Kunstharzputz / Dispersionsputz: Inhaltsstoffe, Eigenschaften, Vor- und Nachteile
Kunstharzputz oder Dispersionsputz sind moderne Putzarten, die organische Bindemittel wie Epoxidharze, Polyesterharze und Acrylharze enthalten. Im Vergleich zu rein mineralischen Putzen werden sie als gebrauchsfertige Mischungen in Eimern verkauft und können mit verschiedenen Werkzeugen aufgetragen oder mit Putzmaschinen aufgespritzt werden. Sie sind flexibler und plastischer als Mineralputze, was sie komfortabel zu verarbeiten und gut form- und modellierbar macht. Sie sind in vielen Farben und Texturen erhältlich und eignen sich daher gut für kreative Wandgestaltung. Nachteile sind die geringere Wasseraufnahmefähigkeit, schlechtere Diffusionsoffenheit, höhere Preise und schlechtere Ökobilanz im Vergleich zu Mineralputzen.
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Was sind Kunstharzputze, und welche Inhaltsstoffe sind enthalten?
Kunstharzputze oder Dispersionsputze enthalten als organische Bindemittel Kunststoff- bzw. Kunstharzdispersionen. Zu den am häufigsten enthaltenen Kunstharzen gehören Epoxidharze, Polyesterharze und Acrylharze/Acrylate. Die Begriffe Kunstharzputz und Dispersionsputz werden üblicherweise synonym verwendet, um organische Putze von rein mineralischen abzugrenzen. Doch es gibt auch Mischformen, die sowohl mineralische als auch organische Bindemittel enthalten.
Im Vergleich zu rein mineralischen Putzen sind Dispersions- und Kunstharzputze, die erst vor rund 60 Jahren erfunden wurden, jüngere und damit „modernere“ Putzarten. Sie werden in verschiedenen Mischungen, Farben und Körnungen angeboten. Je nachdem, ob es sich um Innen- oder Außenputze, Dekor- oder Dämmputze, Struktur-, Modellier-, Fein- oder Glattputze handelt, können der Dispersionsanteil, die Bindemittel sowie Füll- und Zusatzstoffe variieren. Auch Spachtelmassen (z. B. Reparaturspachtel in Tuben) enthalten sehr häufig Kunststoff-Bindemittel.
Ein sofort ersichtlicher Unterschied zu den Mineralputzen ist, dass Kunstharzputze als gebrauchsfertige Mischungen in Eimern verkauft werden, während reine Mineralputze wie Silikatputz oder Kalk-Zement-Putz üblicherweise als Trockenmischungen in Säcken gekauft und dann mit Wasser angerührt werden.
Kunstharzputz kann wie Mineralputz mit den üblichen Verputzwerkzeugen aufgetragen oder mit Putzmaschinen aufgespritzt werden. Durch das „klebrige“ organische Bindemittel lässt er sich gut mit Malerwerkzeugen wie Rolle, Quast oder Pinsel auftragen und strukturieren. Dekorputze für Innenwände sind häufig darauf ausgelegt, mit bestimmten Werkzeugen bearbeitet zu werden, um die gewünschten Effekte (z. B. Holz- oder Betonoptik, Relief- oder Stempelmuster) zu erzielen.
Dispersionsputz haftet sehr gut auf den meisten Oberflächen, ist wasserabweisend, witterungsbeständig und durch seine Flexibilität besser vor Rissbildung geschützt. Zu seinen Nachteilen gegenüber Mineralputzen gehören die geringere bis fehlende Wasseraufnahmefähigkeit bzw. Diffusionsoffenheit, die schlechtere Ökobilanz und der höhere Preis.
Dispersionsputze sind flexibler und plastischer als Mineralputze und daher komfortabel zu verarbeiten und sehr gut form- und modellierbar. Weil sie in nahezu jeder Farbe und Textur hergestellt werden können, sind sie sehr beliebt bei der kreativen Wandgestaltung; auch Fassaden in „Popfarben“ lassen sich mit einem entsprechend durchgefärbten Putz ohne zusätzlichen Fassadenanstrich erreichen. Varianten für feine oder gröbere Oberflächenstrukturen, z. B. wie Rillen- oder Reibeputz, enthalten spezielle Zusatzstoffe wie Sand oder Gesteinsmehle. Durch das Beimischen geeigneter Pigmente können Sie Putz auch direkt auf der Baustelle nach Ihren Wünschen ein- oder umfärben.
