Ölfarben

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Ölfarben, Leinölfarbe – traditionelle Bio-Farben für außen und innen

Ölfarben sind die Vorgänger der modernen Lackfarben. Als Bindemittel dienen Öle wie Leinöl, Holzöl, Baumwollsaatöl, Tallöl oder Sojaöl, die zum Teil auch zu sogenannten Standölen verkocht, also durch Erhitzen eingedickt wurden. Jahrhundertelang dienten Ölfarben Malern in aller Welt zum Herstellen widerstandsfähiger und irreversibler (dauerhafter, nicht ablösbarer) Anstriche. Heute werden sie vor allem als Künstler-Malfarben angeboten und verwendet. Doch traditionelle Leinölfarben werden auch heute noch für ökologische, sehr gut verträgliche und umweltfreundliche Innen- und Außenanstriche nachgefragt. Die nach alten Rezepturen hergestellten Biofarben sind nicht nur beim ökologischen Bauen und Sanieren beliebt, sondern auch bestens geeignet für Renovierungen denkmalgeschützter Bauten.

Reine Ölfarben: In Denkmalgeschützten Gebäuden oftmals möglich
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Werden die Öle mit Harzen verkocht, entstehen die Bindemittel für Alkydharz- und Öllacke. Früher wurden dafür natürliche, in Lösemitteln gelöste Harze verwendet, heute zum großen Teil synthetisch hergestellte Kunstharze. Das Harz sorgt für die Filmbildung und macht den Lack härter, abriebfester, haftfähiger und glänzender.

Reine Leinölfarbe – Zusammensetzung, Eigenschaften und Anwendungsbereiche

Reine Leinölfarben enthalten keine Lösemittel, also weder Terpentin noch Wasser. Sie bestehen nur aus dem Bindemittel Leinöl, Farbpigmenten (vermahlene Erdfarben, Trockenpigmente) und gegebenenfalls einem Sikkativ (Trockenstoff), der die Trockenzeit der Farbe verkürzt. Als Sikkative werden Metallsalze verwendet, etwa aus Mangan oder Kobalt, die als Katalysatoren fungieren und die Erhärtung der Ölfarbe beschleunigen, indem sie beim Trocknen Sauerstoff an das Bindemittel (das Öl) abgeben.

Für hochwertige Leinölfarben wird das Leinöl gekocht und filtriert. Außerdem müssen die Schleimstoffe (Eiweiße), die in den Samenhülsen der Leinsamen enthalten sind und beim Pressen mit ins Öl gelangen, neutralisiert werden, etwa durch Binden in Tonerde oder Aktivkohle. Dieses Entschleimen ist wichtig, damit die Ölfarbe wie gewünscht trocknet und aushärtet. Außerdem wird die Leinölfarbe durch das Filtrieren und Entziehen des Eiweißes wetterfest und resistent gegenüber organischem Bewuchs (z. B. Moos oder Algen).

Leinoel und Leinsamen © emuck, stock.adobe.com
Nicht nur in der Küche gesund, sondern auch an der Wand: Leinöl aus Leinsamen © emuck, stock.adobe.com
Hinweis:Die Zusammensetzung von Leinölfarben ist weder normiert noch rechtlich klar geregelt. Daher werden auch verdünnungs- und lösemittelhaltige Farben als „Leinölfarbe“ oder „Farbe auf Leinölbasis“ angeboten. Für Verbraucher kann das irreführend sein, da z. B. Leinölfirnisse oft Terpentin oder Terpentinersatz enthalten und auch Alkydharzlacke und Dickschicht-Holzlasuren auf Basis von Leinöl hergestellt werden.
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Reine Leinölfarbe wird in der Regel unverdünnt aufgetragen. Sie kann im Innen- und Außenbereich eingesetzt werden und eignet sich für viele Untergründe, etwa Holz, Stein und Metall. Altanstriche aus anderen Ölfarben, Acryl- oder Alkydfarben können problemlos damit überstrichen werden. Neben Wänden, Decken und Fassaden können auch Böden, Treppen, Tür- und Fensterrahmen, Möbeloberflächen (z. B. Küchenarbeitsplatten), Zäune, Gartenhäuser, Carports, Kletter- und Spielgeräte damit beschichtet werden. Besonders belastete Oberflächen wie Arbeitsplatten können durch Vorstreichen mit gekochtem Leinöl grundiert und zusätzlich imprägniert werden.

