Effektbeschichtungen: Venezianischer Putz (Stucco veneziano)
Venezianischer Putz (Stucco Veneziano, „flüssiger Marmor“) ist eine seit Jahrhunderten bekannte Spachteltechnik (Kalkpresstechnik), mit der sich Wände sehr kunstvoll und individuell gestalten lassen. Italienische Stukkateurmeister haben diese edle Putz- bzw. Spachteltechnik im 15. Jahrhundert entwickelt; sie sollte unter anderem dazu dienen, Stuckprofile an Wänden und Decken eindrucksvoll hervorzuheben. Venezianischer Putz ist aber nicht nur dekorativ, sondern auch sehr langlebig: Wird er richtig aufgetragen und verarbeitet, kann die Wandbeschichtung länger halten als das Gebäude.
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Material für venezianischen Putz
Der ursprüngliche venezianische Putz besteht aus Kalk und fein zermahlenem Marmor (Marmormehl). Diese Basis kann mit Farbpigmenten vermischt und so in allen Farben getönt, durchgefärbt oder marmoriert werden. Die fertige Spachtelmasse hat eine geschmeidige und cremige Konsistenz und kann daher auch sehr dünn aufgetragen werden.
Für Heimwerker gibt es im Fachhandel bzw. Baumarkt Komplettsets für Stucco Veneziano, die alle erforderlichen Materialien (vielfach auch die Werkzeuge) enthalten. Bei abtönbaren Systemen muss allerdings die Farbe im gewünschten Ton separat gekauft bzw. angemischt werden. Baumarkt-Spachtelcremes für venezianischen Putz (bzw. Wände in Stucco-Veneziano-Optik) bestehen meist aus Acrylpolymeren und Füllstoffen wie Gips und/oder Ton. Synthetische venezianische Putze sind also Kunststoff-Dekorputze, die – anders als der traditionelle venezianische Putz – stärker mit Farbe verwandt sind als mit Stein. Sie können daher zwar ebenfalls sehr schöne Ergebnisse liefern, doch mit der Zeit werden sie verblassen und „ermüden“.
Ausführung des venezianischen Putzes
Bei Stucco Veneziano wird in mehreren Schichten gearbeitet. Viele Profis nutzen zum Auftragen der Grund-, Struktur- und Dekorschichten besondere Spachtel und Kellen, z. B. eine spezielle Traufel (Glättkelle) mit feinem Zackenrand. Die Spachtelmasse wird mit der Maurerkelle oder Dreieckskelle portionsweise auf die Glättkelle gegeben und mit deren gezackter Seite rasch auf die Wand gebracht. Die Zacken lassen dabei genau die richtige Menge Putz durch, um (z. B. in weiten Bögen) eine gleichmäßige Menge aufzutragen. Mit der glatten Kante der Traufel kann die Spachtelmasse dann ohne Druck zügig geglättet werden.
Nach dem Auftrag der ersten Strukturspachtelung kann die Schicht auch mit einer weichen Bürste strukturiert werden. Der spätere Charakter der Oberfläche hängt stark davon ab, ob dabei horizontal, von oben nach unten, in Bögen, in langen oder kurzen Strichen oder einfach kreuz und quer gebürstet wird. Danach kann die erste farbige Schicht aufgezogen werden. Die erste Lage Spachtelcreme sollte dabei noch nicht völlig durchgetrocknet sein.
Um die abwechslungsreichen, warm und lebhaft wirkenden Oberflächen zu gestalten, für die Stucco Veneziano so berühmt und beliebt ist, werden die Spachtelschichten jeweils ganz leicht angeschliffen und vor dem Aufbringen der nächsten Schicht entstaubt. Die Farbschicht wird dann mit höherem Druck aufgetragen und geglättet.
Im Anschluss wird das Material mit einer sauberen, glatten Kelle verdichtet und poliert. Dadurch erhält es einen seidigen, marmorähnlichen Schimmer. Durch stärkeres Verdichten und Polieren lässt sich der venezianische Putz nahezu auf Hochglanz bringen. Verstärken lässt sich der Schimmer- oder Glanzeffekt durch eine Abschlussbehandlung mit Wachs oder Öl. Dazu werden z. B. Bienenwachs, „venezianische Seife“ oder spezielle Produkte auf Leinölbasis verwendet.
Untergrund für venezianischen Putz
Wie bei anderen anspruchsvollen Spachteltechniken ist auch für Stucco Veneziano ein glatter, gleichmäßig saugender und mineralischer Untergrund ideal. Eine Grundierung sorgt dafür, dass die Spachtelschichten gleichmäßig an- und einziehen. Allerdings sollte die Grundierung zum Material passen. Es ist also ratsam, statt des billigsten Tiefgrunds ein für die entsprechende Spachteltechnik geeignetes Produkt zu kaufen. Lassen Sie sich auch hier besser von einem Fachmann beraten – oder den Stuckateur die Grundierung gleich mit erledigen.
Was kostet Stucco Veneziano vom Profi?
Keine Frage: Venezianischer Putz ist nicht die billigste Wandbeschichtung. Wenn Sie ihn vom Profi ausführen lassen, müssen Sie mit 15 bis 20 Euro pro Quadratmeter rechnen – das macht bei 4 empfohlenen Schichten bis zu 80 Euro/m2. Die professionelle Nachbearbeitung mit Wachs schlägt je nach Wachsart mit weiteren 5 bis 15 Euro pro Quadratmeter zu Buche; dazu kommen die Kosten für Vorbereitungsarbeiten sowie gegebenenfalls für Sonderaufträge und Spezialeffekte, z. B. Marmor- oder Steineffekt.
Dafür kann ein professionell gemachter venezianischer Putz sehr, sehr lange halten und dabei so schön bleiben wie am ersten Tag. Er muss nicht in regelmäßigen Abstünden erneuert oder frisch überstrichen werden wie normale Wandanstriche oder Tapeten – es sei denn, Sie wünschen sich eine andere Optik an der Wand. Die Investition lohnt sich also vor allem für Sanierer oder Bauherren, die beabsichtigen, in ihrer Wohnung oder ihrem Haus noch lange zu wohnen und/oder die Immobilie später ihren Kindern zu vererben.
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Zwei Gerüchte über venezianischen Putz – und die Tatsachen
1. „Venezianischer Putz ist ein reiner Dekorputz.”
Das trifft, wie oben erklärt, lediglich auf synthetische Dekorputze im venezianischen Stil zu. Authentischer venezianischer Putz ist eine äußerst robuste und langlebige Wandbeschichtung, die auch im Außenbereich Jahrhunderte überdauern kann – in Venedig gibt es viele solcher Wände zu bewundern. Der natürliche Stucco Veneziano auf Kalk- und Marmorbasis ermüdet mit der Zeit kaum, sondern kehrt stattdessen zu seinem ursprünglichen Zustand zurück, wird also gewissermaßen wieder zu Stein.
2. „Venezianischer Putz ist für Feuchträume ungeeignet.”
Tatsächlich sind Kalkputze wie der ursprüngliche venezianische Putz sogar sehr gut für Feuchträume und Oberflächen, die nass werden, geeignet. Denn richtig ausgeführte Kalkputze sind schimmelresistent, ermöglichen den Austausch von Wasserdampf und können Feuchtigkeit sehr gut aufnehmen und wieder abgeben. Daher gelten sie ja auch als besonders wohngesund und förderlich für ein gutes Raumklima.
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