Farbwahl: Welche Farbe für Schlafzimmer, Wohnzimmer, Kinderzimmer, Küche, Bad?
Es gibt jede Menge Bücher, Studien und Ratgeber über die Wirkung von Farben auf Menschen und deren Wirkung auf Räume. Psychologen befassen sich ebenso mit diesem Thema wie Hand- und Heimwerker, Stadtplaner, Architekten, Inneneinrichter, Designer und Marketingexperten. Selbst Goethe forschte über Farbwirkung und Farbwahrnehmung und hielt sein Buch „Zur Farbenlehre“ sogar für das wichtigste seiner Werke.
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Trotzdem ist das Gestalten mit Farbe überhaupt nicht kompliziert. Farben kaufen, Farben mischen, Wände anstreichen und wirken lassen: Das ist kein Hexenwerk, und wenn das Ergebnis nicht überzeugt, lässt es sich mit wenig Aufwand beliebig abändern. Natürlich können Tipps zur Farbwahl beim Renovieren und Sanieren helfen, etwa bei der Ideenfindung, Orientierung und Planung. Letztlich müssen, wenn es um Farbe geht, jedoch immer der gesamte Raum (Größe, Höhe, Schnitt, Baustil, Helligkeit, Lichteinfallswinkel), die Nutzungsart(en) und – ganz wichtig – Alter und Wesen der Bewohner bzw. Nutzer berücksichtigt werden.
Farbe selber mischen oder mischen lassen?
Das Mischen von Farben ist eine Wissenschaft, bei der genau gezählt, gerechnet und abgewogen wird. Welche Farben in welchen Mengen und welchem Verhältnis einen bestimmten Farbton ergeben, ist für Laien höchstens annähernd nachvollziehbar. Darum sind die Ergebnisse beim Selbermischen nach Ansehen und Vorstellung meist Kompromisse. Dazu kommt, dass die getrocknete Farbe anders aussieht als die frische – wie genau, erfährt der Selbstmischer allerdings erst, wenn die Wand trocken ist.
Die Profis in Gewerk, Fachhandel oder Baumarkt können tausende von Farbtönen maschinell anmischen. Nutzen Sie diese Möglichkeit und natürlich auch die zahlreichen Farb- bzw. Musterkarten, um genau die Farbe zu bekommen, die Sie sich vorstellen. Und wenn Sie unbedingt selbst mischen möchten, zeigen Sie einem Fachmann die Farbe Ihrer Wahl und lassen Sie sich genau erklären, was und wie viel davon Sie dafür zusammenmischen müssen. Wahrscheinlich werden Sie dann überrascht sein und sagen: „Das hätte ich aber anders gemacht“ – und genau darum sind die Profis beim Farbenmischen einfach unschlagbar.
Falsche oder verbotene Farben gibt es nicht
Jeder Mensch, der Farben sieht, kann auch deren Wirkung empfinden und beurteilen. Treffen Sie Farbentscheidungen also nicht aufgrund von Theorien, wissenschaftlichen Erkenntnissen oder gängigen Empfehlungen, sondern hören Sie auf Ihre innere Stimme, vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl und streichen Sie einfach nach Lust und Laune los. Wenn Sie den Raum nicht selbst oder nicht allein nutzen, fragen Sie nach und fordern Sie zum Mitmachen auf – und lassen Sie dabei viel Raum für Phantasie, Assoziationen, Spieltrieb, Neugier und Kreativität.
Grundsätzlich passt jede Farbe zu jedem Raum. Denn es gibt unzählige Farb- und Mischtöne, Abstufungen, Verdünnungs- und Aufhellungsgrade, außerdem zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten (oberer/unterer Wandteil, vertikaler/horizontaler Verlauf, gegenüberliegende Wände, ganze Wand, Bordüre, Teilfläche, Ornamentik, …) für ein individuelles Gesamtbild. Auch die Struktur des Untergrunds (z. B. glatter Gips, Rauputz, Tapete, Holz) verändert die Farbwirkung.
