Wohngesunde Farben und Lacke

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Wohngesunde Farbe, wohngesunder Anstrich: ökologische Farben und Lacke nutzen, Umweltsiegel kennen

Als Anstrichmittel werden (Wand-)Farben, Lacke, Lasuren, Wachse und Öle bezeichnet. Durch die Verwendung wohngesunder Anstrichmittel arbeiten Sie beim Renovieren oder Sanieren optimal umweltfreundlich und gesundheitsschonend. Aber was genau macht einen wohngesunden Anstrich aus, und an welchen Umweltsiegeln sind wohngesunde Farben, Lacke und Lasuren zu erkennen?

Um auf dem riesigen Markt der Anstrichmittel den Überblick zu behalten und für jeden Untergrund das passende ökologisch wertvolle Produkt zu finden, brauchen Sie ein wenig Hintergrundwissen über die Zusammensetzung von Anstrichmitteln und die Funktionen der jeweiligen Inhaltsstoffe. So vermeiden Sie gesundheitliche Risiken, renovieren nachhaltig und schaffen wohngesunde, schöne Anstriche, an denen Sie sich jahrelang mit bestem Gewissen freuen können.

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Woraus bestehen Farben, Lacke und andere Anstrichmittel?

Die drei Hauptbestandteile von Anstrichmitteln sind das namensgebende Bindemittel (z. B. Kalk, Silikat oder eine Dispersion), die farbgebenden Pigmente sowie Lösungsmittel. Dazu kommen je nach Produkt verschiedene Füll- und Zusatzstoffe.

Bindemittel sind notwendig, um die Inhaltsstoffe miteinander und das Anstrichmittel mit dem Untergrund zu verbinden. Pigmente sorgen nicht nur für Farbe und Deckkraft, sondern geben dem Anstrichmittel auch Körper, also gute Konsistenz. Lösung- oder Lösemittel sorgen für gute Verarbeitungseigenschaften. Nach dem Streichen verdunsten sie und hinterlassen so eine trockene, haltbare Oberfläche.

Die meist anorganischen Füllstoffe können zahlreiche Eigenschaften des Anstrichmittels beeinflussen, darunter Härte, Dehnbarkeit, Abriebfestigkeit und Witterungsbeständigkeit der Oberfläche, die Diffusionsoffenheit (Wasserdampfdurchlässigkeit) des Anstrichs, seine Brandschutzeigenschaften (Entflammbarkeit), den elektrischen Widerstand und die chemische Beständigkeit. Additive (Zusatzstoffe) werden unter anderem beigemischt, um die Verarbeitung zu erleichtern, die Trocknung zu beschleunigen oder das Produkt haltbar zu machen (Konservierungsstoffe).

Farbe und Lacke riechen ungesund © Elnur, stock.adobe.com
Frische Farbe riecht wegen der enthaltenen Lösungsmittel oftmals deutlich, daher sollten Sie beim Streichen immer gut durchlüften © Elnur, stock.adobe.com
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Was bedeutet eigentlich „wohngesund“?

Wohngesunde und baubiologisch wertvolle Anstrichmittel sind wasserdampfdurchlässig und tragen somit zu einem gesunden Raumklima bei. Zudem geben sie kaum oder gar keine Schadstoffe ab und ziehen keine Staub- und Schmutzteilchen an, weil die Oberfläche sich nicht statisch aufladen kann.

Allerdings gibt es keine festen Definitionen der Begriffe „wohngesund“ und „wertvoll“.

Je nach Untergrund, Umgebung und Anforderung kann z. B. auch eine wasserdicht versiegelte, hygienisch abwaschbare Oberfläche gewünscht sein. Elektrostatische Aufladung erhöht zwar das Risiko, dass sich Schadstoffe und Allergene auf der Oberfläche ansammeln, ist aber an sich nicht ungesund. Auf der anderen Seite können für Allergiker und sensible Personen, etwa Menschen mit geschwächter Immunabwehr, selbst natürliche Inhaltsstoffe wie ätherische Öle ein Risiko darstellen. Einige vertragen synthetische Kunststoffe und Kunstharze sogar besser als die in Natur- und Biofarben enthaltenen natürliche Öle, Harze und Wachse.

