Silikatfarbe: Eigenschaften und Unterschiede von Reinsilikat- und Silikatdispersionsfarben
Das Bindemittel von Silikatfarben und Silikatputzen ist Kaliwasserglas, das durch einen mehrstufigen und komplexen Herstellungsprozess aus Quarzsand und Pottasche gewonnen wird. Laut DIN 18363 darf eine Farbe nur dann als Reinsilikat- oder Purkristallatfarbe bezeichnet werden, wenn sie ausschließlich aus Kaliwasserglas, Füllstoffen und wasserglasbeständigen Farbpigmenten besteht. Gemäß derselben Norm darf eine Dispersions-Silikatfarbe (oder Silikatdispersionsfarbe) außerdem organische Bestandteile enthalten, sofern deren Massenanteil 5 Prozent nicht übersteigt.
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Reine Silikatfarben bestehen aus zwei Komponenten: dem Bindemittel (Fixativ) aus pulverförmigem oder bereits in Wasser gelösten Kaliwasserglas und dem Farbpulver, das die Pigmente und Füllstoffe enthält. Fixativ und Farbpulver werden getrennt gelagert und geliefert und dürfen erst kurz vor der Verarbeitung gemischt werden. Denn sobald die beiden Komponenten zusammengerührt werden, was etwa 10 Stunden vor dem Streichen geschehen sollte, beginnt der Erhärtungs- bzw. Verkieselungsprozess der Farbe.
Im Unterschied dazu sind Silikatdispersionsfarben durch den Anteil organischer Komponenten stabile Gemische, die wie andere Dispersionsfarben als streichfertige Einkomponentenfarben in beliebigen Farbtönen angeboten werden.
Eigenschaften von Silikatfarben
Sowohl Reinsilikat– als auch Dispersionssilikatfarben sind:
- hoch beständig gegenüber Witterungseinflüssen und UV-Strahlung,
- sehr wasserdampf- und gasdurchlässig,
- nicht brennbar (geeignet für Flammschutzanstriche),
- lösemittelfrei (umweltschonend),
- sehr gut geeignet zum Beschichten mineralischer Untergründe, z. B. Beton, (Sand-)Stein, Ziegel, Kalkputz und Zementputz.
Für gipshaltige Untergründe (z. B. Gipsputz) sind Silikatfarben nicht geeignet. Wollen Sie dennoch einen gipshaltigen Putz damit streichen, sollten Sie sich an einen Malermeister oder gut sortierten Fachhändler wenden und nach einem geeigneten Haftvermittler fragen. Der wird wie eine Grundierung aufgetragen, verbessert die Haftungseigenschaften und bildet eine Grenze zwischen Gips und Silikat, die unerwünschte Reaktionen verhindern kann.
Zum Überstreichen von Tapeten sollten Sie grundsätzlich keine Silikatfarben verwenden. Denn das Kaliwasserglas braucht einen mineralischen Untergrund als Reaktionspartner. Mit dem Papier, Textil und Kunststoff von Tapeten verträgt es sich nicht, darum kann der Anstrich darauf nicht halten.
Dispersionsfarben sind leichter zu verarbeiten als Reinsilikatfarben. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Reinsilikatfarben müssen vor dem Streichen angemischt, 10 Stunden bzw. über Nacht abgedeckt stehengelassen und während dieser Zeit mehrmals umgerührt werden. Bei den streichfertigen Dispersionssilikatfarben ist das nicht notwendig.
- Die Dispersionsfarbe trocknet tuchmatt und fleckenfrei auf, was bei Reinsilikatfarben nicht immer der Fall ist.
- Silikatdispersionen sind thixotrop, d. h. von zähflüssiger, viskoser Konsistenz (ähnlich wie bei Lacken). Die Farbe lässt sich tropf- und spritzarm auftragen, weil sie weniger leicht „reißt“ und nach dem Aufbringen kaum mehr fließt.
- Dispersionsfarben lassen sich leichter wieder entfernen als Reinsilikatfarben.
Silikatfarben streichen: Untergrundvorbereitung und Farbauftrag
Silikatfarben sind nicht billig, können dafür aber hohe Ansprüche erfüllen. Im Innenbereich werden sie als wohngesunde, robuste und schimmelresistente Wohnraum-, Bad- und Kellerfarben verwendet, im Außenbereich als wetterfeste und langlebige Fassadenfarben. Damit sie auch halten können, was sie versprechen, muss der Untergrund richtig vorbereitet werden.
Mauerwerk oder Putzgrund müssen vor dem Farbauftrag gründlich gereinigt und von Staub, Schmutz, Fett, organischen Anhaftungen (z. B. Algen) und losen Teilen befreit werden. Risse und Löcher im Putz reparieren Sie möglichst mit demselben Material oder einer gipsfreien mineralischen Spachtelmasse wie Zement- oder Kalkspachtel.
Für optimale Farbhaftung und -deckung grundieren Sie stark oder ungleichmäßig saugende Untergründe mit verdünntem Fixativ bzw. Silikatfarbengrundierung. Bei Zweikomponentenfarben tragen Sie den ersten Anstrich pigmentreich auf, um eine gut deckende Basis zu schaffen. Arbeiten Sie rasch und immer „nass in nass“, damit es später keine sichtbaren Ansätze gibt. Für den zweiten Auftrag nehmen Sie weniger Farbpulver und dafür mehr Bindemittel; das macht den Anstrich robuster und länger haltbar. Lassen Sie die Farbe zwischen den Anstrichen mindestens 12 Stunden trocknen – je länger die Trockenzeit, desto besser die Verkieselung und damit die Qualität des Anstrichs.
TIPP
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Muss der Untergrund für Silikatfarbe fluatiert werden?
Beim Fluatieren werden sogenannte Fluate (= Fluor-Silikate; Salze der Kieselfluorwasserstoffsäure) aufgetragen, um Untergründe zu härten, deren Alkalität zu neutralisieren und die Hafteigenschaften zu verbessern. Sinnvoll ist das z. B. auf:
- versinterten Untergründen,
- zu glatten Untergründen,
- Neuputzen mit erhöhter Alkalität (pH-Wert 8,9 oder mehr; zum Nachmessen gibt es günstige Teststreifen) und
- gemischten Untergründen, z. B. einem Mix aus Alt- und Neuputz, wie er häufig bei Sanierungen oder Reparaturen entsteht.
Das Fluatieren gleicht die Untergrundeigenschaften aus und verhindert, dass durch chemische Reaktionen Flecken, Farbveränderungen oder Verfärbungen entstehen. Da mit Säure gearbeitet wird, sind besondere Schutzmaßnahmen erforderlich, außerdem brauchen Sie säurefeste Werkzeuge und Gefäße (kein Metall). Die fluatierten Stellen müssen vor der Weiterbeschichtung gründlich mit Wasser gewaschen und dann vollständig getrocknet sein.
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