Fachwerk mit Kalkfarbe streichen — eine gute Lösung für innen und außen?
Viele Handwerker streichen verputzte Innenwände im Fachwerkhaus mit Lehmfarbe an – das ist zumeist auch die beste Lösung. Für die Außenfassade ist Lehm aber ungeeignet, da er nicht wasserfest ist. Daher sind Kalkfarben die beste und erste Wahl. Aber auch für Innenwände kann man sie benutzen. Im folgenden erfahren Sie alles, was man wissen sollte.
Vorab: Zumeist wird nicht genau gesagt, was gemeint ist, wenn von Kalk die Rede ist. Kalkstein oder Kalkmergel ist das Rohmaterial, das nach dem Abbau zerkleinert und gemahlen wird. Die chemische Bezeichnung nennt sich Calciumhydroxid. Das entstehende Pulver wird gebrannt, wodurch ungelöschter Kalk, auch Branntkalk genannt, entsteht. Der wird entweder mit Wasserdampf gelöscht, wodurch wieder ein Pulver entsteht (das Kalkhydrat), oder noch mehr Wasser hinzugefügt, sodass eine dickflüssige Masse entsteht, der sogenannte Sumpfkalk.
Kalkfarbe – ökologisch, gesund und stilecht
Warum eigentlich Kalkfarbe? So unbedenklich viele chemische Produkte auch sein mögen – in reinen Kalkfarben sind solche gar nicht erst enthalten. Somit ist man in diesem Punkt auf der sicheren Seite. Zweitens nimmt Kalkfarbe Feuchtigkeit auf und gibt diese wieder ab – auch aus diesem Grund wirkt sie der Bildung von Schimmel gut entgegen. Erst recht schützt der hohe PH-Wert gut vor Schimmel. Ausserdem ist die Farbe diffusionsoffen, was gerade bei Fachwerkhäusern aus bauphysikalischen Gründen notwendig ist.
Für eine Verwendung an den Außenfassaden bei Fachwerkhäusern spricht, dass Kalkfarben technisch optimal zu den Kalkputzen passen, mit denen die Gefache heute verputzt werden. Aber auch optisch passt die natürliche Optik der Kalkfarbe gut zum Holz der Fachwerkkonstruktion. Außerdem sind Kalkfarben an der Außenfassade unempfindlich.
Sumpfkalk oder Kalkhydrat?
Ob Sumpfkalk oder Kalkhydrat, beides kann als Farbe verwendet werden und wird auch als solche angeboten. Bei der Sumpfkalkfarbe werden noch Zuschlagstoffe hinzugefügt, zum Beispiel Eiweiße, Gips, Öle oder Quark. Das verbessert die Haftung der Farben auf dem Untergrund. Angeboten wird auch sogenannte gefüllte Sumpfkalkfarbe. Hierbei wird zusätzlich noch Marmormehl, Sand oder ähnliche Materialen hinzugefügt. Die Wände bekommen somit eine etwas gröbere Oberfläche, wenn sie damit gestrichen werden. Der Effekt erinnert an eine traditionelle Raufasertapete.
Kalkfarbe wiederum entsteht, wenn Kalkhydrat in Wasser aufgelöst wird. Das kann man leicht selbst herstellen. Dazu setzt man die Farbe einen Tag vor der geplanten Verarbeitung an und gibt so viel Wasser zu, dass eine Konsistenz entsteht, die an Dosenmilch erinnert. Beim Mischen gilt der Grundsatz, je saugfähiger die Wand ist, umso mehr Wasser muss zugegeben werden. Wichtig dabei ist, wirklich gründlich zu rühren.
