Welches Material für den Trockenbau? Bauplatten aus Gipskarton, Gipsfaser, OSB und Co. im Überblick
Bauplatten, die im Trockenbau als Beplankung oder Verkleidung eingesetzt werden, haben je nach Material unterschiedliche Grundeigenschaften, Vor- und Nachteile. Daher gibt es keine Plattenart, die immer und überall die beste Wahl ist, sondern es muss für jedes Projekt das beste Material ausgewählt werden. Dabei ist es durchaus üblich, Kompromisse einzugehen, wenn die Nachteile der gewählten Variante gegenüber den Vorteilen vernachlässigbar sind.
Die gebräuchlichsten Trockenbauplatten sind Gipskartonplatten, Gipsfaserplatten, (Faser-)Zementplatten und Platten aus Holzwerkstoffen. Zu letzteren zählen die besonders stabilen und schweren OSB- oder Grobspanplatten, Holzspanplatten, MDF-Platten (mitteldichte Faserplatte) sowie HDF-Platten, die besonders dicht, aber mit einer Stärke von maximal 6 mm die dünnsten Holzfaserplatten sind. HDF-Platten werden daher vor allem im Laden- und Messebau, Möbelbau (Schrankrückwände) oder als Verkleideplatten verwendet, eher seltener zum Beplanken von Ständerwerken. Eine Mischform aus Zement- und Holzplatten sind zementgebundene Holzplatten oder Holzzementplatten.
Warum sind Gipskartonplatten so beliebt?
Kaschierte bzw. ummantelte Trockenbauplatten wie die bekannten Rigipsplatten bestehen nicht aus einem Materialmix, sondern aus einem Kern und einer Deckschicht. Unter anderem aufgrund dieses Aufbaus sind Gipskartonplatten so kostengünstig herzustellen: Anders als z. B. bei Gipsfaserplatten muss der Gipsteil hier nicht allein für die Stabilität der Platte sorgen, sondern kann sich dabei auch auf seinen Kartonmantel verlassen, der ihn gut zusammenhält. Daraus ergibt sich allerdings auch der charakteristische Nachteil von Gipskartonplatten, dass die Platte praktisch von selbst zerbröselt, wenn der Karton fehlt oder beschädigt ist.
Dieser Nachteil ist für die meisten Trockenbauer kaum spürbar, denn um ihn auszugleichen, muss man nur einigermaßen vernünftig arbeiten und die Platten zur Baustelle transportieren, zuschneiden und montieren, ohne dabei die Kartonummantelung bereits großflächig zu zerstören. Und das ist selbst für Laien problemlos umzusetzen, denn Gipskartonplatten sind unter anderem durch die verschiedenen Formate leicht zu verarbeiten.
So kann man bei beengten Platzverhältnissen, für Deckenverkleidungen oder Trockenbauprojekte, die man allein bewältigen muss, die kleineren Ein-Mann-Platten nehmen, um sich die Arbeit zu erleichtern. Diese Möglichkeit gibt es auch bei anderen Platten: Die meisten Hersteller bieten neben der mittleren Standardausführung (60 × 200 × 12,5 cm) mindestens eine kleinere und eine größere Platte an, außerdem dünnere Platten (z. B. 9–9,5 mm dick) für Deckenverkleidungen sowie Spezialplatten für Brandschutzwände, Schallschutz und Feuchträume. Es ist sogar möglich, Gipskartonplatten zu biegen.
Für die Innenwanddämmung gibt es ebenfalls spezielle Platten, die mehrschichtig aus einer Dämmplatte, einer Dampfsperre und einer Gipsschicht aufgebaut und dann noch mit Karton ummantelt und ggf. imprägniert oder beschichtet sind. Auch das kann ein unschlagbarer Vorteil sein, zum Beispiel, wenn es bei einer Innenwanddämmung nicht auf maximale Dämmwirkung, sondern vor allem auf minimalen Aufwand ankommt. Sie brauchen die Platten nur an die Wand zu kleben oder zu schrauben, und schon haben Sie ein System aus Innendämmung, Dampfbremse und Beplankung mit einer unkomplizierten, vielseitigen und verarbeitungsfreundlichen Oberfläche.
