Die Achillesferse im Fachwerk – die Schwelle

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Wenn bei der Sanierung eines Fachwerkhauses die Holzkonstruktion repariert werden muss, sind fast immer die Schwellen betroffen. Das ist kein Zufall, denn sie sind von vielen Seiten möglicher Feuchtigkeit ausgesetzt. Hier steht alles, was man darüber wissen muss.

Zu bedenken ist, dass die Schwellen in der Konstruktion eine ganz wichtige Funktion haben. Sie liegen rundum auf dem Sockel, auf ihnen stehen alle senkrechten Ständer. Auf den Schwellen ruht das gesamte Gewicht des Hauses. Umso schlimmer, dass sie so oft in einem so schlechten Zustand sind.

Schäden am Fachwerkhaus im Detail ©  Ralf-Udo Thiele, stock.adobe.com
Die Schwelle liegt auf dem Sockel und ist damit besonders exponiert. Schäden am Fachwerk treten hier am häufigsten auf © Ralf-Udo Thiele, stock.adobe.com

Warum die Schwelle oft kaputt ist

Um die Schäden in der Zukunft zu vermeiden muss man die Gründe wissen. Da ist erstens einmal der Regen, der direkt oder als Spritzwasser von angrenzenden Flächen auf das Holz trifft. Und da ist zweitens Feuchtigkeit, die aus dem Sockel aufsteigt. Dazu kommt immer wieder aber auch Feuchtigkeit, die sich im Innern an den Balken niederschlägt, kondensiert und nicht abtrocknen kann. Eichenholz ist zwar stabil und langlebig, aber andauernde Feuchtigkeit kann es in wenigen Jahren brüchig und morsch werden lassen.

Einfache Fachwerkhaus-Diagnose
Einfache Fachwerkhaus-Diagnose

Der Zimmermann muss her

Aus der Bedeutung der Schwelle ergibt sich, dass ein kompletter Austausch oder größere Reparaturen nur durch den Fachmann ausgeführt werden kann. Denn wenn die Schwelle nicht da ist, muss die gesamte Wand anderweitig abgestützt werden. Die notwenigen Stützen, Sprieße genannt, hat kaum ein Heimwerker in der nötigen Zahl an der Hand. Und nur der Zimmermann weiß ganz genau, wo undwie abgestützt werden muss, damit nichts passiert.

Bolzen im Holzbalken © Katarzyna M. Wächter, stock.adobe.com
An solchen Holznägeln erkennt man traditionelles Zimmermannshandwerk © Katarzyna M. Wächter, stock.adobe.com

Hat man einen Zimmermann gefunden, sollte man auf zwei Dinge achten. Erstens wird eine Schwelle nur durch gut abgelagertes Eichenholz ersetzt – am besten aus einem Abbruchhaus. Frisches Holz arbeitet viel und ist auch eher Beute von Schädlingen. Auch vor dem Einbau vonLeimbindern wird gewarnt. Zweitens, werden alle Hölzer nur mit traditionellen Zimmermannsverbindungen befestigt. Das kostet zwar etwas mehr, ist aber langfristig die haltbarere Lösung, und Metallwinkel bergen die Gefahr, dass daran Luftfeuchtigkeit kondensiert und damit das Holz schädigt.

Traditionelle Zimmermannsverbindungen
Traditionelle Zimmermannsverbindungen

Selbermacher in Aktion

Den Austausch oder die Reparatur der Schwelle nimmt also der Zimmermann vor – aber zuschauen muss der Hausbesitzer dabei nicht: Zumeist sind im Vorhinein alle Gefache auszuräumen, unter denen an der Schwelle gearbeitet wird. Dieses Ausräumen kann jeder Selbermacher erledigen, es verlangt keinerlei Vorkenntnisse. Aber dies sollte vorher genau mit dem Zimmermann besprochen werden.

Aufbau einer Fachwerkwand
Aufbau einer Fachwerkwand

Ist der Balken ausgewechselt oder repariert, kann der Heimwerker den Sockel bis zur neuen Schwelle wieder hochmauern. In den meisten Fällen geht nämlich bei den Arbeiten an der Schwelle auch ein Teil des Sockels zu Bruch – wenn er nicht ohnehin ebenfalls schon morsch geworden ist.  Bei der Wiederherstellung ist abschnittsweise vorzugehen. Auch die Gefache kann der Hausherr selber wieder ausmauern.

Reparaturprozess der Schwelle
Reparaturprozess der Schwelle

Die neue oder reparierte Schwelle liegt nicht in der Luft, sondern wird vom Zimmermann an einigen Stellen abgestützt. Bei Neuaufbau des Sockels werden nunmehr breite Stücke zwischen den Stützen ausgemauert. Der wiederhergestellte Teil des Sockels sollte mindestens zwei Drittel der Gesamtlänge der Wand ausmachen. Dann baut der Zimmermann die Abstützungen weg, und die fehlenden Stücke des Sockels können vermauert werden.

