Setzrisse – Ursachen, Verhinderung, Behandlung
Wenn Risse am Bauwerk auftreten, ist das ärgerlich aber nicht immer vermeidbar. Sie entstehen durch Spannungen, die in Werkstoffen von Wand, Decke oder Boden überschritten werden. Ursache können einerseits Planungsfehler sein, falls verbaute Materialien nicht werkstoff- oder fachgerecht eingebracht wurden. Spannungen können sich aber auch durch Setzungen des Bodens entwickeln.
Setzungen entstehen immer durch die langsame Senkung eines Gebäudes auf Grund von einer allmählichen gleichmäßigen Verdichtung des Untergrunds.
Diese Art von Setzungen kann man nach Begutachtung des Baugrunds vor Baubeginn berechnen und mit einplanen. Neubauten setzen sich noch in den ersten sieben Jahren.
Ursachen der Entstehung von Setzrissen
1. Ungleichmäßige Setzungen des Baugrunds
1.1. Baugrundbeschaffenheit
Verschiedene Böden mit unterschiedlichem Setzungsverhalten.
1.2. Spannungsüberlagerungen
Ungleiche Gründungstiefen von benachbarten Gebäuden können zur Überlagerung der Lasten und ungleichmäßigen Setzungen führen.
1.3. Drucküberlagerung durch Nachbarbauwerke
Die Bodendrücke der dichten Bebauung überlagern sich.
1.4. Unterschiedliche Baulast
Das Gebäude ist zu lang und hat eine unzureichende Gebäudesteifigkeit.
2. Baumängel
Auch nicht fachgerecht ausgeführte Fundamente können Setzrisse verursachen.
Dies kann z. B. über unterschiedliche Belastungen durch ein Bauwerk oder seine geologischen Gegebenheiten sein, die bei der Planung der Fundamente nicht berücksichtigt werden. Aber auch eine nicht frostfreie Gründung kann zu Setzrissen führen.
3. Veränderungen in der Umgebung
- durch Hochwasser und Unterspülungen des Erdreichs
- Erschütterungen durch Erdbeben
- durch einen veränderten Grundwasserspiegel
- Bodenabsackungen durch großflächige Bodenabtragung in Bergbaugebieten
Verhinderung von Setzrissen
1. Baugrundbegutachtung vor Baubeginn
- Setzungsverhalten
Eine eingehende Bodenuntersuchung des Grundstücks vor Baubeginn schützt vor einer fehlerhaften Gründung auf einem inhomogenen Baugrund und ungleichmäßiger Schichtenausbildung des Erdreichs. Bei einem Baugrundgutachten muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Beprobungstiefe der Bohrungen deutlich unter der Gründungstiefe der geplanten Fundamente liegen. Empfohlen werden zur Sicherheit mindestens zwei bis drei Sondierungen. Auch sollten Rammsondierungen durchgeführt werden, bei denen sogenannte Rammkerne gezogen werden, um den Schichtenaufbau des Baugrunds unterhalb der Gründungsbauteile beurteilen zu können. Diese Ergebnisse geben Auskunft über die zu Tragfähigkeit des Untergrunds und daraus resultierend die optimale Planung von Fundamenten und dem Keller eines Gebäudes. - Wasserverhältnisse
Rammsondierungen geben auch Auskunft über die Lage des Grundwassers im Baugrund. Der Grundwasserstand und seine Schwankungsbreiten sind für die sichere Planung eines Bauwerks entscheidend, ob z. B. überhaupt ein Mauerwerkskeller gebaut werden kann, oder man sich besser für einen wasserdichten Betonkeller entscheiden sollte.
Beispiel Bohrprofil einer Aufschlussbohrung
2. Baugrundverbesserung durch Bodenaustausch
Bei einer unzureichenden Tragfähigkeit des Baugrunds besteht die Möglichkeit, das Problem durch einen Bodenaustausch zu beseitigen. Hierbei werden bindige und ungeeignete Böden wie weicher Schluff, Ton und organischer Boden durch nichtbindige Böden wie Sand und Kies ersetzt. Dabei wird das Austauschmaterial in Lagen von 30 bis 40 cm eingebracht und verdichtet.
3. Verdichtung des Baugrunds
Ist der Boden grundsätzlich tragfähig und nur die Lagerungsdichte nicht ausreichend, kann er auch verdichtet werden. Bei nichtbindigen Böden werden Oberflächen- oder Tiefenrüttler eingesetzt. Bindige Böden können durch Stopfverdichtung unter Beigabe von Kies bzw. Schotter verbessert werden.
4. Tiefgründungen
Eine Alternative bei nichtbindigen Böden in den oberen Erdschichten bieten auch Tiefgründungen. Hierbei werden die Bauwerkslasten nicht unmittelbar unter dem Bauwerk in den Untergrund geleitet, sondern in tiefere, tragfähige Bodenschichten. Dies kann entweder flächig mit einer Fundamentplatte oder als Streifenfundament gelöst werden. Wird die Hauptlast eines Gebäudes von Stützen getragen, so benötigen diese ein Punkt- oder Einzelfundament. Ausgeführt wird dies durch sogenannte Pfahlgründungen. Als Material werden Holz- Stahl- oder Betonpfähle verwendet. Tiefgründungen können erst nach einem umfassenden Bodengutachten im Detail geplant werden.