Die Farbe ist gesundheitlich und ökologisch unbedenklich und sehr ergiebig: Je nach Untergrund können Sie mit einem Liter Leinölfarbe bis 25 m2 streichen, und der Anstrich kann bei richtiger Verarbeitung und normaler Bewitterung 15 Jahre und länger halten. Allenfalls bildet sich durch das sogenannte Auskreiden (das Verbrennen der obersten Pigmente unter UV-Licht) mit der Zeit ein mehlartiger Belag auf der Oberfläche. Der kann jedoch mit einem leinölgetränkten Lappen oder – bei größeren Flächen – mit Fassadenreiniger leicht entfernt werden, und danach sieht die Farbe wieder frisch und glänzend aus. Dieser Effekt tritt nicht nur bei Leinölfarben, sondern generell bei Ölfarben und Alkydfarben auf.

Leinölfarbe gibt es in vielen Farbtönen, doch aufgrund der Naturpigmente ist die Auswahl hier nicht so riesig wie bei anderen Farb- und Lackarten. Allerdings bieten manche Hersteller ihren Kunden an, Wunschfarbtöne oder Abtönfarben nach RAL oder NCS individuell anzumischen.

Hinweis:In dunkleren Räumen neigt weiße Leinölfarbe zum Vergilben. Durch das Zusetzen hellgrauer Pigmente kann der „Gelbstich“ jedoch verhindert werden.

Leinölfarben – Verarbeitung

Vor der Verarbeitung muss die Leinölfarbe gut aufgerührt werden. Denn bei längerer Lagerung sinken die Pigmente und andere Feststoffe nach unten. Der Untergrund muss richtig trocken sein, und die Farbe darf nicht auf warme (z. B. von der Sonne durchwärmte) Oberflächen gestrichen werden, weil das die Trocknungseigenschaften beeinträchtigt.

Reine Leinölfarben sind Naturprodukte, daher kann die Farbe von einem Gebinde zum anderen ein wenig abweichen. Um sichtbare Unterschiede zu vermeiden, verwenden Sie möglichst Gebinde aus der gleichen Charge und achten Sie darauf, neue Gebinde nicht mitten auf einer Fläche, sondern lieber am Rand oder einer Ecke anzubrechen. Geht das nicht, erreichen Sie unauffällige Übergänge, indem Sie den Farbrest aus dem alten Gebinde mit der Farbe im neuen verrühren.

Das beste Werkzeug zum Streichen von Leinölfarben ist ein dichter Pinsel mit stabilen Borsten, z. B. Schweineborsten. Zumindest die Leinölgrundierung und der erste Anstrich sollten aufgepinselt werden, da sich das Material so besonders gut in den Untergrund einarbeiten lässt. Mit Farbrollen und Sprühsystemen wird die Beschichtung dagegen eher „aufgelegt“. Wenden Sie diese Werkzeuge bzw. Techniken daher allenfalls für die oberste (letzte) Farbschicht an – oder für Renovierungsanstriche auf intakten Altfarben.

Leinöllfarbe optimal auftragen
Leinöllfarbe optimal auftragen

Zum Reinigen der Werkzeuge können Sie Leinölseife und/oder Wasser nehmen. Wenn Sie später oder am nächsten Tag weiterstreichen wollen, können Sie mit Leinölfarbe getränkte Pinsel oder Rollen auch luftdicht in Frischhaltefolie einwickeln. Wie andere Farben trocknet dann auch die Ölfarbe nicht aus, weil sie nicht mit Sauerstoff in Berührung kommt.

Reine Leinölfarbe ist gegenüber Kälte und Frost weitgehend unempfindlich, da sie kein Wasser enthält. Allerdings werden Leinölfarben für Putze und Fassaden häufig mit Wasser zu einer diffusionsoffenen, strapazierfähigen Emulsion verarbeitet, die vor dem Trocknen frostempfindlich ist und daher nicht zu kalt gelagert werden darf.

