Innenwände richtig verputzen – Praxistipps für Heimwerker
Innenwände zu verputzen ist längst nicht so kompliziert wie das Verputzen einer Fassade oder Außenwand. Erstens sind Sie beim Innenputz weder vom Wetter noch von der Tageszeit abhängig, haben es also viel leichter mit der Zeitplanung und können es sich und dem Putz viel einfacher gemütlich machen.
Zweitens stehen viele Putzarten zur Auswahl, die sich für Außenbereiche nicht eignen, zum Beispiel der rundum menschenfreundliche Lehmputz, den Sie sogar mit den Händen auf die Wand bringen können, oder der ebenfalls sehr verarbeitungsfreundliche Gipsputz.
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Drittens verzeihen Innenwände viel mehr Fehler, und wenn Sie als Anfänger irgendetwas nicht perfekt hinkriegen, müssen Sie das nicht jahrelang büßen oder teuer bezahlen. Sie müssen z. B. keine Angst haben, dass durch Putzrisse Regen eindringt oder wegen einer Unachtsamkeit die Dämmung nicht mehr funktioniert. Spätere Korrekturen lassen sich meist ganz einfach mit einer Haushaltsleiter oder einem Zweitritt durchführen, und weniger gut gelungene Stellen können Sie mit Einrichtung oder Deko kaschieren oder sogar als „kreative Ecken“ zur Schau stellen. Falls Sie also noch nicht viel Erfahrung mit dem Verputzen haben oder überhaupt noch nie eine Wand verputzt haben, sollten Sie auf jeden Fall mit einer Innenwand anfangen.
Welcher Putz für die Innenwand?
Innenwände richtig zu verputzen bedeutet nicht, dass alles perfekt gemacht werden muss, sondern dass Sie nachher einen schönen Putz haben, der gut aussieht und auch in puncto Haptik, Wohngesundheit, Raumklima oder Nachhaltigkeit Ihren Wünschen entspricht. Hier können Sie schon im Vorfeld die Weichen richtig stellen, indem Sie einen Putz auswählen, mit dem Sie das gewünschte Ergebnis möglichst einfach und sicher erzielen können.
Die gängigsten Putze für Innenräume sind Gips- und Kalkputze, die sich auch von Laien gut verarbeiten lassen, wohngesund und dabei sehr erschwinglich sind. Was das Raumklima angeht, fahren Sie immer gut mit Mineralputzen, da diese wasserdampfdurchlässig (diffusionsoffen) sind und damit zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit beitragen. Auch organisch gebundene Innenputze (Dispersionsputze, Kunstharzputze, Dekorputze) lassen sich gut verarbeiten und können in normal feuchtebelasteten, beheizten und belüfteten Wohn- und Schlafräumen, Badezimmern und Küchen problemlos verwendet werden.
Das Strukturieren, zum Beispiel als Rauputz oder Reibeputz, ist bei Kunstharzputz und Mineralputz möglich. Im Baumarkt finden Sie zahlreiche Spezialmischungen mit der richtigen Körnung und Zusammensetzung für klassische Strukturputze wie Münchner Rauputz, Modellierputz oder Kratzputz. Die Varianten für den Innenbereich sind meist etwas feinkörniger, weshalb Sie sich auch die Außenputze näher ansehen sollten, wenn Sie gröbere oder wildere Strukturen wollen. Solange der Außenputz keine giftigen Stoffe (z. B. Fungizide) enthält, die im Innenbereich nicht verwendet werden dürfen, spricht nichts dagegen, ihn auch innen zu verwenden.
Putzarten im Überblick
Verputzen im Innenraum: verschiedene Putzarten für Wände und Decken im Überblick Bei der Erstbeschichtung, Sanierung, Renovierung oder Gestaltung von Wänden… weiterlesen
Innenwände richtig verputzen: Gute Planung und Vorbereitung sind der halbe Erfolg
Außer Putz und einer Grundausstattung an Putzwerkzeugen benötigen Sie eigentlich nur noch eine richtig vorbereitete Baustelle und einen tragfähigen Untergrund, dann können Sie loslegen. Wollen Sie nur einen neuen Oberputz aufziehen oder statt einer tapezierten Wand eine verputzte haben, finden Sie eine übersichtliche und einsteigerfreundliche Anleitung in diesem Artikel zum schnellen Rauputz.
