Lehmputz oder Kalkputz: Ein Vergleich

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Lehmputz oder Kalkputz? Zwei Traditionsbaustoffe im Vergleich

Sowohl Lehm- als auch Kalkputze werden seit vielen Jahrhunderten angewendet. Die Chinesische Mauer ist nur ein Beispiel dafür, wie langlebig und robust Kalkmörtel als Baustoff ist. Auch Lehmgebäude können uralt und bei richtiger Bauweise beliebig groß und stabil errichtet werden: Die Stadt Shibam im Jemen trägt wegen ihrer bis zu neunstöckigen Lehmziegelhäuser den Beinamen „Chicago der Wüste“, und auch hierzulande leben Millionen Menschen in Lehmgebäuden, z. B. in Fachwerkhäusern, deren Holzkonstruktion durch Lehmauskleidungen stabilisiert und vor Umwelteinflüssen geschützt wird.

Kalkputz © LeitnerR, fotolia.com
Kalkputz © LeitnerR, fotolia.com
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In der Wirtschaftswunderzeit wurden traditionelle Lehm- und Kalkputze zunehmend durch industrielle Baustoffe und Beschichtungssysteme verdrängt. Doch der Trend zur ökologischen und nachhaltigen Bauweise hat die „Urputze“ zurück auf den Markt gebracht – zum Glück, denn Lehm- und Kalkputz haben viele günstige Eigenschaften. Gerade weil beide Putzarten natürlich, umwelt- und klimafreundlich, wohngesund und schön sind, fällt es Bauherren und Sanierern oft schwer, sich für Lehm- oder Kalkputz zu entscheiden.

Ökologisch sanieren mit Lehmputz und Kalkputz
Ökologisch sanieren mit Lehmputz und Kalkputz

Lehm- oder Kalkputz … oder vielleicht beides?

Lehmputz und Kalkputz gehören zu den mineralischen Putzen. Denn obwohl beide auch organische Bestandteile enthalten können, ist ihre Basis – das Bindemittel – anorganisch, nämlich Sand. Lehmputz besteht hauptsächlich aus Sand, Lehm und Ton, Kalkputz aus Sand und Kalk bzw. Kalkstein. Beide werden vor allem wegen ihrer feuchtigkeitsregulierenden, erfrischenden und gesundheitsfördernden Wirkung geschätzt und können, sofern sie richtig angewendet werden, das Wohnklima erheblich verbessern. Lehmbaustoffe punkten aus ökologischer Sicht zusätzlich, da sie wiederverwendbar sind.

Lehmputz © pic-unique, fotolia.com

Grundsätzlich können Lehmputz und Kalkputz auch kombiniert werden. Weil Lehmputz generell weicher ist als Kalkputz, stellt er dabei meist die obere Schicht im Putzsystem dar. Wird ein härterer bzw. schlagfesterer Putz auf einen weicheren aufgetragen, können sich eher Risse bilden – fragen Sie also sicherheitshalber einen Fachmann, ob und wie sich Unter- und Oberputz „vertragen“. In alten Häusern (z. B. Fachwerkhäusern) findet sich oft eine Lehmputz- auf einer Kalkputzschicht. Die Standardtechnik dabei ist, den fertigen und durchgetrockneten Kalkputz gut vorzunässen, dann mit Lehmschlemme (Lehmgrundierung) vorzustreichen und den Lehmputz auf die noch feuchte Schlemme aufzutragen.

Hinweis: Ist das Grundieren eines stark saugenden, kreidenden oder sandenden Untergrunds notwendig, entscheiden Sie sich für eine möglichst baustoffähnliche und schonende Grundierung, z. B. Kalkmilch für Kalkputz und Lehmschlemme für Lehmputz.
Stark suagenden Grund möglichst baustoffähnlich grundieren
Stark saugenden, kreidenden oder sandenden Untergrund Grund möglichst baustoffähnlich grundieren

Wichtig zu wissen ist zudem, dass Kalk- und Lehmputz sich nicht chemisch miteinander verbinden, sondern nur mechanisch an- oder aufeinander haften können. Sie müssen dem Oberputz also helfen, auf dem Unterputz zu haften – bei Lehmziegeln (Lehmsteinen) etwa durch Auskratzen der Fugen, so dass der Kalkputz sich darin festhalten kann. Auch das Aufrauen der Putzoberfläche mit einem Kratz- oder Nagelbrett und das Anfeuchten bzw. Vornässen des Untergrunds verbessern die Haftung.