Gipskarton- und Gipsfaserplatten – Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Gipsfaserplatten, die nach ihrem bekanntesten Hersteller oft „Fermacellplatten“ genannt werden, sind wie Gipskartonplatten diffusionsoffen und feuchtigkeitsregulierend, im Vergleich zu Gipskarton aber stabiler, schwerer und widerstandsfähiger gegenüber Feuchte. Auch die Gipsfaseroberfläche kann nach dem Versorgen der Fugen und Übergänge direkt überstrichen, überputzt oder tapeziert werden. Allerdings empfiehlt sich eine Grundierung vor dem Anstreichen, um zu verhindern, dass die Farbe auf den gespachtelten Flächen nach dem Trocknen stumpf wirkt bzw. matter aussieht als auf dem Karton.
Beim Tapezieren von Gipsplatten kann (z. B. bei durchscheinenden Tapeten) ein Unterlagsstoff wie Malervlies zum Optimieren des Untergrunds verwendet werden. Die Grundierungsschicht unter Vliestapeten erleichtert das Wiederabziehen der Tapete; im Idealfall können Sie eine Vliestapete einfach Bahn für Bahn trocken vom Untergrund abziehen, wenn Sie sich mal einen Tapetenwechsel oder eine andere Wandbeschichtung wünschen.
Papiertapeten lassen sich dagegen üblicherweise nicht trocken abziehen, sondern müssen mit Wasser und Werkzeug entfernt werden. Zwar erreichen Sie durch das Grundieren einer Gipskartonplatte, dass der Untergrund überall gleichmäßig saugt, die Farbe gleichmäßiger deckt und Tapeten gleichmäßiger kleben, doch wenn Sie die Tapete irgendwann wieder entfernen möchten, nehmen Sie lieber keine Papiervariante. Von ungrundiertem Gipskarton bekommen Sie z. B. eine Raufaser nicht mehr ab, da sich die Papierbasis mit dem Kleister und dem Kartonmantel der Platte zu einer untrennbaren Celluloseschicht verbindet.
Gipsfaserplatten sind robuster und feuchteunempfindlicher als Gipskartonplatten, weshalb sie unter anderem beim Dachausbau oder Trockenbauprojekten in Küche und Bad bevorzugt werden. Alternativ können Sie für die Vorwandinstallation im Bad oder das Verkleiden der Dachschrägen imprägnierte Bauplatten verwenden, zum Beispiel die grünen Gipskartonplatten. Bei stärkerer Feuchtebelastung ist jedoch auch die Imprägnierung kein zuverlässiger Schutz, denn imprägnierte Pappe ist immer noch Pappe.
Wo es Gips zu feucht ist, nehmen Sie Zement
Für Trockenbauarbeiten in stark feuchtebelasteten Bereichen, z. B. in dauerfeuchten Kellern, stoßen auch imprägnierte Gipsplatten an ihre Grenzen. Gips darf nicht zu feucht werden und auch nicht lange feucht bleiben, sonst verliert das Material seine Festigkeit, zerbröselt und kann sogar faulen. Das kann mit Zementplatten nicht passieren, denn Zement machen Nässe und Frost kaum etwas aus. Auch gegen Bewuchs und Verrottung sind Zementplatten gefeit. Sie können also auch in einem dauerfeuchten Milieu sehr lange überleben. Bei der Sanierung von feuchtem Mauerwerk, nassen Kellerwänden oder -böden sind die Platten aus Zement bzw. Zementfasern darum eine gute Wahl.
Weil Zementplatten sehr schwer und im Vergleich zu anderen Bauplatten auch ziemlich teuer sind, bieten sich die etwas leichteren Holzzementplatten an. Ihre Feuchte- und Frostbeständigkeit ist besser als die von Gipsplatten, wenn auch nicht ganz so gut wie die von Zementplatten. Auch die zementgebundenen Holzplatten verrotten nicht und sind unempfindlich gegenüber Bewuchs. Durch den Holzanteil ist die Platte zwar weniger druckfest, doch die „lockerere“ Konsistenz der Holzzementplatte sorgt für deutlich bessere Schallschutzwerte. So sind Holzzementplatten z. B. ein guter Kompromiss, wenn sie nicht die allerschwerste und allerfesteste Bau- oder Bodenplatte benötigen, sondern vom Zement vor allem die Widerstandsfähigkeit und den Feuchteschutz.
