Fehler beim Dämmen – und wie man sie vermeidet
Häuser gehören gedämmt – das ist gut für den Klimaschutz und lohnt sich langfristig auch finanziell. Aber ein Haus zu dämmen, das ist eine anspruchsvolle Sache mit vielen Aspekten, von der Finanzierung über die Planung bis zur Durchführung. Und es werden immer wieder die gleichen Fehler gemacht. Wenn es schlecht läuft, entfaltet die Dämmung nur einen Teil ihrer Wirkung. Wenn es ganz schlecht läuft, gibt es Bauschäden. Die können teuer werden. Hier steht, welche Fehler man nicht machen sollte.
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1. Fehler: Zu wenig oder gar nicht
Es geht damit los, dass Dämmen Pflicht ist. Wer mehr als zehn Prozent eines Bauteiles erneuert, muss dämmen. Wie viel, das steht in dem Gebäude-Energie-Gesetz (GEG), und zwar verbindlich. Wer zu geringe Dämmstärken einbaut, der verstößt gegen diese Verordnung. Wer sein Dach neu deckt, ohne es zu dämmen, der verstößt auch gegen diese Verordnung. Es können Bußgelder von bis zu 50.000 Euro verhängt werden. Auch wenn es weniger wird: Dieses Geld ist für die Dämmung des Hauses besser investiert.
2. Fehler: Falsch geplant
Das Dämmen eines Hauses ist eine komplizierte Angelegenheit. Wer das noch nicht gemacht hat, denkt nicht an alle Details, kennt nicht alle Techniken und Materialien, weiß nicht um all die Fallstricke, die es gibt. Fachwissen und Erfahrung hat eigentlich nur der Profi. Deshalb führt der erste Weg entweder zum Energieberater oder zum Architekten. Die beiden wissen, welcher Dämmstoff der richtige ist, und wie man eine Firma findet, die ihn richtig verarbeiten kann.
Es geht auch darum, ein gutes Verhältnis von Investitionen und Energieeinsparung zu finden. Jedes Haus ist anders, jede energetische Sanierung auch – man muss sich auskennen, um die passgenaue Lösung zu finden. Energieberater und Architekt wissen auch, wie man eine Fachfirma findet, die eine Dämmung realisieren kann.
3. Fehler: Förderung vergessen
Im Kampf gegen den Klimawandel genießt die Energieeinsparung und damit auch die Dämmung von Wohngebäuden eine hohe politische Priorität. Deshalb gibt es Förderprogramme, die entweder mit direkten Zuschüssen oder mit günstigen Krediten arbeiten. Diese sollte man unbedingt in Anspruch nehmen, es geht um erhebliche Ersparnisse. In Deutschland ist dafür die Kreditanstalt für Wiederaufbau zuständig (KFW).
Die Hausbank des Bauherrn ist dafür zuständig, diese Mittel durchzuleiten – manche Institute machen das nicht gerne, aber alle sind dazu verpflichtet. Zur Beantragung braucht man einen Energieberater, der auch weitere Förderprogramme kennt, wenn es solche geben sollte. Und der kommt auch klar mit der recht ausufernden Bürokratie, die mit dieser Förderung leider verbunden ist. Das Honorar des Energieberaters übrigens wird ebenfalls zum Teil von der KFW übernommen.
4. Nicht abgestimmt
Eine energetische Sanierung kann verschiedene Bestandteile haben – die Dämmung der Fassade, der Einbau einer neuen Heizung, der Austausch der Fenster, die Dämmung von Dach oder Kellerdecke. Man muss nicht alles machen, man kann manches nacheinander machen, aber die Reihenfolge muss stimmen.
Wer zuerst die Heizung erneuert und dann die Fassade dämmt, hat möglicherweise eine überdimensionierte Therme installiert. Wer vor der Fassadendämmung die Fenster tauscht, der riskiert womöglich Schimmelbildung in den Räumen. Wie man es richtig macht, auch das weiß der Energieberater.
5. Alte Fenster
Gerade wurde es schon angesprochen – vor allem im Altbau sind die Fenster dafür verantwortlich, dass ganz viel Heizenergie verschwendet wird. Es kann sich um Einfachverglasungen handeln, um Undichtigkeiten zwischen Rahmen und Fensterflügel, um einen nicht winddichten Einbau in die Laibungen. Insofern ist zu prüfen, ob es gleich auch neue Fenster geben kann. Ist das zu teuer, weiß der Energieberater, in welcher Reihenfolge man vorgehen sollte. Hat man beispielsweise im Altbau schöne, aber energetisch unzureichende Fenster, können auf der Innenseite eingebaute Kastenfenster die Lösung sein.
Tauscht man doch die Fenster aus, ist zwingend auf dichte Anschlüsse zu achten, ein Einbau mit Bauschaum reicht keinesfalls aus. Heute verwendet man sogenanntes Kompriband, das sind spezielle Schaumstoffbänder, die sich nach dem Einbau ausdehnen und luftdicht an Fenster und Mauerwerk legen. Außerdem werden zwingend spezielle Folien auf die Fensterrahmen geklebt und dann an der Wand mit eingeputzt.
