Lacke – Beratung: Acryllack, Alkydharzlack, PUR-Lack, Epoxidharzlack, Nitrolack und andere Lackarten
Lacke dienen sowohl dem Schutz als auch der Verschönerung von Oberflächen. Dekorative Anstriche und Schutzlackierungen werden häufig mehrschichtig aufgebaut. Man spricht dann auch von einem Lacksystem, das z. B. aus einer Grundierung, einer Schicht Spachtelmasse, einem Farb- bzw. Decklack und einem Klarlack bestehen kann.
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Die meisten Lackhersteller bieten zum optimalen Aufbau von Lacksystemen unterschiedliche Produkte und aufeinander abgestimmte Produktlinien an. So können gewerbliche Kunden wie Malerbetriebe und Lackierereien, aber auch Heimwerker und Hobbylackierer alles für den gewünschten Lackaufbau aus einer Hand beziehen. Etwa Grundierungen, Haftvermittler oder Primer; das sind dünnflüssige Beschichtungen, die die Haftung des Lacks bzw. dessen Verbindung mit dem Untergrund verbessern. Dazu gibt es Füller und Spachtelmassen, die zum Reparieren von Lackschäden, Ausgleich von Unebenheiten und Modellieren der Oberfläche vor dem Auftragen des Sichtlacks verwendet werden.
Wie unterscheiden sich verschiedene Lackarten voneinander?
Die Unterscheidung verschiedener Lackarten ist auf mehrere Arten möglich. Besonders gut zu merken und nachzuvollziehen ist die Einteilung nach den eingesetzten Bindemitteln. Denn wie bei anderen Beschichtungsstoffen, z. B. Farben und Putzen, ist auch bei den Lacken das Bindemittel, z. B. Kunstharz oder Acryl, namensgebend und bestimmt die Eigenschaften der Lackart wesentlich mit. Aus diesem Grund haben wir die Lacke in diesem Ratgeber nach ihren Bindemitteln sortiert.
Vielfach werden Lacke darüber hinaus nach ihren Anwendungsbereichen benannt, z. B. Fahrzeuglack, Klavierlack, Fensterlack, Siegellack oder Nagellack. Auch Funktionen oder besondere Eigenschaften können im Namen des Lacks auftauchen:
- Spannlacke spannen Gewebe oder Papier beim Trocknen und dienen so der Imprägnierung oder Festigung des Untergrunds.
- Einbrennlacke wie Ofen-, Feuer- oder Motorlack halten auch großer Hitze stand und werden nach dem Auftrag durch kontrolliertes Erhitzen und „Einbrennen“ stabilisiert; erst danach ist der Lack richtig fertig und bereit für seine Aufgabe.
- Tauchlacke heißen so, weil ihre Zusammensetzung und Konsistenz ideal zum Eintauchen des Werkstücks ist; sie werden bei speziellen elektrochemischen Lackierverfahren verwendet.
- Effektlacke bilden besondere Oberflächen, etwa die charakteristischen Dellen beim Hammerschlaglack, Glitzer oder Metalliceffekte. Andere Effektlacke erzeugen changierende Oberflächen oder „Flops“, bei denen sich je nach Beleuchtung oder Blickrichtung der Farbton oder die Helligkeit des Lacks verändern.
Auch tierische Bestandteile wie Schellack (die Ausscheidungen einer Läuseart) können zu Lack verarbeitet werden. Ölfarben, denen zusätzlich Harze beigemischt sind, werden als Lackfirnis angeboten. Lasuren sind Lacke, deren Pigmentanteil so gering ist, dass der Untergrund nach dem Lackieren durchscheint. Besonders beliebt ist das Lasieren von Holz, weil es die Maserung sehr schön zur Geltung bringt.
Die meistverwendeten Lackarten im Überblick
- Kunstharzlack, Alkydharzlack
Wenn von Kunstharzlack die Rede ist, ist normalerweise Alkydharzlack gemeint. Wie der Name sagt, ist das Bindemittel Kunstharz – Alkydharz ist ein künstlich hergestelltes Harz.
