Innenwanddämmung – ein Kompromiss, der sich lohnen kann
Die Dämmung der Wände von innen ist der Außendämmung grundsätzlich unterlegen. Das bedeutet jedoch auch, dass Innendämmung immer dann die beste – weil einzig verbleibende – Lösung ist, wenn Außendämmung nicht infrage kommt. Zum Glück sind die Risiken und problematischen Aspekte der Innendämmung schon so lange bekannt, dass es sowohl auf der Entwickler- und Herstellerseite als auch für die Anwender ausreichend Gelegenheit gab, aus Fehlern zu lernen und neue Lösungen zu entwickeln.
Trotzdem hat die Innendämmung nach wie vor einen schlechten Ruf. Erstens, weil sie in aller Regel eine Kompromisslösung darstellt und als Plan B gesehen wird, und zweitens, weil man dabei so viel falsch machen kann. Viele Bauschaffende lehnen Innenwanddämmungen prinzipiell ab, und viele Hausbesitzer und Sanierer führen sie nur durch, weil sie sich dazu verdonnert fühlen, etwa durch das Gebäude-Energie-Gesetz (GEG), die baulichen Gegebenheiten, die Beschwerden ihrer Mieter oder die Einlassungen ihrer Nachbarn.
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Alle diese Gründe sind zwar nachvollziehbar, doch konstruktiv sind sie nicht. Denn gar keine Dämmung – und zumindest hierüber besteht Einigkeit – ist die denkbar schlechteste Alternative. Ist keine Außendämmung möglich, sollte die Innendämmung also als Plan A betrachtet und entsprechend professionell umgesetzt werden – mit zeitgemäßen Dämmstoffen und Dämmsystemen, umsichtiger Planung sowie einwandfreier Montage und Verarbeitung. Dann lohnt sich der Kompromiss nicht nur in puncto Energieeinsparung und Vorgabenerfüllung, sondern auch wegen des gesünderen Raumklimas, der besseren Wohnqualität und der nachhaltigen Wertsteigerung der Immobilie.
Wann kommt eine Außendämmung nicht in Frage?
Es gibt sowohl gebäudeseitige als auch rechtliche K.-o.-Kriterien für eine Außendämmung. Bei der energetischen Sanierung von Gebäuden mit erhaltenswerten bzw. denkmalgeschützten Fassaden kann bzw. darf die Wanddämmung nur von innen durchgeführt werden. Bei neueren Bauten und Häusern, die nicht mit einer historischen oder spektakulären Fassade aufwarten können, kann die Außendämmung durch Platzmangel verhindert werden. Ist das Anbringen einer ausreichend dicken Dämmschicht auf der Außenwand aufgrund von Grenzbebauung oder Unvereinbarkeit mit den vorgeschriebenen Abständen und Gebäudefluchten nicht machbar, gibt es zur Innendämmung keine Alternative. Dasselbe gilt, wenn der für die äußere Fassadendämmung erforderliche Dachüberstand nicht gegeben ist und auch nicht nachträglich hergestellt werden kann.
Uneinigkeit oder Streit zwischen benachbarten Hausbesitzern oder Gemeinschaftseigentümern, die sich eine Immobilie teilen, gehört zu den häufigsten nicht gebäudebedingten Ausschlusskriterien für eine Außendämmung. Wenn einer energetisch sanieren will, der andere jedoch strikt dagegen ist, ist eine hochwertige Innendämmung mit Sicherheit eine bessere Option als ein langwieriger Rechtsstreit, der jedes Bauvorhaben erst einmal auf Eis legt und viel Geld kostet, ohne jedoch Garantien auf einen günstigen Ausgang zu geben.
Und schließlich gibt es sogar Gebäude, bei denen eine Innenwanddämmung generell sinnvoller ist als eine Außendämmung. Das sind vor allem Bauten, die nicht dauernd genutzt werden und daher auch nicht dauerhaft warm sein müssen, z. B. Ferienhäuser, Vereinsheime oder Kirchen. Hier erlaubt die Innendämmung, bei der nicht die ganze Wand (z. B. massives Kirchenmauerwerk) miterwärmt wird, ein deutlich schnelleres und energieeffizienteres Aufheizen der Räume, wenn sie gebraucht werden.
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Probleme mit der Innendämmung und ihre Lösungen
Bei unsanierten bzw. ungedämmten Altbauten geht rund ein Viertel der Heizwärme über die Außenwand verloren. Durch eine Außendämmung lassen sich Energieverbrauch und Heizkosten um bis zu 30 Prozent reduzieren, durch eine Innendämmung immerhin um bis zu 15 Prozent. Viele Altbauten müssen nachträglich gedämmt bzw. energetisch saniert werden, um die Anforderungen des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG) zu erfüllen. Die Innendämmung bietet sich hier als praktische Lösung an, doch bei unfachmännischer Planung oder schlampiger Ausführung kann dabei einiges schiefgehen.
