Wenn man Innenwände im Fachwerkhaus mit Lehm verputzt hat, sollte man sie auch mit Lehmfarbe streichen, denn mit Lehmfarbe wird zum einen das Raumklima verbessert, zum anderen ist sie leicht zu verarbeiten, perfekt für Heimwerker ohne viel Erfahrung. Im Folgenden finden Sie alle wichtigen Infos über Lehmwandfarbe und wie Sie diese verarbeiten.
Warum Lehmfarbe?
Hauptargument für Oberflächen aus Lehmputz und Lehmfarbe ist die mattig-samtige Optik. Es entstehen warme, naturnahe Oberflächen, die nicht glänzen und somit zum Ambiente eines Fachwerkhauses am besten passen. Außerdem ist Lehmfarbe ein natürlicher Baustoff und besteht zumeist aus fein gemahlenem Ton, Mineralien, Pflanzeneiweißen und Zellulosefasern. Wohngifte werden also nicht freigesetzt.
Gerne wird darauf hingewiesen, Lehm sei feuchtigkeitsregulierend und verbessere das Raumklima. Das stimmt auch, aber eine dünne Schicht Lehmfarbe fällt nicht wirklich ins Gewicht. Die Menge des Materials reicht einfach nicht aus, um spürbare Effekte zu erzielen. Aber immerhin werden die positiven Eigenschaften von Lehmputzwänden uneingeschränkt erhalten, wenn sie mit Lehmfarbe gestrichen werden.
Als Nachteil von Lehmfarben wurde lange angeführt, dass sie abkreiden. Tatsächlich musste man früher damit rechnen, einen weißen Fleck an der Kleidung zu haben, wenn man eine mit Lehmfarbe gestrichene Wand streifte. Das Problem gehört allerdings der Vergangenheit an – bei richtiger Verarbeitung der heute angebotenen Produkte kreiden Wände nicht mehr ab.
Schwerwiegender ist der Nachteil, dass Naturfarben aus Lehm nicht so strapazierfähig sind wie andere Farben. Dass sollte man einkalkulieren, wenn man Kinderzimmer oder Flure mit Lehmfarbe streicht.
Pulver oder streichfertige Farbe?
Lehmfarbe wird sowohl streichfertig als auch als Pulver angeboten. Pulverförmigen Farben werden vor dem Gebrauch mit Wasser angerührt.
War Lehmfarbe vor wenigen Jahren noch ein sehr exotisches Material, wird es inzwischen in vielen Baumärkten verkauft. Allerdings sollte man im Fachwerkhaus vermeiden, die mit Mühe diffusionsoffen gehaltene Wand zu versiegeln – einmal aufgenommenes Wasser kann dann nicht abtrocknen und richtet Schäden in der Konstruktion an. Man sollte sich daher die Liste der Inhaltsstoffe der Farben sehr genau anschauen: Ist dort von „Additiven“ und „Zuschlagstoffen“ die Rede oder werden andere Chemikalien genannt, lässt man von diesen Produkten besser die Finger.
Auch wer in Sachen Wohngesundheit sicher gehen will, entscheidet sich für Pulver und rührt es selbst an. Das ist auch keine große Herausforderung: man braucht nichts weiter als einen Eimer und eine kräftige Bohrmaschine. Es empfiehlt sich aber, so viel Farbe anzurühren, dass es gleich für den ganzen Raum reicht. Unterschiede im Mischungsverhältnis können unterschiedliche Farbtöne ergeben.
Erst recht ist das der Fall, wenn man mit Pigmenten die Farbe färbt. Einen einmal hergestellten Farbton ein zweites Mal genau zu treffen, ist so gut wie unmöglich. Es werden übrigens unzählige Farben angeboten, der Gestaltungsspielraum ist groß. Am besten verwendet man Pigmente des gleichen Herstellers, aus dessen Produktion auch die Farbe stammt. Übrigens: Die selbst anrührte Lehmfarbe ist preiswerter als die streichfertig angebotene.
Der Untergrund ist wichtig
Es ist beim Anstrich mit Lehmfarben wie mit anderen Farben auch: Der Untergrund sollte trocken sowie frei von Fett und Staub sein. Mit Lehmputz verputzte Wände sollten vor dem Anstreichen gründlich abgekehrt werden, denn beim Verputzen geraten häufig Sandkörner an die Oberfläche. Wenn diese sich lösen und in die feuchte Farbe geraten, kann das Probleme geben. Am Abfegen führt also kein Weg vorbei.
Bei der Frage der Grundierung werden unterschiedliche Meinungen vertreten. Manche kommen ohne Grundierung zurecht, manche tragen eine transparente Kaseingrundierung auf. Diese ist hoch diffusionsfähig und setzt die Saugfähigkeit stark saugender Untergründe herab. Eine andere Möglichkeit ist, eine stark verdünnte Lehmfarbe als Grundierung aufzutragen.
Gelegentlich werden auch Gipskartonplatten oder andere Trockenbauplatten mit Lehmfarbe bestrichen. Gipskarton hat an Fachwerkwänden zwar nichts zu suchen, aber als Verkleidung für Dachschrägen oder zum Bau zusätzlicher Innenwände kann man die Platten verwenden. