Es gibt verschiedene Arten von Trockenbauplatten; die gängigsten sind Gipskarton- und Gipsfaserplatten. Gipskartonplatten werden nach ihrem bekanntesten Hersteller oft „Rigipsplatten“ genannt, Gipsfaserplatten aus demselben Grund „Fermacellplatten“. Allerdings stellen beide Hersteller (und andere renommierte Firmen wie z. B. Knauf) nicht nur eine Plattensorte, sondern Trockenbauplatten in mehreren Arten und Größen sowie zahlreiche weitere Trockenbauelemente her – von Profilen und Montageelementen für die Unterkonstruktion über Armierungen, Dichtungen und Spachtelmasse bis hin zu speziellen Trockenbautüren.
Jeder gute Systemhersteller bietet außerdem auch passende Grundierungen für seine Bauplatten an. Sie haben also sehr gute Chancen, im Sortiment des Baumarkts oder Baustoffhändlers Ihres Vertrauens alles zu finden, was Sie brauchen, um Ihre Trockenbauplatten zu grundieren. Aber muss die Grundierung wirklich sein?

Wann brauchen Trockenbauplatten eine Grundierung?
Eine Grundierung ist im Trockenbau immer dann notwendig bzw. empfehlenswert, wenn eine neue Beschichtung auf eine frisch verspachtelte Trockenbauwand oder -decke aufgetragen werden soll. Manche Trockenbauplatten stellen für Farbe, Tapete oder Verputz generell schwierige Untergründe dar, z. B. OSB-Platten, auf deren glatter Oberfläche weder Tapetenkleister noch Farbe oder Putz gut haften. Aber auch Gips- und Gipskartonplatten, deren Oberfläche sich mit nahezu jeder Beschichtung gut verträgt, sind nicht unproblematisch. Denn durch das Verspachteln der Fugen und Anschlüsse entsteht ein ungleichmäßig saugender Untergrund, d. h. Beschichtungen können nicht überall gleich gut auftrocknen und haften.
Bei verspachtelten Gipskartonplatten ohne Grundierung ist der Karton (die Ummantelung des Gipskerns) wesentlich saugfähiger als die Spachtelmasse. Das sorgt dafür, dass die Farbe direkt auf der Trockenbauplatte anders trocknet, deckt und später das Licht reflektiert als auf den Spachtelstellen. So entstehen Bereiche, in denen die Farbe stumpfer und matter wirkt, was bedeutet, dass Sie nach dem Streichen – und selbst wenn Sie perfekt gespachtelt und geschliffen haben – häufig immer noch sehen, dass die Wand aus Platten gemacht ist und wo die Fugen, Schrauben etc. liegen. Schon um dieses Problem zu vermeiden, lohnt sich das Grundieren. Außerdem können Sie damit Farbe sparen: Wenn Sie eine farbige (weiße) Grundierung verwenden oder mit verdünnter Farbe grundieren (vorstreichen), brauchen Sie für den Deckanstrich oft nur noch einen Farbauftrag. Erstens, weil keine dunkleren Bereiche mehr durchschimmern und zweitens, weil nicht so viel Farbe „in der Wand verschwinden“ kann.
Wollen Sie eine Gipskartonwand tapezieren, sorgt die Grundierung dafür, dass der Tapetenkleister gleichmäßig trocknen kann. So spannen sich Papiertapeten wie die klassische Raufaser beim Trocknen besser auf die Wand. Ein weiteres Argument für die Grundierung ist, dass sich sowohl Papier- als auch Vliestapeten von grundierten Trockenbauplatten besser wieder entfernen lassen. Ohne Grundierung neigen insbesondere Papiertapete und Gipskarton dazu, sich unlösbar miteinander zu verbinden – Papier, Kleister und Pappe werden beim Tapezieren praktisch eine Einheit. Diesen Effekt haben Sie bei Vliestapeten wegen der anderen Tapetenbasis zwar nicht, aber das vielbeworbene „trockene Abziehen“ des Vlieses funktioniert ebenfalls am besten, wenn der Untergrund vor dem Tapezieren grundiert wurde.

