Keller streichen, Kellerfarbe: Das sollten Sie wissen
Kellerräume liegen in aller Regel ganz oder teilweise im Erdreich. Damit sind sie der Feuchtigkeit stärker ausgesetzt als höher gelegene Wohnräume. Je nach Lage, Bodenbeschaffen und örtlicher Witterung können sich verschiedene Feuchtigkeitsszenarien ergeben, z. B.
- Feuchte Wände, weil Wasser von außen nach innen durch die Wände sickert
- Ständig erhöhte Raumfeuchtigkeit durch schlecht ablaufendes oder sogar stehendes Grund- oder Sickerwasser
- Schimmelbefall, Moder oder Algenbewuchs, meist durch eine Kombination aus Nässe, fehlender Belüftung, Untergrundmängeln und falscher Kellerfarbe
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Grundsätzlich kann selbst die beste Kellerfarbe auf Dauer nicht helfen, wenn die Bausubstanz geschädigt ist. Vor dem Streichen des Kellers sollte dieser also nach Möglichkeit trockengelegt werden, etwa durch Reparieren des Mauerwerks und/oder Grundputzes, der Drainage oder Außendämmung.
Die wichtigste Frage zuerst: Altbau- oder Neubaukeller?
Bei allen Reparaturen und Renovierungsmaßnahmen müssen die baulichen Gegebenheiten berücksichtigt werden. So sind etwa die Original-Kellerfenster in Altbauten, alten Kellern mit Lehmboden u. Ä. mit Absicht „undicht“, lassen also auch im geschlossenen Zustand noch Luft durch. Damit erfüllen sie eine wichtige Klimafunktion: Durch den konstanten Luftaustausch wird die Kellerfeuchte reguliert, der Keller kann sich also bis zu einem gewissen Maß selbst entwässern und belüften. Werden bei der Sanierung dann einfach luftdichte Fenster eingebaut, kann das dazu führen, dass Feuchtigkeitsprobleme erst entstehen oder sich drastisch verschlimmern.
Dasselbe gilt, wenn in Altbaukellern bindemittelreiche Dispersionsfarben wie Kunstharzdispersion, Latexfarben, Öl-, Silikon- oder Leimfarben gestrichen werden. Dadurch verlieren offenporige, gas- und wasserdampfdurchlässige (z. B. unverputzte, ungestrichene oder traditionell gekalkte) Wände ihre Diffusionsoffenheit und Kapillarität. Die für den Luftaustausch essenziellen Poren werden durch die Farbe weitgehend oder sogar völlig verschlossen, was in alten und naturfeuchten Kellerwänden fast immer zu Wasseransammlungen und Schimmelbildung führt.
Mit Altbauten sind dabei aber keineswegs nur historische oder denkmalgeschützte Häuser gemeint, die schon 100 Jahre oder mehr auf dem Giebel haben. Erst seit den 1960er Jahren gehört es zum Baustandard, sogenannte erdberührte Bereiche (= Kellerräume) abzudichten. Vorher konnte jeder Bauherr seinen Keller so bauen, wie es ihm im Hinblick auf geplante Nutzung, Standort und Wetter, Materialverfügbarkeit, Baukosten und persönliche Vorlieben am besten schien. Tatsächlich konnten viele richtig alte Keller ihre besondere Klimazone auch perfekt regulieren und stabil halten. Wenn sie es heute nicht mehr können, liegt das häufig nicht nur am Zahn der Zeit, sondern auch an unsachgemäßen Renovierungen, falscher Nutzung oder Umwelt- und Luftveränderungen.
Neubaukeller streichen: alle Farben, kein Problem
Über das Streichen von Neubaukellern gibt es kaum etwas zu sagen. In einem modernen Keller, der schon beim Bau gut abgedichtet wurde und standardmäßig gar kein Wasser aus dem Erdreich mehr durchlassen können, brauchen Sie keine spezielle Kellerfarbe, sondern können Wände und Decken beschichten, wie Sie wollen – etwa einer Wohnraumfarbe Ihrer Wahl, Dekorputz für die Kellerbar oder Lärmschutz fürs Studio.