Innenraumfarben: Darauf sollten Allergiker achten
Innenraumfarben: Darauf sollten Allergiker achten

Vollends abstrakt wird es bei der Betrachtung der Umwelt- oder Klimaverträglichkeit, denn hier müssten für einen validen Vergleich sehr viele Zahlen mit eingerechnet und professionell interpretiert werden. Die meisten Verbraucher denken jedoch weniger an den Herstellungsprozess oder gesamten ökologischen Fußabdruck eines Anstrichmittels, sondern an näherliegende, direkt erlebbare Faktoren wie milden Geruch, eine haltbare, schöne Oberfläche, ungefährliche Verarbeitung oder Allergikerfreundlichkeit.

Von welchen Inhaltsstoffen gehen gesundheitliche Risiken und Gefahren aus?

Die größten vermeidbaren Gefahren für Umwelt und Gesundheit gehen bei Farben und Lacken von flüchtigen organischen Lösemitteln (volatile organic compounds, VOC) und toxischen Zusatzmitteln wie Konservierungsstoffen, Bioziden und Fungiziden (Pilz- bzw. Schimmelhemmer) aus. Dabei verfliegen klassische Lösemittel wie Terpentin oder Testbenzin vergleichsweise schnell und sind daher vor allem beim Arbeiten (z. B. Lackieren mit lösemittelhaltigen Alkydharzlacken) gefährlich, während Additive wie Weichmacher, Konservierungsmittel oder Schimmelhemmer oft über sehr viel längere Zeiträume ständig an die Raumluft abgegeben werden.

Zwar sind sowohl die VOC- als auch die Schadstoffanteile in Anstrichmitteln laut Gesetz recht gering und dürfen festgelegte Grenzwerte nicht überschreiten, doch für Allergiker, Asthmatiker und Menschen mit Vorerkrankungen kann auch das schon zu viel sein. Dazu kommt der verständliche und vernünftige Wunsch vieler Bauherren und Sanierer, bewusst ökologische, nachhaltige und wohngesunde Materialien zu verwenden und unnötige Schadstoffe, Umweltbelastungen und Gesundheitsrisiken zu vermeiden.

Allerdings muss auch beachtet werden, dass viele natürliche, ökologische und wohngesunde Anstrichmittel, darunter die stark alkalischen Kalk- und Silikatfarben, beim Verarbeiten sehr gefährlich und erst nach dem Trocknen unbedenklich sind. Zur Vermeidung von Risiken trägt also auch der richtige Umgang mit den Anstrichmitteln bei, etwa das Tragen geeigneter Schutzkleidung, die gute Belüftung der Baustelle und das gewissenhafte Befolgen der Herstellerhinweise beim Anmischen, Verarbeiten und Trocknenlassen.

Die Vorteile von Naturfarben für Innenräume
Die Vorteile von Naturfarben für Innenräume

Wie erkenne ich eine Wandfarbe ohne Konservierungsmittel?

Gebrauchsfertigen, wasserbasierten Farben und Lacken, die organische Bindemittel enthalten, sind in aller Regel auch Konservierungsmittel beigemischt. Denn ohne würden die Anstrichmittel nach kurzer Zeit im Gebinde verderben. Das gilt nicht nur für Kunststoff- und Kunstharzdispersionen, sondern auch für Naturharzdispersionen und die beliebten geruchsarmen Wasserlacke. So enthalten gängige Dispersionsfarben als „Topfkonservierer“ bis zu 0,5 Prozent Biozide wie Isothiazolone oder Formaldehyd, die Atemwege und Schleimhäute reizen und giftig für Mensch und Umwelt sind. Bei Naturdispersionsfarben können als Konservierungsmittel und Pilzhemmer unter anderem Borax und ätherische Öle (z. B. Bergamotteöl, Pineöl oder Melissenöl) verwendet werden.

