Reibeputz auftragen und strukturieren – Schritt für Schritt
Reibeputz ist keine bestimmte Putzart, sondern eine von vielen Arten, einen Außen- oder Innenputz zu strukturieren. Bei Reibeputz wird die erwünschte Struktur mit einem Reibebrett erzielt; durch Verreiben des noch feuchten Putzes entstehen je nach Reiberichtung bzw. -technik unterschiedliche Musterungen.
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Es gibt zahlreiche klassische Reibeputz-Varianten, darunter regionale Traditionsputze wie der Münchner Rauputz, die vor allem für Fassaden beliebt sind und eine bestimmte Korngröße und Reibetechnik erfordern. Bei der Putzauswahl haben Sie es daher besonders leicht, wenn Sie den Reibeputz nach einem klassischen Vorbild ausführen möchten.
Im Baumarkt oder Fachhandel finden Sie zahlreiche Reibeputze zum Herstellen traditioneller Varianten wie Rillenputz, Madenputz, Wurmputz oder Rindenputz, deren Namen bereits einen deutlichen Hinweis auf die Struktur bzw. Optik des fertigen Putzes geben. Für individuelle Ausführungen (und weil für Innenwände meist feinere Reibeputze gewünscht werden als für Fassaden), sind viele Putzmörtel-Klassiker in verschiedenen Körnungen erhältlich. Den Münchner Rauputz gibt es etwa mit 2, 3 oder 5 mm Korngröße, wobei gilt: Je größer die Körner, desto gröber, tiefer oder „dreidimensionaler“ wird die Struktur.
Mineralischer Putz oder Kunstharzputz: Welche Putzart ist für Reibeputz besser geeignet?
Grundsätzlich sind Mineralputze und Kunstharzputze gleichermaßen als Reibeputz geeignet; bei beiden Arten haben Sie daher eine große Auswahl. Der Putz bzw. Putzmörtel muss lediglich körnig sein, denn die Körner erzeugen später beim Verreiben die Struktur.
Mineralputze haben unabhängig von ihrer Körnung oder Strukturierung den Vorteil, dass sie wasserdampfdurchlässig (diffusionsoffen) sind, also Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben können. Diffusionsoffene Innenputze können so zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit im Raum beitragen und das Wohnklima verbessern. Als Außenputz hemmt ein rein mineralischer Putz durch seine Alkalität das Wachstum von Schimmelsporen, Moos oder Algen auf der Fassade. Weil er Feuchtigkeit nach außen ableiten kann, beugt er zudem Feuchteschäden vor.
Kunstharzputze sind wegen ihrer organischen Bindemittelanteile nicht diffusionsoffen, dafür jedoch einfacher zu verarbeiten. Wenn Sie für Ihren Reibeputz einen Kunstharzputz wählen, haben Sie mehr Zeit für die Strukturierung, außerdem haftet der cremige Putz sehr gut, was das Auftragen erleichtert. Weil Kunstharzputze auch nach dem Trocknen elastisch sind, neigen sie weniger zur Rissbildung, etwa aufgrund von temperaturbedingten Spannungen oder Bauteilbewegungen. Gelangt jedoch trotzdem Feuchtigkeit unter den Putz oder ist die Oberfläche zu oft oder zu lange nass, erhöht der Kunstharzputz das Risiko von Schimmel- und Feuchteschäden.
Kunstharzputze werden gebrauchsfertig angeboten und müssen vor dem Auftragen nur kräftig durchgerührt werden. Einen Mineralputz kaufen Sie als Trockenmischung im Sack und rühren ihn dann laut den Herstellerangaben mit Wasser an. Die Zeit, die Sie zum Strukturieren eines Reibeputzes haben, wird ebenfalls vom Hersteller angegeben.
