leicht zu reinigen. Daher sind Silikonharzfarben sehr gefragt für Fassaden mit sichtbarem und hohem Verschmutzungsgrad, etwa an stark befahrenen Straßen oder in Ballungsgebieten.
Silikonharzfarben lassen sich in allen Farben einfärben und decken vielfach schon beim ersten Anstrich. Die Farbe ist ausgesprochen hydrophob (wasserabweisend) und diffusionsoffen; sie lässt Wasserdampf und Kohlendioxid durch und reguliert so den Gas- und Wasserhaushalt der Fassade.
Woraus besteht Silikonharzfarbe?
Silikonharzfarben enthalten eine Silikonharzemulsion, eine Kunststoffdispersion, Farbpigmente sowie Hilfs- und Füllstoffe. Silikonharze sind von der Struktur her eng verwandt mit Quarz (SiO2) und gewissermaßen ein „Mittelding“ zwischen den organischen und den anorganischen Stoffen. Von allen bekannten Silikonverbindungen sind sie den rein mineralischen Siliziumverbindungen am ähnlichsten. Die wasserabweisende Wirkung und der Lotoseffekt werden durch die Kombination der Silikonharze mit Silikonöl erreicht. Durch die besondere Formulierung lassen sich die Füllstoffe und Farbpigmente in einen wenig dampfdurchlässigen Bindemittelfilm einbetten, ohne dass die Farbe dadurch an Diffusionsoffenheit einbüßt.
Auch bei den Silikonharzfarben gibt es große Qualitätsunterschiede, weil viele Produkte unter diesem Namen angeboten werden, obwohl sie nicht alle die gleichen guten Eigenschaften mitbringen. Wie bei den Silikatfarben ist es also wichtig, sich gut zu informieren und nicht nur auf den Verkaufsnamen zu achten. Hier sind ein paar harte Zahlen, die Sie im technischen Datenblatt nachlesen können:
- Der Diffusionswiderstand (sD) muss kleiner sein als 0,1 m, was der Einstufung „wasserdampfdurchlässig und mikroporös“ entspricht.
- Achten Sie auch auf eine Kreidungsbeständigkeit der Klasse 1 laut ISO4628-7. Das bedeutet, dass nach zwei Jahren der Bewitterung keine Kreidung festzustellen und die Farbe unverändert ist.
- Außerdem darf die Silikonharzfarbe nicht filmbildend sein (DIN 53155), und das
- Bindemittel darf höchstens 10 % organische Bestandteile enthalten (DIN 18556).
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Silikonharzfarben und Ökologie
Auch Silikonharzfarben wurden von verschiedenen Herstellern immer wieder als umweltfreundlich oder sogar ökologisch unbedenklich beworben. Und zwar mit der Begründung, dass die Harze und Emulsionen wie Wasserglas aus einem natürlichen Rohstoff, nämlich Quarzsand, hergestellt werden. Allerdings ist zur Herstellung von Silikonharzfarben ein mehrstufiger und komplizierter chemischer Prozess erforderlich, der sehr viel Energie verbraucht. Beim Vergleich der Ökobilanz, aber auch bei der allgemeinen (Umwelt‑)Verträglichkeit schneidet die einfacher zusammengesetzte, rein mineralische Silikatfarbe also deutlich besser ab.
Silikatfarbe oder Silikonharzfarbe: Eigenschaften im Überblick
Hier sehen Sie die Eigenschaften von Silikat- und Silikonharzfarben noch einmal übersichtlich angeordnet in einer Tabelle:
Eigenschaften | Silikatfarbe | Silikonharzfarbe |
---|---|---|
Haltbarkeit | hervorragend | gut |
Deckkraft | mittel | hoch |
Einfärbbarkeit | zarte Farben | beliebig |
Eignung für Innenräume | ja | eher nicht |
Geeignete Untergründe | mineralisch | verschiedene |
Lotoseffekt | nein | ja |
Feuchteregulierung | ja | nein |
Umweltfreundlichkeit | ja | eher nicht |
Diffusionsoffenheit | ja | ja |
wetterfest | ja | ja |
wischfest | ja | ja |
bewuchs- und pilzhemmend | ja | ja |
Preis | mittel | hoch |
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