Auch in einem Fachwerkhaus soll Licht brennen, der Kühlschrank funktionieren und Steckdosen benutzt werden. Generell sind Elektroinstallationen eine Aufgabe für den Fachbetrieb – zu schnell kann einem als Laien etwas schief gehen. Trotzdem ist es nützlich zu wissen, wie man mit der Elektrik in einem Fachwerkhaus umzugehen hat.
Zunächst einmal: Es gelten alle Regeln, die auch für Elektroinstallationen im Wohngebäude gelten. Das heißt vor allem: Leitungen werden waagerecht und senkrecht in den Wänden verlegt, nicht schräg und nicht durch Fußböden und Decken. Es gibt Installationszonen, die nach Möglichkeit einzuhalten sind – Leitungen liegen also 15 oder 30 Zentimeter über dem Fußboden oder Leitungen sind 30 Zentimeter unter der Decke zu verlegen. Jede Wohnung sollte einen Verteiler haben und jeder Raum einen Stromkreis.
Aber es gibt Details die in einem Fachwerkhaus berücksichtigt werden müssen: Da ist erstens die Innendämmung, die eigentlich im Weg ist, will man in der Wand Leitungen verlegen oder dort Steckdosen montieren. Und da sind zweitens die Hölzer der Fachwerkkonstruktion, die nicht übermäßig in Mitleidenschaft gezogen werden dürfen.
Erst die Dämmung, dann die Kabel
Eine Innendämmung haben viele Fachwerkhäuser, oft weil das Fachwerk außen sichtbar bleiben soll – ob auf Wunsch des Bauherrn oder nach Vorgaben des Denkmalschutzes. In der Regel baut man zuerst die Innendämmung ein und danach die Elektroinstallationen, und dies aus zwei Gründen: Verlegt man zuerst die Kabel, muss man immer wieder die Fachwerkbalken kreuzen. Und zweitens werden viele Durchführungen durch die Dämmung gebraucht, und das birgt die Gefahr, Wärmebrücken zu schaffen.
Am einfachsten ist es, auf die Wärmedämmung so viel Putz aufzutragen, dass man darin die Kabel verschwinden lassen kann. In der Regel verwendet man heute dafür Lehmputz, weil der selbst eine gewisse Dämmwirkung hat, gut für das Raumklima ist und sowohl technisch als auch dem Ambiente nach am besten ins Fachwerkhaus passt. Außerdem ist er auch gut geeignet Elektrokabel aufzunehmen. Eine Überdeckung von fünf Millimetern reicht aber nicht aus, dann besteht die Gefahr, dass sich Risse bilden. Es sollte ungefähr ein Zentimeter sein.
Steckdosen, Verteilerdosen und Schalter wird man nicht vollständig im Putz unterbringen können. In diesen Fällen führt kein Weg daran vorbei, entsprechende Löcher in die Innendämmung zu schneiden. Dabei ist aber größtmögliche Vorsicht geboten, damit die Löcher nicht tiefer als notwendig geschnitten werden. Eine Fixierung mit Gipsmischungen ist natürlich tabu. Sollte eine Befestigung notwendig sein, verwendet man Lehmkleber.
Balken und Hölzer schonen
Für die Balken und Hölzer gilt, dass sie der Statik wegen so wenig wie möglich abgenutzt bzw. angegriffen werden dürfen. Vertretbar ist es in der Regel, ein Loch hindurchzubohren, um ein Kabel durchzuziehen. Ein Schlitz an der Oberfläche des Holzes entlang ist ebenso akzeptabel, wenn er nicht dicker ist als unbedingt nötig, um das Kabel unterzubringen.
Verzichten sollte man dagegen auf große Hohlräume für die Unterbringung von Steckdosen, Lichtschaltern oder etwa auf das Bohren von Verteilerdosen ins Holz. Diese Hohlräume können nicht nur die Statik der Hölzer beeinträchtigen, sie bilden auch Hohlräume, in denen Wasser kondensieren und von dort aus das Holz schädigen kann. Außerdem besteht die Gefahr, dass bei einer Überhitzung das Holz sehr schnell Feuer fängt.
