Gipskarton biegen: So kriegen Trockenbauwände die Kurve
Die Trockenbauweise ist wie geschaffen zum raschen Erstellen, Verändern und Erweitern nicht tragender Wände und funktioneller Konstruktionen, z. B. Dämmwände, Vorwandinstallationen, Akustikdecken oder Verkleidungen. Dabei ist es grundsätzlich auch möglich, die Gipskartonplatten zu biegen, um individuelle Einbauten, Wände mit Kurven, Torbögen oder Säulen zu gestalten.
Gebogene Gipskartonplatten werden sehr häufig im Ladenbau, bei der Hotel- und Restauranteinrichtung und für temporäre Raumlösungen bei Ausstellungen, Messen und anderem Veranstaltungen in größeren Hallen verwendet. Mit den richtigen Biegetechniken lässt sich das spröde Material erstaunlich gut verformen, etwa um geschwungene Tresen, Bars, Empfangs- oder Verkaufsschalter zu verkleiden, außergewöhnliche Präsentationsbereiche einzurichten oder Raumteiler dekorativ zu gestalten.
Gipskartonplatten können auf verschiedene Arten gebogen werden, um Kurven, Schwünge, Bögen, Wölbungen und andere gekrümmte Formen im Trockenbau mit minimalem Materialaufwand und Verschnitt umzusetzen:
- Flexible Gipskartonplatten verwenden
Viele Trockenbauhersteller bieten für gebogene Trockenbauwände und Verkleidungen spezielle Gipskartonplatten an, die aufgrund ihrer höheren Flexibilität leichter gebogen werden können, ohne zu brechen oder zu reißen. Die biegsamen Platten von Rigips heißen „Rigiflex“, die von Knauf „Knauf Flex“ und die von Fermacell „Biegewände“. Auf ihren Internetseiten erklären die Hersteller außerdem ihre Produkte und deren Anwendungsmöglichkeiten sehr gut; auch zum Thema „Gipskartonplatten biegen“ finden Sie dort Zahlen und Formeln, Praxistipps und Schritt-für-Schritt-Anleitungen.
- Gipskartonplatten mit der Biegematte biegen
Biegematten aus Aluminium oder Stahlblech eignen sich ebenfalls, um Gipskarton kontrolliert zu biegen. Die Matte wird auf die Unterseite der Gipskartonplatte gelegt und dann mit dieser zusammen gleichmäßig gebogen – ähnlich wie beim Herstellen einer Biskuit- oder Sushirolle mit Hilfe eines Küchentuchs bzw. einer Bambus-Rollmatte. Biegematten für Gipskartonplatten können auch mit einer beschichteten Oberfläche versehen sein, die eine gleichmäßigere Wärmeverteilung und bessere Handhabbarkeit gewährleistet.
- Heißbiegen von Gipskartonplatten
Durch Erhitzen, z. B. mit einem Heißluftgebläse oder Heizstrahler, lassen sich Gipskartonplatten biegsamermachen. Denn bei höherer Temperatur dehnen sich Gips und Papier aus, und die Verbindung der miteinander verpressten Materialien wird schwächer. Bei dieser Methode ist allerdings Vorsicht geboten, denn zu hohe Temperaturen können die Platte beschädigen oder zerstören.
Ist die Gipskartonplatte heiß genug, wird sie durch langsames, gleichmäßiges Biegen in die gewünschte Form gebracht. Am besten fixieren Sie dazu ein Ende, damit die Platte nicht verrutschen kann, und biegen das andere Ende mit beiden Händen oder mit Hilfe einer Rolle, Leiste oder Matte in die gewünschte Form. Arbeiten Sie langsam und gleichmäßig, um weder den Gipskern zu zerbrechen noch das Papier zu zerreißen. Nach dem Biegen muss die Gipskartonplatte in der neuen Form abkühlen. Nachdem sich das Material wieder verfestigt hat, bleibt die Biegung erhalten.
- Nassbiegen von Gipskartonplatten
Sie können Gipskartonplatten anfeuchten, um sie biegsamer zu machen. Dieses Vorgehen wird als „Nassbiegen“ bezeichnet und empfiehlt sich, wenn auf der Baustelle zwar Wasser, aber keine Wärmequelle verfügbar ist. Beim Nassbiegen wird die Biegsamkeit der Platten durch das Aufquellen des Materials erhöht. Auch bei dieser Methode muss die Platte anschließend in der gebogenen Form trocknen. Dabei erlangt das Material im besten Fall seine ursprüngliche Festigkeit zurück.
Nassbiegen ist weniger beliebt als Heißbiegen, weil es zeitaufwendiger und riskanter ist. Wird die Platte zu nass, kann sich die Kartonummantelung auflösen oder der Gipskern zerbröckeln. Kann sie nach dem Biegen nicht richtig durchtrocknen, besteht die Gefahr, dass das Wasser den Gips zerstört oder sich Schimmel bildet.
Neben der Feuchtigkeit gefährdet auch der Biegeprozess selbst die Stabilität und Integrität des Materials. Zu schnelles oder zu starkes Verbiegen können die Platte auf- oder durchbrechen lassen. Um beim Gipskartonbiegen möglichst wenig kaputtzumachen, arbeiten Sie langsam, bleiben sie geduldig und hören Sie auf Ihr Fingerspitzengefühl, um die Grenzen des Werkstücks bzw. seiner Biegsamkeit zu erkennen.
Wie errichte ich die Unterkonstruktion für eine gebogene Trockenbauwand?
Trockenbau-Hersteller wie Knauf und Rigips bieten neben geraden auch gebogene Trockenbauprofile an, die eigens für die Gestaltung von Rundungen im Trockenbau entwickelt wurden. Die speziellen Bogenprofile aus Stahl oder leichtem, stabilem Aluminium sind in verschiedenen Größen und Ausführungen erhältlich. Obwohl sie zur Beplankung mit biegsamen bzw. gebogenen Platten vorgesehen sind, können auch gerade Platten daran montiert werden, etwa um nahtlose Übergänge und stabile Verbindungen zwischen geraden und gebogenen Konstruktionen und Wandflächen zu schaffen.
Natürlich können Sie als Unterkonstruktion auch ein klassisches Ständerwerk aus Holz errichten, das u. a. durch geringere Ständerabstände oder zusätzliche Schienen an die gebogenen Platten angepasst werden kann. Für eine dauerhaft stabile Konstruktion ist es besonders wichtig, dass die Plattenstöße gut aufliegen und die Platten nach dem Befestigen nicht unter Spannung stehen.
Für gute Passung können Sie die Gipskartonplatten auch direkt auf die Unterkonstruktion biegen und jede an ihrem Platz abkühlen oder trocknen lassen. Ästhetische Mängel lassen sich im Nachhinein sehr gut durch Spachteln und Schleifen, Grundieren und Streichen, Putz, Tapete oder die kreative Wandgestaltung ihrer Wahl kaschieren.
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Gipskartonplatten bieten im Trockenbau entscheidende Vorteile, denn sie lassen sich vielseitig einsetzen und leicht verarbeiten. Die Platten sind im Baumarkt… weiterlesen