Perfekte Anschlussfugen im Trockenbau

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Die Kunst der Fuge: perfekte Anschlussfugen im Trockenbau

An den Kanten zeigt sich der Meister. Und im Trockenbau ist gute Arbeit vor allem an gut gemachten Fugen zu erkennen. Egal, welche Platten verwendet und ob sie auf einer Holzlattung oder mit Metallprofilen montiert werden: Die Anschlussfugen sollen gut aussehen und dürfen keine Risse bekommen. Sie müssen also so gestaltet werden, dass sie Spannungen und Baubewegungen, die auf die Gesamtkonstruktion wirken, selbst auf lange Sicht aushalten.

Handwerker spachtelt Gipskartonplatte © Approbe, stock.adobe.com
Handwerker spachtelt Gipskartonplatte: Die Anschlussfuge muss korrekt ausgeführt werden © Approbe, stock.adobe.com

Wenn die Fugen zwischen Massivbau- und Trockenbauteilen reißen, z. B. zwischen Wand und Decke oder an den Übergängen bei Balkenverkleidungen und Dachstuhlausbauten, liegt das nur äußerst selten an der eingesetzten Plattenart oder am Konstruktionssystem. Die häufigste Ursache für unschöne Risse, verzogene Tapeten oder mangelnde Dichtigkeit ist eine falsche Anschluss- bzw. Fugengestaltung. Und während Architekten und professionelle Handwerker in aller Regel wissen, dass perfekte Bauteilfugen eine größere Herausforderung darstellen als das Plattenschneiden und Montieren, glauben viele Heimwerker, sie hätten das Schwierigste schon hinter sich, wenn es ans Verfugen geht. Das Wichtigste ist also, diese anspruchsvolle Arbeit, bei der neben gestalterischen Aspekten auch Brandschutz, Luftdichtigkeit, Flexibilität, Feuchtigkeitsschutz und andere bautechnische Anforderungen berücksichtigt werden müssen, nicht zu unterschätzen.

Hinweis: Wenn Sie keine praktischen Erfahrungen mit dem Trockenbau haben und trotzdem beim ersten Mal gleich alles richtig machen wollen (bzw. müssen), sollten Sie einen Handwerker beauftragen, etwa einen Maler oder Stuckateur. Das hat u. a. den Vorteil, dass Sie besser abgesichert sind. Denn der Handwerksbetrieb ist per Werksvertrag verpflichtet, ein tadelloses Werk abzuliefern, und wird, falls es dennoch zu Schäden kommt, kostenlos nachbessern.

Im Folgenden wird zunächst erklärt, wie die Spannungen entstehen, die so oft zum Reißen von Bauteilfugen führen. Anschließend stellen wir Ihnen fünf Möglichkeiten der Fugengestaltung vor, mit denen Sie auch schwierige Anschlüsse in den Griff bekommen. Denn es gibt nicht den einen Königsweg zur perfekten Fuge, sondern verschiedene Lösungen für verschiedene Anschlusssituationen und bauliche Rahmenbedingungen.

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Welche Kräfte wirken auf Anschlussfugen im Trockenbau?

Ideal ist eine Fuge, die perfekt auf das erwartete Verhalten und die technischen Anforderungen der Bauteile abgestimmt ist. Spannungen entstehen entweder durch Bewegung und Verformung in den Bauteilen selbst oder durch Bewegungen unterschiedlicher Bauteile gegeneinander. Folglich muss der Anschluss umso gleitender, flexibler und weicher gestaltet werden, je stärker die zu erwartenden Bewegungen sind.

Gründe für Risse in den Fugen
Gründe für Risse in den Fugen

Hier sind die gängigsten Ursachen für Bauteilbewegungen aufgelistet:

1. Bewegungen und Verschiebungen der tragenden Teile

Wenn sich die Teile des Tragwerksystems gegeneinander verschieben, kann das an äußeren Belastungen (z. B. Schneelasten, Wind) liegen, aber auch am Eigengewicht (Setzung). Zudem können Bauteile mit der Zeit aufquellen, sich ausdehnen oder schrumpfen, wodurch sich ihre Länge und/oder Dicke verändert.

