Die richtige Reihenfolge beim Sanieren
Natürlich kommt kein Mensch auf die Idee, zuerst die Außenfassade eines Hauses zu streichen, um dann eine Dämmung aufzubringen. Aber das ist nur ein Extrembeispiel. Saniert man ein Haus, kommt es schon auf die richtige Reihenfolge an. Vertut man sich, kann es zu Verzögerungen kommen. Oder, und das ist oft noch schlimmer, die Sanierung wird teurer als notwendig.
1. Schritt: Die Sanierung grob planen
Auch wenn es hier einen Überblick darüber gibt, in welcher Reihenfolge ein Haus saniert werden sollte, so ersetzt das nicht eine Planung, die sowohl auf den Bauherren als auch auf das Objekt zugeschnitten ist. Denn nicht in jedem Fall werden alle Schritte notwendig. Eine individuelle Besonderheit kann es auch sein, einzelne Gebäudeteile zunächst auszusparen, etwa eine angebaute Garage.
2. Schritt: Abbauen und herausreißen
An dieser Stelle sind viele Selbermacher zu zaghaft. Erst wird eine Holzverkleidung herausgerissen, dann ein Teil der Elektroleitungen, während die Fliesen erst mal an der Wand gelassen werden. Das ist nicht effektiv. Am besten demontiert man gleich zu Anfang alles, was ohnehin heraus muss. Das vereinfacht auch die Entsorgung. Es kostet unendlich viel Zeit, Bauschutt kofferraumweise zum Recyclinghof zu bringen – man bestellt einen Container und ist auf einen Schlag alles los.
Keine Regel natürlich ohne Ausnahme, denn manche alten Dinge sind noch nützlich. Will man einen alten Dielenboden aufarbeiten, lässt man den PVC-Boden darüber noch so lange liegen, solange andere Arbeiten in dem Raum stattfinden – das schon die Dielen. Und in der kalten Jahreszeit kann es auch sinnvoll sein, alte Fenster noch eine Weile an Ort und Stelle zu lassen. Das muss gut überlegt werden.
3. Schritt: Rohbauarbeiten
Wer ein Haus baut, beginnt mit dem Rohbau, und das gilt auch für die Sanierung. Werden neue Fenster oder Türen in die Wand gebrochen, ist das der erste Schritt bei der Sanierung. Jetzt werden Zwischenwände gesetzt, neue Deckendurchbrüche gemacht und ähnliches. Auch neue Decken werden gebaut, gegebenenfalls neue Estrichböden gegossen. Allenfalls, wenn Fußbodenheizungen eingebaut werden sollen, muss man mit dem Estrich noch warten. Beachten muss man auch, dass der Estrich sechs Wochen lang trocknen muss.
Bei Fachwerkhäusern ist es gar nicht viel anders. Hier steht die Reparatur der Holzkonstruktion an erster Stelle. Wenn dies abgeschlossen ist, werden die Wandgefache wieder ausgemauert und die Deckengefache wieder geschlossen. Ist das geschafft, hat man den Fachwerkbau quasi im Rohbauzustand.
4. Dach neu decken
Streng genommen gehört eine neue Dacheindeckung noch zum Rohbau. Womöglich müssen auch die Dachsparren erneuert oder Gauben eingebaut werden, das eine hängt vom Zustand der Hölzer, das andere von den Absichten des Bauherren ab. In den meisten Fällen können die Dacharbeiten parallel zu den anderen Rohbauarbeiten vorgenommen werden. Oft kann auch schon mit Trockenbauarbeiten oder der Installation Haustechnik begonnen werden, noch während am Dach gearbeitet wird. Das hängt vor allem von den örtlichen Verhältnissen ab.
Eine Dämmung des Daches wiederum, ob Aufsparren- oder Zwischensparrendämmung, muss vor den Elektroinstallationen vorgenommen werden, da die Leitungen zwischen Dämmung und Beplankung verlegt werden. Aufpassen muss man auch auf einen richtigen Anschluss des gedämmten Daches zur Außendämmung der Wände. Den unteren Abschluss des Dachkastens durch waagerecht montierte Bretter kann man daher zu diesem Zeitpunkt noch nicht herstellen.
5. Schritt: Trockenbau – aber nur teilweise
Neue Zwischenwände werden heute einfachheitshalber gerne im Trockenbauverfahren eingezogen, also in Form von Gipskartonkonstruktionen. Das gilt auch für die Beplankung von Dachschrägen. Für einige Trockenbauarbeiten ist jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt. Gebaut werden müssen alle Trockenbauwände, in deren Inneren irgendwelche Leitungen verlaufen sollen. Sonst können diese Leitungen nicht verlegt werden. Deshalb werden jetzt Trockenbauwände gestellt, wobei auf einer Seite die Gipskartonwände noch weggelassen werden, damit die Haustechnik eingebaut werden kann.
6. Schritt: Kanal, Wasser und Heizung
Jetzt geht es mit der Haustechnik los. Den Anfang machen immer die Abwasserrohre. Die brauchen nämlich zwingend immer ein gewisses Gefälle – da dürfen keine anderen Leitungen stören. Gleich anschließend folgen die Wasserleitungen – unabhängig davon, ob das Warmwasser in der Zentralheizung erzeugt wird oder mit Durchlauferhitzern.
Ohnehin werden diese Arbeiten ja vollständig durch den Gas-, Wasser- und Heizungsinstallateur erledigt, der von sich aus natürlich auf die richtige Reihenfolge achtet. In der Regel verlegt er auch die Heizungsrohre mit. Er erledigt jetzt auch alle vorbereitenden Arbeiten, sollen Wand- oder Fußbodenheizungen installiert werden. Zu dem Gesamtkomplex gehört in den Badezimmern auch der Einbau der Vorwandinstallationen, die der Befestigung der Sanitärelemente dienen.