Viele wohngesunde ökologische Anstrichmittel wie Leim- oder Lehmfarben werden in Pulverform angeboten. So sind keine schädlichen Konservierungsstoffe nötig; allerdings müssen die einmal angerührten Farben dann auch zügig verwendet werden. Reine Mineralfarben wie Kalkfarbe oder Silikatfarbe, die ebenfalls ökologisch wertvoll, diffusionsoffen und wohngesund sind, gibt es ebenfalls in Pulverform zum Selbstanrühren.

Silikatdispersionen, die auch von ungeübten Heimwerkern verarbeitet werden können, sowie streichfertige Kalkdispersionsfarben, die wisch- und abriebfester sind und nicht so kreiden wie echter Streichkalk, enthalten neben dem mineralischen auch ein organisches Bindemittel – und folglich in aller Regel auch Konservierungsmittel, um im Eimer frischzubleiben. Alternativ lassen sich etwa Kaseinfarben für wohngesunde Kalk-Kasein-Anstriche aus wenigen Zutaten wie Sumpfkalk, Quark, Leinöl und Mineralpigmenten selbst herstellen.

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Wasserlöslich, wasserverdünnbar oder lösemittelhaltig?

Generell wird unterschieden zwischen wasserlöslichen, wasserverdünnbaren und lösemittelhaltigen Anstrichmitteln. Wasserlöslich sind klassische Leimfarben. Deren Bindemittel ist Zelluloseleim, ein organischer, ungiftiger Stoff, der auch nach dem Trocknen wasserlöslich bleibt. Manche Produkte enthalten zudem einen kleinen Kunstharzanteil, damit der Anstrich zumindest wischfest wird. Anstriche mit Leimfarben von Herstellern, die zur „Arbeitsgemeinschaft Naturfarben“ gehören, sind diffusionsoffen, wohngesund und ökologisch unbedenklich. Allerdings sind sie nur für Decken und Wände wenig beanspruchter Innenräume geeignet. Sie haften gut auf Tapeten und mineralischen Untergründen, nicht jedoch auf Holz oder Dispersionsfarben.

Im Außenbereich oder in stärker feuchtebelasteten Räumen wie Küche oder Bad sollten sie wegen ihrer Wasserlöslichkeit nicht verwendet werden; aus demselben Grund sind Leimfarben weder übertapezierbar noch mit anderen Farben überstreichbar. Auch die zurzeit sehr beliebten und ebenfalls wohngesunden Kreidefarben bleiben nach dem Trocknen feuchteempfindlich bzw. wasserlöslich, sofern keine weiteren Zusatzstoffe beigemischt sind. Um den Anstrich zu schützen und widerstandsfähiger zu machen, kann er nach dem Trocknen mit Lack oder Wachs versiegelt werden.

Wasserverdünnbare Anstrichmittel wie Dispersionsfarben oder Acryllacke können außer Wasser auch kleine Anteile flüchtiger Lösemittel enthalten. Bei Dispersionsfarben wird unterschieden zwischen lösemittelfreien (enthalten keine VOC), emissionsarmen (VOC-Anteil bis zu 0,05 Prozent) und emissionsfreien (geben keine Weichmacher, Lösemittel und Schadstoffe ab).

Lösemittelhaltige Farben und Lacke sind sofort am stechenden Geruch zu erkennen. Auch zum Verdünnen und zur Reinigung der Werkzeuge muss ein Lösemittel (z. B. Universalverdünnung oder Pinselreiniger) verwendet werden. Viele früher auch bei Heimwerkern sehr beliebte lösemittelhaltige Lacke wie Nitrolack oder Epoxidharzlack werden heute allerdings fast nur noch im Profi-Bereich verwendet, während es für Heimwerker ein großes Angebot schadstoffarmer, wasserbasierter Lacke für nahezu jeden Anwendungsbereich gibt – vom Versiegeln des Bodens bis hin zum Lackieren von Möbeloberflächen und Spielzeugen.

