Wie lange dauert es, bis Farbe trocknet?

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Einer der wichtigsten Schritte bei der Renovierung eines Raumes ist das Streichen der Wände und Decken. Dabei ist das Einhalten der Trocknungszeiten für ein gutes Ergebnis wichtiger, als viele denken. Die Frage, wie lange es dauert, bis Farbe trocknet, lässt sich aber nicht pauschal beantworten, sondern die Trocknungszeit variiert je nach der Farbart und den Umgebungsbedingungen.

In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Trocknungszeiten verschiedener Farbarten (z. B. Dispersionsfarbe, Kalkfarbe oder Silikatfarbe), über den Trocknungsprozess selbst und über die Probleme, die entstehen können, wenn die Farbe nicht ausreichend Zeit zum Trocknen hatte oder aufgrund falscher Umgebungsbedingungen nicht richtig oder nicht gleichmäßig trocknen konnte.

Vorsicht Frisch gestrichen © VRD, stock.adobe.com
Für ein gutes Ergebnis müssen Sie die Trocknungszeiten der Farbe kennen und einhalten © VRD, stock.adobe.com
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Was passiert eigentlich, wenn Farbe trocknet?

Der Trocknungsprozess von Farben, Lacken und anderen Beschichtungsstoffen ist ein komplexer Vorgang, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Grundsätzlich läuft beim Trocknen der Farbe eine chemische Reaktion zwischen den Bestandteilen der Farbe, der Luft und dem Untergrund ab. Doch was genau beim Trocknen geschieht und wie lange es dauert, bis die verschiedenen Farben trocknen, ist von Farbe zu Farbe recht unterschiedlich – und auch für Heimwerker interessant. Denn schon basale Kenntnisse der Baustoffchemie können Ihnen beim Anstreichen sehr nützlich sein und helfen, Fehler, Frust und Nacharbeiten zu vermeiden.

Hinweis: Wie lange es dauert, bis die Farbe Ihrer Wahl getrocknet ist, brauchen Sie als Anwender gar nicht auswendig zu wissen, sondern Sie lesen es einfach vom Etikett bzw. direkt vom Gebinde ab oder finden die wichtigen Infos im technischen Datenblatt des Produkts. Die Hersteller sind verpflichtet, dort die entsprechenden Angaben zu machen, etwa zur Trocknungszeit zwischen zwei Farbaufträgen, bis zur vollständigen Trocknung sowie zu den optimalen Umgebungsbedingungen wie Minimal- oder Maximaltemperatur.
Hochstabile Ölfarbe nach Polymerisation
Hochstabile Ölfarbe nach Polymerisation

Wie trocknet Dispersionsfarbe?

Bei wasserbasierten Farben, wie zum Beispiel den gängigen Dispersionsfarben, verdunstet beim Trocknen das Wasser aus der Farbe. Die vorher darin schwimmenden oder „schwebenden“ Kunststoffteilchen, also Bindemittel und auch Farbpigmente und weitere Stoffe, rücken dabei immer näher zusammen und lagern sich schließlich dicht an dicht am Untergrund, so dass im besten Fall – also bei ausreichendem Farbauftrag und gleichmäßiger Trocknung – ein stabiler, durchgehender Farbfilm entsteht. Dieser Prozess wird auch als „Abbinden“ bezeichnet.

Dispersion trocknet durch Verdunstung
Dispersion trocknet durch Verdunstung

Wie lange dauert es, bis eine Dispersionsfarbe getrocknet ist?

Dispersionsfarben trocknen in der Regel innerhalb von 4 bis 8 Stunden. Das ist jedoch lediglich die sogenannte Oberflächentrocknungszeit bzw. Zeit bis zur Hand- oder Berührungstrockenheit. Bis zur vollständigen Aushärtung und Durchtrocknung kann auch eine Standard-Wandfarbe mehrere Tage brauchen.

