Was man über Elektroleitungen wissen sollte
Auf den Mantel und den Inhalt kommt es an!
Je nach Verwendungszweck und Verlegeart sind Elektroleitungen und -kabel unterschiedlich aufgebaut. So unterscheiden sich Elektroleitungen und Kabel grundsätzlich schon durch ihre Verlegeart. Kabel sind Elektroleitungen, die im Erdboden verlegt werden. Alles andere sind Leitungen. Beide unterscheiden sich nochmals in der Anzahl und Ausführung der Adern, im Querschnitt der einzelnen Kupferadern und in der Ummantelung. Diese Details entscheiden letztendlich, welche Elektroleitung in der Elektroinstallation vorgeschrieben ist und zum Einsatz kommt.
Leitungsquerschnitte
Die Leitungsquerschnitte in der Elektroinstallation bemessen sich vor allem nach der Belastung, der die Leitung ausgesetzt ist und danach, wie und wo die Leitung verlegt wird. Geregelt wird der Leitungsquerschnitt in der DIN VDE 0298. Außerdem ist der in DIN VDE 0100-520 in Abschnitt 524, Tabelle 52 J, festgelegt, welcher Mindestquerschnitt einzuhalten ist.
In der Regel werden in der Elektroinstallation von Häusern und Wohnungen folgende Leitungsquerschnitte verwendet:
- für Beleuchtung und wenig belastete Steckdosen 1,5 mm²
- für größere Verbraucher und schwer belastete Steckdosen 2,5 mm²
- für große Verbraucher und kleine Maschinen 4 mm²
Ausführungen von Kabel und Leitungen
Kabel und Leitungen gibt es in unzähligen Varianten. Ein Grund, sich hier nur den gängigen Ausführungen in der Hausinstallation zu widmen.
Elektroleitungen bestehen aus einzelnen Drähten oder Adern, die als Leiter bezeichnet werden. Bei den Leitern unterscheidet man zwischen einer starren und flexiblen Ausführung. Während eine starre Ader aus einem einzigen Kupferdraht gefertigt ist, handelt es sich bei einer flexiblen Ader um unzählig viele, hauchdünne Kupferdrähte, die miteinander verdrillt sind.
Elektroleitungen mit starren Leitern werden in der Regel für die feste Verlegung in der Hausinstallation verwendet. Feste Verlegung bedeutet, dass die Leitungen zu Schaltern, Steckdosen oder fest installierten Verbrauchern, wie beispielsweise Wand- oder Deckenleuchten führen.
Elektroleitungen mit flexiblen Leitern kommen dort zum Einsatz, wo bewegliche Verbraucher angeschlossen werden. Wie beispielsweise ein Herd, ein Backofen oder eine Stehlampe.
Aderleitungen
Aus Kosten- aber auch Nachrüstungsgründen werden Elektroleitungen oft in Leerrohren verlegt. Dabei kommen Aderleitungen zum Einsatz. Sie bestehen zur festen Verlegung in der Regel aus einer einzelnen starren Ader in den gängigen Querschnitten von 1,5 oder 2,5 mm² mit entsprechend farblicher Ummantelung. Gängige Typen sind Aderleitungen mit der Bezeichnung H05V-U oder H07V-U.
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Mantelleitungen
Die Mantelleitung ist wegen ihrer universellen Einsatzmöglichkeiten die gängigste Leitung in der Hausinstallation. Sie wird mit dem Kurzzeichen NYM beschrieben. Sie lässt sich problemlos auf, im und unter Putz sowie in Leerrohren verlegen. Dies sowohl in trockenen als auch in feuchten Räumen. Die Verwendung im Erdreich ist hingegen untersagt.
Standardausführung ist die Leitung mit der Bezeichnung NYM-J 3×1,5 mm². Hierbei handelt es sich um eine dreiadrige Installationsleitung mit Schutzleiter in PVC-Mantel mit einem Leiterquerschnitt von 1,5 mm². Aderkennzeichnung sind die Farben Schwarz, Blau und Gelb-Grün. Daneben wird die Leitung mit der Bezeichnung NYM-O 3×1,5 mm² verwendet. Hierbei handelt es sich um eine dreiadrige Installationsleitung ohne Schutzleiter im PVC-Mantel mit einem Leiterquerschnitt von 1,5 mm². Aderkennzeichnung ist hier: Schwarz, Blau, Braun oder Schwarz, Braun, Grau. Ebenfalls oft in Gebrauch: NYM 5×1,5 mm² – eine fünfadrige Installationsleitung.
Für die Elektroinstallation im Garten werden in der Regel Kabel mit der Kurzbezeichnung NYY-J oder NYY-O verwendet. Dabei handelt es sich um Kabel mit oder ohne Schutzleiter mit PVC-Isolierung und PVC-Mantel.
Stegleitungen
Unter der Kurzbezeichnung NYIF kommen sogenannte Stegleitungen im Einsatz. Diese flachen Leitungen werden in oder unter Putz verlegt. Nachteil: Im Badezimmer und überall dort, wo es feucht werden kann, sind sie nicht zulässig. In Holzhäusern oder auf brennbaren Untergründen sind sie verboten. Gängige Ausführungen in der Hausinstallation NYIF-J 3×1,5 mm², NYIF-O 3×1,5 mm² sowie NYIF 5×1,5 mm².