Bei der Diffusionsoffenheit kann das „Team Zement“ im Vergleich mit Gips allerdings nicht mithalten. Aufgrund der Dichte des Materials sind Zementplatten zur Feuchteregulierung kaum geeignet, und auch mit Holzzementplatten können Sie keine „atmenden Wände“ bauen. Das gelingt am besten mit Trockenbauplatten, die problemlos viel Feuchtigkeit vorübergehend aufnehmen können. Gipskarton- und Gipsfaserplatten sind gute Pufferspeicher, die auch häufige Schwankungen der Raumluftfeuchtigkeit gut vertragen und ausgleichen können. Sie dürfen nur nicht dauernd feucht sein, und das Wasser darf nicht zu tief eindringen, dann bleibt der Gipskarton stabil.
Bauplatten aus Holzspänen und Holzfasern
Spanplatten, MDF-Platten und OSB-Platten werden nicht nur für Beplankungen und Verkleidungen verwendet, sondern eignen sich auch für Fußböden. Gerade die wasser- und dampfdichten, äußerst belastbaren und langlebigen OSB-Platten geben stabile Fußböden ab, die aufgrund der abwechslungsreichen und außergewöhnlichen Optik oft gar nicht weiter verkleidet, sondern wie klassische Dielen- oder Parkettböden versiegelt werden.
Holzfaserplatten, Spanplatten und OSB-Platten werden in verschiedenen Varianten angeboten, etwa für Trockenbereiche und Feuchträume. Außer der Variante OSB/1, die weitgehend vom Markt verschwunden ist und eher für Holzkisten als im Trockenbau verwendet wurde, sind alle OSB-Platten auch für tragende Konstruktionen geeignet. Vom Preis her liegen sie mit den Holzzementplatten auf ähnlicher Höhe; Gipskarton- und Gipsfaserplatten sind um einiges günstiger, Zementplatten um einiges teurer.
Holzfaserplatten gibt es mit und ohne wasserabweisende Beschichtung. Unbeschichtete HDF-Platten sind diffusionsoffen und feuchtigkeitsregulierend. Die Wachs- oder Harzbeschichtung macht die Platte wasserabweisend, trotzdem sollte sie in Feuchträumen eher nicht verwendet werden, und auch das Beplanken von Unterkonstruktionen mit Holzfaserplatten ist nicht üblich.
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Wie belastbar sind Trockenbauplatten?
Bei der Tragkraft, also dem maximalen Gewicht, das Sie z. B. mit einem Dübel bzw. einer Schraube an der Wand befestigen können, liegen OSB-Platten, Zementplatten und Holzspanplatten im Vergleich zur heimwerkerfreundlichen Gipskartonplatte sehr weit vorn. Allerdings bieten die Trockenbauhersteller verschiedene Lösungen für dieses Problem an, zum Beispiel die Trockenbauprofile aus Metall, mit denen sich auch die Belastbarkeit der Wand nahezu beliebig anpassen lässt. Der Trick dabei ist, für besonders schwere Installationen (zum Beispiel Waschbecken oder Boiler) entweder gleich einen separaten Tragrahmen in die Unterkonstruktion mit einzubauen oder eine zusätzliche Konstruktion vor die Wand zu stellen, was auch nachträglich geht.
Solche Vorwandinstallationen gibt es unter anderem speziell für Toiletten und andere Badezimmerkeramik, aber auch wenn Sie Schwerlastregale, die Heizanlage oder Hängeschränke an der Trockenbauwand befestigen möchten, brauchen (und können) Sie sich nicht auf die Gipsplatte zu verlassen. Stattdessen sichern Sie alles, was auf gar keinen Fall von der Wand fallen darf, direkt über die Unterkonstruktion. Hier können Sie sich entweder auf stabile Kanthölzer oder Ständer- bzw. Aussteifungsprofile aus Metall verlassen.
