Dachüberstand – sinnvoll oder überholt?
Textile Modediktate sind längst der Stilvielfalt gewichen. Doch kurzschnäuzige Hunde sind modern, obwohl einige dieser Rassen nur rasselnd Luft bekommen. Ist das fassadenbündige Dach eine architektonische Mode? Oder ist es sinnvoll, das traditionelle Relikt „Dachüberstand“ zu verabschieden?
Auf einen Dachüberstand sei aus ästhetischen Gründen verzichtet worden: So steht es häufig in Objektbeschreibungen. Einmal mehr ließe sich auch bei diesem Thema trefflich streiten, ob denn nun ein fassadenbündiges Dach oder ein Dachüberstand schöner sei. Im Folgenden die Argumente für und wider einen Dachüberstand:
Dachüberstand – die Vorteile
- Hält Niederschläge von den Fassaden fern
- Schützt obere Geschosse vor direkter Sonneneinstrahlung
- Erübrigt Überdachung des Eingangs
- Trockenes Unterstellen von Gegenständen des täglichen Gebrauchs
- Verringert Sanierungsaufwand von Balkonen, Türen, Fenstern aus Holz
Ein Dachüberstand zählt in unseren Breitengraden zur traditionellen Bauweise und dient in erster Linie als Witterungsschutz. Fassaden und Mauerwerk werden durch den Dachüberstand geschützt vor der direkten Einwirkung von Regen, Hagel oder Schnee. Der Niederschlag fließt ab über die Dachrinnen und das Fallrohr, ohne das Mauerwerk zu kontaminieren. Denn Dauerregen und Wetterwechsel von Frost- zu Tauwetter können dem Putz zusetzen. So können leichte, kaum sichtbare Risse entstehen, die Feuchte einziehen lassen. Die Dämmwirkung wird reduziert, Schimmelbildung in der Dämmung entsteht. Sensible Stellen wie Fenster- und Türanbindungen, die zu Wärmebrücken neigen, sind besonders gefährdet, Feuchte zu ziehen. Sommervorteil: In den heißen Monaten bietet ein Dachüberstand eine angenehme Verschattung der oberen Etagen.
Dachüberstand verkleiden – Kunststoff, Holz oder Metall?
Ein Dachüberstand schützt das Haus. Wie schützen Sie den Dachüberstand? Warum muss der Dachüberstand von unten verkleidet werden? Die Verkleidung… weiterlesen
Dachüberstand – ist er überholt?
Argumente gegen einen Dachüberstand lauten:
- Moderne Dämmstoffe sind viel leistungsfähiger als früher und erübrigen die Verschattung durch einen Dachüberstand.
- Moderne Putzsysteme sind viel resistenter gegenüber Witterungseinflüssen.
Auch wenn alle modernen Putze und Dämmstoffe halten, was sie versprechen: Gibt es ein Zuviel an Schutz?
Hitzeschutz: Fakt ist, bei Gebäuden ohne Dachüberstand bringen Hausbesitzer häufig zusätzliche Sonnenschutzvorkehrungen an.
Schmutz: Unbesehen von der Wetterresistenz moderner Putzsysteme läuft der Niederschlag bei einem Haus ohne Dachüberstand an der Fassade ab. Da braucht es noch nicht einmal ein Unwetter, das roten oder gelben Saharasand zu uns trägt, es genügt bereits heimischer Schmutz im Regenwasser, um unansehnliche Rinnsale auf einer hellen Fassade zu hinterlassen. Trotz generell schmutzabweisender Funktion des Putzes bleibt der Schmutz dort liegen, wohin der Regen ihn trägt.
Manchmal geht es nicht anders – Bauen ohne Dachüberstand
Häuser ohne Dachüberstand sollten möglichst freistehend gelegen sein. So kann das Gebäude nach einem Niederschlag von Sonne und Wind schnell getrocknet werden. Doch in der Praxis ist die Bauweise ohne Dachüberstand insbesondere bei enger Bebauung verbreitet. Der fehlende Dachüberstand soll das knapp bemessene Grundstück optisch vergrößern bzw. der Dachstand soll/darf nicht über das Nachbargrundstück ragen.