Trockenbau tapezieren
Trockenbau tapezieren – so gehen Sie vor Wenn Sie eine neue Trockenbauwand errichtet haben, machen die nackten Gipskartonplatten meist optisch… weiterlesen

Welche Grundierung für welche Trockenbauplatten?
Verschiedene Grundierungen wie Tiefgrund oder Haftgrund erfüllen jeweils spezifische Zwecke und dürfen daher nicht verwechselt werden. Sie klar auseinanderzuhalten, ist für Laien oft nicht einfach. So soll ja z. B. Tiefgrund ebenfalls die Haftung verbessern. Oder man steht vor dem Baumarktregal und weiß nicht, ob und wie sich Primer von Grundierungen oder Haftbrücken von Haftvermittlern unterscheiden. Um sich von den vielen Bezeichnungen nicht verwirren zu lassen, lesen Sie auf dem Gebinde oder im Datenblatt nach, für welche Untergründe und Weiterbeschichtungen das Produkt gedacht ist, oder lassen Sie sich von einem Profi beraten.

Hier sind die wichtigsten Eigenschaften und Unterschiede:
Haftgrund ist zur Verwendung auf nicht oder schwach saugenden Untergründen wie Beton, Gussasphalt, OSB-Platten oder Trockenbauplatten geeignet, die bereits mit einer glatten, wasserabweisenden oder wasserdichten Beschichtung versehen sind.
Spezielle Primer, Haftbrücken und Haftvermittler bilden eine neue Schicht zwischen Materialien, die sich von Natur aus nicht so gut (oder gar nicht) vertragen. Sie vermitteln zwischen diesen Stoffen, sodass es zu keinen unerwünschten Reaktionen kommt, und ermöglichen so z. B. auch das Verputzen von Styropor oder Fliesen.
Tiefengrund oder Tiefgrund wird auf ungleichmäßig oder stark saugenden Untergründen verwendet, etwa auf Gips, Zement, Kalkputz und Gipskartonplatten. Er dringt tief in die Wand ein, verfestigt trockene und spröde Untergründe, sorgt für gleichmäßige Saugeigenschaften und verbessert so die Haftung neuer Beläge. Tiefgrund ist üblicherweise eine wasserbasierte Kunststoffdispersion, die transparent sein oder Farbpigmente enthalten kann. Wie Dispersionsfarbe bildet Tiefgrund daher beim Trocknen einen Kunststofffilm auf der Oberfläche. Dieser sollte jedoch nicht zu dick oder glänzend werden; die grundierten Trockenbauplatten sollten immer noch saugend und nicht komplett versiegelt sein.
Sperrgrund oder Isoliergrund wird vor dem Streichen oder Tapezieren aufgetragen, um ein Durchscheinen von Flecken und Vergilbungen zu verhindern. Er kann auf allen bauüblichen Untergründen, auch auf Trockenbauplatten, verwendet werden. Oft kommen Sperrfarben und Sperrgrundierungen beim Renovieren von Raucherwohnungen, fettigen Küchenwänden oder Wänden mit Rußflecken zum Einsatz. Produkte, die explizit zur Verwendung vor dem Verputzen gedacht sind, werden auch als Putzgrund bezeichnet. Dieser soll die Haftung des frischen Putzes begünstigen und verhindern, dass Flecken durchschlagen.
Für besonders schwierige Untergründe wie Kunststoff oder Edelstahl sind 2-Komponenten Grundierungen auf Basis von Kunstharzen wie Epoxidharz erhältlich. Damit lassen sich auch rissige Untergründe vorbehandeln und haftfähig für verschiedene Beschichtungen machen. Ein weiterer Spezialfall sind Anti-Schimmel-Grundierungen, die z. B. nach Schimmelsanierungen verwendet werden, um z. B. im Badezimmer neue Schimmelbildung zu verhindern.
Gerade Trockenbauplatten, die zusätzliche Funktionen mitbringen sollen (z. B. Wärmedämmung), benötigen oft spezielle Grundierungen oder Haftvermittler. Ein Beispiel dafür sind Spezialgrundierungen für Styroporplatten, die nach wie vor gern als günstige Innendämmung an die Wände geklebt werden. Dagegen sind mineralische Dämmplatten, etwa Trockenbauplatten aus Kalziumsilikat, als Untergrund meist unkompliziert und können einfach so verputzt oder gestrichen werden.

