Fassadendämmung: Alternativen zum Wärmeverbundsystem
Die herkömmliche Gebäudedämmung durch ein Wärmeverbundsystem ist ziemlich in Verruf geraten. Die Platten aus Polystyrol, umgangssprachlich auch Styropor genannt, gelten als gefährlich im Brandfall, sind ein Erdölprodukt – der Rohstoff ist dafür zu kostbar – und gilt als problematisch bei der Entsorgung. Dass dieses Material überhaupt noch so häufig eingebaut wird, hat vor allem damit zu tun, dass es die billigste Variante ist.
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Trotzdem sind Alternativen bedenkenswert. Bei der Auswahl muss man immer im Hinterkopf haben, dass jedes Material und jede Technik Vor- und Nachteile hat. Falsch eingebaut kann auch das vermeintlich beste Produkt gravierende Schäden verursachen. Eine Grundsatzentscheidung kann aber der sanierungswillige Hausbesitzer selbst treffen – wir geben hier einen Überblick.
Dabei geht es um Alternativen zum herkömmlichen Wärmeverbundsystem aus Styropor. Unterscheiden muss man dabei zwischen unterschiedlichen bautechnischen Lösungen und unterschiedlichen Materialien. Manches kann man miteinander kombinieren, manches nicht.
Elegant beim Neubau: Wärmedämmziegel
Die größte Auswahl bezüglich der geeigneten Dämmung hat man natürlich beim Neubau, es funktionieren letztlich alle etablierten Systeme. Die eleganteste Lösung ist dabei sich, mit Ziegeln zu bauen, die im Innern mit Dämmstoff gefüllt sind. Das bedeutet größtmögliche Flexibilität bei der Gestaltung der Wände, da es keine Vorgaben durch den Dämmstoff gibt. Natürlich spart es Platz, wenn der Dämmstoff in das Mauerwerk integriert ist. und es bedeutet, dass nach dem Mauern kein zusätzlicher Arbeitsgang durch das Dämmen anfällt. Außerdem braucht man Maurer, die mit diesem Material fachgerecht umgehen können. Bei einer entsprechenden Mauerdicke kann man sogar den Passivhausstandard erreichen. Angeboten werden mit Perlite und mit Mineralwolle gefüllte Ziegel.
Tradition aus Norddeutschland: Zweischaliges Mauerwerk
Ein zweischaliges Mauerwerk ist nichts anderes als zwei gemauerte, genau parallel nebeneinanderstehende Wände. Der Zwischenraum wird mit Dämmstoff ausgefüllt. In Norddeutschland wurde früher schon zweischaliges Mauerwerk gebaut, in solchen Häusern muss man nur noch den Zwischenraum ausfüllen. Das zweischalige Mauerwerk ist aber auch eine Variante für die Dämmung anderer Häuser, indem man vor die bestehende Wand eine zweite mauert und den Zwischenraum mit Dämmstoff ausfüllt. Dabei kann man durchaus die zuvor erwähnten mit Dämmstoff gefüllten Steine verwenden, aber auch herkömmliche Ziegelsteine, wenn man eine Backsteinoptik erzeugen möchte.
Ist ein zweischaliges Mauerwerk bereits vorhanden, dann ist eine nachträgliche Kerndämmung eine vergleichsweise einfache Angelegenheit, für die man noch nicht einmal ein Gerüst braucht, und die die Optik des Hauses unverändert lässt. Dies ist auch recht preiswert. Setzt man eine zweite Mauerschale nachträglich vor die bestehende Wand, ist das schon mehr Aufwand, eröffnet aber Gestaltungsspielräume. Der Abstand zwischen den beiden Mauern darf höchstens 15 Zentimeter betragen, mit bestimmten Dübeln sind auch 20 Zentimeter erlaubt. Sinnvoll ist es, das Projekt mit einem Statiker oder Architekten zu besprechen, vor allem wenn die zweite Mauerschale über mehr als ein Stockwerk reichen soll.
Es kann auch sinnvoll sein, eine zweite Mauerschale als Innendämmung zu bauen, und zwar wenn die Außenfassade aus Sichtfachwerk besteht, das nicht verändert werden soll. Für die zweite Mauerschale im Innern bieten sich Lehmsteine an, die schon einen recht hohen Dämmwert haben und nicht so schwer sind wie die meisten anderen Mauersteine. Außerdem ist dies das für den Laien am einfachsten zu handhabende Material. Zum Ausfüllen des Zwischenraumes stehen unterschiedlichste Materialien zur Verfügung. Blähglas und Korkschrot können verwendet werden, Perlite, Flocken aus Mineralwolle oder Zellulose, aber auch verschiedene Granulate.
Technisch anspruchsvoll – die hinterlüftete Fassade
Die hinterlüftete Fassade bietet sehr viel Flexibilität – es können die unterschiedlichsten Dämmstoffe in fast beliebiger Dicke verbaut werden, und es gibt sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten zur Gestaltung der Fassade. Dabei wird das Dämmmaterial – Platten oder Matten aus Mineralwolle, Holzweichfasen, Kokosfasern zum Beispiel – zwischen Kanthölzer geklemmt, die auf der Fassade befestigt sind. Darauf kommt eine Unterspannbahn, und darauf wird mit Latten ein Hohlraum erzeugt. Durch diesen zirkuliert die Luft und hält die Konstruktion trocken. Auf den Latten kann man zum Beispiel Platten befestigen, die verputzt werden, oder auch eine Holzverkleidung montieren.
