Wer ein Fachwerkhaus saniert, der muss Gefache ausmauern. Denn zur Sanierung gehört fast immer die Reparatur beschädigter Teile der Holzkonstruktion, und diese Reparaturen kann man zumeist nur ausführen, wenn kein Mauerwerk in den Gefachen ist. Die gute Nachricht ist, dass dieses Ausmauern sogar ein eher ungeübter Heimwerker selbst erledigen kann. Wie es geht und worauf zu achten ist, das steht alles hier.
Lehm ist das Material der Wahl
Die Tatsache, dass so viele Fachwerkhäuser mehrere hundert Jahre alt geworden sind, beweist es: Lehm und Holz sind zwei Baustoffe, die zueinander passen. Das fängt schon damit an, dass Lehm diffusionsoffen ist und eine hohe kapillare Leitfähigkeit hat. Mit anderen Worten: Kommt Feuchtigkeit an oder gar in die Wand, kann sie durch den Lehm auch gut wieder entweichen, statt Schäden an der Holzkonstruktion anzurichten. Dazu kommt, dass Lehm eine bessere Dämmwirkung hat als herkömmliche Mauersteine, und dass er sich positiv auf das Raumklima auswirkt.
Und was ist mit den Fachwerkbauten in Norddeutschland, bei denen die Gefache mit roten Backsteinen ausgemauert sind? Das geht auch, und ein unverputztes Backsteinmauerwerk bietet auch einen guten Witterungsschutz. Aber traditionell wurden nicht zu hart gebrannte Steine verwendet und mit Lehmmörtel verbaut. Nur zur Außenseite hin kommt ein wenig wasserfester Mörtel in die Fugen. Neue, hart gebrannte Backsteine und harter Zementmörtel aber schaden der Holzkonstruktion.
Mit anderen Worten: Besorgt man sich das richtige Material, kann man Gefache auch mit Backsteinen ausmauern. Aber zunächst muss dies von der Denkmalbehörde genehmigt werden, sofern das Haus unter Denkmalschutz steht. Und man muss es auch können – ein schönes, ebenmäßiges Sichtmauerwerk herzustellen, ist nicht so einfach, wie es aussieht. An dieser Stelle soll es daher ausschließlich um die Ausmauerung mit Lehm gehen:
Früher wurden die Gefache mit Lehm in einer anderen Technik verschlossen: Holzgeflecht wurde eingebaut, zum Beispiel aus Weidenholz. Dieses wurde von beiden Seiten mit Lehm beworfen und die Wand schließlich geglättet. Das kann man immer noch so machen – aber einfacher und baulich gleichwertig ist die Ausmauerung mit Lehmbausteinen.
Bevor die ersten Steine gesetzt werden können, ist aber noch einiges zu tun. Los gehen kann es erst, wenn alle Reparaturarbeiten am Fachwerk abgeschlossen sind. Achten sollte man darauf, dass wirklich alles, was stören könnte, aus dem Gefach geräumt ist – vor allem Mörtelreste der früheren Ausmauerung, Nägel und Schrauben, Reste von Stroh und anderem mehr.
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Zuerst wird genagelt
Der erste Schritt ist dann, rundum im Gefach sogenannte Dreieckleisten auf die Balken zu nageln. Dabei wird ein Abstand von mindestens acht Zentimetern zur Außenkante der Balken eingehalten. Die breiteste der drei Seiten der Leiste ist diejenige, die auf den Holzbalken kommt. Perfektionisten verwenden Dreieckleisten aus Eichenholz, aber die gängigen Nadelholzleisten tun es auch. Notwendig ist das bei den senkrechten Hölzern – bei größeren Gefachen kann es auch nützlich sein, an die waagerechten Balken Dreieckleisten zu nageln.
Die Leisten haben den Zweck, für zusätzliche Stabilität und Dichtigkeit zu sorgen. Denn im Laufe der Jahre kann der Lehm etwas an Ausdehnung verlieren, und dann ist noch die Leiste da, die womöglich den Durchzug verhindert. Wer für zusätzliche Stabilität sorgen will, der sägt Nuten auf die Seiten der Steine, die an den Leisten zu liegen kommen – das macht es unwahrscheinlicher, dass diese sich noch bewegen.
Sind die Leisten fest, kann es auch schon mit dem Mauern losgehen. Man kann durchaus Lage für Lage zuerst die Mörtel aufbringen und dann die Steine einsetzen. Dabei ist darauf zu achten, dass sie wirklich waagerecht und in keiner Weise verkantet sitzen. Vor dem Einbau feuchtet man die Steine an, indem man sie kurz in einen Wassereimer taucht – so verbindet sich der Lehm der Steine viel besser mit dem Lehmmörtel zu einer nach dem Austrocknen homogenen Masse.
Wichtig ist, dass auf der Außenseite von Außenwänden genügend Platz bleibt, später noch einen Putz aufzutragen, also mindestens zwei Zentimeter, besser drei. Es darf also auf gar keinen Fall außenbündig mit den Fachwerkbalken vermauert werden. Andernfalls ragt später der Putz über diese Balken hinaus – vor einigen Jahrzehnten wurde das so gemacht, aber es besteht die Gefahr, dass an der Oberkante des Putzes Wasser am Holz stehen bleibt. Deshalb ist dies nicht mehr der Stand der Technik.
Bereits beim Bau der ersten Reihe ergibt sich in fast allen Fällen die Notwendigkeit, Steine durchzusägen. Hier zeigt sich ein weiterer Vorteil des Lehmbaus gegenüber anderen Steinen, denn auf die richtige Größe bringen kann man Lehmsteine bereits mit einem Fuchsschwanz. Besser geeignet sind allerdings Sägen für Porenbetonsteine. Wer eine Stichsäge oder ein anderes angetriebenes Werkzeug verwenden will, kann dies zumindest ausprobieren. Rechnen muss man aber damit, dass die Säge sehr schnell schmutzig und das Sägeblatt schnell stumpf wird.
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In den seltensten Fällen wird das Gefache genau die richtige Höhe haben, dass mit dem letzten Stein der nächste Balken erreicht wird. Die Mühe, Steine der Länge nach zu zersägen, muss man sich nicht machen. Man kann diese Lücken auch mit Lehmmörtel oder Baulehm verschließen – man gibt eine große Portion davon auf eine Kelle, die man mit der Unterseite nach oben hält. Mit einer kleinen Kelle, einer sogenannten Katzenzunge zum Beispiel, kann man dann den Lehm in die Lücke schieben. Dies muss allerdings sehr sorgfältig gemacht werden, damit es keine Hohlräume gibt.
Verwenden kann man dafür übrigens auch gut Lehm, den man zu Beginn der Sanierungsarbeiten aus irgendwelchen Gefachen ausgebaut hat. In Wasser eingeweicht, nimmt er schnell eine Konsistenz an, die sich gut verarbeiten lässt. Vor allem das ist der Vorteil von Lehm: Geht bei der Ausmauerung mit Lehmsteinen etwas schief, holt man alles wieder heraus und kann Steine und Mörtel noch einmal verwenden.
Damit ist die Ausmauerung des Gefaches eigentlich schon abgeschlossen. Wer etwas dafür tun will, dass später der Putz besser hält, kratzt die Fugen wieder auf eine Tiefe von drei Millimetern aus. Wichtig ist aber, dass das neue Mauerwerk gut austrocknen kann, andernfalls kann sich sogar Schimmel bilden. Erst recht muss die Mauer vor dem Verputzen wirklich gut durchgetrocknet sein. Am besten schützt man sie vor Regen- und Spritzwasser durch eine Plane.
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