Alte Farbschichten, Staub und organische Verbindungen müssen vor dem Auftragen einer neuen Putzschicht sorgfältig entfernt werden. So verhindern Sie Haftungsprobleme und Abbindestörungen, die vor allem bei unsachgemäß verarbeiteten Kalkputzen häufig Probleme bereiten. Und wenn Sie Kalkputz auf Lehmputz aufbringen, verputzen Sie sorgfältig und dicht, damit später keine Feuchtigkeit durch die Kalkschicht in den Lehm eindringen kann. Denn feuchter Lehm quillt auf, und das lässt die Kalkputzschicht rissig werden oder abplatzen.

Chemische Grundierungen (z. B. Tiefgrund) sind weniger empfehlenswert, da sie die Oberfläche verstopfen oder versiegeln und so die günstigen Eigenschaften des Putzes einschränken, aufheben oder sogar ins Gegenteil verkehren können. Nicht nur bei Lehm- oder Kalkputz, sondern allgemein beim Innenausbau gilt: Verzichten Sie lieber auf handelsübliche Billig- bzw. Allgemeingrundierungen. Diese Produkte können zwar nützlich sein, doch zwingend erforderlich sind sie höchst selten, und gesünder arbeiten Sie immer ohne sie.

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Kalk und Lehm für ökologisches Bauen, Sanieren und Renovieren

Die Kombination von Lehm- und Kalkputz im selben Haus, aber an verschiedenen Wänden oder in verschiedenen Zimmern, ist überhaupt kein Problem. So ist der hoch alkalische Kalkputz wegen seiner wohngesunden Anti-Schimmel-Wirkung auch für Feuchträume (z. B. Bad oder Keller) geeignet, während Lehmputz weder wasser- noch schimmelfest ist und daher vor Nässe geschützt werden muss. Lehm- und Kalkputze regulieren die Feuchtigkeit im Raum, indem sie überschüssiges Wasser bzw. Wasserdampf aus der Raumluft aufnehmen und bei trockenerer Luft wieder abgeben.

Kalk- und Lehmputze eignen sich sowohl zur Verwendung in neuen Öko-, Niedrigenergie- oder Passivhäusern als auch zur Altbausanierung oder energetischen Sanierung denkmalgeschützter Bauten. Bei thermischen Sanierungen kann Kalk eine Alternative zum luftdichten Einpacken und Überdämmen des Hauses sein. Viele Bauherren greifen auf den traditionsreichen Baustoff zurück, wenn es darum geht, die Auflagen des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG) so umweltgerecht und wirtschaftlich wie möglich zu erfüllen.

Wand verputzen © kasto, fotolia.com
Wand verputzen © kasto, fotolia.com

Bei Allergikern, Familien mit Kindern und gesundheitsbewussten Renovierern sind Lehm- und Kalkputze darüber hinaus beliebt wegen ihrer Fähigkeit, Schadstoffe aus der Luft aufzunehmen und in harmlose Stoffe umzuwandeln. So kann der Putz sogar Nikotingeruch, Küchendunst oder Gerüche von Haustieren neutralisieren.

Beide Putze können Sie grundsätzlich auch als Heimwerker verarbeiten. Allerdings sollten Sie dafür zumindest schon einige Grunderfahrung mit dem Verputzen haben – und nicht vergessen, dass Lehm- oder Kalkputz sowohl bei der Auswahl als auch bei der Verarbeitung höhere Ansprüche stellen als handelsübliche Alleskönner wie Haftputzgips oder Spachtelmassen. Vor allem bei der Verarbeitung von Kalkputz müssen Sie sich außerdem sorgfältig vor Haut- und Augenkontakt schützen – das feuchte Material ist aufgrund seiner chemischen Eigenschaften sehr aggressiv zur Haut.