5. Injektion von Festigungsstoffen
Bei nichtbindigen Böden oder klüftigem Fels kann die Tragfähigkeit durch Injektionen von Zementsuspensionen oder gelierenden Lösungen erhöht werden. Vor allem bei der Unterfangung von Bestandsobjekten wird die Hochdruckbodenvermörtelung eingesetzt. Dabei wird der anstehende nichtbindige Boden mit Hochdruckwasserspülung gelöst und mit Zementsuspension gebunden.
Behandlung von Setzrissen
Vor einer sinnvollen Behandlung und langfristigen Behebung von aufgetretenen Setzrissen sollte erst eine genaue Ursachenforschung betrieben werden. Hierzu muss die Art der Risse genauer untersucht und bewertet werden.
Haarrisse sind z. B. nicht mehr als 0,2mm breit und in der Regel harmlos. Problematisch wird es, wenn er breiter ist. In solchen Fällen macht es Sinn, die Rissentwicklung zu beobachten und zu dokumentieren. Hierzu kann man regelmäßige Fotos machen, Anfang und Ende des Risses mit Stift und Datumsangabe markieren, oder eine Gipsmarke anbringen, die bei weiterer Verbreiterung des Risses aufreißt. So kann man überprüfen, ob zukünftig Bewegungen an den Rissflanken zu erwarten sind. Diese Einschätzung entscheidet neben der technischen Bewertung des Risses ganz wesentlich über die Behandlung, den Riss zu sanieren oder nur zu kaschieren.
Wächst der Riss oder deuten andere Umstände auf einen möglichen Baumangel hin, sollte auf jeden Fall ein Bausachverständiger hinzugezogen werden.
Wichtige Details zur Rissdiagnostik:
- Rissbreite
- Risstiefe
- Verteilung und Verlauf der Risse
- Rissversatz parallel und senkrecht zur Bauteiloberfläche
- Rissalter
- zukünftige zu erwartende Bewegungen an den Rissflanken
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Möglichkeiten der Behandlung sind:
1. Risse verfüllen und Wand verputzen
Kleine, harmlose Risse, deren Wände nachweislich nicht mehr „arbeiten“, können ausgebessert und dauerelastisch verschlossen werden.
Im Innenbereich
- Der Riss sollte erst mit einem Schraubenzieher ausgekratzt und verbreitet werden
- Spritzen Sie dann den Riss mit Acryl aus und streichen die Oberfläche mit einem Spachtel glatt.
- Nach dem Trocknen des Acryls sollte der verfüllte Bereich mit selbstklebendem Anti-Rissband aus Glasfaser überklebt werden.
- Nun kann die Stelle beigeputzt, tapeziert oder gestrichen werden.
Im Außenbereich
- Der Riss sollte vor der weiteren Behandlung V-förmig angelegt werden, damit die Ränder mehr Haftfläche gewinnen. Er kann mit dem Trennschleifer oder auch Hammer und Meißel vorbehandelt werden.
- Streichen Sie im Anschluss die gesäuberten Flächen mit Tiefgrund.
- Legen Sie zur Verfestigung vor dem Putzauftrag einen Streifen Armierungsgewebe in den Rissbereich.
- Nun kann der Riss mit Unter- und Oberputz in zwei Lagen verputzt werden.
2. Einsatz von Spiralankern und Ankermörtel
Mit dem Einsatz von Spiralankern und Ankermörtel im Mauerwerk kann man Risse mit relativ geringem Aufwand langfristig beseitigen. Der Ankermörtel wird in die in bestimmten Abständen ausgefrästen Lagerfugen eingebracht. Dann werden die Spiralanker senkrecht zum Riss dort eingebettet und mit einer zweiten Schicht Ankermörtel verfugt. Die Anker übernehmen vergleichbar mit der Bewehrung im Beton die Zugkräfte im Mauerwerk. Das Gebäude wird zusammengehalten und der Riss kann sich nicht mehr ausweiten.
3. Rissverpressung
Die Rissverpressung ist ein Injektionsverfahren, bei dem sogenannte Bohrpacker im Mauerwerk eingebracht werden. Hierbei ist der richtige Abstand der Positionierung von Bedeutung, damit sie den Riss kreuzen. Im Anschluss wird der Riss verdämmt und Mörtel, Zementsuspension oder Injektions-Harz injiziert.
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Ursachenbehandlung bei langfristiger Instabilität
1. Fundamentverstärkung
Eine Möglichkeit zur Stabilisierung des Gebäudes ist die Verstärkung der bestehenden Fundamente. Hierzu wird der Baugrund unterhalb des Fundaments durch Injektion eines Spezialharzes stabilisiert. Mit dem Verfahren kann das Fundament auch wieder auf das ursprüngliche Niveau angehoben werden. So wird Instabilität und ein weiteres Ausdehnen von Rissen verhindert.
2. Nachgründung
Bei der Nachgründung werden die Bauwerkslasten mit Hilfe von Pfählen in größere Tiefen geführt. Dazu werden auf kleinstem Raum vorgepresste Segmentpfähle von einer Kopfgrube aus unter die Fundamente gebracht. Es werden so lange Segmente in die Erde gepresst, bis die erforderliche Vorpresslast erreicht ist.
Durch dieses flexible Verfahren kann eine optimale Wirkung des Pfahls erzielt werden, so dass das Gebäude ohne erneute Rissbildung getragen werden. Sind die vorhandenen Schiefstellungen des Bauwerks oder des Bauteils zu groß, kann das Bauwerk zusätzlich angehoben werden.
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