Raufaser oder Vliestapete: Welche passt besser zur Wand?
Klassische Raufaser oder eine moderne Vliestapete: Beide Tapetenarten haben Vorzüge und Nachteile. In diesem Artikel stellen wir sie näher vor und geben einen Überblick über Eigenschaften und Unterschiede, um Ihnen die Entscheidung zwischen Vliestapete und Raufaser zu erleichtern.
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Kurze Geschichte der Raufasertapete
Raufaser ist eine meist dreischichtige Papiertapete, in die Holzfasern eingearbeitet sind. In Deutschland klebt Raufaser in zwei von drei Wohnungen an der Wand, und im gesamten europäischen Raum ist sie die meistverkaufte Tapete.
Erfunden hat sie Hugo Erfurt im Jahr 1864. Er stellte die erste Raufaser als Dekoration für Schaufenster her und ahnte nicht, welches Erfolgsmodell sie einige Jahre später auch bei der Wandgestaltung werden sollte. Bis heute stellt die Wuppertaler Papierfabrik Erfurt & Sohn KG „Rauhfasertapeten“ her und schreibt sie auch immer noch mit h – wie ihr Erfinder. Die alte Schreibweise ist jedoch kein eindeutiges Erkennungsmerkmal des Original-Herstellers, weil die Bezeichnung kein geschützter Marken- oder Handelsname ist.
Original Erfurt-Rauhfaser ist heute in vielen Varianten mit unterschiedlich feiner Struktur oder Körnung erhältlich. Die kleinsten Holzfasern sind in der Rauhfaser 20, die gröbsten in der Rauhfaser 80. Außerdem gibt es Raufasertapeten von vielen anderen Herstellern, die bei Tests – z. B. zur Verarbeitungsfreundlichkeit, Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit – regelmäßig ebenso oder zumindest fast so gut abschneiden wie das Original.
Raufasertapete – Verarbeitung und Vorteile
Ideal zum Tapezieren von Raufaser ist der klassische, günstige Tapetenkleister aus Methylzellulose. Damit muss die Tapete Bahn für Bahn eingepinselt werden. Die eingekleisterte Bahn muss dann erst einmal einweichen – in zusammengelegtem Zustand, damit der Kleister feucht bleibt. Nach dem Ankleben können Sie die Bahn noch kurz korrigieren. Dann verbindet sich der Kleister mit dem Untergrund. Die durch das Einweichen aufgequollene und ausgedehnte Tapete zieht sich beim Trocknen zusammen und spannt sich dabei gewissermaßen selbst an die Wand. Wenn sie überall gleichmäßig und gut eingekleistert war, verschwinden die letzten Unebenheiten beim Durchtrocknen. Auf ungrundiertem Putz und anderen leicht rauen und saugenden Untergründen sitzt Raufaser dann sehr fest. Um sie zu entfernen, muss sie erneut durchnässt und aufgeweicht werden, dann lässt sie sich wieder abziehen oder abspachteln.
Raufasertapete kann mit allen handelsüblichen Wandfarben weiß oder farbig gestrichen und problemlos auch viele Male überstrichen werden. Die Optik leidet darunter nicht. Vielmehr verschwinden – sofern gut geklebt wurde – beim Anstreichen auch noch die Tapetennähte unter der Farbe, und die Wand sieht dann schön gleichmäßig aus und wirkt durch die organische Noppenstruktur frisch und lebendig.
Das Muster der Raufasertapete besteht aus den eingearbeiteten Holzstückchen. Wenn Sie eine farblich gemusterte Raufaser wollen, können Sie Wandmuster oder Wandbilder selber draufmalen, etwa mit einer Schablone, einem Raster oder freihändig. Zum Abkleben von Kanten oder Linien verwenden Sie flexibles Malerkrepp, das sich – anders als glattes Klebeband – gut an die Tapetenstruktur anschmiegt.
Raufasertapete – Umwelt und Gesundheit
Raufasertapeten sind ökologisch und gesundheitlich unbedenklich. Die Tapete besteht aus Papier und Holz, der Kleister ebenfalls aus natürlicher Zellulose. Bei der Herstellung werden nachwachsende Rohstoffe und vielfach auch Recyclingprodukte verwendet. Raufaser ist frei von Lösemitteln, Konservierungsstoffen oder Weichmachern, wie sie etwa für Vinyltapeten oder PVC-Schaumtapeten verwendet werden. Daher ist sie für Allergiker und empfindliche Personen sehr gut geeignet. Zudem ist Raufaser diffusionsoffen und feuchteregulierend („atmungsaktiv“), sofern sie entweder gar nicht oder mit einer dampfdurchlässigen Farbe (z. B. Mineralfarbe) gestrichen wurde.
Trotz ihrer Umweltfreundlichkeit und Verträglichkeit darf Raufaser jedoch nicht im Papiermüll entsorgt werden. Denn die Tapete enthält Holz, und sobald sie einmal an der Wand geklebt hat, oft auch Farb- oder Putzreste. Alte Raufaser gehört darum in den Restmüll, und wenn es zu viel für die Tonne ist, bringen Sie sie zum Recyclinghof.