Kalkputz und Lehmputz – Vor- und Nachteile

Pro und Contra richtig abwägen
Pro und Contra richtig abwägen

In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Eigenschaften, Anwendungsbereiche, Vor- und Nachteile von Kalk- und Lehmputz übersichtlich aufgelistet:

Kalkputz Lehmputz
Einsatzbereiche Innen- und Außenbereich Innenbereich
Ausführungen als Unter- und Oberputz als Unterputz, Oberputz oder Dekorputz
Mögliche Untergründe Mauerwerk (innen und außen),

Beton,

Gipsputze,

Gipskarton- und Gipsfaserplatten,

Naturstein,

Kalksandstein,

Bimsstein,

Klinker,

Lehm (z. B. Lehmbauplatten, Lehmsteine, Lehmputze)

Beton,

Gipskarton- oder Gipsfaserplatten,

Naturstein,

Klinker,

Kalksandstein,

Lehm (z. B. Lehmsteine, Lehmbauplatten),

Holz (z. B. Leimholzplatten, OSB-Platten)

Vorteile diffusionsoffen,

geruch- und schadstoffbindend,

brand- und schallhemmend, feuchtigkeitsregulierend,

gute Wärmespeicherung,

desinfizierend und keimtötend,

pilz- und schimmelresistent,

wirksamer Schutz vor Ungeziefer,

robust und langlebig,

widersteht Umwelteinflüssen und Chemikalien

diffusionsoffen,

geruch- und schadstoffbindend (auch gegen Zigarettenrauch oder Küchendunst),

brand- und schallhemmend, feuchtigkeitsregulierend,

gute Wärmespeicherung,

Schutz vor elektrostatischer Aufladung,

natürliche Inhaltsstoffe ohne künstliche Zusätze

Nachteile höherer Preis

nicht so schnell zu verarbeiten

empfindlich gegen direkte oder dauerhafte Nässe,

geringere Härte und Schlagfestigkeit

Kosten 20-80 Euro/m2 2-12 Euro/m2
Hinweis: Weil Lehmputz verhältnismäßig weich ist, brechen beim Bohren von Löchern leichter Stücke heraus. Seien Sie daher bei nachträglichen Installationen besonders vorsichtig – und halten Sie stets ein wenig Trockenmaterial für Reparaturen oder Ausbesserungsarbeiten zurück.
Da lehmputz sehr weich ist nur vorsichtig bohren
Da lehmputz sehr weich ist nur vorsichtig bohren

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Kalkputz: Die Rezeptur muss stimmen

Vor allem bei Kalkbaustoffen wie Kalkputz spielt die Rezeptur eine entscheidende Rolle. Hier sollten Sie sich auf jeden Fall von einem herstellerunabhängigen Experten beraten lassen, am besten von einem Stuckateur bzw. Meisterbetrieb, der viel Erfahrung mit dem Mischen und Verarbeiten von Kalkputzen hat. Denn als unerfahrener Verbraucher können Sie weder die Unmenge der möglichen Zusatzstoffe (von Öl und Kunstharz über Zement, Hüttensand, Marmor und Ton bis hin zu Zellulose und chemischen Bindemitteln) überblicken noch deren Eigenschaften und Mengenverhältnis richtig zuordnen und bewerten. Leider machen sich viele Hersteller diesen Umstand zu Nutze und bieten vermeintlich günstige Rezepturen an, die später Probleme verursachen und daher sehr teuer werden können.