Grundsätzliches über Farbwahrnehmung und Farbwirkung
Rot ist die Liebe, grün die Hoffnung, blau der Himmel und gelb die Sonne: Was bestimmte Farben symbolisieren, womit wir sie verbinden, wie sie wirken und für welche Räume sie häufig empfohlen werden, ist im Folgenden aufgelistet.
Rot
- Farbe des Bluts; steht für Energie, Dynamik und Leidenschaft, aber auch für Aggressivität.
- Rote Räume werden als besonders warm empfunden und daher im Durchschnitt weniger oft bzw. stark beheizt. Aus diesem Grund können rote Wände in vielgenutzten Räumen beim Senken der Heizkosten helfen.
- Kräftiges Rot (Feuerrot, Blutrot) sollte bei der Raumgestaltung vorsichtig verwendet werden. Eine rote Wand wirkt näher, eine rote Decke niedriger und schwerer. Zuviel von der archaischen Signalfarbe kann bewirken, dass der Raum beengend und bedrückend wirkt und Menschen sich darin unruhig fühlen und schneller die Geduld verlieren.
- Warme Rottöne wirken sinnlich, anregend und vermitteln gleichzeitig Wärme und Geborgenheit. Sie können für alle Wohnräume, Schlafzimmer, Bad und Küche verwendet werden. Für Arbeitsräume werden sie in der Regel nicht empfohlen.
- Rote Akzente (z. B. nur eine rote Wand bzw. Farbfläche, rote Vorhänge, ein rotes Sofa etc.) gehen fast immer. Sie wirken nicht so „laut“ und beleben den Raum, ohne die Leute zu reizen oder zu stören.
Rosa
- Traditionelle „Mädchenfarbe“; steht für Harmonie, Zartheit, Mitgefühl und Sanftmut.
- Rosa ist die am häufigsten für Schlafräume empfohlene Farbe. Sie wirkt beruhigend, macht empfänglich für die eigenen Gefühle und die anderer Menschen und hilft beim Abbau von Stress und Ärger. Voraussetzung ist natürlich, dass man Rosa mag – vielen stehen dabei die gängigen Assoziationen (Einhorn-, Feen-, Bonbonrosa, Zuckerwatte, „Heile Welt“) im Weg.
- Im Gegensatz zu kräftigem Pink ist zartes Rosa keine Charakter-, sondern eher eine Stimmungsfarbe. Rosa Wände wirken schwächer, rosa Decken durchscheinender. Auch hier gilt: Lieber Akzente setzen als den ganzen Raum rosa anzustreichen.
Violett/Purpur
- Steht für Pomp, Prunk und Feierlichkeit, aber auch für Mäßigung und Askese (Kirche, Kardinalsgewand).
- Violette Wände können die Stimmung drosseln und der Sinnlichkeit im Weg stehen. Daher werden sie für Schlafräume, die Orte der Leidenschaft sein sollen, nicht empfohlen.
- Wer Lila- und Violetttöne liebt, Raum und Atmosphäre damit aber nicht be- oder erdrücken will, sollte die Farben entweder sehr sparsam verwenden oder mit Weiß abtönen, z. B. zu hellen Flieder- oder Beerenfarben. Diese wirken frischer, zarter und je nach Stärke des Rot- und Blauanteils dezent warm oder kühl.
Blau
- Farbe des Himmels und des Wassers; wird wie Meer, Luft und Wind mit Freiheit, Weite, Frische, Kühle, Ruhe, Klarheit und Sauberkeit assoziiert. Blau steht für Treue, Gelassenheit und Willensstärke, aber auch für Phantasie und Romantik: Die blaue Blume ist das Symbol der Romantiker.
- Blau verträgt sich hervorragend mit Weiß, darum werden die beiden Farben viel und gern gemischt und kombiniert. Beim Landhaus- und Mittelmeerstil sind Blautöne, blau-weiße Muster und Verläufe besonders beliebt – nicht nur bei Wandfarben und Tapeten, sondern auch bei Möbeln und Dekorationen.
