Qualitätsstufen beim Verspachteln von Gipsplatten 

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Um im Trockenbau mit Gipskartonplatten eine einheitliche Oberfläche zu erzielen, die z. B. für fein strukturierte Tapeten, Oberputze oder glänzende Lasuren geeignet sind, müssen Fugen und Löcher bündig verspachtelt werden. In der einschlägigen DIN 18202 „Toleranzen im Hochbau – Bauwerke“ werden beim Verspachteln 4 Qualitätsstufen unterschieden, die jeweils aufeinander aufbauen – Q1 stellt die unterste Qualitätsstufe dar, Q4 die höchste.

Löcher und Risse in einer Wand werden mit Füllmaterial oder Gips zugespachtelt © M.Dörr & M.Frommherz, stock.adobe.com
Fugen, Löcher und Unebenheiten werden durch das Verspachteln mit Spachtelmasse ausgeglichen, um eine möglichst glatte, ebene Fläche zu erzielen © M.Dörr & M.Frommherz, stock.adobe.com

Im folgenden Artikel stellen wir Ihnen jede Qualitätsstufe mit den in der Norm definierten Anforderungen vor. Denn auch als ambitionierter Heimwerker sollten Sie die normierten Beurteilungskriterien kennen, um einschätzen zu können, welche Qualitätsstufe tatsächlich erforderlich ist, um mit Wandbekleidung, Anstrich oder Beschichtung die gewünschte Oberfläche und Wirkung zu erzielen.

Hinweis: Eine höhere Qualitätsstufe setzt voraus, dass vorher alle niedrigeren Qualitätsstufen erreicht wurden – für die Qualitätsstufe Q3 ist also als Vorleistung eine Verspachtelung nach Qualitätsstufe Q2 notwendig, die wiederum eine Grundverspachtelung (Qualitätsstufe Q1) erfordert. Dementsprechend steigen der Zeit- und Arbeitsaufwand mit jeder höheren Qualitätsstufe an.

Wenn Sie nicht selber aktiv werden wollen, um die erforderliche Oberflächengüte zu erreichen, sollten Sie erst recht die einzelnen Qualitätsstufen kennen und genau wissen, an welcher Wand Sie welche Oberfläche benötigen. Nur so können Sie Angebote von Fachfirmen bewerten und einschätzen oder von einem Handwerker Ihres Vertrauens einen möglichst exakten und realistischen Kostenvoranschlag erhalten.

Qualitätsstufen beim Verspachteln
Qualitätsstufen beim Verspachteln

Höhere Qualitätsanforderungen lassen sich nur mit zusätzlichen Arbeitsgängen erreichen, zwischen denen jeweils die erforderliche Trocknungszeit eingehalten werden muss. Das wirkt sich nicht nur auf die Kosten aus, sondern verlängert auch die Fertigstellungszeit. Daher lohnen sich die Qualitätsstufen Q3 und Q4 nur an Wänden, die später mit fein strukturierter Tapete o. Ä. schlussbeschichtet werden.

Auftrag an den Handwerker
Auftrag an den Handwerker

Die genormten Qualitätsstufen beschreiben die Handwerksleistungen eindeutig und erschöpfend, lassen also keinen Interpretationsspielraum, was für Auftraggeber und Handwerker gleichermaßen wichtig ist. Dennoch finden sich in der Praxis immer wieder auch Begriffe wie „streichfertig“, „malerfertig“ oder „oberflächenfertig“ in Angeboten, die zur Beschreibung der zur erbringenden Leistung ungeeignet sind und daher enormes Konfliktpotential bieten.

Achtung: Wenn im Leistungsverzeichnis oder Angebot keine hinreichenden Angaben zur Qualitätsstufe aufgeführt sind, gilt eine Standardverspachtelung (Q2) als vereinbart.
Handwerker schleift Wand mit Maschine © Kadmy, stock.adobe.com
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Die Qualitätsstufen beim Verspachteln Q1 bis Q4 im Überblick

Q1 – Grundverspachtelung

Q1 - Grundverspachtelung
Q1 – Grundverspachtelung

Die Qualitätsstufe Q1 ist bei Oberflächen ausreichend, an die keine optischen bzw. dekorativen Anforderungen gestellt werden. Bei der Grundverspachtelung werden die Stoßfugen zwischen den einzelnen Gipsplatten sowie Löcher mit Spachtelmasse gefüllt, überstehendes Material und Grate werden grob entfernt. Werkzeugbedingte Markierungen, Riefen und Grate sind zulässig.

Die Grundverspachtelung schließt das Einlegen von Fugendeckstreifen ein, sofern diese für das gewählte Verspachtelsystem aus Spachtelmaterial und Kantenform der Gipsplatten erforderlich sind oder diese aus konstruktiven Gründen erforderlich sind.

Die Qualitätsstufe Q1 reicht aus, wenn die Wand mit Fliesen oder Natursteinplatten gefliest werden soll und ist eine notwendige Vorleistung für weitere Spachtelarbeiten in den Qualitätsstufen Q2, Q3 und Q4.

Q2 – Standardverspachtelung

Q2 - Standardverspachtelung
Q2 – Standardverspachtelung

Eine Verspachtelung nach Qualitätsstufe Q2 genügt den üblichen Anforderungen an Wand und Deckenflächen. Fugen werden durch stufenlose Übergänge der Plattenoberflächen angeglichen, ebenso Befestigungsmittel, Innen- und Außenecken und Anschlüsse.