Die zentrale Heizungsanlage kann zum jetzigen Zeitpunkt eingebaut werden, wenn der dafür vorgesehene Raum nicht mehr verputzt werden muss. Andernfalls muss man damit bis nach dem Verputzen warten oder die Wand, an der die Heizungsanlage hängen soll, vorab verputzen. Übrigens muss man vor der Bestellung einer Heizung wissen, welche Dämmung und welche Fenster das Haus bekommen soll – sonst ist die Heizungsanlage womöglich falsch dimensioniert.
7. Schritt: Elektroinstallationen
Warum kommen zuerst die Wasserrohre, dann die Elektrik? Weil es dem Strom relativ egal ist, ob er ein paar Kurven mehr zurücklegen muss, wenn die Leitungen um Wasser- und Heizungsrohre herumgeführt werden müssen. Das bedeutet auch keine nennenswerten zusätzlichen Kosten, während sich jede Rohrbiegung auch finanziell bemerkbar macht. Elektroinstallationen sind übrigens mehr als Lichtschalter und Steckdosen. Gedacht werden muss auch an Türöffner, elektrische Rollladenantriebe, Netzwerkkabel für Internet und Fernsehen und vieles mehr. Allerdings werden für Schalter, Steckdosen und dergleichen jetzt nur die Dosen gesetzt, die Bauteile selbst kommen nach dem Verputzen oder gar erst nach dem Tapezieren oder Anstreichen.
8. Trockenbau fertigstellen
Liegen alle Leitungen und Rohre, können alle Trockenbauwände fertiggestellt werden. Dazu gehört auch die Verkleidung von Dachschrägen und ähnlichem.
TIPP
Nutzen Sie unseren kostenlosen Angebotsservice: Preise von Handwerkern vergleichen und bis zu 30 Prozent sparen
9. Außendämmung
Um ein Sanierungsprojekt insgesamt zu beschleunigen, empfiehlt es sich, an mehreren Gewerken gleichzeitig zu arbeiten, wenn es möglich ist. Prädestiniert dafür ist die Außendämmung, die unabhängig von vielen Arbeiten im Innern abläuft. Sie kann bereits nach dem Abschluss der Rohbauarbeiten in Angriff genommen werden. Der Außenanstrich – gegebenenfalls die Außenverkleidung – ist dann bautechnisch nicht mehr so eilig, wegen der Kosten für das Gerüst sollte er trotzdem gleich im Anschluss an die Dämmung vorgenommen werden.
Die Dämmung der Kellerdecke übrigens ist von den meisten anderen Gewerken unabhängig und kann nach Montage der Haustechnik vorgenommen werden. Das gilt auch für die Dämmung der obersten Geschossdecke, die ja nur nötig ist, wenn es darüber kein gedämmtes Dach gibt.
10. Fenster
Neue Fenster werden am sinnvollsten nach Fertigstellung der Außendämmung eingebaut. Denn oft liegen sie in der Dämmebene, sodass es vorher gar nicht geht. Auch für die Außentüren ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, für Innentüren noch nicht.
Sanierung oder Fenstertausch durch Fachbetriebe
Sanierung oder Fenstertausch durch Fachbetriebe: So geht‘s Eine Fenstersanierung oder ein Fenstertausch setzt einiges an Geschick und Fachwissen voraus. Wenn… weiterlesen
11. Innenputz
Der Innenputz kommt nach den Fenstern, damit die Anschlüsse ordentlich werden. In der Regel gibt es Unterputz und Oberputz, und es ist kein Problem, wenn zwischen den beiden Arbeitsgängen eine Pause ist. Ist der Putz drauf, geht an den Wänden gar nichts mehr, das Material muss zunächst austrocknen. In Räumen, in denen Fliesen verlegt werden sollen, kommen unbedingt zuerst die Fliesen und dann der Putz an die Reihe. Dann ist es einfacher, ordentliche Übergänge hinzukriegen.
12. Fußböden, Treppen und Innentüren
Wenn man an den Wänden nichts machen kann, weil der Putz trocknet, ist jetzt der richtige Zeitpunkt für die Fußböden gekommen. Wer damit noch wartet, bis die Wände gestrichen sind, der braucht die neuen Fußböden nicht mit Planen und ähnlichem vor Farbflecken zu schützen. Womöglich verliert er aber Zeit, weil er mit den Malerarbeiten noch nicht anfangen kann. Womöglich bietet es sich auch an, dies von Raum zu Raum unterschiedlich zu entscheiden. Jetzt ist auch der richtige Zeitpunkt zum Einbau von Holztreppen und ähnlichen Teilen. Nach den Fußböden werden die Innentüren eingebaut.
13. Wände fertigstellen
Wände werden zumeist entweder direkt gestrichen oder tapeziert. Beides geht aber erst, wenn der Putz richtig ausgetrocknet ist. Wie lange man warten muss, ergibt sich aus der Dicke des Putzes – genaue Angaben finden sich auf den Eimern oder Säcken, in denen der Putz geliefert wird. Nach dem Streichen oder Tapezieren folgt die Montage der Fußleisten. Außerdem werden jetzt Steckdosen und Schalter installiert.
14. Sanitärelemente
Abschließend werden in den Badezimmern die Sanitärelemente eingebaut. Oft kommt es allerdings vor, dass sie schon während der Bauarbeiten gebracht werden – dann führt an einer provisorischen Montage kein Weg vorbei.
Dämmung oder Heizung? Die richtige Reihenfolge bei der Sanierung
Dämmung oder Heizung? Die richtige Reihenfolge bei der Sanierung Hausbesitzer stehen bei der energetischen Sanierung vor vielen Entscheidungen. Eine wichtige… weiterlesen