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6. System-Durcheinander
Es gibt inzwischen natürlich eine Vielzahl von Herstellern, die Produkte zur Dämmung und zur energetischen Sanierung anbieten. Die einzelnen Komponenten sind unterschiedlich teuer. Verzichten sie trotzdem darauf, Ihre Dämmung zu einem Patchwork aus Teilen verschiedener Hersteller zu machen. Die Hersteller von Dampfbremsfolien zum Beispiel bieten immer auch den Klebstoff an, mit dem die Folien befestigt werden.
Wenn Sie Handwerker mit der Durchführung der Arbeiten beauftragen, sollten Sie darauf bestehen, dass diese „im System bleiben“. Schon deshalb sollte man sich von diesen einen Kostenvoranschlag geben lassen, in dem auch das gesamte Material aufgeführt ist. Nur wenn man im System bleibt, gelten auch die Herstellergarantien. Wärmeverbundsysteme beispielsweise bekommen ihre Zulassung auch nur als Komplettsystem, nicht in einzelnen Komponenten.
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7. Details vernachlässigt
Wenn die Dämmung fertig ist und man mit einer Thermografie-Aufnahme kontrolliert, wo noch Wärme aus dem Haus entweicht, dann zeigt sich, wo bei der Planung nicht zu Ende gedacht wurde. Eine Dämmung muss lückenlos sein, sie ist so schwach wie ihr schwächstes Glied. Das verlangt Aufmerksamkeit für zahlreiche Details. Eine zu schwach oder nicht gedämmte Fensterlaibung verursacht womöglich Schimmel, kostet aber auf jeden Fall Energie. Fensterbänke dürfen nicht zu Wärmebrücken werden.
Und überhaupt muss sehr intensiv darauf geachtet werden, Wärmebrücken zu vermeiden. Der Sockelanschluss muss ebenfalls stimmen. Der Dachüberstand muss auch nach der Dämmung groß genug sein, eventuell also erweitert werden. Auch kommt es darauf an, zum Beispiel ein Wärmeverbundsystem richtig zu befestigen, das heißt auch, passend zum Untergrund. All das ist zu prüfen, zu bedenken und zu planen. Sorgfalt ist bei der Wärmedämmung allererstes Gebot.
Ein beliebter Planungsfehler ist auch, nicht an den Brandschutz zu denken. Wer mit Polystyrol dämmt, muss in bestimmten Abständen Brandriegel aus Mineralwolle einbauen. Diese verhindern, dass sie ein Feuer im Brandfall rasend schnell über die ganze Fassade ausbreiten kann. Wehe dem Bauherrn, der dies vergisst und dann einen Brand am Haus hat.
8. Pfusch am Bau
Man kann eine Dämmung perfekt geplant und auch an jedes Detail gedacht haben – werden die Arbeiten mangelhaft ausgeführt, nutzt die gute Vorbereitung nur wenig. Der preiswerteste Handwerker muss nicht der beste sein. Achten sollte man auf die Zugehörigkeit zu einer Innung, auch Qualifikationen und Weiterbildungen, auf Referenzen und auf Berichte anderer Kunden. Bei der Auswahl der Handwerker kann der Energieberater Hinweise geben. Es kann sich lohnen, einen unabhängigen Sachverständigen zur Qualitätskontrolle während der Arbeiten einzuschalten.
Angesichts der hohen Baupreise und der knappen Zahl an Handwerkern ist die Versuchung groß, bei der Wärmedämmung selbst Hand anzulegen. Viele raten dazu, die Arbeiten komplett an eine Firma zu vergeben. Dies kann aber auch differenzierter gesehen werden. An die Dämmung einer obersten Geschossdecke oder einer Kellerdecke kann sich ein versierter Heimwerker schon trauen, zumal es Informationsmöglichkeiten in großer Zahl gibt. Am schwierigsten ist sicherlich eine Fassadendämmung. Ein wirklich guter Handwerksbetrieb lässt sich aber darauf ein, dass der Bauherr einen Teil der Arbeiten selbst erledigt, zum Beispiel den Anstrich der gedämmten Fassade oder bei einer Einblasdämmung den Bau der Kammern, in die das Material eingeblasen wird. Dabei muss man aber auf eine sehr genaue Absprache achten, auch was Dauer und Zeitpunkt der Arbeiten betrifft.
Die Möglichkeiten schwerwiegende Fehler zu machen, sind so zahlreich, dass sie hier gar nicht alle aufgezählt werden können. Mangelhafte Anschlüsse von Fensterbänken und Fensterlaibungen gehören zu den Klassikern. Wo immer Lücken im Dämmstoff entstehen, entweicht kostbare Heizenergie. Das erhöht die Heizkosten, und kalte Stellen im Haus sorgen für Schimmelgefahr. Fatal ist es, wenn Dampfbremsfolien mangelhaft befestigt werden – es gelangt Feuchtigkeit in die Dämmung, und diese verliert einen Teil ihrer Wirkung.
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