Glasfasertapete ist eine spezielle Tapete, die aufgrund ihres Aufbaus und ihrer besonderen Oberfläche sehr robust, reißfest und damit besonders langlebig ist. Auf der anderen Seite ist Glasfasertapete allerdings auch besonders hochpreisig und stellt bei der Verarbeitung besondere Anforderungen. Warum und in welchen Situationen es sich dennoch lohnen kann, Glasfasertapete als Wandverkleidung einzusetzen und was Sie beim Tapezieren, Streichen und Entfernen von Glasfasergewebe beachten müssen, stellen wir Ihnen in diesem Artikel vor.
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Was genau ist Glasfasertapete?
Eine Glasfasertapete (auch als Glasdekogewebe oder Glasgewebetapete bezeichnet) ist ein strukturierter Wandbelag aus Glasfaser. Sie besteht aus Glas, das in geschmolzenem Zustand in dünne Fäden gezogen wird, die dann miteinander zu einem Glasgewebe verwoben werden. Durch die Zugabe von Stärkeprodukten und einer Appretur erreicht das tuchartige Glasgewebe eine hohe Festigkeit und Formstabilität.
Je nach Herstellverfahren und Appretur des Gewebes weist Glasfasertapete eine glatte Oberfläche oder regelmäßige Struktur auf. Für die Verarbeitung mit Tapeziermaschinen gibt es spezielle Glasfasertapeten. Auch selbstklebende Varianten sind erhältlich, bei denen Sie die Wände und Decken vorher nicht mit Klebstoff bestreichen müssen.
Glasfasertapeten haben gegenüber anderen Tapetenarten verschiedene Vorteile:
- Hohe Strapazierfähigkeit: Glasfasertapeten sind stärker als andere Wandbeläge mechanisch belastbar, strapazierfähiger und damit besonders langlebig. Das macht Glasfasertapeten zu einer optimalen Wandverkleidung für stark frequentierte Räumlichkeiten, etwa in öffentlichen Gebäuden. Verschmutzungen lassen sich von der Glasfaser einfach entfernen, da das Material relativ unempfindlich gegenüber mechanischen und chemischen Einwirkungen ist.
- Brandhemmend: Glasfasertapete ist schwer entflammbar (B1 nach DIN 4102-1), ohne dass hierfür brandhemmende, giftige Zusatzstoffe beigemischt werden müssen. So entstehen selbst bei starker Hitzeeinwirkung keine giftigen Gase.
- Überstreichbar: Glasfasertapete lässt sich problemlos auch vielfach überstreichen und damit immer wieder farblich neu gestalten.
- Langlebigkeit: Glasfasertapeten sind widerstandsfähig gegenüber Nässe und Temperaturschwankungen, verrottungsfest und damit im Vergleich zu anderen Materialien besonders langlebig. Sie sind weniger anfällig für Fußtritte und andere mechanische Belastungen und vertragen auch viel mehr Spannung und Bauteilbewegungen, ohne zu reißen. Aus diesem Grund werden auch viele Räume in ausgebauten Dachböden bzw. holzkonstruierten Dachstühlen, die sich naturgemäß viel bewegen, mit Glasfasertapete tapeziert.
- Schimmelresistent: Das Glasgewebe ist wasserdicht und bietet, sofern die Glasfasertapete nicht mit organischen (kunststoffhaltigen) Farben überstrichen und die Oberfläche sauber ist, keinen Nährboden für Schimmel oder Algen.
- Dimensionsstabil: Wie Vliestapeten können sich Glasfasertapeten nicht verziehen, d. h. sie saugen sich nicht mit Kleber voll, dehnen sich durch Kontakt mit Feuchtigkeit nicht aus und schrumpfen daher auch nicht beim Trocknen. Die Tapetenbahnen können also exakt auf Stoß geklebt werden; sitzen sie einmal richtig, tun sie das auch weiterhin.
Ein Nachteil von Glasfasertapete ist, dass sie wasserdicht bzw. nicht dampfdurchlässig ist. Das Glasgewebe kann keine Feuchtigkeit aufnehmen, speichern und wieder abgeben und daher nicht bei der Regulierung der Raumluftfeuchtigkeit bzw. des Wohnklimas helfen.