Kurze Geschichte der Vliestapete
Vliestapeten gibt es noch gar nicht so lange. Erst in den 1990er Jahren tauchten sie vermehrt im Handel und in den Baumärkten auf. Ursprünglich waren sie für Profi-Handwerker entwickelt worden, doch schon bald zeigte sich, dass auch Heimwerker die neuen Vliestapeten liebten. Ein Grund dafür ist ihre einfache Verarbeitung, ein anderer die riesige Auswahl von Farben und Mustern, Strukturen und Designs. Damit ist Vliestapete ideal für alle, die keine Tapete streichen, sondern sich gleich einen perfekten Wandschmuck an die Wand kleben wollen.
Bei Vliestapeten ist das Trägermaterial, also die Tapetenbasis, nicht aus Papier, sondern aus Vlies. Das ist der eine Unterschied, der diese Tapetenart von anderen abgrenzt. Das Vlies wird aus Zellulose und Textilfasern hergestellt, und diese strapazierfähige Trägerschicht lässt sich prägen, bedrucken und nahezu beliebig beschichten, etwa mit Papier, aufgeschäumten Kunststoff-Strukturen oder Metalleffekten.
Vliestapete – Verarbeitung und Vorteile
Die Stabilität und Strapazierfähigkeit von Vliestapeten ist schon bei der Verarbeitung ein wichtiger Vorteil. Anders als Papiertapeten wie die klassische Raufaser sind Vliestapeten dimensionsstabil, d. h. sie verziehen sich nicht und behalten ihre Form stets bei, auch beim Kleben und Trocknen. Beim Tapezieren wird nicht die Tapete, sondern die Wand eingekleistert. Die Bahnen werden dann in das Kleisterbett gelegt und können an der Wand noch recht gut korrigiert werden. So entfällt auch das Einweichen, und Sie brauchen viel weniger Platz und auch weniger Zeit zum Tapezieren.
Weil Vliestapeten zugstabil und formtreu sind, können sie auch als Armierungshilfe dienen und kleinere Risse oder Löcher überbrücken. Und weil das Material sich nicht mit Kleister vollsaugt und ein spezieller Vliestapetenkleister verwendet wird, lässt sich Vliestapete auch leichter wieder entfernen. Die Verbindung des Kleisters mit dem Untergrund ist nicht so stabil wie bei der Raufaser und auch weniger fest als das Trägervlies selber. Vor allem, wenn der Untergrund vorher grundiert wurde, ist es darum oft möglich, alte Vliestapeten Bahn für Bahn trocken wieder abzuziehen.
Allerdings sind die dünnen Vliestapeten häufig so durchscheinend, dass der Untergrund durchschimmert. Dunklere, farbige oder uneinheitliche Untergründe sollten daher vorgestrichen oder mit einem geeigneten Unterlagsstoff versehen werden, damit sie überall gleichmäßig hell sind. Außerdem lässt sich mit dem dimensionsstabilen Material nicht so gut „schummeln“ wie mit der flexiblen Raufaser; Sie müssen also sorgfältig arbeiten, um saubere Schnittkanten und Übergänge zu bekommen.
Vliestapete – Umwelt und Gesundheit
Der Vliesträger selber – egal ob glatt oder mit Prägung – ist ebenfalls gut gesundheits- und umweltverträglich. Wie es mit der gesamten Tapete aussieht, hängt davon ab, was alles daraufgeklebt ist. So kann eine Strukturtapete mit aufgeschäumtem Kunststoff zur Hälfte aus PVC-Schaum bestehen, der wiederum verschiedene schädliche Zusatzstoffe enthalten kann, darunter bis zu 30 Prozent Weichmacher. Diese chemischen Zusätze haben zu Recht einen besonders schlechten Ruf. Die schwer flüchtigen Phtalate, gebräuchliche Weichmacher in PCV oder Vinyl, belasten auf Dauer die Raumluft, bringen ein hohes Allergierisiko mit und werden auch mit anderen Gesundheitsgefahren und Krankheiten in Zusammenhang gebracht.
Allerdings verzichten einige Tapetenhersteller mittlerweile zunehmend auf Vinyl, Phtalate, Schwermetalle in den Druckfarben und andere bedenkliche Zusätze. Um schadstoffarme Vliestapeten zu finden, achten Sie auf Umweltsiegel wie den Blauen Engel und lesen Sie immer die Herstellerangaben auf den Rollenverpackungen genau durch.
TIPP
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Raufaser oder Vliestapete? Unterschiede im Überblick
Hier sehen Sie die Eigenschaften und Unterschiede von Raufaser und Vliestapete noch einmal übersichtlich in einer Tabelle gegenübergestellt:
Raufaser | Vliestapete | |
---|---|---|
Vorteile |
|
|
Nachteile |
|
|
Für alle, die beides wollen: Vlies-Raufasertapete
Weil auf einen Vliesträger auch eine Raufaserschicht aufgebracht werden kann, gibt es längst auch Vlies-Raufasertapeten. Der Original-Rauhfaserhersteller Erfurt bietet neben den bewährten Klassikern mittlerweile ebenfalls eine große Auswahl Vlies-Rauhfasertapeten an. Sie sollen das Beste beider Welten verbinden – die hübsche, vielgeliebte Raufaseroptik und die Funktionalität der Vliesfaserbasis.
Weiße bzw. naturfarbene Vlies-Raufaser besteht aus Papier-, Textil- und Holzfasern. Es gibt aber auch farbige und bunte Varianten. Tapeziert wird die Vlies-Raufaser wie Vliestapete, also ohne Weichzeiten und mit der Wandklebetechnik.
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