Wärmedämmung im Verbund
Unter den Fassadendämmungen ist das Wärmedämmverbundsystem – kurz: WDVS – sicherlich die am weitesten verbreitete Dämmtechnik. Es eignet sich für die energetische Sanierung eines alten Gebäudes im besonderen Maße, weil es mit vergleichsweise wenig Aufwand einen hohen energetischen Standard ermöglicht. Optisch ist das Haus nach der Sanierung praktisch nicht von einem entsprechend gedämmten Neubau zu unterscheiden.
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So ist ein Wärmedämmverbundsystem aufgebaut
Ein WDVS besteht immer aus drei Schichten:
- Wärmedämmung
- Armierung
- Außenputz
Die Wärmedämmung bildet die unterste Schicht. Großformatige Dämmplatten werden direkt auf die Außenwand aufgeklebt. Bei einem Neubau ist das die gemauerte Wand, bei einem Altbau die alte Fassade. Der bestehende Putz muss also nicht aufwendig entfernt werden, sondern wird durch die Dämmung einfach überdeckt. Sollte die Fassade an irgendeiner Stelle schadhaft sein, wird diese also mit einem einfachen Mittel wieder instand gesetzt.
Neben der Verklebung sorgen Dübel in der Regel für einen noch festeren Halt der Dämmschicht. Diese Dübel haben zwei Bestandteile: Sie bestehen aus einem stiftförmigen Teil, der in das Bohrloch geschlagen wird, und einer flachen runden Scheibe, dem Teller. Dieser Teller hält die Dämmplatte fest an der Wand. Tellerdübel aus Kunststoff verhindern dabei, dass durch die Durchdringung des Dämmstoffs kleine Wärmebrücken entstehen. Wie viele Dübel zur Befestigung notwendig sind, ergibt sich aus den Windsoglasten, die in der Region des jeweiligen Gebäudes vorherrschen. Windsog entsteht durch die am Gebäude vorbeiströmende Luft.
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Ist die Wärmedämmung ausreichend fixiert, wird die Armierungsschicht aufgetragen. Sie besteht aus einem speziellen Armierungsmörtel, in den ein Armierungsgewebe eingebettet wird. Diese Schicht hat die Aufgabe, eventuell auftretende Dehnungsspannungen aufzunehmen. Das bedeute, sie gleicht das Arbeiten der gesamten Konstruktion aus.
Auf der Armierungsschicht erfolgt die endgültige Gestaltung des WDVS. Der Außenputz, zum Beispiel in Form eines Kunstharz- oder Kalk-Zement-Putzes, verleiht der alten Fassade das nach außen sichtbare neue Aussehen.
Ein System ist ein System
Wichtig: Ein WDVS besteht zwar aus mehreren Schichten, diese können allerdings nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Die verwendeten Materialien bilden immer ein Komplettsystem. Das bedeutet: Man kann nicht jede Komponente frei wählen, sondern muss darauf achten, dass sie miteinander verwendet werden dürfen und aufeinander abgestimmt sind. Nur so können sie den erwünschten hohen Standard der Wärmedämmung sicher und zuverlässig erfüllen. In Deutschland wird das optimale Zusammenspiel aller Komponenten durch eine bauaufsichtliche Zulassung vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) gewährleistet.
Wie dick muss aufgetragen werden?
Die im WDVS eingesetzt Dämmstoffdicke hängt immer von der dahinter liegenden Wand ab. Die Fassade muss nach der Sanierungsmaßnahme die Vorgabe des Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) bezüglich des Wärmedurchgangs erfüllen. Für die Außenwände liegt der geforderte U-Wert bei 0,24 W/(m²K).
Laut dem Institut Wohnen und Umwelt (IWU) lassen sich bei einem Altbau mit einem Dämmstoff der Wärmeleitstufe 035, der in einer Dicke von 12 Zentimetern eingebaut wird, die GEG-Vorgaben bereits erfüllen. Ausgangspunkt für diese Angabe ist die Annahme, dass die Außenwand vor der Sanierung einen U-Wert von etwa 1,5 W/(m²K) aufwies.
Im Neubau sind, so das IWU, mit 16 bis 33 Zentimetern Dämmmaterial derselben Wärmeleitstufe U-Werte von 0,1 bis 0,2 W/(m²K) möglich.
Generell ist es bei Neubau oder Sanierung gleichermaßen sinnvoll, nicht nur dem Mindestwert des GEG zu folgen, sondern – wenn nötig – beim Dämmstandard noch darüber hinaus zu gehen. Denn eine noch effektivere Wärmedämmung zahlt sich in noch niedrigeren Energiekosten aus. Außerdem ist auf diese Weise sichergestellt, dass das Gebäude auch auf längere Sicht von seinem energetischen Standard zeitgemäß bleibt.