Problembewusstsein ist der erste Schritt zur Lösung – und die beste Voraussetzung, um Fehler und deren unangenehme Konsequenzen bereits im Vorfeld auszuschließen. Im Folgenden werden die Hauptprobleme mit der Innendämmung nebst brauchbaren und bewährten Lösungen vorgestellt.
Risiko Nr. 1: Kondenswasser in der Wand
Die Innendämmung bildet eine Barriere zwischen der Außenwand und der warmen Raumluft. Die Außenwand bleibt also kalt, weshalb sich vor allem an deren Innenseite Feuchtigkeit niederschlagen kann. Sammelt sich dieses Kondens- oder Tauwasser in der Wand an, kann es zur Schimmelbildung und zu weiteren Feuchteschäden führen.
Problemlösung: die Dampfbremse
Durch den Einbau einer Dampfbremsfolie kann das Eindringen von Wasser bzw. Wasserdampf in die Wand eingeschränkt werden. Eingebaut wird die Dampfbremse unter der Verkleidung bzw. inneren Abdeckung der Dämmschicht. Empfehlenswert ist diese Lösung vor allem bei Dämmstoffen, die viel Wasser aufnehmen können, z. B. Zellulose oder Mineralwolle. Bei einer diffusionsoffenen Innendämmung, etwa Kalziumsilikatplatten, ist eine Dampfbremse nicht zwingend erforderlich.
Um Wasseransammlungen zu verhindern, müssen zudem Hohlräume zwischen Außenwand und Innendämmung unbedingt vermieden werden. Dazu eignen sich beispielsweise Faserdämmstoffe oder spezielle Dämmputze, mit denen sich Unebenheiten des Untergrunds sicher ausgleichen lassen.
Risiko Nr. 2: Langsamere Trocknung
Um Wasser aus der Wand herauszuhalten, muss es auch wirksam von der Fassade abgeleitet werden. Ungedämmte Fassaden trocknen nach dem Regen oder beim Abtauen von Schnee besonders schnell, da sie das Wasser sowohl nach außen als auch nach innen abgeben können. Das Trocknen nach innen ist nach dem Anbringen einer Innendämmung nicht mehr möglich, und durch die verzögerte Trocknung erhöht sich das Risiko für stehendes Wasser, Feuchte- und Frostschäden in Wand und Mauerwerk.
Problemlösung: Regenschutz und diffusionsoffene Dämmung
Um dieses Risiko zu minimieren, können Bauherren und Sanierer zweigleisig fahren: Ein nachträglich angebauter Regenschutz, etwa in Form eines Dachüberhangs oder -überstands, hält bei schwerem Wetter (z. B. Schlagregen) Wasser von der Fassade fern. Eine diffusionsoffene Innendämmung sorgt dafür, dass die Trocknung zur Raumseite hin nicht völlig unterbunden wird.
Risiko Nr. 3: Kälte- bzw. Wärmebrücken
Bei ungedämmten Altbauten sind die Innenwände und Decken von den Außenwänden nicht thermisch getrennt. Bei kalten Außentemperaturen wird also alles gleichmäßig kalt: Die Außenwände, die Innenwände und auch die Übergänge dazwischen. Nach dem Dämmen der Innenwände ist diese thermische Verbundenheit nicht mehr gegeben, weshalb sich vor allem an den Übergängen, z. B. Wand- und Deckenanschlüssen sowie Fensterlaibungen, nach der Installation einer Innendämmung Feuchtigkeit ansammeln und zu Schimmelwachstum führen kann.
Problemlösung: Möglichst fugenlose Dämmung
Mit speziellen Dämmelementen wie Dämmstreifen oder Dämmkeilen kann die Innendämmung über Anschlüsse und Ecken geführt werden. Bei diesem sogenannten Flankenschutz wird dann z. B. ein Teil der Decke oder einer nicht außenliegenden Innenwand mitgedämmt. Mit sogenannten Thermowinkeln aus Aluminium lassen sich Wärmebrücken an den Übergängen reduzieren, wo die einbindenden Innenwände von der Außenwand abzweigen.
In Heizkörpernischen, Fenster- und Türlaibungen kann wegen des engen Raumes oft nur eine dünne Dämmschicht angebracht werden. Durch die Verwendung eines Hochleistungsdämmstoffs in den kritischen Bereichen lassen sich die gewünschten Dämmwerte dort mit einer geringeren Schichtdicke erreichen; die Dämmung wird auf diese Weise gleichmäßiger.