2. Wechselwirkungen zwischen tragenden und nicht tragenden Teilen

Durch statische Belastungen (z. B. das langsame Durchbiegen einer Raumdecke), oft in Zusammenhang mit den oben genannten Tragwerksbewegungen, ergeben sich häufig Wechselwirkungen, die die gesamte Statik beeinflussen. Die tragenden Teile geben die Belastungen auch an die nicht tragenden Elemente weiter, etwa an Wand- und Deckenverkleidungen oder Trenn- und Zwischenwände aus Rigips oder anderen Bauplatten. Dieses Problem lässt sich mit Gleitfugen verhindern.

3. Feuchtigkeit

Selbst bei einwandfreier Konstruktion verändern sich Volumen und Abmessungen von Baustoffen und -teilen ständig durch natürliche Feuchtigkeitsschwankungen. Wetter, Jahreszeiten sowie Tag-Nacht-Rhythmus bringen von außen einen stetigen Wechsel. Im Innenbereich sorgen wir allein durch unsere Anwesenheit und Atmung für häufige Feuchtigkeitsschwankungen. Dazu kommen alltägliche Verrichtungen wie Baden und Duschen, Kochen, Heizen und Lüften, die sich ebenfalls auf die relative Luft- bzw. Raumfeuchtigkeit auswirken.

Wenn Baustoffe durch mehr Feuchtigkeit aufquellen und sich ausdehnen, werden die entsprechenden Teile länger und dicker. Oberflächen können sich wölben, und die Anschlussfugen müssen mehr Druck aushalten. Zieht sich der Baustoff beim Trocknen bzw. Abgeben von Feuchtigkeit wieder zusammen, darf die dadurch entstehende Zugspannung nicht größer werden als die Zugfestigkeit der Bauteile und ihrer Verbindungen. Sonst bleibt der Konstruktion gar nichts anderes übrig, als irgendwo kaputtzugehen – üblicherweise an den Anschlüssen und Übergängen. Mit Dehnungsfugen lässt sich verhindern, dass die Fugen durch zu hohe Zugkräfte auf- oder abreißen.

Trockenbau-Gipsplatten können Feuchtigkeit gut aufnehmen und wieder abgeben und helfen so beim Regulieren des Raum- und Wohnklimas. Ihre Länge bzw. Größe verändern sich dabei kaum, weshalb sie zum Ausgleichen von Feuchtigkeitsschwankungen sehr gut geeignet sind.

Hinweis: Gipskartonplatten (z. B. Rigips) dehnen sich pro Meter um weniger als einen halben Millimeter aus, wenn die relative Luftfeuchtigkeit bei 20 °C Raumtemperatur von 30 % auf 85 % ansteigt. Im Vergleich: Die robusteren Gipsfaserplatten (z. B. Fermacell) werden bei gleichen Bedingungen mehr als 0,5 mm länger, und Holzbauplatten (Spanplatten) sogar zwischen 3 und 5 mm.

4. Temperatur

Jedem Baustoff ist ein sogenannter Längenausdehnungskoeffizient zugeordnet. Er gibt an, wie stark sich das Material bei thermischen Veränderungen ausdehnt bzw. zusammenzieht. Je unterschiedlicher der Längenausdehnungskoeffizient zweier miteinander verbundener Bauteile, desto stärkere Drücke und Spannungen sind an den Verbindungsstellen zu erwarten. Um diese Kräfte aufzufangen, brauchen Sie gut gearbeitete Dehnungs- oder Gleitfugen. Dagegen lassen sich Teile aus dem gleichen Material bzw. mit ähnlichem oder gleichem Dehnungskoeffizienten mit weniger flexiblen Fugen oder sogar statisch verbinden.

Folglich sollten vor allem bei thermisch stärker beanspruchten Konstruktionen nur Baustoffe mit möglichst ähnlichem Dehnungskoeffizienten miteinander verbunden werden. Ist der Unterschied zu groß, reißt das „bewegungsfreudigere“ Bauteil früher oder später von seinem Nachbarn ab. Dann war viel Arbeit umsonst, und aufwendige Reparaturarbeiten sind fällig.

In der folgenden Tabelle sehen Sie die thermische Ausdehnung verschiedener Baustoffe. Zum besseren Verständnis: Angegeben wird die lineare Ausdehnung in Millimeter pro Meter bei einer Temperaturdifferenz von 100 Kelvin (K). Das bedeutet: Um so viele Millimeter länger wird dieser Baustoff, wenn die Temperatur an der Außenhülle von -20 °C auf +80 °C steigt – dieser Bereich ist hier bautechnisch relevant.