Die ersten Lacke waren Öl- und Naturharzlacke, die aus natürlichen Harzen wie Kolophonium oder Pflanzenölen hergestellt wurden. Moderne Kunstharz- und Alkydharzlacke mit synthetischem Bindemittel stellen eine Weiterentwicklung der Naturharzlacke dar. Die ersten Alkydharzlacke kamen in den 1930er Jahren auf den Markt; sie trockneten schneller und bildeten bessere Lackfilme als ihre Vorgänger.
Alkydharzlacke können für nahezu alle Oberflächen wie Holz, Metall, Kunststoff, Glas und Stein im Innen- oder Außenbereich verwendet werden. Sie haften und decken sehr gut, der Verlauf auf der Oberfläche ist schön gleichmäßig, und der trockene Lack ist schlag-, stoß-, wasch- und scheuerfest. Kunstharzlacke lassen sich mit dem Pinsel, der Rolle oder dem Sprühgerät aufbringen, sind in allen Glanzgraden erhältlich und ergeben besonders glatte, haltbare, und strapazierfähige Oberflächen. Nach wie vor werden rund 90 % aller gewerblichen und professionellen Lackierarbeiten mit Alkydharzlacken ausgeführt, die es auch als extrem belastbare High-Solid-Lacke gibt.
Wegen des hohen Anteils flüchtiger und giftiger Lösemittel sind viele Kunstharzlacke gefährlich für die Umwelt und die Gesundheit. Beim Verarbeiten sind Schutzmaßnahmen wie Haut- und Atemschutz erforderlich.
Alternativ zu den herkömmlichen Varianten gibt es inzwischen auch wasserlösliche, aromatenfreie Alkydharzlacke, die weniger Schadstoffe enthalten und von denen kein scharfer Lösemittelgeruch ausgeht. Sie sind besser für Allergiker und geeignet für das umweltfreundliche, wohngesunde Bauen und Renovieren.
- Acryllack, Dispersionslack, Wasserlack
Wasserverdünnbare Acryllacke sind besonders gut geeignet für Heimwerker, die umweltschonend lackieren wollen. Als Bindemittel dienen hier Polyacrylate bzw. Kunststoffdispersionen, in denen polymerisierte Ester der Acrylsäure ultrafein in Wasser verteilt und gelöst sind. Allerdings dürfen auch die Wasserlacke einen kleinen Anteil (bis zu 10 %) der umwelt- und gesundheitsgefährlichen, flüchtigen organischen Lösungsmittel enthalten. Schadstoffarme Acryllacke für den Außen- oder Innenbereich sind am Blauen Umweltengel des Umweltbundesamts zu erkennen.
Dispersionslacke ergeben glatte und haltbare Oberflächen und vertragen sich mit den meisten Untergründen. Sie sind in vielen Varianten für verschiedene Anwendungsbereiche und Zwecke erhältlich und ideal für alle, die umweltschonend lackieren möchten. Es gibt sie in zahlreichen Farben, allerdings bleiben sie im Hochglanzbereich hinter den Kunstharzlacken zurück. Dafür sind die Weißlacke aufgrund der Lackzusammensetzung vergilbungsfrei.
Die Verarbeitung ist unkomplizierter als bei den herkömmlichen Kunstharzlacken, weil Acryllacke geruchsarm sind und beim Lackieren und Trocknen weit weniger schädliche Stoffe ausdünsten. Zudem können die Werkzeuge und Hände mit Wasser gereinigt werden, was ebenfalls Gesundheit und Umwelt schont.
