Fachwerkhaus: Sanierung der Hölzer

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Ständer, Schwellen und Riegel sind das Skelett eines Fachwerkhaus

Was macht ein Fachwerkhaus aus? Nicht dass es romantisch und historisch aussieht. Von einem Fachwerkhaus spricht man, wenn es keine steinernen Wände hat, sondern eine Holzkonstruktion, die das Haus stabil macht und trägt. Daraus folgt zwingend, dass man sich bei der Sanierung eines Fachwerkhauses zuerst um die Holzkonstruktion kümmern muss. Wenn diese beschädigt ist, muss sie wieder hergestellt werden, bevor irgendwelche anderen Maßnahmen ergriffen werden. Was man darüber wissen muss, steht hier im Folgenden:

Der Fachwerkbau ist eine über Jahrhunderte entwickelte Bautechnik mit vielen speziellen Elementen. Auf der Baustelle werden spezielle Kenntnisse und oft auch Maschinen gebraucht, die der Hobby-Handwerker nicht hat. Der Selbermacher stößt schnell an seine Grenzen, auch weil man es gelegentlich mit erheblichen Gewichten zu tun hat, die bewegt werden müssen. Deshalb werden Zimmerleute gebraucht.

Fassade eines Fachwerkhaus © Robert Schneider, stock.adobe.com
Ein Fachwerk ist nicht nur schön anzusehn, sondern auch historisch wertvoll und erhaltenswert © Robert Schneider, stock.adobe.com

Wie heißen all die Hölzer?

Dass man ohne Zimmermann nicht auskommt, bedeutet nicht unbedingt, dass man selbst gar nichts machen kann. Auf jeden Fall sollte man vorab mit dem Zimmermann reden. Der wirft gerne mit Bezeichnungen um sich, die der Laie nicht kennt. Tatsächlich ist es so, dass es für jedes Teil einer Fachwerkkonstruktion eine spezielle Bezeichnung gibt. Hier kommen die wichtigsten:

Aufbau einer Fachwerkwand
Aufbau einer Fachwerkwand
  • Die Schwellen sind die im Erdgeschoss direkt auf dem Sockel aufliegenden, oft besonders dicken, waagerechten Balken.
  • Als Rähm oder auch Pfette werden waagerecht liegenden Balken bezeichnet, die jedes Stockwerk nach oben abschließen. Die Rede ist nicht von den Deckenbalken, sondern vom oberen Abschluss der Wand.
  • Stock- oder Saumschwellen sind die waagerecht liegenden Hölzer am unteren Ende eines jeden Obergeschosses. Sie liegen auf den Köpfen der Deckenbalken, diese wiederum auf dem sich darunter befindlichen Rähm.
  • Riegel liegen ebenfalls waagerecht, aber laufen im Unterschied zu Rähm und Schwelle nicht durch die ganze Wand, sondern nur zwischen zwei senkrechten Hölzern.
  • Sturzriegel begrenzen Türen und Fenster nach oben.
  • Brüstungsriegel begrenzen Fenster nach unten, auf ihnen liegt die Fensterbank auf.
  • Ständer sind die senkrecht stehenden Hölzer, sie reichen von der Schwelle bis zum Rähm.
  • Eckständer sind die an den Hausecken stehenden Hölzer, oft dicker als die anderen Ständer.
  • Wandstreben sind diagonal durch ein oder mehrere Gefache eingebaute Hölzer.
  • Ein Andreaskreuz besteht aus zwei sich kreuzenden Wandstrecken.

Wie groß ist der Schaden?

Zu Beginn der Fachwerksanierung stellt sich die Frage, welche Hölzer kaputt sind. Manchen Balken sieht man es sofort an, wenn sie morsch geworden sind, anderen aber kaum oder erst gar nicht. Erste Aufschlüsse geben Schläge mit dem Hammer auf das Holz. Klingt es klar und hell, ist das Holz in Ordnung. Ein dumpfer Klang deutet auf ein Problem hin. Man kann den Unterschied nur schwer beschreiben, aber wer es ausprobiert, lernt den Unterschied ganz schnell zu erkennen. Zumal der Hammer bei morschem Holz ganz schnell auch in den Balken eindringen kann.