Möchten Sie dagegen als Bauherr oder Sanierer den kompletten Innenputz – also Unter- und Oberputz – in einem Alt- oder Neubau selber aufziehen, brauchen Sie schon einiges mehr an Vorbereitung und sollten idealerweise auch Erfahrung im Verputzen mitbringen. Profis arbeiten oft mit verschiedenen Putzarten, denn der Unterputz muss druckfester, stabiler und dicker sein als der Oberputz, sonst entstehen Spannungen, die zu Rissen und Abplatzungen führen können. Manche Untergründe müssen vorbehandelt/grundiert werden, um ihre Haftungseigenschaften zu verbessern.
Um ein mehrschichtiges Putzsystem aufzubauen oder schwierige Innenwände richtig zu verputzen, ist es oft notwendig, vorher zu grundieren, zu armieren und an kritischen Stellen wie Fensterlaibungen, Übergängen und Kanten Anputzleisten, Putzschienen, Putzabschlussband und andere Hilfsmittel anzubringen. Haben Sie das vorher noch nie gemacht, ist es wahrscheinlich klüger, einen Fachbetrieb zu beauftragen. Ein Stuckateur, Trockenbauer oder Maler kann auch nackte Mauern und Innenwände sauber verputzen – und bei eventuellen Putz- oder Arbeitsmängeln können Sie den Fachbetrieb kostenlos nachbessern lassen, statt für die Korrektur der eigenen Fehler noch mehr Geld ausgeben zu müssen.
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Innenwände richtig verputzen – diese Fehler sollten Sie vermeiden
- Nehmen Sie sich nicht zu viel vor
Es ist besser, ein gutes Brot zu backen als einen schlechten Kuchen. Wenn Sie als Heimwerker allein verputzen, sind 15-20 schön verputzte Quadratmeter pro Tag schon ein sehr gutes Ergebnis. Montieren Sie vorher möglichst alles ab, was die Arbeit erschwert oder unnötig in die Länge zieht, z. B. die Fußleisten. Bevor Sie Putz kaufen, messen Sie die Wände aus, um einschätzen zu können, wie viel Sie davon brauchen und wie lange Sie voraussichtlich damit beschäftigt sein werden.
Weil Verputzen körperlich anstrengend ist (vor allem für Handgelenke und Arme, aber auch für die Beine, wenn Sie z. B. immer wieder auf die Leiter und wieder heruntersteigen), fühlen sich drei Tage Verputzen am dritten Tag meist sehr viel länger und anstrengender an als bei der Planung. Schätzen Sie Ihre Arbeitsgeschwindigkeit und Ihr Durchhaltevermögen realistisch ein, damit die Arbeit möglichst bis zum Schluss Freude macht.
- Verputzen Sie nie ohne Schutzhandschuhe
Tragen Sie immer stabile, wasserdichte Handschuhe und achten Sie darauf, dass Ihre Hände darin sauber und trocken bleiben, sonst werden Sie spätestens am dritten Tag auch Pflaster und Verbände tragen müssen. Es ist ein klassischer Anfängerfehler, die Aggressivität von alkalischen Putzen und Putzwasser zu unterschätzen – und ein klassischer Irrglaube vieler Routiniers, die Haut könne „abhärten“ oder sich an den Verputz gewöhnen.
- Keine Hektik – Mischen Sie nie zu viel Putz auf einmal an und halten Sie sich beim Mischungsverhältnis an die Herstellerangaben. Kleine Putzmengen verhindern, dass Sie beim Arbeiten in Hektik geraten. Wenn Sie sich gut eingearbeitet haben und schneller werden, können Sie auch die Putzmenge steigern.
- Kämpfen Sie nicht mit dem Putz, sondern lassen Sie ihn mitarbeiten
Fangen Sie beim Verputzen der Wände immer von unten an, am besten in einer Ecke, und arbeiten sich dann nach oben vor. So haftet die Putzschicht nicht nur an der Wand, sondern steht auch auf dem Boden und stabilisiert sich selbst. Auch beim gleichmäßigen Auftrag hilft der Putz mit, weil sich die optimale Schichtstärke durch seine Körnung und Konsistenz quasi „von selbst“ ergibt.
Setzen Sie die Kante der Glättkelle an einer Wandkante oder am Rand der frisch verputzten Fläche an und ziehen dann zur unverputzten Fläche hin ab. Haben Sie sich auf diese Weise bis knapp unter die Decke hochgearbeitet, setzen Sie an der Deckenkante an und ziehen nach unten ab, bis das erste Wandsegment fertig ist. Dann fangen Sie direkt daneben wieder von unten an.