Sogar schicke Tapeten können Sie kleben, was in hundertjährigen Kellern ein Ding der Unmöglichkeit ist. Sollte es in einem neuen Keller dennoch feucht sein oder gar schimmeln, darf das nicht an der Wandfarbe liegen. Gehen Sie Sie in diesem Fall also nicht mit Schimmelfarbe oder anderen Symptombekämpfern zu Werk, sondern lassen Sie Wände und Boden, Abdichtungen und Ableitungen (z. B. Dampfbremse, Drainage) von einem Fachmann überprüfen, Undichtigkeiten reparieren und den Raum professionell trockenlegen, bevor Sie streichen.
Altbaukeller streichen: zwei Farben für ein Halleluja
Wenn Sie beim Kellerstreichen alles richtig machen wollen, haben Sie zwei Möglichkeiten: Silikatfarbe oder Kalkfarbe. Beide sind nicht feuchtigkeitsempfindlich und hoch diffusionsoffen, unterstützen also optimal den Feuchtigkeits- und Gasautausch und das Trocknen feuchter Kellerwände. Sowohl Kalk- als auch Silikatfarben sind unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit und Schimmel, langlebig, witterungsbeständig und nicht brennbar. Darüber hinaus sind diese Kellerfarben lösemittelfrei und daher umweltfreundlich, verträglich und gut für ein gesundes Raumklima.
Um auf Nummer sicher zu gehen, streichen Sie alte oder feuchte Keller niemals mit Dispersionsfarben – auch nicht mit Silikatdispersion oder Kalkdispersion. Die Kellerfarbe sollte keine organischen Bindemittel oder Füllstoffe, (Kunst-)Harze, Fette oder synthetische Lösemittel enthalten. Nehmen Sie also Reinkalkfarbe (z. B. klassischen Streichkalk) oder Reinsilikatfarbe (Zweikomponentenfarbe). Diese Anstriche sind rein mineralisch – Bindemittel ist Kalk bzw. Wasserglas, Lösemittel ist Wasser – und daher bei intakter und sauberer Oberfläche dauerhaft schimmelresistent.
Kalk- und Silikatfarben teilen sich aber auch etliche Nachteile. So sind beide nicht einfach zu verarbeiten – das Streichen ist ganz anders als mit den gewohnten Dispersionsfarben. Weil „klebrige“ Bindemittel fehlen, sind die Anstriche auch nicht so abrieb- bzw. wischfest. Informieren Sie sich vorher über die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen, tragen Sie bei der Arbeit immer Schutzkleidung und Augenschutz und halten Sie sich beim Anmischen, Auftragen und Lagern genau an die Vorgaben des Herstellers.
Einen Nachteil hat Silikatfarbe ganz für sich allein: Sie ist viel teurer als Kalkfarbe. Dafür deckt sie besser (oft schon beim ersten Anstrich), ist strapazierfähiger und abriebfester als ein Kalkanstrich. Reinsilikatfarben gibt es allerdings nicht in jedem Baumarkt. Sie sind daran erkennbar, dass zwei Komponenten getrennt gekauft und vor dem Streichen zusammengerührt werden müssen.
TIPP
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Kalk oder Silikat: Welche Kellerfarbe für welchen Untergrund?
Sowohl Reinkalk- als auch Reinsilikatfarben sind perfekt geeignet für mineralische Untergründe wie unverputztes Mauerwerk (z. B. Ziegel, Stein, Sandstein), Beton, Kalk- und Zementputze. Für Lehmputze nehmen Sie Kalkfarbe – Lehm und Silikatfarbe vertragen sich nicht.
Problematisch für beide Farbarten sind gipshaltige Untergründe. Darauf sollten Sie weder Kalkfarbe noch Silikatfarbe streichen. Natürlich gibt es verschiedene Kompromisse, etwa Grundierungen, die als Sperrschichten fungieren, unerwünschte chemische Reaktionen verhindern oder die Haftung verbessern. Doch eigentlich haben Gipswände bzw. Gipsputze, die bei Feuchtigkeit zum Verfaulen neigen, in alten, naturfeuchten Kellern überhaupt nichts verloren. Holen Sie sich also lieber eine Sanierfräse (oder einen Profi, der eine mitbringt), entfernen Sie den Gipsputz und ziehen Sie stattdessen einen Kalk-, Lehm- oder Zementputz auf, den Sie dann mit guter Kellerfarbe weiterbeschichten können.