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Das richtige Material für ein WDVS
In einem WDVS können viele verschiedene Dämmmaterialien eingesetzt werden. Wichtig ist auch hier wieder die bauaufsichtliche Zulassung für diesen Einsatzzweck.
Beispiele für Dämmstoffe zur Fassadendämmung mittels eines WDVS sind:
- Polystyrol-Platten
- Mineralfaserplatten
- Schaumglasplatten
Kein böses Erwachen durch den Blick ins Detail
Bauphysikalisch ist die Dämmung von außen gleichermaßen wirkungsvoll wie vorteilhaft. Die Dämmung bedeckt die gesamte Fassade, sodass sie bestehende Wärmebrücken mindert. Dazu ist allerdings der fachgerechte Einbau maßgeblich. Dies zeigt sich an zwei Ausführungsdetails:
- Im Bereich der Fensterlaibungen besteht eine Anschlussfuge zwischen Fenster und Außenwand. Diese sollte mindestens drei Zentimeter von dem Dämmstoff überdeckt werden, um eine Wärmebrücke an dieser Stelle auszuschließen. Bei Altbauten kann das Ausfräsen der Fensterlaibung notwendig sein, um diese Ausführung zu ermöglichen. Der Aufwand lohnt sich allerdings, da anschließend schleichende Wärmeverluste und die weiteren negativen Folgen von Wärmebrücken vermieden werden.
- Besonderes Augenmerk ist auch auf den unteren Abschluss des WDVS zu legen. Das System kann nicht bis zum Erdboden heruntergezogen werden. Im unteren Fassadenbereich ist das Ausbilden eines Sockels notwendig. Dazu wird unter dem WDVS eine Schicht aus einem anderen, für den erdberührten Bereich geeigneten Dämmstoff eingebaut. Ein Beispiel für ein solches Dämmmaterial ist extrudierter Polystyrol-Hartschaumstoff (XPS). Der Sockel sollte etwa 50 Zentimeter unter die Erdoberfläche reichen. Durch den Sockel wird vermieden, dass in der unteren Raumecke des Wohnraums eine Wärmebrücke entsteht und die wertvolle Heizenergie ungenutzt unter dem WDVS hinweg abfließt.
Gestaltungsdetails wie dieses machen deutlich, dass die Fassadendämmung mit einem WDVS auf jeden Fall eine Sache für den Fachmann ist. Anbringen und dabei die geforderten hohen Qualitätsansprüche erfüllen können sie beispielsweise qualifizierte Dachdecker- oder Malermeister-Fachbetriebe sowie spezialisierte Fachfirmen.
Es grünt so grün – Algenproblematik auf WDVS
Bei Wärmedämmverbundsystemen können sich nach einer gewissen Zeit Algen, Flechten oder Moose auf der Oberfläche des Putzes bilden. Dieser Bewuchs begründet sich physikalisch: Durch den Dämmstoff ist der Außenputz thermisch von der warmen Außenwand entkoppelt. Sinken in der Nacht die Temperaturen ab, kann der Außenputz sich ebenfalls stark abkühlen. Die Oberflächentemperatur des Putzes ist dann so gering, dass sie unter dem Taupunkt liegt und sich Feuchtigkeit aus der Luft niederschlägt. Des Weiteren kann das Problem an besonders stark bewitterten Fassadenflächen auftreten. Das feuchte Umfeld bietet die Grundlage für das Algenwachstum.
Der Befall mit Algen, Flechten und Moosen ist ein rein ästhetisches Problem. Die Wärmedämmung nimmt dadurch keinen Schaden, noch wird ihre Lebensdauer verkürzt. Dennoch ist der grüne Belag natürlich nicht erwünscht. Es gibt einige Möglichkeiten, den Befall zu verhindern oder zumindest zu verzögern:
- Eine bauliche Maßnahme ist ein vergrößerter Dachüberstand. Zum einen schützt er die Fassade vor Schlagregen, zum anderen verhindert er, dass die Fassade in den Nachtstunden ihre Wärme schnell nach oben abstrahlen kann.
- Wird die Fassade mit speziellen Fassadenfarben auf Silikonharzbasis gestrichen oder mit einem Silikonharzputz verputzt, entzieht dies dem Bewuchs die Grundlage. Die Farbe ist staub- und wasserabweisend, sodass der Lebensraum für Mikroorganismen nicht gegeben ist. Diese Maßnahme kann einen Bewuchs verzögern.
- Darüber hinaus gibt es Fassadenfarben, denen biozide Zusätze beigemischt sind. Diese wirken allerdings nicht dauerhaft, sondern stellen ebenfalls lediglich eine Verzögerung dar.
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