BaustoffAusdehnung (mm/m bei 100 K)
Ziegelmauerwerk

0,5-0,6

Kalksandsteinmauerwerk

0,7

Normalbeton

1,2

Stahlbeton

1,2-1,5

Leichtbeton

0,6

Fliesen

0,9

Bitumen

2,0

Außenputz MG II

0,9

Außenputz MG III

1,1

Zementmörtel und -estrich

1,1

Kunstharzputz

1,2

Wärmedämmputz

1,5

Gips

2,5

Gips- und Kalkgipsmörtel

2,5

Gasbeton-Bauplatten

0,8

Betonwerksteinplatten

1,2

Gips-Wandbauplatten

1,5

Sperrholz

2,0

Gipskartonplatten

2,5

Holzwolle-Leichtbauplatte (HWL-Platte)

6,0

Poröse Holzfaserplatten

0,1

Schaumglas

0,8

Polystyrol

6-10

Polyurethan (PU) Hartschaum

5-8

2K-Polyurethan Isolierschaum

5-10

Korkdämmstoffe

0,1

Mineralische/pflanzliche Faserdämmstoffe

0,1

Fensterglas

0,9

Plexiglas

7-10

PVC

15-20

Hinweis: Gipskartonplatten dehnen sich bei einem Temperaturanstieg von 30 °C um einen halben Millimeter pro Meter aus. Rechnet man noch die feuchtebedingte Ausdehnung hinzu, ergibt sich für eine 10 m lange Wand bereits eine Längenänderung um bis zu 1 cm. Zu viel für Fugen aus gängigen „dauerelastischen“ Dichtstoffen bzw. Einspritzmaterialien – hier sind gleitende Anschlüsse erforderlich.

Anschlüsse und Fugen richtig planen

Starre Anschlüsse erfordern andere Konstruktionen als z. B. Gleitfugen. Um den Materialbedarf, den Zeitaufwand und die Kosten optimal zu planen, sollten Sie daher auch frühzeitig festlegen, wie die Fugen ausgeführt werden. Vermeiden Sie den klassischen Heimwerkerfehler, über dieses wichtige Thema spontan auf der Baustelle zu entscheiden oder einfach irgendein bekanntes oder günstiges Fugenmaterial zu verwenden.

Diese Punkte sollten Sie bei der Planung eines Trockenbauprojekts immer berücksichtigen:

  • Sind Bewegungen des Tragwerks und Rohbaus zu erwarten, müssen Decken- und Wandanschlüsse gleitend ausgeführt werden.
  • Die Fugen der Trockenbaukonstruktion müssen die gleichen Bewegungsmöglichkeiten haben wie die des tragenden Bauwerks.
  • Massive Bauteile müssen von Gipsbauplatten etc. getrennt werden.
  • Deckenverkleidungen und -abhänger müssen von Kaminen und Einbauteilen (z. B. Beleuchtung) getrennt werden.
  • Abrupte und starke Temperaturanstiege lassen die Luftfeuchtigkeit zu schnell absinken. Geben Sie Ihrer Baustelle also genug Zeit zum Trocknen, und drehen Sie die Heizung nicht sofort voll auf, wenn Sie die Räume nutzen.

TIPP

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Fünf Möglichkeiten für gute Trockenbauanschlüsse

Übersicht Trockenbauanschlüsse
Übersicht Trockenbauanschlüsse
  1. Starrer Anschluss

    Diese Anschlussart geht am schnellsten, ist dafür aber auch am wenigsten flexibel und beweglich. Ein starrer Anschluss ist möglich, wenn Trockenbaukonstruktionen untereinander verbunden werden sollen. Auch deren Unterkonstruktionen (z. B. Ständerwerk/Latten oder Metallprofile) müssen fest miteinander verbunden sein. Je nachdem, welchen Fugenspachtel Sie verwenden, können Sie noch Bewehrungsstreifen einlegen. Klebefugen sind besonders geeignet zum starren Verbinden von Gipsfaserplatten.

