Gipskarton- und Gipsfaserplatten streichen: die richtige Farbe für Rigips, Fermacell und Co.
Gipskartonplatten und Gipsfaserplatten werden im Innen- und Trockenbau zum schnellen Errichten nichttragender Wände (z. B. Raumteiler, Ständerwand, Hohlwand/Vorsatzschale für Wärmedämmung oder Schallschutz) sowie als Wand- und Deckenverkleidung verbaut. Auch zum Reparieren, Kaschieren oder Ausgleichen von Schäden und Unebenheiten werden sie gern verwendet.
Nach dem Montieren, Verfugen und Spachteln kann die Fläche verputzt, gestrichen oder tapeziert werden. Wird das richtig gemacht, ist danach nicht mehr zu sehen, dass es sich um eine Plattenwand handelt, und das Ergebnis ist ebenso langlebig wie auf einer Massivwand. Hier erfahren Sie, worauf Sie beim Streichen von Gipskarton- und Gipsfaserplatten achten müssen.
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Gipskartonplatten und Gipsfaserplatten – Unterschiede
Der wichtigste Unterschied zwischen Gipsfaser- und Gipskartonplatten besteht in der Homogenität. Gipskartonplatten sind nicht homogen, sondern bestehen aus zwei voneinander getrennten Materialien: dem Gipskern und der ummantelnden Kartonage. Bauplatten aus Gipsfaser sind homogen, bestehen also durchgehend aus demselben Material – einer fest zusammengepressten Mischung aus Gipsfasern, Papierfasern und Wasser. Gipsfaserplatten sind also „in sich“ stabil und daher robuster als Gipskartonplatten, deren Stabilität und Formtreue lediglich durch die Umhüllung gewährleistet wird. Gipskartonplatten sind außerdem empfindlicher gegenüber Feuchtigkeit, deshalb müssen in Feuchträumen imprägnierte Varianten verwendet werden.
Gipskartonplatten haben jedoch drei Vorteile, die für viele Handwerker, Sanierer und Renovierer bei der Entscheidung ausschlaggebend sind:
- Sie sind leichter zu tragen,
- leichter zu verarbeiten und außerdem
- viel günstiger als Gipsfaserplatten.
Der bekannteste Hersteller von Gipskartonplatten ist Rigips; dieser Name wird daher oft synonym für Gipskarton verwendet. Bei den Gipsfaserplatten ist Fermacell besonders populär, gefolgt von Rigidur, der Gipsfaserplatte von Rigips. Auch von Knauf gibt es Gips-Bauplatten und dazu passende Montagesysteme, Produkte und Zubehör.
Gipsplattenwände für den Anstrich vorbereiten
Bevor Sie Rigips oder Fermacell anstreichen, glätten Sie die Fugen und Spachtelstellen durch Abschleifen und sorgen Sie für einen gleichmäßig saugenden Untergrund. Der ist zwar auf den großen Flächen gegeben, nicht jedoch auf der gesamten Wand: Fugenmasse, Spachtel, Gips und Karton nehmen aufgrund ihrer verschiedenen Saugeigenschaften die Farbe unterschiedlich auf. Um das sicher auszugleichen, sollten Sie die gesamte Wand mit Tiefgrund grundieren. Danach haben Sie eine einheitliche Saugfähigkeit und können daher mit einheitlicher Farbdeckung rechnen.
Auch auf nicht grundierten Gipsplattenwänden können Sie eine einheitliche Farbdeckung erzielen, indem Sie mehr Farbe auftragen. Leider löst die dickere Farbschicht das Problem mit den verschieden saugfähigen Untergründen nicht ganz: Auf Fugen und verspachtelten Stellen bleibt die Farboberfläche oft auch nach vielen Aufträgen stumpf, was besonders störend ist, wenn Sie eine schimmernde oder glänzende Farbe verwendet haben. Denn dann bleibt die Plattenbauweise der Wand durch Unterschiede in der Lichtreflexion erkennbar.
Wenn Sie Gipsplatten streichen, die ab Werk bereits mit einer Grundierung versehen sind, sollten Sie vor dem Streichen dennoch zumindest die versäuberten Fugen und Spachtelstellen nachgrundieren – idealerweise mit einer Grundierung, die sich mit der Vorgrundierung verträgt (Basis/Inhaltsstoffe). Fragen Sie im Fachhandel nach oder lesen Sie die Herstellerhinweise, um zu erfahren, welches Produkt geeignet ist.
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Gipskarton vor dem Streichen grundieren: Darauf müssen Sie achten Gipskartonplatten, z. B. Rigips, sind ideal zum schnellen Errichten von Trennwänden,… weiterlesen
Welche Farbe ist für Rigipswände geeignet?
Die Wand ist geglättet, die Grundierung richtig durchgetrocknet – jetzt können Sie die Farbe auftragen. Aber welche? Darüber wird nicht nur im Internet viel diskutiert. Dass nicht nur Heimwerker, sondern auch Profis wie Maler- und Stuckateurmeister einander dabei häufig widersprechen, macht die Sache nicht einfacher. Dabei ist es eigentlich gar nicht so kompliziert:
Eine wie oben beschrieben vorbereitete Rigips- oder Fermacellwand können Sie grundsätzlich mit jeder normalen Wandfarbe streichen, die Sie im Baumarkt oder Fachhandel finden. Wichtig ist jedoch immer, dass Grundierung und Farbe zueinander, zum Untergrund und zum Raum passen. Achten Sie z. B. darauf, in Bad, Küche oder Keller feuchtraumgeeignete Bauplatten und Farben zu verwenden.