Eimer mit weißer Dispersionsfarbe auf abgeklebtem Parkettboden © Björn Wylezich, stock.adobe.com
Bei Dispersionsfarben auf Wasserbasis verdunstet beim Trocknen das Wasser und sorgt dann für eine stabile Farbschicht auf Wand oder Decke © Björn Wylezich, stock.adobe.com

Übrigens gehören auch gebrauchsfertige (also fertig angemischte) „Silikatfarben“ und „Latexfarben“ zu den Kunststoff-Dispersionsfarben. Warum sie so heißen und wie sie zusammengesetzt sind, lesen Sie in diesem Artikel über Reinsilikat- und Silikatdispersionsfarben sowie diesem Artikel über echte und moderne Latexfarben. Hochwertige Latexfarbe (ohne Naturlatex) kann bereits nach einer Stunde trocken bzw. mit einer weiteren Schicht überstreichbar sein; die rasche Trocknungszeit dieser bindemittelreichen Dispersion ist neben der guten Abriebbeständigkeit einer der Vorteile dieser Farbart.

Wieviel Feuchtigkeit eine Wand aufnimmt und abgibt hängt von der Dispersion ab
Wieviel Feuchtigkeit eine Wand aufnimmt und abgibt hängt von der Dispersion ab

Wie trocknen Ölfarben?

Ölbasierte Farben trocknen nicht nur durch Verdunstung wie wasserbasierte Farben, sondern durch Oxidation bzw. Polymerisation. Bei der Polymerisation reagieren die Öle in der Farbe mit dem Sauerstoff in der Luft und bilden langkettige Moleküle, die schließlich nach dem Trocknen und Aushärten als festes Polymernetzwerk den Untergrund überziehen.

Palette mit Ölfarben © killykoon, stock.adobe.com
Ölfarben trocken nicht ein, sondern verändern sich chemisch, indem sie auf Luftsauerstoff reagieren © killykoon, stock.adobe.com
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Während der Polymerisation finden gleich mehrere chemische Reaktionen statt. Zunächst reagieren die Öle mit Sauerstoff und bilden sogenannte Peroxidradikale. Diese reagieren dann weiter und verbinden die Ölmoleküle miteinander, wodurch ein dreidimensionales Netz entsteht. Diese Vernetzung führt zur Versteifung bzw. zum Festwerden der Farbe, so dass sie nach dem Trocknen fest auf der Oberfläche haftet. So entsteht die charakteristische, hochstabile Oberfläche, wegen der sich ölbasierte Farben besonders gut für stark beanspruchte Wände (z. B. Treppenhäuser) eignen.

Wie lange dauert es, bis Ölfarbe trocken ist?

Der Prozess der Polymerisation kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Beachten Sie immer die konkreten Angaben des Herstellers! Hat die Farbe nicht genug Zeit dafür oder stimmen die Umgebungsbedingungen nicht, können der Anstrich oder das Gemälde nicht ihre volle Härte und Haltbarkeit erreichen. Farben auf Ölbasis benötigen zum Trocknen in der Regel 6-8 Stunden, wobei auch hier die Oberflächentrocknungszeit und die Zeit bis zur vollständigen Trocknung stark abweichen können.

Die Verkieselung echter Silikatfarbe: Mehr als nur ein Trocknungsprozess

Echte Silikatfarben, die es nicht gebrauchsfertig angemischt, sondern nur als Pulver zum Anrühren gibt, basieren auf einem Bindemittel namens Kaliwasserglas, das aus Quarzsand und Pottasche hergestellt wird. Bei der Anwendung von Silikatfarben auf mineralischen Untergründen wie Beton oder Putz kommt es zur sogenannten Verkieselung. Daher sind Silikatfarben auch nur für Untergründe geeignet, mit bzw. auf denen die Verkieselung möglich ist.