Kurzbezeichnungen
Alle für die Elektroinstallation zugelassenen Leitungen haben eine Kurzbezeichnung. Die Buchstaben geben den Kabel- oder Leitungstyp an, die Zahlen bezeichnen Anzahl und Querschnitt der Adern.
Aufbau und Typenbezeichnung von Leitungen nach DIN VDE 0250 (Auszug)
1. Stelle: Grundtyp
- N nach VDE-Norm
- (N) Anlehnung an VDE
- X Anlehnung an VDE
2. Stelle: Isolierwerkstoff
- 2G Silikon
- 3G EPR
- 4G EVA
- 5G Polychloropren
- 4Y Polyamid
- 6Y FEP
- 7Y ETFE
- 9Y Polypropylen
- 2X vernetztes PE
- G Elastomere
- H/HX halogenfreie/halogenfreie vernetzte Werkstoffe
- Y PVC
3. Stelle: Leitungsbezeichnung
- A Aderleitung
- AF Aderleitung feindrahtig
- BEU Bleimantelleitung mit Bewehrung
- BU Bleimantelleitung
- D Massivdraht
- F Fassungsader
- F Stegleitung
- FL Flachleitung
- GL Glasseide
- I Installationsleitung
- L Leuchtröhrenleitung
- LH Anschlussleitung, leichte mechanische Belastung
- LS leichte Steuerleitung
- Li Litzenleiter nach VDE 0812
- LiF Litzenleiter feinstdrahtig nach VDE 0812
- MH Anschlussleitung, mittlere mechanische Belastung
- SH Anschlussleitung, schwere mechanische Belastung
- SSH Anschlussleitung für spezielle Belastung
- SL Steuer- /Schweißleitung
- S Steuerleitung
- Si Silikonleitung
- Z Zwillingsleitung
4. Besonderheiten
- St Geschirmt
- A Aluminiummantel
- C geschirmt
- F Feindrahtig
- FE Isolationserhalt
- T Tragorgan
- K Gummikreuz im Leitungskern
- S Stahldrahtgeflecht
- U flammwidrig
- W wärme- /witterungsbeständig
- S Stahldrahtbewehrung
- Z Zinkmantel
5. Mantel
- 2G Silikon
- 3G EPR
- 4G EVA
- 5G Polychloropren
- 4Y Polyamid
- 6Y FEP
- 7Y ETFE
- 9Y Polypropylen
- 2X vernetztes PE
- G Elastomere
- H/HX halogenfreie/halogenfreie vernetzte Werkstoffe
- P Polyurethan
- Y PVC
6. Schutzleiter
- -O ohne Schutzleiter
- -J mit Schutzleiter
7. Aderzahl
8. Leitungsquerschnitt der Leiter
Harmonisierte Leitungen nach DIN VDE 0281/0282/0292 (Auszug)
1. Grundtyp
- H Harmonisierter Typ (EU-harmonisiert)
- A nationaler Typ
- X Sondertyp
2. Nennspannung
- 00 ohne Nennspannung
- 01 100 V
- 03 300/300 V
- 05 300/500 V
- 07 450/750 V
- 11 600/1000 V
3. Isolierwerkstoff
- B EPR
- N2 CR, für Schweißleitungen
- R Gummi
- S Silikonkautschuk
- V PVC
- V2 PVC (90 ∞C)
- V3 PVC kältebeständig
- X VPE
- Z PE
4. Mantelwerkstoff
- V PVC
- V2 PVC, erweiterter Temperaturbereich bis 90 ∞C
- V3 PVC kältebeständig
- R Gummi
- N Chloropren
- J Glasfasergeflecht
- T Textilgeflecht
- Q Polyurethan
5. Besonderheiten
- C Schirm
- C4 Schirmgeflecht
- H Flachleitung, teilbar
- H8 Spiralleitung
6. Leiterart
- D feindrahtiger Leiter für Schweißleitungen
- E feinstdrahtiger Leiter für Schweißleitungen
- U eindrahtig
- R mehrdrahtig
- K feindrahtig, feste Verlegung
- F feindrahtig, flexible Leitung
- H feinstdrahtig, flexible Leitung
- Y Lahnlitze
7. Aderzahl
8. Schutzleiter
- G mit Schutzleiter
- X ohne Schutzleiter
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Farbkodierung
Die Leiter haben unterschiedliche Farben, an denen man erkennen kann, welche Funktion der einzelne Leiter hat und wo er angeschlossen werden muss. Für alle Ausführungen gilt, dass nach DIN VDE 0100-510 der Schutzleiter (PE) ohne Ausnahme durchgehend grün-gelb sein muss! Der Neutralleiter (N) hat durchgehend die Farbkennzeichnung hellblau.
Eine Festlegung in dieser Norm, welche Farbe welcher Leiterkennzeichnung (L1, L2, L3) zuzuordnen ist, gibt es nicht. Die bisher häufigste angewendete Zuordnung ist allerdings: L1 = schwarz / L2 = braun / L3 = grau.
Grundsätzlich gilt: Die Zuordnung von Farben laut DIN VDE 0100-510 sind soweit möglich einzuhalten.
Bei der Erweiterung bestehender elektrischer Anlagen, ist die neue Norm ab dem Punkt der Erweiterung anzuwenden.
Farben von Kabeln und Leitungen
Die Farbkennzeichnung von Kabeln und Leitungen Im Januar 2003 wurde die Aderfarbe „grau“ eingeführt und ist seit 2006 laut DIN… weiterlesen