  2. Starrer Anschluss mit Trennstreifen

    Damit können Sie geringfügige Verformungen und Bewegungen abfangen, etwa zwischen Massivdecke und Trockenbauwand. Zuerst kleben Sie einen Trennstreifen, z. B. aus PE-Folie oder Kreppband, auf das anzuschließende Bauteil. Anschließend spachteln Sie daran an. Viele Gipsplattenhersteller führen für Ihre Systeme geeignete Trennstreifen im Sortiment. Sie sorgen für ein wenig Bewegungsspielraum, doch mit der Zeit können sich in den Fugen feine Haarrisse zeigen. Es ist zwar nicht zu erwarten, dass eine Fuge abreißt oder quer durchbricht, doch dauerhaft luftdicht ist diese Anschlussart trotzdem nicht. Und wenn Sie die Fuge übertapezieren, kann auch die Tapete dort irgendwann einen Riss bekommen.

Übersicht Trockenbauanschlüsse
Übersicht Trockenbauanschlüsse
  1. Dehnbare Fugen mit plastischen Dichtstoffen

    Acryl und Silikon gehören zu den beliebtesten Dichtstoffen und werden gern für dehnbare Fugen empfohlen. Leider halten sie in puncto Dehnbarkeit und Dauerelastizität oft nicht, was ihre Nutzer sich von ihnen versprechen. Vor allem Heimwerker und Gelegenheitssanierer neigen dazu, den Dichtstoff zu überschätzen und einfach alles fröhlich damit zu verfüllen – es geht ja so einfach und sieht erst mal immer super aus. Tatsächlich ist Acryl nur für Fugen geeignet, deren Breite selbst an der schmalsten Stelle höchstens um 10–15 Prozent variiert. Wird die Fuge mit einem Trennstreifen hinterlegt, erhöht das ihre Stabilität ein wenig. Denn dann haftet sie immerhin nur an zwei und nicht an drei Flächen und kann folglich auch an weniger Stellen abreißen.

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Fugendichtmassen wie Acryl oder Silikon lassen sich besonders einfach verarbeiten, sind jedoch nicht unbedingt die beste Wahl für jede zu verfüllende Fuge © pixelot, stock.adobe.com
  1. Gleitender Anschluss

    Gleitende Anschlüsse sind empfehlenswert, wenn die erwartete Verformung der verbundenen Bauteile 2 cm oder mehr beträgt, etwa bei weitgespannten oder durchhängenden Decken, die auf die darunterliegenden Trockenbauwände drücken und die nicht tragenden Elemente durch ihr Gewicht erheblich belasten können. Für den gleitenden Anschluss wird die zweilagig beplankte Wand an einen Befestigungskern aus Metallprofil, Holz oder miteinander verklebte Plattenstreifen geklemmt. Schrauben, Klammern oder andere starre Verbindungselemente werden nicht verwendet.

  2. Schattenfuge bzw. offene Anschlussfuge

    Schattenfugen oder offene Anschlussfugen sind vor allem aus ästhetischen Gesichtspunkten attraktiv. Denn hier werden eventuelle Haarrisse nicht sichtbar, weil sie im Schatten liegen, also in der offenen Fuge versteckt sind.Es gibt zwei Arten von Schattenfugen, eine für einfache und eine für doppelte Beplankung. Bei einfach beplankten Trockenbauwänden montieren Sie einen wandbreiten und einen etwas schmaleren Plattenstreifen auf den ersten Ständer der Unterkonstruktion und befestigen das Ganze am anzuschließenden Bauteil, z. B. an der anderen Wand. Dazwischen kommt Spachtelmasse, die beim Zusammenbauen fest in die Fuge gedrückt wird. Der breitere Plattenstreifen stößt dann an die Wand, und falls später Risse entstehen, werden diese erstens gerade verlaufen und zweitens unsichtbar zwischen den beiden Streifen liegen.Bei doppelter Beplankung lassen Sie die oberste Lage um die Breite der Schattenfuge (oder Schattennut) zurückstehen. Außerdem sollte ein Trennstreifen eingelegt werden, um die Fuge dehnbarer zu machen.

Schattenfuge
Schattenfuge
Hinweis: Sie können Schattenfugen auch mit speziellen Metallprofilen realisieren. Das Profil aus Blech bildet dabei die Nut, an die die Platte anstößt. Damit alles nachher perfekt passt, sind die Profile gelocht.
Gipskarton für Feuchträume © bierwirm, stock.adobe.com
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