Reines Kaliwasserglas ist das Bindemittel für Silikatfarben
Reines Kaliwasserglas ist das Bindemittel für Silikatfarben

Die Verkieselung ist ein chemischer Prozess, bei dem das Wasserglas mit dem mineralischen Untergrund reagiert. Dabei bilden sich feste Silikatverbindungen, die eine dauerhafte Verbindung zwischen Farbe und Untergrund herstellen. Anders als bei filmbildenden Farben legt sich die Farbe beim Trocknen nicht nur auf den Untergrund, sondern Farbe und Untergrund bilden danach eine Einheit.

Silikatfarben trocknen durch Verkieselung
Silikatfarben trocknen durch Verkieselung

Durch die Verkieselung sind Reinsilikatfarben äußerst beständig gegenüber Witterungseinflüssen; darüber hinaus haben sie eine hohe Wasserdampfdurchlässigkeit, sind also „atmungsaktiv“ und helfen wie andere Mineralfarben besonders gut beim Regulieren der Feuchtigkeit.

Farbpigmente in Töpfen © creativenature.nl, stock.adobe.com
Echte Silikatfarben müssen selbst angerührt werden und eignen sich nur für mineralische Untergründe © creativenature.nl, stock.adobe.com

Wie lange dauert es, bis echte Silikatfarben trocknen?

Der Prozess der Verkieselung benötigt ebenfalls einige Zeit, um zu einem guten, also dauerhaft haltbaren Abschluss zu gelangen. Die Silikatfarbe benötigt zum Trocknen und Aushärten je nach Hersteller und Umgebungsbedingungen mehrere Tage bis zu einer Woche; genaue Angaben machen wie immer die Hersteller auf der Verpackung oder im Datenblatt des Produkts.

Das Carbonatisieren von Kalkanstrichen

„Echte“ Kalkfarben, die im Gegensatz zu Kalkdispersionsfarben keine Kunststoffanteile enthalten, basieren auf dem mineralischen Bindemittel Kalk(hydrat), das durch die Reaktion von gelöschtem Kalk und Wasser entsteht. Beim Trocknen und Aushärten von Kalkfarben findet ebenfalls ein besonderer Prozess statt, der Carbonatisierung heißt.

Carbonatisierung bei Kalkfarben
Carbonatisierung bei Kalkfarben

Bei der Carbonatisierung reagiert das Kalkhydrat in der Farbe mit dem Kohlendioxid in der Luft. Durch diese Reaktion wird der Kalk wieder zu Calciumcarbonat umgewandelt, das eine feste Verbindung bildet. Diese Umwandlung, die für die Verfestigung und Aushärtung der Farbe wesentlich ist, ist ein vergleichsweise langsamer Prozess, der stark von Faktoren wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit beeinflusst wird.

Wie lange dauert es, bis Kalkfarbe trocknet?

Es kann mehrere Wochen dauern, bis eine Kalkfarbe oder ein Kalkanstrich vollständig carbonatisiert sind. Während dieser Zeit härtet die Farbe kontinuierlich aus und entwickelt ihre endgültige Festigkeit. Dabei kommt es oft zu deutlich sichtbaren Veränderungen während des Carbonatisierungsprozesses: Frisch aufgetragene Kalkfarbe sieht anfangs matt und feucht aus, erst mit fortschreitender Trocknung entsteht die kalktypische, leicht glänzende Oberfläche.

Bekommt die Kalkfarbe nicht genug Zeit zum Trocknen und Carbonatisieren, schadet das der Haltbarkeit und Beständigkeit des Anstrichs. Kalk darf nicht zu schnell trocknen, deshalb war es in früheren Zeiten eine bekannte Grundregel, zum Kalken einen Tag mit bewölktem Himmel zu wählen. Regnen darf es allerdings nicht, denn wenn die Farbe zu früh mit Wasser in Kontakt kommt, behindert das ebenfalls den Carbonatisierungsprozess und beeinträchtigt die Haftung.

Zwar wird eine reine Kalkfarbe auch nach dem Trocknen noch kreiden (ohne Dispersionsanteil oder Zugaben wie Quark in Kalk-Kasein-Farben wird Kalk nicht hundertprozentig abriebbeständig), doch nach dem Carbonatisieren ist die Oberfläche fest, atmungsaktiv und bietet einen guten Schutz vor Feuchtigkeit.