Weil Kunstharzputz hervorragend haftet, kann er auf fast allen Oberflächen wie Beton, Mauerwerk, anderen Putzarten, Gips- und Gipskartonplatten verwendet werden. Bei schwierigen Untergründen, beispielsweise stark porösen, saugenden oder sandenden Flächen, ist eine Grundierung mit Tiefgrund empfehlenswert. Sehr feste, glatte, nicht oder schwach saugende Untergründe können mit einem geeigneten Haftvermittler vorbereitet werden. Wollen Sie Holz, Kunststoff oder sehr schwierige Mischuntergründe verputzen, empfiehlt sich eine flächige Armierung oder das Anbringen eines Putzträgers.
Verwendung von Kunstharzputzen
In der Architektur, beim Bauen und Sanieren werden organisch gebundene Putze vor allem als Fassadenputze geschätzt, da sie hier ihre günstigen Eigenschaften voll ausspielen können. Mineralische Putze mit Kunstharzanteil sind glatter und widerstandsfähiger gegenüber Feuchtigkeit (z. B. Auswaschung), Rissen und Abplatzungen. Zudem können sie im Vergleich zu reinen Mineralputzen bessere technische Eigenschaften bieten.
Ein Beispiel für eine Mischform für den Außenbereich ist Silikonharzputz, der als Bindemittel das mineralische Kaliwasserglas und das organische (synthetische) Silikonharz enthält. So kombiniert dieser hochwertige (und hochpreisige) Fassadenputz die Beständigkeit und „Atmungsfähigkeit“ von Silikatputz mit dem Abperl-Effekt des wasserabweisenden Kunstharzes.
Fassadenputze und Fassadenfarben mit „Lotoseffekt“ sind vor allem in urbanen Räumen und Gebieten mit hoher Verkehrsdichte und Luftverschmutzung gefragt, weil sie durch ihre glatte Oberfläche die Anhaftung von Ruß, Feinstaub und anderen Verunreinigungen erschweren. Als Oberputz auf Wärmedämmverbundsystemen bzw. EPS-Dämmplatten werden neben Acrylputzen und Mineralputzen häufig gebrauchsfertige Silikatdispersionsputze verwendet.
Keine „echte“ Mischform sind dagegen Dämmputze. Denn sie enthalten in aller Regel kein zusätzliches organisches Bindemittel, sondern bestehen aus einem mineralisch gebundenen Putz, dem zur Verbesserung der Dämmeigenschaften Perlite oder Styroporkügelchen als sog. Zuschlagstoffe beigemischt werden.
Kunstharzputz und Diffusionsoffenheit
Organisch gebundene Putze sind grundsätzlich weniger diffusionsoffen (wasserdampfdurchlässig, wasseraufnahmefähig, „atmungsaktiv“) als mineralische. Die Wasseraufnahmefähigkeit ist umso geringer, je höher der Kunstharzanteil ist. Besteht die Oberfläche aus einem durchgehenden Kunststofffilm, kann sie gar keine Feuchtigkeit aufnehmen; aufgesprühtes Wasser wird also nicht einmal zum Teil aufgesaugt, sondern perlt vollständig ab.
Das ist in Wohnräumen normalerweise nicht gewünscht; stattdessen soll die Wandbeschichtung durch das Aufnehmen und spätere Wiederabgeben von Wasser(dampf) beim Regulieren der Luftfeuchtigkeit für ein gesundes, angenehmes Raumklima helfen. An wasserdichten Wänden schlägt sich Kondenswasser nieder und läuft herunter, und wenn die Oberfläche beschädigt ist und die Feuchtigkeit in die Wand eindringen kann, kommt sie nicht mehr richtig heraus. Das erhöht das Risiko für Feuchteschäden und Schimmelbildung.