Genau aus diesem Grund ist es ratsam, beim Einbau von Lichtschaltern neben den Türrahmen einen größeren Abstand einzuhalten als normalerweise üblich oder vorgeschrieben. Denn oft befinden sich rechts und links der Türen senkrechte Balken, die man weitgehend in Ruhe lassen sollte. Das gilt besonders für Außentüren.
Übrigens, zum Problem entwickeln könnten sich Wandheizungen. Die sind eigentlich wie geschaffen dafür, im Lehmputz eingebettet zu sein und im Fachwerkhaus für eine angenehme Atmosphäre zu sorgen. Aber die Gefahr besteht, dass die Ummantelung von Elektrokabeln durch die Wärme spröde wird und sich schlimmstenfalls in Krümel auflöst. Das kann irgendwann zu Isolationsfehlern führen. Deshalb sollten Wandheizungen und Elektroinstallationen zusammen geplant werden, am besten mit größeren Abständen zwischen den Kabeln und den Heizungsrohren.
Alternative Lösungen
Mehrere Möglichkeiten bieten sich an, die geschilderten Nachteile einer herkömmlichen Elektroinstallation im Fachwerkhaus zu vermeiden oder wenigstens zu verringern. Erstens ist es hinnehmbar, Kabel in der Decke oder unter den Fußbodendielen zu verlegen, wenn dadurch Fachwerkwände oder Innendämmung geschont werden. Zweitens gibt es Fußleisten, die entsprechende Hohlräume frei lassen können, um dort Leitungen zu verlegen. Gelegentlich werden auch Kabelkanäle angeboten, aber diese sind zumeist optisch keine schöne Lösung.
Eine Lösung kann auch sein, einfach alle Elektroinstallationen sichtbar auf dem Putz zu verlegen. Dies entspricht weder dem heutigen Mehrheitsgeschmack noch den aktuellen technischen Möglichkeiten, aber dafür bekommt man eine Elektroinstallation, die besonders gut verträglich ist mit einer Fachwerkkonstruktion. Es gibt dafür Steckdosen und Schalter, die historischem Installationsmaterial nachempfunden sind, allerdings auch etwas teurer sind. Natürlich sollte auch hierbei der Elektriker einen Blick auf die Optik walten lassen.
Auf den Elektriker kommt es an
Generell abschließend noch ein Wort zu den Handwerkern: Nicht alle Elektriker, auch nicht alle guten Elektriker, haben die Kenntnisse und die Sensibilität für den Umfang mit einem Fachwerkhaus. Am besten erkundigt man sich schon bevor man sich auch nur ein Angebot machen lässt nach einschlägigen Erfahrungen.
Umgekehrt gilt: Die Handwerker sind an die Fachvorschriften gebunden, und diese setzt der Kreativität durchaus Grenzen. Für unfachmännisch ausgeführte Elektroinstallationen kann und wird kein Handwerker Gewährleistung und Haftung übernehmen.
TIPP
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Häufige Fehler der Fachleute
Nicht klar ist manchen Elektrikern, dass es ein Problem ist, wenn die Kabel in dicken Bündeln nicht an der Wand anliegen, sondern lose durchhängen. Dann ist der Lehmputz anschließend kaum vernünftig an die Wand zu bekommen, zumal er an den Kabeln nicht haftet. In solchen Fällen muss man nacharbeiten und die Kabel zusätzlich am Untergrund befestigen. Das ist ebenso lästig wie überflüssig.
Manche Elektriker befestigen Dosen auch mit Gips in der Dämmung oder im Lehm. Tatsache ist, dass dies keine haltbare und damit auch keine geeignete Befestigung ist. Lehm oder Lehmkleber ist dem deutlich vorzuziehen, zumal der sich viel besser mit dem Lehmputz verbindet. Natürlich muss man dabei mit dem Einziehen der Kabel warten, bis der Lehm angetrocknet ist.
Abschließend sollte noch auf Stegleitungen hingewiesen werden. Das sind flache Kabel, in denen die Adern nebeneinander verlaufen, und nicht gebündelt. Attraktiv daran ist, dass sie weniger dick sind, sich also leichter in einer dünnen Putzschicht verstecken lassen. Allerdings sind Stegleitungen verboten, wenn sie mit Holz oder anderen brennbaren Stoffen in Berührung kommen können – und deshalb haben sie auch im Fachwerkhaus natürlich nichts zu suchen.
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