Ein weiterer Nachteil ist für viele der lösemittel- bzw. schadstoffhaltige Dispersionskleber, der zum Tapezieren von Glasfasertapete verwendet wird. Er kann während der Verarbeitung Allergien auslösen und Kopfschmerzen, Übelkeit sowie andere Beschwerden verursachen. Nach dem Tapezieren, Trocknen und Überstreichen sollte der Kleber jedoch sicher unter der Tapete „eingesperrt“ sein und keine Schadstoffe mehr in den Raum ausdünsten.
Was kostet Glasfasertapete?
Glasfasertapete ist in aller Regel deutlich teurer als andere Tapetenarten. Der Preis für gängige Glasfasertapeten liegt zwischen 20 und 35 Euro pro Rolle, was im Vergleich zu anderen Tapetenarten relativ hoch ist. Trotz des höheren Anschaffungspreises sind Glasfasertapeten jedoch eine sinnvolle Investition für stark beanspruchte Bereiche wie Treppenhäuser, Kinderzimmer, Küche oder Bad, weil sie hier eine robuste, strapazierfähige und abwaschbare Wandverkleidung bieten, die bei richtiger Verarbeitung bzw. Verklebung auch zuverlässig verhindert, dass Kondens- oder Spritzwasser durch die Tapete und in die Wand gelangen.
Wegen ihrer Stabilität lohnen Glasfasertapeten besonders auf lange Sicht, weil sie eine lange Lebensdauer haben und kaum je aufgrund von Verschleiß oder Altersschäden ausgetauscht werden müssen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass sich eine Glasfasertapete nicht lohnt, wenn Sie oft und gern die Tapete wechseln.
Glasfasertapete ist übrigens nicht das Gleiche wie Glasvlies, obwohl die beiden Namen oft synonym verwendet werden. Mehr über die Unterschiede lesen Sie in diesem Artikel über Maler- und Renoviervliese.
Glasfasertapete tapezieren
Vorbereitung: Der Untergrund sollte frei von alten Tapetenresten, tragfähig, glatt, sauber und trocken sein. Gleichen Sie Unebenheiten durch Spachteln und ggf. Schleifen aus und fangen Sie mit dem Tapezieren erst an, wenn alle feuchten Komponenten wie Spachtelmasse komplett durchgetrocknet sind.
Grundierung: Bei stark sandenden oder unterschiedlich saugenden Untergründen hilft eine geeignete Grundierung (z. B. Tiefgrund), den Untergrund zu vereinheitlichen und dem Tapetenkleber ideale Haftbedingungen zu bieten.
Zuschneiden der Bahnen: Am besten schneiden Sie die Bahnen der Glasfasertapete mit einer Schere zu. Tragen Sie dabei Handschuhe, Augen- und ggf. auch Atemschutz, um sich vor den feinen Glasfasern zu schützen.
Achten Sie darauf, die Bahnen exakt zuzuschneiden, um den „Reißverschlusseffekt“ zu verhindern. Dieser Effekt tritt auf, wenn gemusterte oder strukturierte Glasfasertapete nicht präzise zugeschnitten werden, die Bahnen beim Trocknen nicht gleichmäßig anliegen und kleine Lücken entstehen, die einem geöffneten Reißverschluss ähneln. Bei glatten Tapeten ist das Risiko solcher „Reißverschlüsse“ deutlich geringer.
Anbringen der Tapete: Zuerst wird der Glasgewebekleber mit einer Rolle oder mittels Spritzverfahren aufgetragen und dann die Glasfasertapete in das Kleberbett eingelegt. Bereiten Sie immer nur einen Teil der Fläche vor, um zu verhindern, dass der Kleber vorzeitig antrocknet.
Wenn Sie auch die Decke tapezieren, fangen Sie mit der Decke an. Um die erste Bahn präzise auszurichten, zeichnen Sie (ggf. mit Schlagschnur, Wasserwaage, Laser o. Ä.) eine Linie, die im Abstand von 95 cm parallel zur Wand verläuft. Nach dem Auftragen des Tapetenklebers legen Sie die erste Deckenbahn so an der Linie an, dass sie sowohl an der Langseite als auch an den kurzen Seiten rund 5 cm überlappt. Die Wand wird nicht mit Kleber bestrichen; den Überstand schneiden Sie stattdessen sauber ab und können dann alle weiteren Deckenbahnen an der ersten ausrichten.