Um diesen Nachteil auszugleichen, sollte in Innenräumen möglichst nicht die gesamte Wand- und Deckenfläche wasserdicht sein. Wird überall Kunstharzputz verwendet, sind Mischformen mit niedrigem Dispersionsanteil (z. B. 5-10 %) besser als vollsynthetische, dampfdichte Varianten. Außerdem muss die Luft überall zirkulieren können; vernünftiges Heizen und Lüften sind die besten Vorbeugemaßnahmen gegen kondenswasserbedingte Schimmelschäden.
Dasselbe Risiko besteht bei organisch gebundenen Außenputzen. So lange die Oberfläche intakt ist, ist alles gut, doch wenn der Putz reißt oder beschädigt wird, muss er umgehend repariert werden. Anders als bei Mineralputzen ist hier schon ein kleiner Riss gefährlich, weil eingedrungene Feuchtigkeit sich unter dem Putz sammelt und große Probleme bereiten kann. Auch hier können Mischformen das Risiko senken; der beste Schutz ist allerdings die einwandfreie Verarbeitung des Kunstharzputzes.
Als Bauherr oder Sanierer sollten Sie die Putzschale und die Dämmung immer als Ganzes betrachten und sich vor Veränderungen des Putzsystems zumindest einmal von einem Experten beraten lassen, damit Putzart und Putzaufbau die korrekte Ableitung von Feuchtigkeit fördern. Denken Sie auch an die Verputzregel „Weich auf hart und dünn auf dick“: Kunstharzputz wird fast immer als Sicht- oder Oberputz verwendet. Ist er nicht die einzige Putzschicht, sollte der Unterputz darunter dicker und druckfester (härter) sein. Nicht zuletzt sollte Kunstharz-Fassadenputz regelmäßig auf Schäden überprüft und gegebenenfalls schnell repariert werden.
TIPP
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Kreative Wandgestaltung mit Dekorputzen auf Kunstharzbasis
Es gibt zahlreiche Kunstharzputze und -spachtelmassen, die zur Imitation schöner Oberflächen wie Marmor, Stucco Veneziano, Holz oder Sichtbeton verwendet werden. Eine Variante ist Spachtelputz mit Metalliceffect, der durch spezielle Pigmente (z. B. aus Aluminium, Bronze, Kupfer oder Perlmutt) einen metallischen Glanz erhält. Je nach Hersteller und Produkt können weitere Zusatzstoffe wie Farbpigmente oder Füllstoffe enthalten sein. Effektputze vertragen sich mit allen gängigen Untergründen wie Putz, Beton, Gipskartonplatten oder Mauerwerk und sind in verschiedenen Farbtönen und Texturen erhältlich.
Dekorative Dispersionsputze können sowohl im Innen- als auch im Außenbereich eingesetzt werden, z. B. als Akzentwand in Wohnräumen, Blickfang in Bad oder Küche oder auch auf der Fassade. Beachten Sie beim Verputzen und Gestalten immer die Hinweise des jeweiligen Herstellers, damit Sie sicher arbeiten und sich nachher über ein tolles Ergebnis freuen können.
Inzwischen gibt es sogar Anbieter spezieller Techniken, Geräte und Farben zum digitalen Bedrucken von Innen- und Außenputzen. Das klappt auf Kunstharzputzen ebenso gut wie auf Mineralputzen, Holz, Glas und Kunststoffoberflächen. Allerdings müssen Sie für einen Digitaldruck auf der Wand sehr viel mehr Geld ausgeben als für einen selbst gestalteten Dekorputz oder eine Fototapete, denn es sind Spezialdrucker und Spezialtinten nötig, und Sie brauchen Experten, die damit umgehen können und Ihnen nach Ihren Vorgaben die Wand, den Boden oder das Haus bedrucken.
Doch vielleicht wird es gar nicht mehr lange dauern, bis diese innovative Drucktechnik auch für Heimwerker erschwinglich wird und wir handliche Geräte dafür in jedem Baumarkt kaufen können.
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