Reibeputz auftragen – Untergrundbedingungen
Reibeputz wird immer als Oberputz aufgetragen. Außenputze sollten jedoch immer aus mindestens 2 Schichten bestehen. Ist die Fassade noch unverputzt, brauchen Sie also zuerst einen härteren bzw. druckfesteren Unterputz – gemäß der Faustregel „Weich auf hart und dick auf dünn“. Beachten Sie diese Regel, wird auch ein mineralischer Außenputz sehr widerstandsfähig gegenüber Spannungen und Rissen. Ist der Oberputz bzw. Reibeputz jedoch dicker oder härter als der Unterputz, besteht die Gefahr, dass er sich später großflächig löst oder abplatzt.
Für dekorative Reibeputze im Innenbereich ist es meist nicht nötig, ein durchdachtes Putzsystem aufzubauen. Sie können den gleichen Putz als Unter- und Oberputz verwenden oder ganz auf den Unterputz verzichten – je nach vorhandenem Untergrund. Reibeputze haften auf allen stabilen, fett- und staubfreien sowie ausreichend saugfähigen Untergründen, z. B. auf Bauplatten aus Gipsfaser oder Gipskarton, zementgebundenen Holzwollplatten (Rigips, Fermacell) sowie verputzten oder verspachtelten Wänden. Bei zu schwach, zu stark oder sehr unterschiedlich saugenden Untergründen (z. B. Mauerwerk, Trockenbauwände aus teilweise verspachtelten Rigipsplatten, OCB-Platten) muss vorher mit Putzgrund bzw. Putz-Haftgrund grundiert werden. Für alle gängigen Putzarten wie Kalk-, Zement-, Gips-, Lehm- oder Silikatputz gibt es passende Putzgründe – wählen Sie den, der am besten zum geplanten Reibeputz passt.
Reibeputz auf tapezierte oder gestrichene Wände auftragen – geht das?
Reibeputz kann sogar auf Tapete oder Farbe halten, wenn Sie die Regel „weich auf hart und dünn auf dick“ beachten. Daraus ergibt sich, dass der Reibeputz nicht allein auf der (viel weicheren und dünneren) Tapeten- oder Farbschicht haften sollte, sondern eine Verbindung zum darunterliegenden Innenputz benötigt. Gut haftende Farbschichten und Tapeten brauchen dafür allerdings nicht komplett entfernt zu werden: Es reicht, sie ordentlich aufzubrechen oder zu zerkratzen. Liegt nach diesem konstruktiven Zerstörungswerk genug Unterputz frei, kann der Reibeputz daran haften und die Farb- und Tapetenreste dazwischen überbrücken.
Fassade für Reibeputz vorbereiten
Ist die Fassade bereits verputzt, einigermaßen sauber und in gutem Zustand, reicht es in aller Regel aus, sie abzufegen oder abzubürsten und kleinere Putzmängel mit Reparaturspachtel oder Außenacryl zu reparieren. Bei größeren Oberflächenschäden wie Abplatzungen oder Auswaschungen verwenden Sie Armierungsgewebe; für akkurate Ecken und Kanten gibt es entsprechende Profile zum Ein- oder Anputzen.
Stark verschmutzte oder bewachsene Fassaden lassen sich gründlich und chemiefrei mit einem Hochdruckreiniger säubern. Zeigen sich größere Mängel, z. B. tiefe Löcher, Schimmel oder nasses, beschädigtes Mauerwerk, lassen Sie diese vor dem Neuverputzen unbedingt von einem Fachmann begutachten. Eventuell sind zusätzliche Sanierungsarbeiten nötig, um die Wand fachgerecht trockenzulegen oder zu stabilisieren.
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Reibeputz auftragen und strukturieren: Welche Materialien und Werkzeuge brauche ich?
Für einen Reibeputz brauchen Sie:
- Reibeputz und ggf. Unterputz
- Eimer oder Speiskübel
- Bohrmaschine und Rührquirl
- Maurerkelle
- Glättkelle (Traufel)
- Reibebrett/Putzbrett (gibt es in verschiedenen Größen Ausführungen)
- Pinsel oder Bürste für schöne Übergänge
- Eck- und Kantenprofile
- Abdeckmaterial (z. B. Bauplane, Folie, Packdecken) für Gehweg, Türrahmen, Fenster etc.