- Helles, weiches Blau ist generell ein guter Farbton für alle Räume, die der Erholung und Entspannung dienen (Wohnzimmer, Schlafzimmer) oder in denen Wasser fließt (Küche, Bad).
- Blaue Wände können Räume optisch erweitern, hellblaue Decken wirken höher und regen zum Träumen und Sinnieren an. Dunkle, kräftige Blautöne vermitteln Distanz und lassen den Raum deutlich kühler wirken, als er ist. In blauen Wohnräumen wird daher in der Regel auch mehr geheizt.
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Grün
- Wald- und Wiesenfarbe; steht für positive Energie, Wachstum, Lebensfreude und „lichte“ Impulse wie Hoffnung, Neugier, Spieltrieb, Optimismus und Kreativität.
- Je nach Stärke der Blau- und Gelbanteile wirkt Grün eher stimulierend oder eher beruhigend. Für Arbeitszimmer sind daher frische Grüntöne mit hohem Gelbanteil besser geeignet als kühles Blaugrün.
- Grüne Wände strahlen Sicherheit aus und fördern sowohl die Kreativität und Lernbereitschaft als auch die Regeneration. Darum sind Grüntöne in Kinderzimmern ebenfalls sehr beliebt.
Gelb und Orange
- Licht- und Sonnenfarben; Assoziationen wie bei Grün, nur ohne Blau … logisch, oder?
- Orange gilt als „soziale Farbe“, da sie Gemütlichkeit und Aktivität gleichermaßen ausstrahlt und so das friedliche, gemeinsame Engagement fördern kann. Viele soziale Organisationen führen daher Orange in ihrem Logo.
- Helle Gelb- und Orangetöne gelten als „Allrounder“ für alle Räume, die nicht reinweiß, aber auch nicht „heftig“ bunt sein sollen. Flure, Treppenhäuser oder Gemeinschaftsräume wirken damit lichter und freundlicher. Mit zu viel Weiß vermischt, verlieren die Farben jedoch ihren Sonnencharakter und wirken kaum noch.
- Sonnige Farben wirken belebend und fördern Konzentration und Gedächtnis sowie die Gesprächs-, Lern- und Leistungsbereitschaft. Daher sehr beliebt und gern empfohlen für Räume, in denen viel kommuniziert wird – Wohnzimmer, Küche, Besprechungszimmer, Büro, Konferenzraum …
- Gelb und Orange auf den Wänden vitalisieren die Atmosphäre in kleinen Zimmern und Räumen, in die wenig Licht oder direkte Sonne fällt. Als Deckenfarbe kann starkes Orange wie andere kräftige Farben jedoch drückend wirken.
Braun, Beige und Erdtöne
- Erdtöne wie Beige, Braun, Ocker, Umbra oder Siena können überall eingesetzt werden. Sie wirken warm und beruhigend; je dunkler und „satter“ der Ton, desto stärker ist dieser Erdungs- und Sicherungseffekt.
- Besonders beliebt sind Brauntöne, die an Schönes, Feines, Edles und/oder Leckeres erinnern, z. B. Schokolade, Espresso oder Milchkaffee. Beigenuancen können Assoziationen an Leder, Sand und weite, helle Landschaften wecken, z. B. Küsten, Dünen oder Felder.
Schwarz, Weiß und Grau
- Sind eigentlich keine Farben und werden daher oft als „Nichtfarben“ bezeichnet.
- Werden vielfach als langweilig (Weiß), trist (Grau) oder düster (Schwarz) bezeichnet, können als Wandfarben jedoch erstaunlich edel, lebendig und stimmungsvoll wirken.
- Ideal zum Kombinieren, da sie sich mit allen anderen Farben vertragen, sowie zum Hervorheben von Strukturen oder zum Spielen mit Licht.
- Es gibt auch von Schwarz, Weiß und Grau zahllose farbige Abstufungen, mit denen Sie sowohl neutralisieren als auch starke Akzente setzen können.
- Weiße Decken gehen immer. Von schwarzen Decken ist dagegen abzuraten, da die meisten Menschen darunter bewusst oder unbewusst den Kopf einziehen, was sich auch auf die Stimmung auswirkt.