Vliestapeten machen herkömmlichen Papiertapeten wie der beliebten Raufaser hierzulande seit mehr als 30 Jahren Konkurrenz. Wegen der zahlreichen Vorteile beim Tapezieren wurde Vliestapete ursprünglich nur von Profis verwendet. Als sie dann in den 1990er Jahren auch für Heimwerker angeboten wurde, dauerte es nicht lange, bis sie in jedem Baumarkt und Tapetenhandel erhältlich war.
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Die beiden Hauptvorteile von Vliestapeten sind ihre Dimensionsstabilität und die Wandklebetechnik. Dimensionsstabil bedeutet, dass sich die Abmessungen der Tapete während der Verarbeitung nicht verändern. Das Trägermaterial (Vlies) wird wie Papier aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt (Zellulose), saugt sich jedoch nicht mit Tapetenkleister voll und kann daher weder aufquellen noch sich ausdehnen und wieder zusammenziehen. Dadurch ist Vliestapete im Vergleich zu Papiertapete auch erheblich reißfester.
Wenn Sie eine Vliestapete tapezieren möchten, müssen Sie nicht die Tapetenbahnen, sondern die Wand einkleistern. Weil sich das Vlies nicht vollsaugt, muss die Tapete auch nicht einweichen. Sie brauchen darum auf Ihrer Baustelle viel weniger Platz, müssen keinen Tapeziertisch aufbauen, keine eingekleisterten Bahnen zusammenfalten und keine Tapetenpäckchen für die vorgeschriebene Einweichzeit beiseitelegen, damit sie in Ruhe quellen können.
Weil die Vliestapete trocken in das Kleisterbett an der Wand eingelegt wird, läuft das Tapezieren insgesamt viel sauberer ab. Nach dem Einlegen einer Bahn bleibt genug Zeit, um die stabile und reißfeste Tapete noch ein wenig zu verschieben, damit sie perfekt sitzt. Anders als z. B. bei Raufaser spannt sich die Tapete nicht erst beim Trocknen auf die Wand, sondern Sie sehen sofort, ob alles bündig („Stoß an Stoß“) geklebt ist.
Unbeschichtete, ungestrichene Vliestapeten sind ähnlich diffusionsoffen wie vergleichbare Papiertapeten. Zudem können die beiden Trägermaterialien Vlies und Papier auf die gleichen Arten gestaltet werden, zum Beispiel durch Färben, Prägen, Bedrucken oder Aufbringen von natürlichen oder synthetischen Effektmaterialien. Das hat natürlich auch einen erheblichen Einfluss auf die Diffusionsoffenheit und Umwelteigenschaften der Tapete. Längst gibt es auch Raufasertapeten (mit eingearbeiteten Holzspänen) oder abwaschbare Lack- und Vinyltapeten auf Vliesbasis.
Vliestapete tapezieren – welche Werkzeuge und Materialien brauche ich?
Um Vliestapete zu tapezieren, brauchen Sie keine anderen Werkzeuge als für Papiertapeten. Diese klassischen Tapezierwerkzeuge sollten Sie im Haus haben:
- Tapetenbürste,
- Kleistereimer,
- Pinsel/Quast,
- Kleisterrolle oder Kleisterspritze,
- Nahtroller, Andrückroller,
- ggf. eine Teleskopverlängerung zum Tapezieren der Decke oder hoher Wände,
- Leiter oder Wandgerüst,
- Spachtel/Putzwerkzeuge für die Untergrundvorbereitung,
- zum Ausmessen/Anzeichnen: Wasserwaage, Metalllineal, Laser, Zollstock, Schlagschnur/Richtschnur, Bleistift
- ggf. Rolle und Pinsel für die Grundierung
Auf den Tapeziertisch können Sie verzichten, wenn Sie nur die Wände (ohne Decke) tapezieren und einen Tapetenabroller verwenden. Mit diesem so einfachen wie praktischen Werkzeug können Sie die Tapete direkt von der Rolle auf die Wand bringen und Bahn für Bahn beim Ankleben zuschneiden. Tapetenabroller kosten in guter Qualität ab 100 Euro, lohnen sich aber für jeden, der gerne mit Vliestapeten tapeziert und am DIY-Tapetenwechsel Freude hat. Viele Modelle bringen nützliche Zusatzfunktionen mit, etwa einen Zähler zum gleichzeitigen Ausmessen und Abrollen oder eine Vorrichtung zum Einhängen an der Leiter oder dem Gerüst.
DIY-Tapetenabroller für Improvisierfreudige und Low-Budget-Renovierungen
Wenn Ihnen ein Tapetenabroller zu teuer ist oder Sie nicht planen, öfter zu tapezieren, können Sie sich mit wenig Aufwand eine brauchbare Alternativlösung selber zusammenbauen, zum Beispiel aus einem Brett, einem Palettenklotz und einem halben Besenstiel.
Eine sehr einfache, aber auch von Profis häufig genutzte Variante ist, einen Tapetenrollenkarton oder eine andere längliche Kiste als Tapetenabroller zu verwenden. Der Karton wird einfach zwischen Leiter und Wand auf den Boden gestellt, die Tapetenrolle hineingelegt und dann abgerollt, bis Sie das obere Ende an der Deckenkante ansetzen können. Anschließend richten Sie die Bahn aus, drücken Sie fest und schneiden das untere Ende mit Tapetenlineal/Tapezierspachtel und Cutter oder der großen Tapezierschere ab.