Einfache Fachwerkhaus-Diagnose
Einfache Fachwerkhaus-Diagnose

Zuerst wird also festgestellt, wo sich die Schäden an der Konstruktion befinden. Zuvor muss aber noch der Putz abgeschlagen werden, sofern vorhanden. Zu gebrauchen ist der ohnehin in den meisten Fällen nicht mehr. Dann folgt die gründliche Untersuchung mit dem Hammer. Es bietet sich an, großformatige Fotos auszudrucken und schafhafte Stellen zu markieren. Wer die Mühe nicht scheut, kann sich natürlich auch eine Zeichnung der Konstruktion anfertigen.

Eine solche Schadenskartierung ist notwendig, wenn das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Dann müssen alle Arbeiten von der zuständigen Behörde genehmigt werden, und die verlangt immer eine Schadenskartierung. Bei der Sanierung eines denkmalgeschützten Hauses ist ohnehin geboten, zuerst mit der Behörde Kontakt aufzunehmen, um die Rahmenbedingungen zu klären. Bei der Schadenskartierung sollte man sich darauf einstellen, dass im Laufe der Arbeiten noch weitere Schäden gefunden werden könnten.

Es kommt zum Beispiel vor, dass an der Vorderseite eines Balkens intensiver Käferfraß zu erkennen ist. Das kann dazu führen, dass sich dieser durch das ganze Holz zieht, und somit vollständig ersetzt werden muss. Es kann aber auch sein, dass man nach einem Zentimeter nur noch völlig intaktes Holz hat. Dann muss nur die oberste Schicht weggesägt und ersetzt werden. So etwas zeigt sich leider erst im Verlauf der Arbeiten.

Baufälliges, marodes Fachwerk © mhp, stock.adobe.com
Schwamm und Holzschädlinge haben das Fachwerk im Laufe der Jahre stark beschädigt © mhp, stock.adobe.com
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Wie geht der Zimmermann vor?

Kein Zimmermann kommt ohne Stützen aus, im Fachjargon Sprieße genannt. Mit ihnen stützt er die Teile der Konstruktion ab, die auf Hölzern ruhen, die ausgetauscht werden müssen. Genau zu wissen, was abgestützt muss, ist eine der Aufgaben und Qualifikationen eines Zimmermanns. Es kommt durchaus vor, dass Teile der Fachwerkkonstruktion bei diesem Vorgang ein paar Millimeter angehoben werden – manchmal auch mehr, wenn ein früherer Zustand wieder hergestellt werden soll.

Auf jeden Fall müssen vor dem Abstützen die Gefache ausgeräumt werden, die an die zu reparierenden Hölzer grenzen. Das kann der Hausbesitzer selbst machen, dazu wird der Zimmermann nicht gebraucht. Aber mit dem Zimmermann muss genau besprochen werden, welche Gefache tatsächlich ausgebaut werden müssen. Dies empfiehlt sich deshalb, weil bei schwer beschädigten Hölzern plötzlich doch ein Teil der Last auf der Ausmauerung liegen kann. Und dann kann es gefährlich werden.

Tipp: Findet man in Gefachen, die ausgebaut werden müssen, alten Lehm vor, sollte man diesen nicht entsorgen, sondern aufbewahren. Im weiteren Verlauf der Arbeiten kann man solchen Baulehm noch gebrauchen. Enthält er Reste von Stroh, ist das auch kein Problem.

Welches Holz verwendet man für die Reparatur?