- Nitrocelluloselack, Nitrolack
Nitrocellulose ist der umgangssprachliche Name für Cellulosenitrat. Dieses Bindemittel natürlichen Ursprungs wird schon seit über 150 Jahren für Lackierarbeiten verwendet. Es kann in verschiedenen Lösemitteln verwendet werden, eins der ersten war Ethylacetat. Jahrzehntelang wurden Nitrolacke für widerstandsfähige und brillante Fahrzeuglackierungen verwendet. Nach der Entwicklung der ersten Alkydharzlacke in den 1930er Jahren mischte man die neuen Kunstharzlacke mit Nitrocelluloselacken und erhielt so sehr beständige und vielseitige Lacke für Holz, Metall und Gewebe. Heute werden Nitrolacke unter anderem als Metall- und Möbellacke, Lederlack, Folienlack, Textil- und Nagellack verwendet. - Epoxidharzlack
Epoxidharzlacke werden oft als 2K-Lack oder 2K-System angeboten. Sie trocknen schnell und müssen daher zügig verarbeitet werden. Epoxidharzlacke werden unter anderem als Schutzlacke im Boots- und Fahrzeugbau, als Einbrennlacke (in Verbindung mit Aminoharzen) und zur Beschichtung und Versiegelung von Holzböden, Industrieböden und Betonflächen verwendet. Eine bekannte Technik ist auch das Eingießen von Schaugegenständen in transparentes Epoxidharz, das beim Trocknen zu einem glasklaren Block aushärtet. - PUR-Lack, Polyurethanlack
PUR-Lacke gehören wie Epoxidharzlacke zu den sogenannten Reaktionslacken. Bei diesen Lacken, die als 1K und 2K-Reaktionslack erhältlich sind, reagieren die Komponenten nach dem Lackieren miteinander oder mit der Luft. Polyurethan-(PUR)-Lacke ergeben sehr widerstandsfähige, harte und belastbare Oberflächen und werden unter anderem für Fahrzeuglackierungen und zum Versiegeln von Holzfußböden, Treppen, Möbeln und Arbeitsflächen verwendet. Viele hoch strapazierfähige, schlag- und kratzfeste High-Solid-Lacke sind PUR-Lacke.Neben lösemittelhaltigen Varianten, die aufgrund ihres hohen Lösemittelgehalts gesundheits- und umweltgefährlich sind, gibt es auch wasserbasierte PUR-Lackeund wasserlösliche polyurethanverstärkte Acryllacke (PU-Acryllack).
Wie entsteht der Lackfilm auf der Oberfläche?
Außer dem Bindemittel enthält ein streich- oder sprühfertiger Lack noch Lösungs- oder Lösemittel (auch Wasser gehört zu den Lösemitteln) und je nach Art und Funktion verschiedene Zusatzstoffe, z. B. Füllstoffe, Konservierungsmittel und Farbpigmente. Klarlacke enthalten keine Pigmente und sind daher transparent.
Beim Trocknen des Lacks verdunsten die Lösemittel. Die nicht flüchtigen Bestandteile, die darin gelöst oder fein verteilt sind – Bindemittel, Öle oder Harze, Farbpigmente, Füllstoffe und Zusatzstoffe – nähern sich dadurch immer mehr einander an, bis sie miteinander verkleben, sich vernetzen oder verhaken. Schließlich bleiben sie als glatter, glänzender oder matter Lackfilm auf der Oberfläche haften. Auch mit dem Untergrund gehen sie dabei eine Verbindung ein, die nach dem Trocknen nicht mehr einfach gelöst werden kann. Die Trocknung ist irreversibel.
Die Eigenschaften des Lackfilms, etwa seine Härte oder der Glanzgrad, ergeben sich auch aus der Art und Menge des „klebrigen“ Bindemittels und des Lösemittels, in dem dieses gelöst und verteilt ist.
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Halten Wasserlacke schlechter als lösemittelhaltige Lacke?
Nicht nur die Bindemittel, sondern auch die flüchtigen Lösemittel (z. B. Terpentin), die in vielen Lacken enthalten sind, sind fast immer organischen Ursprungs. Weil aber viele dieser flüchtigen organischen Verbindungen (abgekürzt VOC, engl. volatile organic compounds) brandgefährlich und giftig für Mensch und Umwelt sind, setzen die Lackhersteller zunehmend auf lösemittelreduzierte oder lösemittelfreie Systeme wie Wasserlacke oder Pulverlacke.
Wasserlösliche Lacke haben – leider teilweise zu Recht – den Ruf, schlechter zu haften. Doch obwohl auch viele gewerbliche Lackierer die Haftungseigenschaften lösemittelhaltiger Alkydharz-, Epoxidharz- oder Nitrolacke immer noch für unübertroffen halten, konnten die schadstoffarmen Systeme in puncto Haftung und Vielseitigkeit mittlerweile gleichziehen. So werden heute selbst hochbelastbare Fahrzeuglackierungen in aller Regel mit wasserbasierten Lacksystemen ausgeführt; die früheren Nitrolackierungen mit ihrer unvergleichlichen Tiefenwirkung sind nur noch bei Oldtimern zu finden.