Detail einer sanierten und reparierten Fachwerkfassade © Frank Wagner, stock.adobe.com
So sieht es aus, wenn ein Abschnitt einer Schwelle fachmännisch ausgewechselt wurde. Die Gefache wurden mit Lehmsteinen ausgemauert © Frank Wagner, stock.adobe.com
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Vorbeugung muss sein

Was aber wird nun unternommen, damit die nagelneue Schwelle nicht ständig Feuchtigkeit ausgesetzt wird und nach wenigen Jahren schon wieder Schäden aufweist? Die Fachleute sprechen in dem Zusammenhang vom konstruktiven Holzschutz. Das heißt, dass es nicht um einen Anstrich oder eine Lasur für die Schwelle geht, sondern um Maßnahmen, die dafür sorgen, dass die Schwelle möglichst wenig nass wird und auch möglichst schnell wieder austrocknet.

Kleine Gasse mit Fachwerkhäusern © wkbilder, stock.adobe.com
Auf beiden Seiten der Gasse kann es problematisch werden: Die Schwellen liegen niedrig und sind dem Spritzwaser ausgesetzt. Sie springen hinter der Sockelkante zurück © wkbilder, stock.adobe.com

Am einfachsten ist das, wenn die Außenfassade wieder verputzt wird – dann gelangt kein Regenwasser an die Schwelle. Ansonsten muss man davon ausgehen, dass Regenwasser an der Wand herabrinnen kann. Aber wir gehen hier von Sichtfachwerk aus. Und schon wegen der Optik – und aus vielen anderen Gründen – kommt es nicht in Frage, die Schwelle einfach durch Mauerwerk zu ersetzen.

Dem Schutz der Fassade vor Regen dient ein ausreichend großer Dachüberstand – aber erstens kann der nicht vergrößert werden, nur um die Schwelle besser zu schützen. Zweitens kommt der Regen oft auch von Schräg – und irgendwann ist auch der größte Dachüberstand überfordert. Nur sollten diese Hinweise alle Überlegungen, den Dachüberstand aus irgendwelchen Gründen zu verkleinern, im Keim ersticken.

Vorbeugung gegen Feuchtigkeit
Vorbeugung gegen Feuchtigkeit

An der Fassade befindliches Wasser muss ablaufen, auch von der Schwelle. Deshalb ist es am besten, wenn die Schwelle den Sockel um einen Zentimeter überragt. Ist das nicht der Fall, sollte der Überstand des Sockels nach außen abgeschrägt sein, damit dort kein Wasser stehen bleibt. Notfalls nimmt man mit der Flex ein wenig vom Mauerwerk weg. Oder man nutzt die Höhe der oberen Fuge, um mit Mörtel ein kleines Gefälle nach außen herzustellen.

Liegt die Schwelle außen sehr nah am Boden, sollte man versuchen, Spritzwasser zu verhindern. Nützlich ist dabei ein Kiesstreifen entlang des Hauses, aber auch von einer bewachsenen Fläche spritzt nicht so viel Wasser nach oben wie von Pflaster oder Beton. Dass diese Hinweise nicht an jeder Stelle befolgt werden können ist klar – bei einem direkt am Bürgersteig stehenden Haus ist Platz weder für einen Bewuchs noch für einen Kiesstreifen.

Wasser von innen und unten

Auf der Innenseite der Schwelle wiederum ist es wichtig sicher zu stellen, dass einmal vorhandenes Wasser verdunsten kann. Wenn gedämmt wird, sollen nur diffusionsoffene Stoffe verwendet werden. Wird eine Bodenplatte gegossen, ist darauf zu achten, dass Beton oder Estrich den Balken nicht berührt – man legt eine Fuge an, die man zum Beispiel mit Stopfhanf oder einer Perlite-Schüttung ausfüllen kann.

Wasser von Innen und Unten
Wasser von Innen und Unten

Eine Fehlerquelle kann auch eine Sperrbahn im Sockel sein. Diese soll aufsteigendes Wasser von der Schwelle fernhalten. Wird sie aber direkt unter der Schwelle eingebaut, kann es passieren, dass die Oberseite feucht bleibt und damit die Unterseite der Schwelle. Eine Sperrbahn gehört also unter die oberste Reihe des Mauerwerks des Sockels. Generell sollten alle Fugen in diesem Bereich aus Kalkmörtel gemacht werden, der eindringendes Wasser aufsaugt und von der Schwelle fernhält.

Tipp: Das eine Schwelle durch aufsteigendes Wasser zerstört wird, kann auch damit zu tun haben, dass das Wasser den Sockel nicht seitlich verlassen kann, zum Beispiel wegen eines nicht diffusionsoffenen Putzes. Wenn es optisch vertretbar ist, lässt man am besten den Sockel unverputzt, ansonsten verwendet man Kalkputz ohne Zement- oder Gipsanteile.

Eine weitere Fehlerquelle könnten die Zapflöcher sein, die bei der Befestigung der Schwelle an anderen Hölzern entstehen. Sie müssen so gearbeitet sein, dass dort kein Wasser stehen bleiben kann. Ein professioneller Zimmermann weiß so etwas und vermeidet dies auch. Es schadet aber nichts, vor Bezahlung der Arbeiten auch unter diesem Gesichtspunkt einen genaueren Blick auf die Schwelle zu werfen.

Baufälliges, marodes Fachwerk Umbau einer Fachwerkfassade © Dieter Pregizer, stock.adobe.com
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