Ob Kalkfarbe oder Sumpfkalkfarbe, beide können mit Pigmenten eingefärbt werden. Es stehen unzählige Farben zur Verfügung, und wenn man Farben auf natürlicher Basis nimmt, erhält man sich auch den chemiefreien Charakter der Farbe. Ein gründliches Mischen ist hierbei noch wichtiger, denn es erscheinen immer wieder Pigmente, obwohl man glaubt, alle schon längst aufgelöst zu haben. Außerdem muss man immer genug Farbe herstellen, damit es für den Raum reicht, in dem gestrichen werden soll. Ein zweites Mal die gleiche Farbe genauso zu treffen wie die vorige, ist so gut wie ausgeschlossen.
Der Untergrund für Kalkfarbe
Es ist natürlich praktischer Sumpfkalkfarbe zu kaufen, statt erst noch Kalkhydrat mit Wasser anzumischen. Die selbst angerührte Farbe hat jedoch nicht nur den Vorteil, extrem preiswert zu sein, auch bekommt man auf diese Weise ein von jeglichen Zuschlagstoffen freies Material. Auf mineralischen Untergründen wie Kalk- oder Lehmputz, Beton oder Kalksandstein hält die reine Lehmfarbe auch ohne zugesetzten Leim und kann deshalb bedenkenlos erste Wahl sein.
Sumpfkalkfarbe wiederum hält gut auf Kalkputz, Steinen und Beton. Bei anderen Untergründen empfiehlt sich eine Kaseingrundierung. Wenn möglich, verwendet man das Produkt des Herstellers, von dem auch die Farbe kommt. Verwenden kann man Kalkfarbe auch auf Holz, Gipsputz, Gipskarton, Fermacel, Raufaser und Dispersionsfarben.
Auftragen kann man Kalkfarben mit Pinseln oder Bürsten. Der Farbroller bietet sich nur an, wenn die Farbe nicht zu dünnflüssig ist, andernfalls wird es mühsam. Das beste Ergebnis erzielt man, wenn der erste Anstrich mit dem Pinsel erfolgt, der zweite mit dem Farbroller. Außerdem sollte im Kreuzgang gearbeitet werden, also pro Anstrich waagerecht und senkrecht nacheinander.
Unter Umständen könnten auch drei Anstriche notwendig sein. Allerdings erkennt man dies erst nach dem Abtrocknen der Farbe. Sie wird dünn aufgetragen und deckt nicht, solange sie noch nass ist. Davon sollte man sich nicht irritieren lassen, erst wenn die Farbe trocken ist, sind alle Streifen und Flecken weg. Wenn nicht, muss eine weitere Schicht aufgetragen werden.
Wie man das Abkreiden vermeidet
Vor allem selbst angerührte Kalkfarbe aus Kalkhydrat neigt dazu, abzukreiden, das heißt, dass der Finger weiß wird, wenn man damit an der Wand entlang fährt. Dies gilt natürlich auch für Kleidungsstücke. Um dieses Abkreiden zu vermeiden, sollte man die zu streichende Fläche anfeuchten. Sie sollte bis zum Anstrich feucht bleiben. Am besten macht man das mit der Tapezierbürste.
Eine andere Möglichkeit, die Haftung zu verbessern, ist die Zugabe von Quark. Wer sucht, findet die unterschiedlichsten Mischungsverhältnisse, die ein gutes Ergebnis erbringen sollen. Wer Zeit und Geduld hat, probiert aus. Andernfalls gibt man ein halbes Kilogramm Magerquark in zehn Liter Farbe.
Wer Kalkfarbe auf reinen Kalkputz streicht, muss beachten, dass der Putz noch nicht vollständig abgebunden ist. Dies verbessert die Haftung erheblich, denn Putz und Farbe verbinden sich. Allerdings ist diese Vorgehensweise nicht immer mit den Abläufen auf der Baustelle vereinbar.
Kalkfarben
Kalkanstriche: Klassische Kalkfarbe, Sumpfkalk, Kalkmilch, Kalkdispersion Kalkfarben gehören zu den ältesten Anstrichfarben; sie wurden schon in der Steinzeit verwendet. Zur… weiterlesen