Heute gibt es eine Vielzahl wasserbasierter Lacke. Neben den klassischen wasserlöslichen Acryllacken und Dispersionslacken stehen auch Kunstharz- und Alkydharzlacke auf Wasserbasis zur Verfügung, so dass Sie diese bestens bewährten Bindemittel und Filmbildner nicht mehr nur mit gefährlichen und umweltschädlichen Lösungsmitteln zusammen bekommen. Schadstoffarme Lacke, die mit dem Blauen Umweltengel gekennzeichnet sind, sind unter anderem für den Innen- und Wohnbereich empfehlenswert.
Woran liegt es, wenn der Lack nicht hält?
Damit der Lack auf dem Untergrund eine stabile Schicht bilden kann, muss die Oberfläche sauber, fett- und staubfrei, stabil und tragfähig sein. Je stärker die lackierte Fläche später beansprucht wird, etwa durch Witterung oder mechanische Belastungen, desto gewissenhafter muss der Untergrund gesäubert und vorbereitet werden. Wenn der Lack nicht hält, Risse bekommt, Blasen wirft, abblättert oder sich flächig ablöst, liegt das fast immer an unzureichender Vorbereitung, etwa mangelnder Entrostung oder Entfettung oder fehlender bzw. falscher Grundierung.
Das Grundieren wird beim Lackieren oft unterschätzt, doch bei vielen Lackierarbeiten, etwa dem Lackieren von Kunststoffen, sorgt erst die passende Grundierung, z. B. ein Haftgrund oder Haftvermittler, dafür, dass ein stabiler Verbund zwischen Untergrund und Lack überhaupt möglich ist. Weitere wichtige Erfolgsfaktoren beim Lackieren sind die richtige Technik, die richtige Verarbeitungstemperatur und das Einhalten der vorgegebenen Trocknungszeiten. Die entsprechenden Herstellerangaben sind auf dem Gebinde des Lacks und im technischen Datenblatt nachzulesen. Werden sie gewissenhaft befolgt, lassen sich damit schon viele gängige Lackierfehler verhindern.
Lacke zum Sprühen sind dünnflüssiger als Streichlacke, damit sie sich fein vernebeln lassen und durch die engen Düsen der Spraydose oder des Sprühgeräts passen. Darum sind beim Lackieren mit Sprühlacken oft mehrere Aufträge nötig, bis die gewünschte Deckung erreicht wird. Die Trockenzeiten werden beim Lacksprühen oft unterschätzt. Zwar sind sie wegen des höheren Lösemittelanteils tatsächlich kürzer, doch auch wenn der Lack kurz nach dem Aufsprühen schon trocken aussieht, sollten Sie vor dem nächsten Auftrag die vom Hersteller angegebene Trockenzeit abwarten.
Unterschied zwischen 1K- und 2K-Lacken, Einschicht- und Mehrschichtlackierungen
Bei 1K- oder Einkomponentenlacken ist das Bindemittel (bei modernen 1K-Systemen üblicherweise Polymere bzw. eine Kunststoffdispersion) im Lösemittel oder einer wässriger Lösung gelöst, so dass ein streich- oder sprühfertiger Lack entsteht. Bei 2K- oder Zweikomponentenlacken muss der Härter kurz vor dem Verarbeiten noch zur zweiten Komponente des Bindemittels (z. B. Kunstharz) hinzugefügt werden. Das geschieht entweder durch Einrühren oder – bei 2K-Sprühlacken – durch automatisches Zerstören der innenliegenden Trennschicht beim Öffnen der Spraydose.
Oft werden Ein- oder Zweikomponentensysteme mit Ein- oder Mehrschichtsystemen verwechselt. Tatsächlich hat das eine mit dem anderen aber nichts zu tun. Sowohl 1K- als auch 2K-Lacke können ein- oder mehrschichtig aufgetragen werden. Mehrschicht-Lacksysteme können auch aus einem Grund- oder Basislack und einem dazu passenden Deck- oder Klarlack bestehen, die dann zusammen eine besonders robuste, funktionelle oder schöne Oberfläche ergeben.
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