- Leiter(n), ggf. Gerüst und Baustellenabsicherung
Reibeputz auftragen und strukturieren
Reibeputz entsteht in 2 Schritten:
- Mit Maurer- und Glättkelle bringen Sie den Reibeputz an die Wand und ziehen ihn mit der Traufel möglichst gleichmäßig in der gewünschten Schichtstärke bzw. „auf Korngröße“ ab. Je gröber die Körnung, desto dicker wird die Putzschicht.
- Wenn Sie auf diese Weise eine gewisse Fläche verputzt haben, wechseln Sie zum Reibebrett, um den Putz durch kreuzweise, diagonale oder kreisende Reibebewegungen nach Wunsch bzw. Plan zu
Beachten Sie die folgenden Punkte, um den Reibeputz sauber, stressfrei und schön hinzubekommen:
- Tragen Sie beim Verputzen wasserdichte und laugenbeständige Handschuhe, denn sowohl alkalische Mineralputze als auch Kunstharzputze können die Haut reizen und schädigen.
- Besprühen Sie ungrundierte Untergründe mit Wasser, um die Haftung von Mineralputzen zu verbessern.
- Bei Laien landet meist viel Putz auf dem Boden. Legen Sie ein Brett oder eine dicke, glatte Plane unter, dann können Sie ihn von dort mit der Maurerkelle wieder aufnehmen und arbeiten viel sparsamer.
- Der Putz muss vor dem Reiben ein wenig antrocknen, darf jedoch nicht zu stark getrocknet sein. Bei einem Mineralputz fangen Sie mit dem Strukturieren an, wenn die Putzoberfläche nicht mehr glänzt, aber noch nicht hell(er) geworden ist – das ist üblicherweise nach 10-15 Minuten der Fall. Bei Kunstharz-Reibeputzen haben Sie mehr Zeit; genaue Angaben finden Sie immer auf dem Sack bzw. Gebinde des Produkts.
- Tageslicht und Kunstlicht beeinflussen die optische Wirkung der Putzstruktur. Beobachten Sie die entsprechenden Effekte, um optimal mit dem Licht zusammenzuarbeiten.
- Tragen Sie nicht mehr Putz auf, als Sie in der entsprechenden Zeitspanne strukturieren können, sonst geraten Sie unweigerlich in Hektik und/oder ruinieren die Übergänge.
- Arbeiten Sie zu zweit – eine(r) trägt auf, eine(r) strukturiert – um sich diese Hektik zu sparen.
- Nicht zu stark drücken oder zu lange an einer Stelle reiben, sonst bröckelt der Putz dort wieder ab.
- Nicht aufregen oder verzetteln, wenn eine Stelle misslungen ist, sondern zügig mit einem neuen Klecks Putz einen zweiten Versuch starten.
- Um die Übergänge zu perfektionieren, betupfen oder „verziehen“ Sie sie mit einem feuchten Pinsel oder einer Bürste.
- Abklebeband abziehen, solange der Putz noch feucht ist.
Reibeputz streichen – Tipps
- Soll der Reibeputz gestrichen werden, lassen Sie ihn vorher richtig durchtrocknen (Herstellerangaben beachten).
- Zum Auftragen der Farbe verwenden Sie eine dicke Fell- oder Plüschrolle bzw. Pinsel mit langen Borsten, um auch die Tiefen der Struktur zu erreichen.
- Um feine Putzstrukturen (z. B. beim Innenputz) nicht beim Anstreichen „zuzukleistern“, verdünnen Sie die Farbe mit Wasser.
- Beim Anstreichen von Reibeputzen können Sie auch sehr reizvolle Effekte erzielen, indem Sie zuerst die gesamte Struktur mit verdünnter Farbe vorstreichen und dann mit einer kurzflorigen Rolle, einem Lappen oder Schwamm eine zweite Farbschicht nur auf die erhöhten Stellen auftragen.
Außenputz-Arten
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