Steckdosen mit Shutter: „Kindersicherung“ ist out – „Erhöhter Berührungsschutz“ ist in
„Kinderschutz“, „kindersicher“ oder „Kindersicherung“ im Zusammenhang mit Steckdosen ist derzeit ein sehr heikles Thema. Denn diese Begriffe dürfen selbst bei VDE-zertifizierten Steckdosen mit erweitertem Berührungsschutz nicht mehr verwendet werden. Hintergrund ist der Tod eines sechsjährigen Jungen in einer Frankfurter Kindertagesstätte Ende Oktober 2020 durch einen Stromschlag an einer Steckdose. Nach Überprüfungen der zuständigen Staatsanwaltschaft hätte die Steckdosen und elektrische Installation „dem höchsten Standard der Kindersicherung“ entsprochen und sei fest montiert gewesen. Da es trotz der „Kindersicherung“ dennoch zu einem tödlichen Stromschlag eines Kindes kam, sind die Begriffe „Kinderschutz“, „kindersicher“ oder „Kindersicherung“ nicht mehr erlaubt. Statt dessen ist nun von „erhöhtem Berührungsschutz“ die Rede.
Dennoch: Allen Eltern ist bewusst, dass Kinder in ihrem Erkundungsdrang und aufgrund ihrer Neugier auch vor Steckdosen keinen Halt machen. Dabei können sie einen Stromschlag erleiden, wenn sie zum Beispiel spitze und leitende Gegenstände in eine Steckdose einführend. Um solche Unfälle zu vermeiden, gibt es mehrere Möglichkeiten, diese Gefahrenquelle für Kinder etwas sicherer zu machen.
Steckdosen mit Shutter
Die sicherste Methode ist die Verwendung von Steckdosen mit Schutzkontakt (Schuko) und Shutter. Der Begriff „Shutter“ stammt aus der Foto- und Videotechnik, wo er den Verschluss einer Kamera bezeichnet. In der Elektrotechnik wird damit der mechanische Verschluss der beiden Steckkontakte einer Steckdose bezeichnet. Der „Shutter“ ist Teil der Steckdosenabdeckungen und besteht aus einem drehbaren Flügelplättchen, dass in der Ausgangsstellung die beiden Kontakte verdeckt und die Steckdose verschließt. Der „Shutter“ bleibt so lange in der Ausgangsstellung, die Steckdose so lange verschlossen, bis der für den bestimmungsmäßigen Gebrauch vorgesehene Stecker eingeführt wird. Neben dem passenden Stecker muss beim Einstecken auf beide Kontakte gleichmäßiger Druck ausgeübt werden, sonst lässt sich der „Shutter“ nicht öffnen. Auf diese Weise sorgt er für einen erhöhten Berührungsschutz und verringern das Risiko, dass Menschen mit spannungsführenden Teilen dieser Produkte in Berührung kommen können.
Moderne Steckdosen mit Berührungsschutz sind optisch kaum von den Varianten ohne Berührungsschutz zu unterscheiden. Nahezu alle Markenhersteller sind mit entsprechenden Ausführungen vertreten, sodass vorhandene Modelle sich einfach austauschen lassen. Um Steckdosen mit erhöhtem Berührungsschutz erkennen zu können, haben fünf Unternehmen für elektrotechnische Produkte die Kennzeichnung „Safety Plus“ eingeführt.
Alle Steckdosen, die mit „Safety Plus“ gekennzeichnet sind, erfüllen durch weitergehende konstruktive Maßnahmen die darüber hinaus gehenden erhöhten sicherheitsrelevanten Anforderungen der neu erschienenen Norm DIN VDE 0620:2021-02 und entsprechen damit dem aktuell akzeptierten Stand der Technik und erfüllen in der Regel auch die neue Vorgabe des aktuellen Normentwurfs E DIN VDE 0620-1:2019-03, wonach „die Kontakteintrittslöcher als auch über alle weiteren im Einbauzustand zugänglichen Öffnungen der Steckdose keine spannungsführenden Teile berührbar sein“ dürfen.
Drehsicherungen – Einsätze für die Steckdose
Die beliebtesten und einfachsten Absicherungen für Steckdosen sind immer noch die sogenannten „Drehsicherungen“. Diese Plastikbauteile werden in die Steckdose geklebt und verdecken die beiden Steckdosenkontakte. Durch das Festkleben ist es zudem nicht möglich, diese Absicherung herauszuziehen. Wer einen Stecker in die Steckdose stecken möchte, muss den Stecker mit leichtem Druck beim Einstecken drehen, damit die Mechanik der „Drehsicherung“ die beiden Kontakte der Steckdose freigibt und der Stecker hineinpasst.
Anwendungsfreundlicher und schneller bei der Nachrüstung sind „Drehsicherung“ zum Einstecken. Die Plastikkomponenten werden einfach oberhalb des Schutzkontakts in die Steckdose gesteckt. Auch hier wird beim Einstecken eines Steckers die Absicherung solange gedreht, bis sie die beiden Kontakte der Steckdose freigibt und der Stecker hineinpasst. Andererseits lassen sich diese „Drehsicherungen“ bei Bedarf auch entfernen. Außerdem können diese „Sicherungen“ von einer in eine andere Steckdose gesteckt werden. Diesen Vorteil haben eingeklebten „Drehsicherungen“ nicht.
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Steckdoseneinsatz mit Schlüssel
Etwas unhandlicher aber deutlich sicherer sind Steckdoseneinsätze mit Schlüssel. Bevor der Stecker in die Steckdose geführt wird, muss bei dieser Variante die „Sicherung“ entfernt werden. Der Steckdoseneinsatz besitzt einen Schlüssel. Mit diesem Schlüssel wird der Einsatz in die Steckdose eingebaut und auch kann nur mit dem entsprechenden Schlüssel wieder entfernt werden.
Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Steckdosen mit Klappdeckel. Der Deckel verhindert, dass Kinder direkt in eine Steckdose fassen können. Allerdings ist diese Variante nicht so sicher, wie die zuvor genannten Möglichkeiten, da der Deckel auch von Kindern angehoben werden kann.
Wer keine Absicherung von Steckdosen zur Verfügung hat, aber beim Besuch von Kindern schnell reagieren muss, sollte die kompletten Steckdosen verdecken, damit sie von Kindern nicht erreicht werden können. Das kann man dadurch gewährleisten, indem man beispielsweise Möbelstücke oder andere schwere Gegenstände vor die Steckdosen stellt.
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