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Der Zusammenhang zwischen Farbauftrag und Trocknungszeit

Durch das richtige Auftragen der Farbe können Sie den Trocknungsprozess und die Trocknungszeit optimieren. Grundsätzlich gilt: Mehrere dünne Schichten sind besser als eine dicke. Zwar werden hochwertige bzw. hochpreisige Wandfarben gern damit beworben, dass eine Farbschicht reicht, doch bei schwierigen (z. B. dunkel gestrichenen oder ungleichmäßig saugenden) Untergründen brauchen Sie selbst mit einer Wandfarbe der Deckkraftklasse 1 höchstwahrscheinlich mindestens einen zweiten Auftrag.

Um sich die Arbeit zu erleichtern, Stress zu ersparen und das bestmögliche Ergebnis zu erhalten, versuchen Sie also nicht, eine möglichst dicke Schicht aufzutragen, sondern tragen Sie zügig eine gleichmäßige Schicht auf, warten Sie die angegebene Trockenzeit bis zum Überstreichen ab und finalisieren Sie die Fläche mit einem schönen zweiten Auftrag – ohne Schmieren, Farbnasen oder sichtbare Übergänge. Drei Schichten sind selten nötig, und statt einer Grundierung können Sie in den allermeisten Fällen auch verdünnte Farbe verwenden.

Um effizient und ohne Trocknungsfehler zu streichen, rühren Sie die Farbe vor dem ersten Auftrag gründlich auf und auch zwischendurch immer mal wieder um. Gerade ölbasierte Farben und Latexfarbe neigen dazu, sich „zu trennen“ – das regelmäßige Durchrühren verhindert, dass sich die Inhaltsstoffe voneinander absetzen.

Auch das Streichwerkzeug ist wichtig, denn nur mit einer guten Farbrolle können Sie eine dünne, gleichmäßige Farbschicht auftragen. Beginnen Sie beim Wandstreichen immer mit den Ecken und Kanten (vorstreichen mit dem Pinsel oder einer Spezial-Eckenrolle) und nutzen Sie für unebene bzw. strukturierte Flächen (z. B. Rauputz oder Raufaser) eine Rolle mit längerem Fell oder Flor, um auch die Tiefen des Untergrunds zu erreichen. ‍

Getrocknete Farbe zeigt die vollständige Deckkraft
Getrocknete Farbe zeigt die vollständige Deckkraft

Der Zusammenhang zwischen Umgebungsbedingungen und Trockenzeit

Bei Innenanstrichen ist es meist sehr einfach, mit Hilfe von Heizung oder Klimaanlage die optimale Verarbeitungs- und Trocknungstemperatur für die Farbe herzustellen; oft liegt sie zwischen 18 und 21 °C. Bei Außenanstrichen ist eine relative Luftfeuchtigkeit um die 50 % optimal. Auch hier streichen Sie am besten, wenn Sie die Empfehlungen des Herstellers beachten.

Damit es nicht so lange dauert, bis der Anstrich trocken ist, können Sie in Räumen die Luftzirkulation erhöhen, indem Sie einen Deckenventilator auf niedriger Geschwindigkeit laufen lassen und/oder im Nebenraum ein Fenster öffnen. Direkten Luftzug auf die Farbe sollten Sie jedoch ebenso vermeiden wie direkte Sonneneinstrahlung, denn dadurch trocknet die Farbe zu schnell oder ungleichmäßig, was im schlimmsten Fall das Ergebnis ruiniert. Daher sollten Heizung/Klimaanlage beim Streichen und Trocknen der Wände nicht mehr laufen. Achten Sie außerdem beim Lüften im Winter oder Hochsommer darauf, dass die Luft im Raum dadurch weder zu kalt noch zu warm für Ihre Farbe wird. ‍

Aussenwand Kalkfarbe © ckrammer, fotolia.com
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