Rauputz – die einfachste Art, Wände schnell und schön zu verputzen
Eine Wand so gleichmäßig eben und glatt zu verputzen, dass sie danach professionell tapeziert werden kann, ist gar nicht so einfach. Anders sieht es hingegen aus, wenn Sie nach dem Verputzen gar keine Tapete anbringen, sondern die Wand nur anstreichen oder die Putzoberfläche überhaupt nicht weiter beschichten möchten. Einen schönen und haltbaren Rauputz bekommen Sie auch als blutiger Anfänger hin – Sie brauchen nur das richtige Material, ein paar Grundwerkzeuge und ein wenig handwerkliches Geschick.
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Eine großartige Erfindung: der Haftputz
Mit Haftputz auf Gipsbasis (Haftputzgips) können Sie nahezu jeden Untergrund verputzen. Beim Anmischen mit Wasser entsteht aus dem feinkörnigen Material eine cremige Masse, die sich mit Mauerkelle und Glättkelle (Traufel) leicht auftragen und verstreichen lässt. Aufgrund seiner hervorragenden Haftfähigkeit und vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten ist Haftputzgips bei Heimwerkern und Profis gleichermaßen beliebt. Weil er – korrekt angerührt und aufgetragen – selbst auf Fensterscheiben oder Kacheln haften bleibt, hat er viele lustige Spitznamen, zum Beispiel „Gipskleber“, „Klebeputz“ oder „Pumaspucke“. Natürlich wird Ihnen kein Profi zum Verputzen von Glas oder glasierten Oberflächen raten, doch als Demonstration der praktischen Putzeigenschaften sind solche Experimente recht eindrucksvoll.
Wandvorbereitung für Eilige
Haftputzgips ist der ideale Werkstoff zum schnellen Beschichten und Verschönern angejahrter Wände. Die finden Sie vor allem in Altbauten, in denen zwar immer mal wieder renoviert wurde, aber eben nur das Nötigste. Dabei entsteht mit der Zeit ein typisches Oberflächenbild – alte Raufasertapete, überstrichen mit zwei bis zehn Farbaufträgen, die die ehemalige Tapetenstruktur optisch aufgeweicht haben und der Wand nur auf den ersten Blick ein gleichmäßiges Aussehen und eine renovierte Wirkung verleihen.
Bei näherem Hinsehen erkennen Sie verschiedene Spuren, die zeigen, dass hier schon viele Menschen am Werk waren, ohne sich dabei übermäßig mit professionellen Vorarbeiten zu belasten: eingesunkene oder vorgewölbte Reparatur- und Spachtelstellen, unschöne Übergänge, mit Farbe notdürftig zugekleisterte Löcher und Dübel, überstrichene Steckdosen- und Schalterabdeckungen, getrocknete Farbtropfen und „Nasen“ oder Wandfarbe an Tür- und Fensterrahmen, auf Fensterbänken, Fuß- und Sockelleisten.
Wenn Sie die Wand nicht abermals im gleichen Stil renovieren wollen (sprich: eine weitere, möglichst deckende Farbschicht auftragen), ist der schnelle Rauputz eine gute Alternative. Und wenn Sie dazu Haftputzgips verwenden, können Sie sich sogar die Mühe sparen, eine fest sitzende Tapeten- und Farbschicht vorher rückstandslos zu entfernen. Es genügt, die alte Oberfläche so aufzubrechen dass der Haftputz ausreichend Zugang zum Unterputz findet, um sich damit fest verbinden zu können. Kann er an genug Stellen tief genug eindringen und haften, brauchen die einzelnen Stellen nicht einmal besonders großflächig zu sein.
Bevor Sie die Wandflächen vorbereiten, nehmen Sie sich Zeit für die Arbeiten, die beim Renovieren oft zu kurz kommen. Kleben Sie Tür- und Fensterrahmen, Holz und lackierte Flächen ab oder schützen Sie sie mit Folie. Entfernen Sie außerdem alle Kunststoffabdeckungen von Steckdosen und Schaltern, ebenso angeschraubte oder angenagelte Fußleisten. Meist werden diese Teile durch einfaches Reinigen wieder schön, und wenn Sie sie nach dem Verputzen wieder anbringen, verschwinden die Übergänge darunter, und Sie erzielen mit einfachsten Mitteln ein sauberes und professionelles Ergebnis.
Alte Oberflächen aufbrechen
Wenn das Haus Ihnen gehört oder Sie grünes Licht vom Hausbesitzer haben, können Sie mit der Wandvorbereitung für den Rauputz loslegen. Ziel ist, bis in den Unterputz vorzudringen und dort möglichst rasch und effizient haftfähige Stellen für den neuen Verputz zu schaffen. Eine festsitzende Farb- oder Tapetenschicht lässt sich sehr gut mit einer Drahtbürste oder Nagelrolle anreißen und aufrauen. In den Untergrund kommen Sie am schnellsten mit einem Gipserhammer oder Gipserbeil. Schlagen Sie einfach mit der Beilschneide oder Hammerspitze im Abstand von 5 bis 10 cm Kerben bzw. Löcher in die Wand – 1 bis 2 cm tief, um auch den Unterputz mit aufzubrechen, doch mit Gefühl und präzisen Bewegungen. Es gilt, möglichst viel haftfähige Oberfläche sicht- und erreichbar zu machen, ohne den alten Putz dabei zu zerbröckeln oder Placken von der Wand abschlagen. Gehen Sie beherzt vor und denken Sie daran, dass Sie die verwüstete Tapeten- und Farbschicht nie wieder sehen müssen, sofern Sie bei Ihrem konstruktiven Zerstörungswerk weder unter- noch übertreiben.