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Trockenbauplatten grundieren Schritt für Schritt
Tiefgrund im Trockenbau ist ein echter Allrounder und wird zum Grundieren von Rigipswänden, Gipsfaserplatten im Dachgeschoss oder Abhängdecken gern und großzügig verwendet. Er ist leicht zu verarbeiten und sorgt für gleichmäßige Saugeigenschaften, sowohl auf gespachtelten und ungespachtelten Trockenbau-Flächen als auch auf den Anschlusswänden. So können Farbe, Tapete oder Putz gleichmäßig trocknen und Sie erzielen optimale Haftungs- und Deckeigenschaften.
Hier lesen Sie, wie Sie Gipskarton- und Gipsfaser-Trockenbauplatten richtig mit Tiefgrund grundieren:
- Prüfung des Untergrunds
Streichen Sie mit der Hand über die fertige (gespachtelte und geschliffene) Trockenbauwand. Falls Schleifstaub auf Ihrer Hand zurückbleibt, saugen oder bürsten Sie die Trockenbauplatten vor dem Grundieren noch einmal gründlich ab. Die Oberfläche muss sauber, trocken und fettfrei sein.

- Tiefgrund ggf. verdünnen
Tiefgrund zum Grundieren von Trockenbauwänden kann vor dem Auftragen mit Wasser verdünnt werden. Sogar ein Verdünnungsverhältnis von 1:1 (halb Tiefgrund, halb Wasser) ist bei stark saugenden Gipsplatten in aller Regel unproblematisch. Zum Verdünnen schütten Sie zuerst die berechnete Wassermenge in einen sauberen Eimer, geben dann den Tiefgrund dazu und rühren alles gut um, ohne Schaum zu schlagen.Zur Sicherheit – und weil es so viele Grundierungen gibt – halten Sie sich jedoch auch beim Verdünnen vor allem an die Herstelleranweisungen. Oft werden auf dem Etikett, Gebinde oder im technischen Datenblatt auch empfohlene Verdünnungsverhältnisse für verschiedene Untergründe (z. B. Gipskarton-Trockenbauplatten) angegeben.

- Trockenbauplatten grundieren
Tragen Sie den Tiefgrund mit Pinsel, Rolle oder Bürste auf. Arbeiten Sie dabei im Kreuzgang, also abwechselnd vertikal und horizontal. Zuerst tragen Sie die Grundierung in vertikalen Bahnen auf, dann rollen Sie horizontal über die frisch gestrichene Fläche, um das Material gleichmäßig zu verteilen. Arbeiten Sie „nass in nass“ und überlappend, um keine Stelle zu vergessen. Anschließend lassen Sie den Tiefengrund laut Herstelleranweisungen trocknen.

- Trockenbauplatten weiterbeschichten
Nach einigen Stunden (Herstelleranweisungen beachten) ist die grundierte Trockenbaukonstruktion durchgetrocknet und kann mit jeder gängigen Wandfarbe gestrichen werden. Alternativ können Sie die Trockenbauwand tapezieren, mit Rollputz gestalten oder einen Innenputz Ihrer Wahl auftragen.


Grundierungsarten und ihre Vor- und Nachteile
Mit der richtigen Grundierung oder Zwischenschicht können Sie praktisch jede Beschichtung auf jeden Untergrund aufbringen. Lesen Sie im Folgenden, wann… weiterlesen