Fachwerkhäuser können über Jahrhunderte stehen, weil zumeist hartes Holz verbaut wird. Traditionell wird Eiche verwendet, vor allem, wenn das Fachwerk sichtbar bleiben soll. Nadelholz findet man am ehesten in Innenwänden oder in verputzten Wänden. Wer für Ersatz sorgen muss, beschafft sich am besten mindestens 70 Jahre alte Balken – die sind für Insekten nämlich uninteressant. Wem es möglich ist, alte Balken von Abbruchhäusern zu bekommen, sollte diese Chance nutzen. In Absprache mit dem Zimmermann kann sich der Bauherr durchaus selbst auf die Suche machen.

Der Zimmermann baut, wenn er alles sachgerecht abgestützt hat und die Gefache ausgeräumt sind, schadhafte Hölzer aus. Oft ist es sinnvoll, nur Teile beschädigter Schwellen und Ständer auszubauen und diese dann zu ergänzen. Gibt es Zweifel an der Tragfähigkeit einer Konstruktion, sollte ein Statiker eingeschaltet werden. Zumeist kennt sich der Zimmermann aber gut genug aus, um den Zustand eines Hauses einschätzen zu können.

Baufälliges, marodes Fachwerk Umbau einer Fachwerkfassade © Dieter Pregizer, stock.adobe.com
Fachwerkhäuser haben eine völlig andere Baumethode als moderne Gebäude – deshalb ist es oft sehr schwierig, die Sanierungskosten vorher abzuschätzen © Dieter Pregizer, stock.adobe.com

Bloß kein Metall

Fertig zurechtgesägte Hölzer befestigt der Zimmermann an der vorhandenen Konstruktion mit herkömmlichen Zimmermannsverbindungen. Holznägel, die gelegentlich erst auf der Baustelle angefertigt werden, kommen dabei zum Einsatz, Metallwinkel nicht.

restauriertes Fachwerk © alisseja, stock.adobe.com
An den Holznägeln erkennt man, dass der Zimmermann mit fachmännischen Holzverbindungen gearbeitet hat © alisseja, stock.adobe.com

Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens sind Metallwinkel zumeist nicht in der Lage, alle Kräfte aufzunehmen, die in einem Haus wirken, vor allem wenn das Holz arbeitet. Nach wenigen Jahren sind die Winkel verdreht und verrostet, die Schrauben herausgerissen. Vor allem aber sind Metallwinkel auch Teile, an denen gerne Luftfeuchtigkeit kondensiert. Und dieses Kondenswasser richtet dann im Holz bleibende Schäden an.

Vor einem Zimmermann, der den Einbau von Metallwinkeln vorschlägt, sollte man sich nicht gleich trennen – gute Handwerker sind rar. Oft genug bringen sie diese Lösung ins Gespräch, weil sie wissen, dass der Bauherr die preiswertere Variante bevorzugt. Die Mehrausgaben für traditionelle Verbindungen sind gut angelegtes Geld, ein richtiger Zimmermann lässt sich darauf gerne ein.

Traditionelle Zimmermannsverbindungen
Traditionelle Zimmermannsverbindungen

Nach dem Austausch beschädigter Hölzer fallen in vielen Fachwerkhäuser noch kleinere Aussparungenzwischen verschiedenen Holzbauteilen auf. Diese müssen geschlossen werden, damit keine Feuchtigkeit eindringt und das Holz schädigt. Früher griffen viele Sanierer in solchen Fällen zu Spachtelmassen, wie zum Beispiel, Acryl oder Silicon. Die sollte man unbedingt bleiben lassen – schon deshalb, weil es nicht besonders lange hält. Der Zimmermann spähnt diese Lücken mit Holz aus. Das ist mühsam und teurer, aber die fachgerechte Vorgehensweise.

Fachwerk Sanierung © Comofoto, stock.adobe.com
Da die Statik eines Fachwerkhauses aus Holz besteht, sollte bei der Sanierung darauf geachtet werden, dass das Holz frei von Feuchtigkeit ist © Comofoto, stock.adobe.com
Schäden am Fachwerkhaus im Detail © Ralf-Udo Thiele, stock.adobe.com
Die Achillesferse im Fachwerk – die Schwelle

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