Zum fugenfreien und luftdichten Verbinden einzelner Dämmelemente, z. B. Dämmplatten, Dämmstoffrollen oder Dampfbremsfolien, eignet sich stabiles, elastisches Klebeband (Fachhandel). Auch hier gilt: Nur sorgfältig gearbeitete Innendämmungen bleiben problemfrei, und bei der Verarbeitung sind viele wichtige Details zu berücksichtigen, z. B. die Auswahl eines Dichtungs- bzw. Klebebandes, das sich auch nach zehn Jahren nicht von selbst löst, spröde wird oder bricht. Die meisten Schimmel- und Feuchtigkeitsschäden durch Innendämmungen entstehen nicht durch die Dämmung an sich, sondern durch deren fehlerhafte, nachlässige oder zu sparsame Verarbeitung.
Um fugenlos zu dämmen, können auch Dämmputze oder Dämmstoffe zum Einblasen, Einschütten oder Aufsprühen (z. B. Zellulosefasern) verwendet werden. Anders als beim Dämmen mit Rollen oder Platten muss das Dämmmaterial dabei nicht passgenau zugeschnitten, Stück für Stück angesetzt, befestigt und miteinander verbunden werden. Es bleiben keine Hohlräume, schwer zugängliche Stellen sind leichter zu erreichen, und die Arbeit des Fugenabdichtens bzw. -überklebens in der Dämmschicht entfällt.
Risiko Nr. 4: Verkleinerung des Innenraums
Dieses Risiko lässt sich nicht umgehen: Jede Innendämmung bedeutet einen Verlust an Wohnraum, da sie das Zimmer verkleinert. Im Durchschnitt geht auf zehn Quadratmeter Wohnfläche ein Quadratmeter verloren.
Problemlösung: eine möglichst dünne Dämmschicht
Damit sich der Raumverlust in vertretbaren Grenzen hält, sollten effiziente Dämmstoffe verwendet werden, die schlanke Aufbauten erlauben. Dazu gehören Dämmputze, die allerdings nicht die besten Dämmwerte haben, sowie dünne Vakuum-Dämmplatten, die zwar hervorragend dämmen, aber auch recht teuer sind.
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Risiko Nr. 5: Wärmeverluste durch Installationen
Installationen im Innenraum – z. B. Heizungsrohre und Wasseranschlüsse, Elektroleitungen und Steckdosen – durchziehen die gesamte Konstruktion des Gebäudes und machen es schwierig, an den entsprechenden Stellen die erforderliche Dampf- und Luftdichtheit zu erreichen.
Problemlösung: Professionelle Leitungsdurchführungen
Es gibt verschiedene Lösungsansätze zum luft- und dampfdichten Durchführen und Verbinden von Leitungen und Anschlüssen. So können manche Elektrokabel in die Fußleisten bzw. darunter verlegt werden. Sinnvoll ist das Errichten einer neuen Installationsebene in der Dämmung bzw. deren Innenverkleidung. Dabei ist die richtige Reihenfolge zu beachten – wird z. B. eine Dampfbremse eingebaut, sollten die Leitungen darunter liegen.
Wo die Dampfbremse bzw. komplette Dämmschicht durchbrochen werden muss, etwa für eine Steckdose, muss der Anschluss nachher gründlich abgedichtet werden. Im Fachhandel sind auch sogenannte Elektroquader erhältlich. Das sind vorgedämmte Bauteile, die die Arbeit erleichtern und bei fachgerechter Montage einem Wärmeverlust im Anschlussbereich vorbeugen.
Bei vielen energetischen Altbausanierungen sollen die vorhandenen Anschlüsse nach der Innenwanddämmung wie gewohnt weiter genutzt werden. Verschiedene Hersteller bieten Montagesysteme, Steckdosen, Verteiler, Schalter u. Ä. an, die sich optimal in der Dämmung installieren und abdichten lassen – entweder vor oder nach dem Verbinden/Verkleben der Dämmelemente. Für den nachträglichen Einbau wird mit einem Spezialwerkzeug (z. B. Fräser, Lochsäge) ein passgenauer Hohlraum geschaffen, in dem die entsprechende Verbindungsdose sicher fixiert und dann rundherum abgedichtet werden kann.
Mit Montagehilfen wie Mini-Geräteträgern, Montagequadern und Montagezylindern, die die Dämmschicht schonen, können später weitere Geräte, z. B. Lampen, an der gedämmten Wand installiert werden.
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