Wählen Sie eine Standard-Dispersionsfarbe (universelle Wandfarbe), wenn Sie eine gute und günstige Lösung wollen. Sie können auch Silikatfarbe bzw. Silikatdispersionsfarbe (Innensilikat) verwenden, die mit Diffusionsoffenheit punktet, allerdings deutlich teurer ist. Lehmfarben sind ebenfalls für Rigips und Fermacell geeignet.
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Lassen Sie sich nicht davon verwirren, wie in Heim- und Handwerkerforen darüber gestritten wird, ob
- Silikatfarbe sich mit Gips verträgt,
- Silikatfarbe und Silikatdispersionsfarbe „etwas miteinander zu tun haben“,
- Gipskarton und Gipsfaserplatten diffusionsoffen gestrichen werden müssen oder
- Dispersionsfarbe diffusionsoffen ist.
Hier sind ein paar Fakten, die Ihnen helfen können, widersprüchliche Aussagen über Silikatfarben, Dispersionsfarben und Diffusionsoffenheit zu sortieren:
- Reine Silikatfarben (auch Reinsilikat- oder Purkristallatfarben) bestehen laut DIN 18363 ausschließlich aus Kaliwasserglas, wasserglasbeständigen Farbpigmenten und Füllstoffen. Sie werden für gipshaltige Untergründe nicht empfohlen.
- Die meisten als „Silikatfarbe“ angebotenen Wandfarben sind keine reinen Silikatfarben, sondern Silikatdispersionsfarben, die bis zu 5 % organische Bestandteile enthalten dürfen. Ob
Sie damit Rigips oder Fermacell streichen können, entnehmen Sie dem technischen Datenblatt des entsprechenden Produkts. Dort sind neben den Inhaltsstoffen auch die Untergründe aufgelistet, für die die Farbe geeignet ist.
- Silikat- und Silikatdispersionsfarben sind Mineralfarben und daher diffusionsoffen. Sie ermöglichen den Austausch von Wasserdampf und fördern damit ein gesundes Raum- und Wohnklima. Das heißt jedoch nicht, dass Dispersionsfarben generell ungesünder für Mensch und Gebäude sind. Schauen Sie in die Sicherheits- und technischen Datenblätter der Farben, um zu sehen, welche Stoffe enthalten sind, und lesen Sie Testberichte (z. B. von Ökotest), um möglichst schadstoffarm zu streichen. Auch regionale Schadstoffberatungen geben Auskunft über Baustoffe und bieten herstellerunabhängige Beratungen an.
- Handelsübliche Dispersions-Wandfarben bilden beim Durchtrocknen einen Film auf der Wand und sind daher nicht diffusionsoffen wie Silikatfarben. Deswegen machen sie aber noch lange nicht „die Wand dicht“, wie oft behauptet wird. Das machen eher flüssige Dampfbremsen oder traditionelle Latexfarben mit hohem Kautschukanteil, die darum auch nicht in Feuchträumen verwendet werden sollen.
- Zur Diffusionsoffenheit von Wandfarben gibt es ebenfalls eine Norm (DIN EN 1062-1), die schnellen Durchblick liefert. Die sog. „diffusionsäquivalente Luftschichtdicke“ wird durch den Sd-Wert angegeben. Je niedriger der Sd-Wert, desto mehr Dampfaustausch kann stattfinden. Es gibt drei Klassen: hohe (V1), mittlere (V2) und niedrige (V3) Durchlässigkeit. Silikatfarben, Kalk- und Lehmfarben gehören mit Sd-Werten um 0,02 bis 0,05 zur Klasse V1, Standard-Dispersionsfarben mit Werten knapp über 0,05 zur Klasse V2. Bis zu einem Sd-Wert von 1.500 gilt eine Beschichtung als diffusionshemmend, erst bei noch höheren Werten macht sie die Wand diffusionsdicht.
Rigips/Fermacell streichen – schnelle Praxistipps zur Berechnung der Farbmenge
Weil Gipskarton- und Gipsfaserplatten stark saugen, brauchen Sie wahrscheinlich auch auf grundierten Oberflächen zwei Farbaufträge. Kaufen Sie also lieber mehr Farbe ein – ungeöffnete Gebinde, die Sie nicht gebraucht haben, können Sie später zurückbringen (Kassenzettel/Quittung aufbewahren).
Wenn Sie sich Ihren Lieblingsfarbton anmischen lassen, merken Sie sich Name bzw. Nummer der Farbe bzw. werfen Sie das Etikett nicht weg. Dann können Sie denselben Farbton jederzeit nachordern.
Die Angaben der Hersteller zur benötigten Farbmenge pro m2 können als Orientierungshilfe dienen. Meist gelten sie für einen einfachen Farbauftrag auf einer glatten Oberfläche; für zwei Farbschichten auf Rigips brauchen Sie also mindestens die doppelte Menge.
Aus Breite mal Höhe der Wand in m berechnen Sie deren Fläche in m2. Deckenflächen entsprechen in der Regel der Grundfläche des Raumes.
Beachten Sie auch die Deckklasse der Farbe bzw. deren Kontrastverhältnis – beide sind ebenfalls bei den Herstellerangaben auf der Verpackung zu finden. Am besten decken Farben der Klasse 1, die geringste Deckkraft haben Farben der Klasse 4.
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