Wichtig ist dabei, auf die Statik zu achten – die Konstruktion muss gut in der Hauswand verdübelt werden. Denkbar ist, zwei Dämmebenen übereinander einzubauen, dann muss eine Lage Kanthölzer waagerecht, die zwei Senkrecht verbaut werden. Wichtig ist, dass die Dachlatten senkrecht eingebaut werden, damit eventuell eindringendes Wasser hindernisfrei ablaufen kann. Die Verkleidung kann auch mit Holzschindeln, Klinkern, Metall oder etwa auch mit Photovoltaikplatten gemacht werden. Vor allem eine Holzverkleidung bietet die Möglichkeit, als Laie selbst Hand anzulegen. Möchte man allerdings kein mit der Zeit ergrautes Holz am Haus haben, muss es im Abstand einiger Jahre gestrichen werden.
Nur etwas für den Fachmann: Vakuum-Isolierpaneele
Das ist eine Variante für die Feinschmecker unter den Dämm-Experten. Isolierpaneele sind Platten, die aus einem luftleeren Kern bestehen, der besonders gut isoliert. Darum ist eine Hülle, die für die nötige Stabilität sorgt. Der Vorteil dieses Systems ist die hohe Dämmwirkung, außerdem kann es eingesetzt werden, wenn aus irgendwelchen Gründen eine dicke Dämmschicht nicht möglich ist. Allerdings ist es vergleichsweise teuer, kann eigentlich nur vom Fachmann installiert werden und verzeiht auch keine Beschädigungen.
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Material – bloß kein Styropor
Wer kein herkömmliches Wärmeverbundsystem möchte, der möchte in der Regel auch kein Styropor. Das muss auch nicht sein, es gibt zahlreiche Alternativen. Lange wurde, vor allem im Innenbereich, mit Glaswolle gearbeitet. Anfänglich war dieses Material gesundheitsschädlich, heute verbaut man stattdessen auch Steinwolle. Beides wird mit dem Begriff Mineralwolle zusammengefasst. Dafür entscheidet man sich, wenn man kein erdölbasiertes Produkt möchte oder besonders hohe Anforderungen an den Brandschutz stellt. Es gibt mineralische Platten, die wie ein Wärmeverbundsystem verwendet werden, und es gibt Material, das sich gut für hinterlüftete Fassaden eignet. Es ist vergleichsweise preiswert und licht zu verarbeiten.
Perlite – nichts als Gestein
Perlite sind vulkanisches Gestein, das sich unter großer Hitze aufbläht und somit durch seine Hohlraumstruktur gut isoliert. Es wird ausschließlich als Schüttung angeboten und ist damit in der Fassadendämmung nur im zweischaligen Mauerwerk oder neuerdings in dämmstoffgefüllten Ziegeln einsetzbar.
Holzfaserplatten – brauchbar für innen und außen
Gerade bei der Innendämmung etwa im Fachwerkhaus haben sich Holzweichfaserplatten inzwischen bewährt, sie eignen sich aber auch als Material in der hinterlüfteten Fassade. Im Vergleich zu anderen Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen sind sie etwas preisgünstiger, außerdem für den Laien gut zu verarbeiten. Dazu kommt eine relativ breite Angebotspalette, die es erlaubt, für die unterschiedlichsten Anforderungen das richtige Material zu finden. Es gibt auch lose Holzfasern als Einblasdämmung.
Nur zum Einblasen – Zellulosedämmung
Einblasdämmungen verlangen generell den Bau von Hohlraumkammern, an der Fassade beispielsweise hinter der hinterlüfteten Fasse, wenn es nicht schon Hohlräume gibt, etwa im zweischaligen Mauerwerk. Unter den Einblasdämmungen ist die Zellulose sicher die preiswerteste Variante. Die Verarbeitung sollte jedenfalls durch einen Fachbetrieb erfolgen, denn es kommt darauf an, dass keine Hohlräume entstehen. Außerdem wollte man ausreichend Vorkehrungen dagegen treffen, von der recht große Staubentwicklung in Mitleidenschaft gezogen zu werden.
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Weitere nachwachsende Dämmstoffe
Über Holz und Zellulose hinaus gibt es eine Reihe weiterer Dämmstoffe aus nachwachsendem Material. Zu nennen sind Kokosfasern, Kork, Schafwolle, Flachs, Hanf und Stroh. Es kommen auch immer wieder neue Stoffe auf den Markt, zu den exotischeren Neuerungen gehört zum Beispiel das Seegras. Jeder Stoff hat seine besonderen Eigenarten, so wird Hanf von Schädlingen gemieden – man bekommt Dämmstoff aus einer Pflanze, die nie mit Pestiziden behandelt wurde. Schafwolle wiederum ist in der Lage, Schadstoffe aus der Raumluft abzubauen; außerdem kann sie viel Wasser speichern, ohne ihre Dämmwirkung zu verlieren.
Es gilt sich, über die Einbaumöglichkeiten, aber auch um die Zulassung als Baustoff jeweils genau zu informieren. Angeboten werden Platten, Matten und Einblasmaterial. Gelegentlich ist die Dämmwirkung dabei niedriger als bei anderen Stoffen, was aber bei einer Lebenszyklusbetrachtung durch energiesparende Herstellung und Entsorgung ausgeglichen wird. Andererseits haben beispielsweise Baumwolle und Flachs eine bessere Dämmwirkung als Mineralwolle. Betrachtet man das Thema von der wirtschaftlichen Seite, kann man generell von höheren, mithin aber auch von sehr unterschiedlich hohen Kosten ausgehen. Eine Amortisation durch niedrigere Heizkosten ist zumeist möglich, selten aber in wenigen Jahren. Wer einen nachwachsenden Rohstoff einbauen möchte, aber Experimente scheut und gut eingeführte Systeme bevorzugt, dem ist zu Zellulose und Holzweichfaserplatten zu raten.
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