Umweltsiegel und Kennzeichnungen für (wohn-)gesunde Farben und Lacke

Es gibt kein einheitliches Umweltsiegel oder Zeichen zum Erkennen von wohngesunden Anstrichmitteln. Lesen Sie sich daher bei Farben, Lacken, Lasuren oder Beizen die Herstellerangaben und technischen Datenblätter genau durch und lassen Sie sich unbekannte Inhaltsstoffe von herstellerunabhängigen Fachleuten (z. B. Fachverkäufer, Handwerker) erklären. Wie bei Lebensmitteln gilt auch hier: Je weniger Zutaten auf der Liste stehen, desto verträglicher ist meist das entsprechende Produkt.

Verwenden Sie nach Möglichkeit unbedenkliche Lacke
Verwenden Sie nach Möglichkeit unbedenkliche Lacke

Es gibt jedoch einige Umweltzeichen, Prüf- und Gütesiegel, die von unabhängigen Instituten verliehen werden und Ihnen die Orientierung und Auswahl erleichtern können:

  • Blauer Engel

    Der Blaue Engel, der von der RAL gGmbH (Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V.) vergeben wird, ist das bekannteste und älteste Umweltsiegel. Bei Farben und Lacken, Lasuren und Grundierungen wird das Zeichen ergänzt durch Angaben wie „… weil emissionsarm (RAL-UZ 102)“ oder „… weil schadstoffarm (RAL-ZU 12a)“.

    Allerdings sind gesundheits- und umweltschädliche Stoffe bei der Vergabe nicht verboten, sondern der Engel weist auf schadstoffarme Alternativen hin. Es können also durchaus Schadstoffe enthalten sein, nur weniger als in vergleichbaren Produkten.

  • TÜV-Siegel bzw. -Prüfzeichen

    Damit gekennzeichnete Produkte erfüllen die Kriterien des Umweltstandards UT 21: Bei ihrer Herstellung wurden ökologisch unbedenkliche, natürliche Stoffe sowie ebensolche Verfahren angewendet und die Emissionen außerdem möglichst gering gehalten werden.

  • TÜV Materialprüfung

    Dieses Siegel weist darauf hin, dass das Produkt speziell auf Allergikerfreundlichkeit bzw. -eignung untersucht wurde. Die TÜV-Prüfung zeigt ebenfalls umweltfreundliche und gesundheitsschonende Alternativen auf, ohne jedoch absolute Schadstofffreiheit oder gesundheitliche Unbedenklichkeit zu garantieren.

  • natureplus-Warenzeichen

    Am natureplus-Siegel erkennen Sie Anstrichstoffe auf Naturbasis, etwa umweltgerecht hergestellte mineralische und organische Wandfarben. Zudem sind alle Inhaltsstoffe deklariert, und es werden strenge Schadstoffgrenzwerte eingehalten.

  • Euro-Blume

    Das europäische Umweltzeichen, herausgegeben von der Europäischen Kommission, kennzeichnet schadstoff- und emissionsarme Farben und Lacke für Innenbereiche.

  • DIN-basierte Siegel

    Verschiedene Siegel basieren auf DIN-Vorschriften. So kann etwa ein für Spielzeuge geeigneter Holzanstrichstoff als speichel- und schweißecht laut DIN-EN 71/3 (Sicherheit von Spielzeug) gekennzeichnet sein.

  • Produktprüfungen

    Hier sind vor allem die Produktprüfungen von Stiftung Warentest und Ökotest von Bedeutung. Diese Institutionen testen auch Anstrichmittel nach Umweltverträglichkeit, technischen Eigenschaften und Handhabung und bewerten sie von „sehr gut“ bis „mangelhaft“. Achten Sie jedoch stets darauf, in welchem Jahr der Test durchgeführt wurde, denn viele Hersteller schmücken ihre Produkte jahrelang mit früheren Testergebnissen, die vielleicht längst überholt und nicht mehr aktuell sind.

Altbau mit Kalkputz sanieren © galaganov , stock.adobe.com
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