Putz anmischen © beugdesign, fotolia.com
Putz anmischen © beugdesign, fotolia.com

Auch die vielen unterschiedlichen Bezeichnungen der handelsüblichen Trocken- und Fertigmischungen sind für Laien sehr verwirrend. Lassen Sie sich die Unterschiede, z. B. zwischen Kalkputz, Luftkalkputz und Kalkspachtel, verständlich erklären, und fragen Sie den Stuckateur, nicht den Hersteller, welches Produkt für Ihr Haus oder Ihre Wohnung am besten geeignet ist und warum.

Hinweis: Ein guter Kalkputz mit einem guten Kalkanstrich ist teuer, da gibt es nichts zu diskutieren. Preise von 70 bis 100 Euro pro Quadratmeter Wand sind durchaus möglich, wenn Sie in puncto Qualität und Verarbeitung auf Nummer sicher gehen wollen. Zuviel sparen ist hier auch nicht empfehlenswert, denn minderwertiger oder falsch verarbeiteter Kalkputz kann erhebliche Probleme verursachen, z. B. schimmlige, dauerfeuchte oder zerbröckelnde Wände.
Kalk in Farben und Putz
reguliert das Raumklima
Kalk in Farben und Putz reguliert das Raumklima

Welche Farbe passt zum Kalkputz?

Kalkputz verträgt sich nur mit wenigen Anstrichsystemen richtig und dauerhaft gut. Falsche Farbbeschichtungen verhindern die Karbonatisierung des Putzes, blockieren somit dauerhaft dessen Trocknung (sowohl nach innen als auch nach außen) und machen ihn auch anfälliger gegenüber Hitze und Frost.

Farbenwahl © djama, fotolia.com
Farbenwahl © djama, fotolia.com

Verwenden Sie auf Kalkmörtel oder Kalkputz ausschließlich Kalkfarben oder Kalk-Kasein-Farben. Die sind vom Grundstoff her ähnlich und daher für Kalkuntergründe perfekt geeignet. Ungeeignet für Kalkputze sind hingegen wasserabweisende Silikatfarben oder kunstharzbasierte Farben, da diese wie Kapillar- bzw. Dampfsperren wirken und die Feuchtigkeitsregulierung verhindern. Bei diffusionsoffenen Farben ist ebenfalls Vorsicht geboten, denn die lassen unter Umständen zu viel Feuchtigkeit oder Kondenswasser eindringen, und das kann zu Rissen im Kalkputz führen.

Denken Sie daran, dass Sie mit nur einem falschen Farbanstrich Ihren schönen Kalkputz komplett ruinieren können, so dass z. B. Farbe und/oder Putz wieder abplatzen oder die Wand nie richtig trocken wird. Lassen Sie sich von fröhlich-unverbindlichen Herstellerangaben (z. B. „für alle Untergründe“) nicht verführen, sondern fragen Sie auch hier vorher besser einen herstellerunabhängigen Experten um Rat.

Hinweis: Neben der Zusammensetzung und Basis der Farbe sind auch das richtige Verdünnungsverhältnis und die Schichtstärke wichtig. Hier gilt: Nicht zu stark verdünnen, sondern lieber den Untergrund stärker vorfeuchten – und bei der Farbdicke die „Vierkornregel“ beachten:

Maximale Korngröße des Kalkputzes x 4 = maximale Schichtstärke des Anstrichs.

(Rechenbeispiel: Bei einer Kalkputz-Korngröße von 0,5 mm sollte die Farbschicht insgesamt nicht dicker sein als 2 mm.)

Putz überstreichen: Die Vierkornregel beachten
Putz überstreichen: Die Vierkornregel beachten

Lehmputz überstreichen

Auch bei Lehmputzen gilt: Am besten fahren Sie mit Lehmfarben, da diese dem Baustoff ähnlich sind und sich darum am besten damit vertragen. Anspruchsvollere Gestaltungsvarianten wie das Beschichten mediterraner Wände mit Wachs erfordern eine tiefergehende Beschäftigung mit den Materialien – und gegebenenfalls eine Beratung durch den Fachmann, um Verarbeitungsfehlern, Enttäuschungen und Spätschäden vorzubeugen.

Altbau mit Kalkputz sanieren © galaganov , stock.adobe.com
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