Rotes Holztor im Gartenbereich mit Leinölanstrich © fotoschlick, stock.adobe.com
Rotes Holztor im Gartenbereich mit Leinölanstrich. Da Leinölfarbe kein Wasser enthält, eignet sie sich besonders gut für Anstriche im Außenbereich © fotoschlick, stock.adobe.com
Hinweis:Leinölgetränkte Lappen oder Tücher können sich selbst entzünden und so auch größere Brände verursachen. Um das sicher zu verhindern, bewahren Sie die Textilien in einer fest verschlossenen Metalldose auf. Alternativ können Sie die Lappen auch in Wasser einlegen oder – falls Sie sie nicht mehr brauchen – kontrolliert verbrennen.

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Leinölfarbe selber herstellen

Das Herstellen von klassischer Leinölfarbe ist recht einfach, da Sie nur wenige Zutaten und Werkzeuge benötigen. Das brauchen Sie zum Anmischen einer traditionellen Leinölfarbe:

  • Leinöl (reines Leinöl, gekocht, gereinigt, filtriert und entschleimt)
  • Pigmente (Farbpigmente gibt es als Pulver zum Einmischen oder Steine zum Zerreiben)
  • Ein ausreichend großes Gefäß (z. B. Einweckglas oder Eimer, je nachdem, wie viel Farbe Sie brauchen)
  • Quirl oder Rührstab
  • Mörser, Reibeplatte oder Trichtermühle zum Zerreiben von Pigmenten
  • Pinsel
  • Holzplatte oder Brett für Streichproben
  • Speiseöl (oder Leinölseife) und Spülmittel zum Reinigen der Werkzeuge

Ein Sikkativ muss nicht zwingend hinzugefügt werden. Wenn Sie darauf verzichten, umgehen Sie das Risiko, dass sich beim Anrühren der Farbe eine Haut oder Klümpchen bilden. Ohne den Trockenstoff braucht die Farbe zwar länger zum Trocknen, doch für die Qualität oder Haltbarkeit des Anstrichs spielt das keine Rolle.

So wird die Leinölfarbe angemischt

Zuerst gießen Sie so viel Leinöl in das Gefäß, wie Sie Farbe herstellen möchten. Danach rühren Sie das Pigmentpulver gründlich ein. Wenn Sie nur eine kleine Menge Farbe brauchen, können Sie das Öl auch in die Mühle füllen und die Pigmente anschließend direkt dazumahlen. Je mehr Pigment Sie hinzufügen, desto kräftiger wird der Farbton – die Wirkung können Sie zwischendurch mit dem Pinsel und Ihrem Test-Holzstück ausprobieren. Sie können auch verschiedene Pigmente mischen – sie müssen lediglich für Leinölfarben geeignet sein. Gehen Sie auf Nummer sicher, indem Sie mischbare Pigmente vom selben Hersteller kaufen.

Leinölfarbe selbst anmischen
Leinölfarbe selbst anmischen

Wenn der Farbton stimmt und alles gut verrührt ist, lassen Sie die fertige Leinölfarbe über Nacht stehen, damit sie „einsumpfen“ kann. Bis zum Morgen hat sich dann jeder noch so winzige Pigmentkrümel mit dem Öl vollgesogen. Vor dem Streichen rühren Sie die Farbe noch einmal gut auf, dann können Sie loslegen.

Zum Reinigen der Werkzeuge reiben Sie sie mit Leinölseife oder Speiseöl ab und waschen sie anschließend mit Spülmittel und lauwarmem Wasser. Lappen mit Leinölresten müssen wegen der Selbstentzündungsgefahr in ein geschlossenes Metallgefäß – oder gleich in den Ofen oder Kamin.

Vorsicht vor Selbstentzündung der Öllappen
Vorsicht vor Selbstentzündung der Öllappen
Maler Utensilien © grafikplusfoto, stock.adobe.com
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