Darauf sollten Sie achten:
- Legen Sie eine Hausumrandung an. Sie fungiert als Regendrainage. So verhindern Sie, dass das an der Hauswand ablaufende Wasser das Fundament durch Staunässe schädigt.
- Bei bündiger Bauweise von Mauerwerk und Dach befinden sich die Dachrinnen auf oder innerhalb der Fassade. Kontrollieren Sie den Zustand der Dachrinnen regelmäßig. Defekte Dachrinnen können bei dieser Konstruktion den Gebäudekörper schwer schädigen.
- Schützen Sie das Haus zusätzlich an seiner Wetterseite.
- Bei geplanter Holzverschalung Holzelemente vertikal anordnen für einen besseren Wasserablauf.
- Hinterlüftung Holzfassaden großzügig bemessen.
Dachverlängerung – Dachüberstand nachrüsten
Eine Veränderung am Dach bedarf der Genehmigung der Bauaufsichtsbehörde. Je nach Region liegt der empfohlene Überstand zwischen 70 und 100 Zentimetern. Ältere Wohngebiete und Grundstücke sind tendenziell größer und somit auch die Freiheiten hinsichtlich des Dachüberstands. Bei Eigenheimen in Siedlungsstruktur wird der Dachüberstand stärker reglementiert.
TIPP
Nutzen Sie unseren kostenlosen Angebotsservice: Preise von Handwerkern vergleichen und bis zu 30 Prozent sparen
Voraussetzungen einer Dachverlängerung
Zustand des Tragwerks prüfen: Sind die tragenden Balken des Daches jetzt schon an ihrem Limit oder können sie bedenkenlos verlängert werden? Dachsparren tragen die Dachhaut von der Traufe zum First. Dachpfetten tragen die Sparren. Sie stützen waagerecht und liegen parallel zwischen der Traufe. Zur Begutachtung des Tragwerkes und der Berechnung weiterer Traglasten bedarf es eines Statikers. Sein Gutachten ist auch für das Genehmigungsverfahren notwendig. Ein Dachüberstand bringt über das Eigengewicht hinaus erhebliche Windlasten mit sich.
Aufwendiges Nachrüsten mit Unterbau
Häufig ist leider nicht eine einfache Verlängerung von Sparren und Pfetten aus statischen Gründen möglich und ein abstützender Unterbau erforderlich. Kosten und Nutzen sind dabei sorgfältig abzuwägen.
Fazit Dachüberstand
Ein Dachüberstand ist eine solide konstruktive Möglichkeit, um die Gebäudehülle vor Witterung, sowohl Niederschlag als auch starke Sonneneinstrahlung, zu schützen. Darüber hinaus bietet er weitere alltägliche Bequemlichkeiten für die Hausbewohner: Kaminholz an der Hauswand stapeln oder einfach die Schuhe vor der Tür stehen lassen können.
Das klingt als Vorteil profan, ist jedoch von täglichem Gebrauchswert. Wer die Möglichkeiten hat, sollte einen Dachüberstand realisieren. Das Nachrüsten mit notwendigem Unterbau ist aufwendig. Wer aufgrund baulicher Gegebenheiten auf einen Dachüberstand verzichten muss, kann in Kenntnis möglicher Schadensfolgen entsprechende Vorkehrungen treffen und diese abwenden. „Dach-Mauerwerk-bündig“ als architektonischer Bau-Trend hat in einem pragmatischen Diskurs wenig Bestand.
Streichen oder verkleiden: Die Gestaltung des Dachüberstands
Der Dachüberstand eines Hauses schützt die Fassade und Teile der Fenster vor Witterungseinflüssen wie Regen, Schnee und Sonne. Allerdings ist… weiterlesen