Die Standardverspachtelung umfasst die Grundverspachtelung Q1 und das Nachspachteln bis zum Erreichen eines stufenlosen Übergangs zur Oberfläche, bei der keine Bearbeitungsabdrücke oder Grate sichtbar bleiben. Sofern zur Erreichung eines stufenlosen Übergangs erforderlich, sind die verspachtelten Bereiche nach dem Trocknen zu schleifen.

Oberflächen der Qualitätsstufe Q2 sind geeignet für grob- und mittelstrukturierte Wandbekleidungen (z. B. Raufaser), Anstriche bzw. Beschichtungen (z. B. Dispersionsfarbe), die manuell mit Lammfell- oder Strukturrolle aufgebracht werden sowie Oberputze mit Korngrößen von über 1 mm.

Auf Oberflächen der Qualitätsstufe Q2 als Grundlage für Wandbekleidungen, Anstriche und Beschichtungen sind Abzeichnungen nicht ausgeschlossen, die insbesondere bei Streiflicht ggf. gut sicht- und erkennbar sind.

Q3 – Sonderverspachtelung

Q3 - Sonderverspachtelung
Q3 – Sonderverspachtelung

Eine gespachtelte Oberfläche der Qualitätsstufe Q3 erfüllt erhöhte Anforderungen, indem die Fugen breiter verspachtelt und die Gipskartonplatten scharf mit Spachtelmasse abgezogen werden, um die Poren der Platten zu verschließen. Auch hier muss ggf. die gespachtelte Fläche geschliffen werden.

Oberflächen der Qualitätsstufe Q3 eignen sich als Basis für fein strukturierte Wandverkleidungen, matte, feinstrukturierte Anstriche bzw. Beschichtungen und feinkörnige Oberputze mit einer Korngröße von nicht mehr als 1 mm.

Auch bei Qualitätsstufe Q3 sind Abzeichnungen im Streiflicht nicht ausgeschlossen und zulässig, allerdings müssen Grad und Umfang im Vergleich zur Standardverspachtelung geringer ausfallen.

Q4 – Vollverspachtelung

Q4 - Vollverspachtelung
Q4 – Vollverspachtelung

Verspachtelungen der Qualitätsstufe Q4 erfüllen höchste Anforderungen an die Ebenheit. Sie umfasst die Standardverspachtelung Q2, ein breites Ausspachteln der Fugen und ein vollflächiges Überziehen und Glätten der gesamten Oberfläche mit einem geeigneten Material und einer Schichtdicke von mehr als 1 mm. In Einzelfällen können in Verbindung mit Beschichtungs- und Klebearbeiten noch weitere Maßnahmen zur Vorbereitung der Oberfläche für die Schlussbeschichtung erforderlich sein.

Oberflächen der Qualitätsstufe Q4 eignen sich für glatte oder strukturierte Wandbekleidungen mit Glanz (z. B. Metall- oder Vinyltapeten), Lasuren und Anstriche/Beschichtungen bis zu mittlerem Glanz sowie als Basis für Stuccolustro und andere hochwertige Glätt-Techniken.

Mit auf Q4 verspachtelten Oberflächen werden Abzeichnungen der Plattenoberfläche und Fugen auf ein Minimum reduziert. Wenn Lichteinwirkungen wie Streiflicht das Erscheinungsbild der fertigen Oberfläche beeinflussen können, werden unerwünschte Effekte (wechselnde Schattierungen, minimale örtliche Markierungen etc.) weitgehend vermieden, können jedoch nicht völlig ausgeschlossen werden.

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In der folgenden Tabelle finden Sie die einzelnen Qualitätsstufen noch einmal übersichtlich aufgelistet:

Leistungsumfang Untergrund geeignet für
Q1

Grundverspachtelung

Grobes Verspachteln von Fugen und Löchern Fliesen oder Natursteinplatten
Q2

Standardverspachtelung

Fugenloses Verspachteln zu einer ebenen, glatten Oberfläche Raufasertapete, Dispersionsfarbe oder Putz mit einer Korngröße > 1 mm
Q3

Sonderverspachtelung

Verbreitertes Verspachteln von Fugen und Stößen und Porenverschluss mit Spachtelmasse Feine Tapeten oder feiner Putz mit einer Korngröße < 1 mm
Q4

Vollverspachtelung

Vollflächiges Verspachteln der gesamten Oberfläche Glänzende Oberflächen (Metalltapeten, glänzende Lasuren)
Hinweis: Wenn Sie Gipsplatten in Eigenregie verspachteln und keinen Profi damit beauftragen, werden Sie in der Regel maximal die Qualitätsstufe Q3 erreichen – und auch dafür möglicherweise deutlich länger brauchen als ein erfahrener Handwerker.

Haben Sie bisher noch keine eigenen Erfahrungen mit Gipsplatten, Spachtelmasse und Glättkellen gemacht, werden Sie vermutlich kaum eine über die Standardverspachtelung Q2 hinausgehende Oberflächenqualität erreichen und müssen ggf. dennoch einen Handwerker beauftragen, um die erforderliche Ebenheit zu erreichen.

Gipskarton spachteln © Ingo Bartussek, fotolia.com
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