Legen Sie die Tapetenbahnen von Hand auf und drücken Sie sie blasenfrei mit einer Andruckrolle oder einem Tapezierspachtel an. Am besten arbeiten Sie zu zweit, um möglichst wenig korrigieren zu müssen. Entsteht doch einmal eine Blase, können Sie diese meist durch Einschneiden mit dem Cuttermesser und anschließendes Ausstreichen/Ausrollen verschwinden lassen.
Um Fensterlaibungen und andere Problemstellen sauber zu tapezieren, können Sie sich in diesem Artikel zum Tapezieren schwieriger Stellen Infos und Praxistipps holen.
Abschlussarbeiten: Versäubern bzw. entfernen Sie Überstände mit Lineal/Tapezierspachtel und Cuttermesser. Warten Sie anschließend 8-24 Stunden (entsprechende Herstellerhinweise beachten!), bis die Glasgewebetapete bzw. der Kleber durchgetrocknet ist. Falls gewünscht, tragen Sie anschließend den Grund- oder Farbanstrich Ihrer Wahl auf und lassen Sie ihn gemäß den Herstellerangaben trocknen.
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Glasfasertapete überstreichen
Um Glasfasertapete zu überstreichen, empfehlen viele Hersteller für den Grundanstrich eine mit 5-10 % Wasser verdünnte, für Glasgewebe geeignete Farbe, z. B. Dispersionsfarbe oder moderne Latexfarbe. Durch die Verdünnung kann der Erstanstrich sich optimal in der Tapetenstruktur verteilen, ohne diese zu stark zuzusetzen. Für den zweiten Anstrich verwenden Sie dann unverdünnte Farbe in Ihrem Wunschton.
Glasfasertapeten im Bad oder in der Küche erhalten mit einem Polyurethananstrich eine geschlossene Oberfläche, die schmutzabweisend ist und sich leicht reinigen lässt. Glasfasertapeten in Kinderzimmern und anderen Wohnräumen können auch mit schadstoffarmen Lackfarben wie Wasserlacken/Dispersionslacken in verschiedenen Glanzgraden von matt bis hochglänzend gestrichen werden.
Glasfasertapete entfernen
Das Entfernen von Glasfasertapete kann eine anspruchsvolle Aufgabe sein, besonders wenn ein saugender Untergrund vorher nicht grundiert wurde. Von grundierten Oberflächen lässt sich das Glasfaservlies im besten Fall trocken abziehen. Bevor Sie mit dem Ablösen beginnen, ziehen Sie auf jeden Fall Schutzkleidung an, also lange Ärmel und Hosenbeine, Arbeitshandschuhe, Schutzbrille und Mundschutz.
Beginnen Sie in einer Ecke oder verwenden Sie einen Spachtel, um woanders einen Anfangspunkt zu schaffen. Dann ziehen Sie das Glasfaservlies von unten nach oben ab, und zwar möglichst langsam und vorsichtig, um den Putz nicht zu beschädigen. Falls nötig, helfen Sie mit dem Spachtel unter der Tapete nach. Wasser brauchen Sie nicht, da Sie es – anders als beim Entfernen von Papiertapeten – nicht mit wasserlöslichen Materialien wie Papier oder Tapetenkleister aus Methylcellulose zu tun haben.
Glasfasertapete richtig entsorgen
Glasfasertapeten gehören zu den Mineralfaserabfällen, ähnlich wie Steinwolle oder Glaswolle. Aus Umweltschutzgründen dürfen Mineralfasern nicht im regulären Hausmüll entsorgt werden, sondern gehören in den Sondermüll bzw. zum nächsten Recyclinghof. Am besten erkundigen Sie sich rechtzeitig vorher bei Ihrem örtlichen Wertstoffhof oder der entsprechenden Behörde (Rathaus, Bauamt, Landratsamt), wie und wo Sie die alte Glasfasertapete fachgerecht entsorgen (lassen) können.
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