Vliestapete tapezieren – Material
Am besten verwenden Sie für Vliestapeten einen speziellen Vliestapetenkleister oder -kleber. Einige Spezialkleister sind leicht eingefärbt, so dass Sie jederzeit sehen, wo die Wand schon eingekleistert ist, und sich die Arbeit besser einteilen können. Beim Trocknen verschwindet die Farbe, und der Kleister wird transparent bzw. unsichtbar.
Viele Vliestapeten sind dünn und ein wenig durchscheinend; wegen ihrer hohen Reißfestigkeit brauchen Sie nicht allzu dick zu sein. Der Untergrund sollte daher möglichst glatt und gleichmäßig hell sein, auch wenn Sie mit farbiger oder gemusterter Vliestapete tapezieren. Bei einem hellen Kalk- oder Gipsputz lässt sich das schon erreichen, indem Sie kleine Mängel wie Risse oder Dübellöcher mit heller/weißer Spachtelmasse und feinem Schmirgelpapier ausbessern.
Für sehr stark oder ungleichmäßig saugende, kreidende oder sandende Untergründe empfiehlt sich ein wasserbasierter Tiefgrund als Grundierung. Um die Saugeigenschaften des Untergrunds zu regulieren und ihn gleichmäßig aufzuhellen, können Sie auch einen pigmentierten Tapetengrund (oder Tapeziergrund) zum Vorstreichen verwenden.
Eine deutlich aufwendigere, professionelle Untergrundvorbereitung lässt sich durch Spachteln, Schleifen und Vortapezieren mit Renoviervlies erreichen. Maler- oder Renoviervlies ist eine weiße Vliestapete, die als Untertapete verwendet wird, ähnlich wie Makulatur für Papiertapeten.
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Vliestapete tapezieren – Schritt für Schritt
- Grundieren
Sprühen Sie ein wenig Wasser auf die Wand, um deren Saugfähigkeit zu prüfen. Wird das Wasser schnell aufgesaugt und „verschwindet“ regelrecht im Untergrund, sollten Sie die Wand mit Tiefgrund vorstreichen. So stellen Sie sicher, dass der Kleister später überall die Tapete gut festhält, statt ebenfalls in der Wand zu verschwinden.
Perlt das Wasser dagegen vom Untergrund ab, statt einzudringen, kann ein Haftgrund oder Tapetengrund die optimale Haftung der Vliestapete ermöglichen. Egal welche Grundierung Sie verwenden: Lassen Sie sie unbedingt laut Herstellerangaben trocknen, bevor Sie mit dem Tapezieren anfangen.
- Ausmessen/Anzeichnen
Wenn Sie auch die Decke mit Vliestapete tapezieren möchten, fangen Sie hier an. Für die beste Ästhetik und Raumwirkung tapezieren Sie längs zum Lichteinfall, d. h. so, dass die einfallenden Sonnenstrahlen an den langen Bahnen „entlangscheinen“, statt quer auf die Nähte zu treffen.
Markieren Sie (z. B. mit Schlagschnur) die Breite der ersten Tapetenbahn, indem sie im Abstand von 50 cm zur Wand eine Linie ziehen. Geben Sie zur ausgemessenen Bahnlänge 10 cm Sicherheitszugabe und schneiden Sie alle für die Decke benötigten Bahnen zu.
- Einkleistern
Rühren Sie den Vliestapetenkleister gemäß den Herstelleranleitungen an und lassen Sie ihn ziehen. Dann beginnen Sie mit dem Einkleistern des Untergrunds; starten Sie mit der Decke, wenn Sie diese mittapezieren.
Mit Rolle, Pinsel oder Bürste tragen Sie den Kleister auf die Fläche der ersten Bahn und die 10 cm daneben auf. Sie können auch größere Bereiche einkleistern, doch dann müssen Sie zügig arbeiten: Der Kleister darf auf dem Untergrund nicht zu trocken oder „häutig“ werden.
Vliestapete ankleben und Überstände abschneiden
Am besten können Sie die Vliestapete an die Decke bringen, wenn Sie zu zweit arbeiten. Rollen Sie die zugeschnittene Bahn stückweise ab und drücken sie leicht an. Nach dem Prüfen und ggf. Korrigieren des Sitzes wird die Bahn fest angedrückt und ausgestrichen. Anschließend schneiden Sie den Überstand mit Lineal/Tapezierspachtel und Cutter sauber ab.
Auch an den Wänden wird mit dem Lichteinfall tapeziert. Hier bedeutet das, an den Fenstern anzufangen und dann in den dunkleren Raum hineinzuarbeiten. In dieser Anleitung zum Tapezieren von Fensterlaibungen lesen Sie, wie Sie mit diesen komplizierten Stellen sauber und stressfrei fertigwerden.
Sobald die erste lange Bahn richtig sitzt, können Sie die restliche Wand zügig einkleistern und mit der Vliestapete tapezieren. Jetzt kommt auch der Tapetenabroller zum Einsatz, der Ihnen die Arbeit enorm erleichtern wird. Nutzen Sie zudem einen kleinen Nahtroller, um die Nähte besonders gut anzudrücken.
- Finalisieren
Haben Sie alle Flächen tapeziert, kontrollieren Sie die Tapete mit einer starken Lichtquelle noch einmal genau auf Unregelmäßigkeiten. Klebt ein Stoß bzw. eine Naht nicht optimal, heben Sie die Tapete mit dem Spachtel leicht ab, pinseln Tapetenkleister darunter und drücken die Naht dann fest. Überschüssigen Tapetenkleister können Sie mit einem feuchten Lappen entfernen.
Vliestapete
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