Wenn Sie zu einer schwierigen Stelle kommen, etwa einer Fensterlaibung oder der Wandfläche unter einem Heizkörper, ziehen Sie nie in Richtung der Problemzone ab, sondern immer zur Fläche hin bzw. auf sich zu. Wenn Sie mal eine Welle verputzt oder beim Abziehen ein Loch gelassen haben, ziehen Sie die Stelle mit mehr Material oder der nackten, angefeuchteten Traufel erneut ab.
- Nachbehandlung nicht vergessen
Immer, wenn Sie eine Ladung Putz verbraucht haben, prüfen Sie, wie weit die verputzte Fläche schon getrocknet ist. Der Putz darf nicht zu hart werden, wenn Sie ihn noch strukturieren möchten. Legen Sie zwischendurch eine Runde mit Wassereimer, Schwamm oder Filzbrett ein, um auch beim Strukturieren nicht in Hektik zu geraten. Möchten Sie den Putz später mit Spachtelmasse glätten, einfach so überstreichen oder abschleifen, können Sie ihn natürlich auch einfach trocknen lassen.
- Arbeiten Sie an unsympathischen Stellen besonders sorgfältig
Schludern Sie nicht an kritischen Stellen, etwa um Elektroinstallationen, hinter Anschlüssen und Leitungen oder unter den Fensterbänken. Putzmängel, die später nicht zu sehen sind, sorgen besonders häufig für Ärger, etwa wenn unter der Fensterbank Zugluft durchkommt oder sich schlampig eingeputzte Anschlüsse zu Schmutzfängern und Schmuddelecken entwickeln.
Wenn Sie sich ärgern oder frustriert sind, weil tückische Winkel und unsichtbare Ecken auch noch besonders viel Zeit in Anspruch nehmen, denken Sie daran, dass weise Zen-Mönche große Dinge mit Leichtigkeit und kleine Dinge mit Ernst erledigen. Geht es vorrangig um Zugluft, reicht es zur Motivation vielleicht schon aus, an die Heizkosten zu denken.
- Übergänge nicht einfach mitverputzen
Lassen Sie an Materialübergängen (z. B. Holz zu Mauerwerk) und Bauteilübergängen (etwa Wand zu Decke) eine kleine Fuge, damit sich keine Spannungsrisse bilden. Eine bewährte und traditionelle Technik dafür ist der Kellenschnitt: Drücken Sie die Kellenkante bis zum Untergrund in den feuchten Verputz und ziehen/schneiden Sie damit die Fuge ein. Es ist nicht schlimm, wenn die Dehnungsfuge nicht perfekt aussieht, denn notfalls können Sie sie später mit einer elastischen Dichtmasse (z. B. Silikon oder überstreichbarem Maleracryl) wieder auffüllen.
- Keine Wandstelle auslassen
Verputzen Sie immer die gesamte Innenwand, auch Stellen, an denen später eine Vorwandinstallation oder ein anderes Trockenbauelement angebracht werden soll. Trockenbauplatten sind kein Ersatz für Verputz; verputzen Sie darum zuerst die Wand und später bei Bedarf auch noch die Trockenbaukonstruktion.
- Herstellerangaben beachten
Mischen Sie Putz und Wasser im vorgegebenen Mengenverhältnis und warten Sie die vom Hersteller angegebenen Trocknungszeiten ab. Versuchen Sie nicht, die Trocknung durch Aufheizen des Zimmers zu beschleunigen. Wenn der Putz zu schnell trocknet, bilden sich Spannungen, und die Oberfläche kann reißen oder abplatzen.
- Werkzeug und Maschinen pfleglich behandeln
Reinigen Sie die Flächen und Kanten Ihrer Putzwerkzeuge zwischendurch mit Wasser, Schwamm und Spachtel, um klare Kanten und glatte Flächen hinzubekommen. Von flexiblen Eimerwänden und Speiskübeln bekommen Sie die letzten Putzreste am leichtesten durch Trocknenlassen und Abklopfen ab.
TIPP
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Und noch ein guter Rat zum Schluss: Fegen Sie Ihre Baustelle möglichst gründlich, bevor Sie für die Feinarbeiten den Staubsauger holen. Denn feinkörnige Putze wie Gipsputz können selbst hochwertige Staubsauger überfordern. Schlimmstenfalls zerstören Sie das Gerät durch Überhitzung und/oder Kurzschluss, wenn der Staub die Filter verstopft oder in den Motor gelangt.
Die sechs größten Fehler beim Verputzen
Putz ist eine traditionelle und robuste Art der Wandbeschichtung. Das meist mehrschichtig aufgebaute Putzsystem kann verschiedene Aufgaben erfüllen: Es sorgt… weiterlesen