Ist die Wand gleichmäßig aufgeraut und mit ausreichend tiefen Kerben versehen, bürsten oder fegen Sie sie trocken ab, um lose Teile (z. B. Tapetenfetzen oder Farbsplitter) zu entfernen. Auch dabei müssen Sie nicht mit wissenschaftlicher Präzision vorgehen: Was nur absteht, aber beim Bürsten nicht abfällt, wird später vom Haftputz festgeklebt, der sich, wie oben erwähnt, an fast allem festhalten kann und auch auf gemischten Untergründen ideal anzieht und dauerhaft stabil bleibt.
Haftputz auftragen
Mischen Sie den Haftputz laut Herstellerangaben an – am einfachsten mit Bohrmaschine und Rührquirl. Die Konsistenz ist richtig, wenn der Putz weder fließt noch in Klumpen von der Kelle rutscht. Beim Verstreichen ohne zu starkes Drücken sollte eine 5 bis 10 mm dicke Schicht entstehen. Zum Verfüllen größerer Hohlstellen mischen Sie ihn dicker an, damit er nicht rutscht und „Bäuche“ bildet. Haben Sie wirklich große Löcher zu stopfen, erledigen Sie das am besten einen Tag vorher und geben Sie dem dicken Putz eine Nacht zum Vortrocknen.
Wenn Sie eine Portion Haftputz angemischt haben (z. B. einen Baueimer voll), lassen Sie das Material einige Minuten lang ziehen und nässen in dieser Zeit die Wandfläche, mit der Sie beginnen wollen, gründlich mit Wasser vor. Dann rühren Sie den Putz noch einmal mit der Kelle durch und beginnen mit dem Auftragen. Fangen Sie an der unteren Kante an und gehen Sie wie folgt vor:
- Mit der kleinen Kelle Material auf die (rechteckige) Glättkelle schaufeln.
- Die Kante der Glättkelle an der Wandkante leicht schräg ansetzen, dann möglichst senkrecht ausrichten und nach oben hin abziehen.
- Das wiederholen Sie so lange, bis der Eimer leer ist. Dann mischen Sie einen neuen an und nässen die nächste Wandfläche vor.
Um ein Gefühl fürs Verputzen zu bekommen, stellen Sie sich vor, dass Sie mit dem Haftputz eine dünne neue Wand vor der alten aufbauen. Die Beschichtung wird dadurch stabil und haltbar, dass sie einerseits am Untergrund haftet und andererseits auf sich selber steht. Tragen Sie darum den Verputz stets als zusammenhängende Fläche von unten nach oben auf – Sie werden sehen und fühlen, dass das Material bei dieser Arbeitsweise besonders schön „mitmacht“.
Anders als beim Anstreichen werden beim Verputzen keine Kanten oder Ecken vorbeschichtet. Um diese optimal an die wachsende Verputzfläche anzubinden, setzen Sie die Kellenkante an der Wand- oder Deckenkante an, die Sie gerade anschließen wollen, und ziehen Sie sie dann von der senkrechten oder waagrechten Kante zu ihrer Fläche hin ab. Vermeiden Sie den gängigen Anfängerfehler, zu Kanten hinzustreichen oder sich (womöglich mit immer kleineren Spachteln) in Ecken zu verzetteln. Nutzen Sie stattdessen die geraden Seiten und rechten Winkel Ihrer Kellen, um durch einfaches Ansetzen und Abziehen saubere Kanten zu verputzen.
TIPP
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So wird der Haftputz zum Rauputz
Haftputz zieht rasch an, braucht jedoch je nach Raumfeuchtigkeit und Schichtdicke bis zu drei Tage, um vollständig durchzutrocknen. Um die charakteristische Rauputzoberfläche hinzukriegen, behandeln Sie den festen, aber noch nicht durchgetrockneten Putz mit einem nassen bzw. feuchten Schwamm. Dadurch werden die feinen Sandkörner sichtbar – der Putz wird rau. Gleichzeitig kaschieren Sie damit die Spuren Ihrer Arbeitsbewegungen und Werkzeuge, ohne sie völlig unsichtbar zu machen. Sie so entstehende Oberfläche ist leicht unregelmäßig, insgesamt jedoch einheitlich und ruhig. Rauputzwände wirken lebendig, natürlich und edel, selbst wenn kein Profi mit elaboriertem Strukturkonzept sie gestaltet hat.
Wenn Sie alle Wände des Raumes oder die ganze Wohnung verputzen, arbeiten Sie abwechselnd mit den Kellen und dem Schwamm – also mit einem Verputz- und einem Wassereimer. Meist ist der Haftputz auf der ersten Wand schon fest genug für die Wasserbehandlung, wenn Sie mit der zweiten Wand fertig sind. Fahren Sie mit dem Schwamm nur leicht über die Oberfläche (reiben oder wischen, aber nicht schrubben) und tauchen Sie ihn immer wieder ins Wasser ein und drücken ihn leicht aus.
Je nachdem, wie Sie sich Ihre fertige Wand vorstellen, können Sie Haftputz auch tiefergehend oder mit anderen Werkzeugen strukturieren und gestalten. Wird der Putz dabei zu stark angelöst oder verformt, lassen Sie ihn noch fester werden. Warten Sie jedoch nicht zu lange: Das deutliche Aufhellen der Putzfarbe zeigt an, dass das Material an dieser Stelle bereits durchtrocknet.
Rauputz streichen
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