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Lehmbauplatten
Ein Kapitel für sich sind Lehmbauplatten, die sehr gerne für den ökologischen Bau oder in Fachwerkhäusern und Altbauten verwendet werden. Neben der sehr guten Ökobilanz und der warmen, natürlichen Lehmoptik dieses Baumaterials punkten Lehmbauplatten mit Diffusionsoffenheit, Feuchtigkeitsregulierung und Wohlfühlklima. Obwohl Lehm ein uralter Allerwelts-Baustoff und sehr einfach zu gewinnen ist, gehören Lehmbauplatten zu den teuersten Trockenbauplatten.
Auch in Bad und Küche können Lehmplatten verbaut werden, nur Spritzwasser vertragen sie nicht so gut, denn Lehm bleibt auch nach dem Trocknen wasserlöslich. Anders als bei Gips, Zement oder organisch gebundenen Baustoffen findet beim Trocknen keine unumkehrbare Veränderung durch Aushärten, Abbinden, Verkieseln oder Verdunsten des Lösemittel statt. Das bedeutet, dass Bauplatten aus Lehm sich wie Lehmputz und Lehmfarben jederzeit mit Wasser wieder auflösen und zurück in knetbaren Lehm oder flüssige Lehmschlämme verwandeln lassen. Umgekehrt lässt sich eine Macke im Lehm auch ganz leicht mit Wasser und ein wenig Extralehm reparieren.
Welche Platte passt zu meinem Projekt?
Wenn Sie die Wahl zwischen vielen, teils sehr unterschiedlichen Ausführungen haben, ist die beste Wahl immer die Platte, deren Eigenschaften so gut zu den Anforderungen passen, dass die Nachteile Ihnen eigentlich egal sind. Es lohnt sich also immer, vor dem Kauf von Trockenbauplatten oder der Entscheidung für ein Material die Eigenschaften zu kennen, die die Platte unbedingt haben muss, gefolgt von denen, die eigentlich auch noch drin sein sollten, und denen, die Sie als Sahnehäubchen auch gern mitnehmen. Eigenschaften, deren Nutzwert sich Ihnen nicht erschließt oder die für viel mehr Geld eine Wirkung mitbringen, die bei Ihrem aktuellen Projekt gar nicht im Vordergrund steht, stehen dann am unteren Ende der Liste.
Auch können die Materialeigenschaften mehr oder weniger interessant sein, je nachdem, ob sie Platten direkt an die Wand kleben, ein Ständerwerk beplanken oder eine Decke abhängen möchten. So sind die dünnsten Gipskartonplatten für Deckenverkleidungen sehr gut geeignet, weil sie leicht und gut zu montieren sind. Beplankten Sie damit jedoch einen Raumteiler, besteht die Gefahr, dass Sie – z. B. beim schwungvollen Ausziehen Ihre Jacke – mit dem Ellenbogen ein Loch in die Wand schlagen.
Für den Schallschutz ist die Dicke bei Gipskarton egal, denn wenn Sie keine speziellen Schallschutzplatten verwenden, brauchen Sie für akzeptablen Schallschutz immer eine zusätzliche Dämmung, etwa aus Mineralwolle, damit die hohle Gipsplattenwand den Schall nicht einfach durchlässt. Steht der Schallschutz im Vordergrund, können Sie durch Schallschutz- und Akustikplatten die Raumakustik verbessern oder die Trockenbauwand weniger hellhörig machen.
Um die Dämmeigenschaften zu optimieren, müssen außerdem alle Fugen und Anschlüsse gewissenhaft abgedichtet und die einzelnen Bauteile (zum Beispiel Wand und Decke) akustisch voneinander entkoppelt werden. Bei hohen Anforderungen an die Schalldämmung ist es auch möglich, zwei Trockenbau-Hohlwände hintereinander zu errichten sodass schließlich drei Hohlräume entstehen, die Sie mit Mineralwolle füllen können. Für den Hausgebrauch reicht jedoch meist eine Dämmschicht aus.
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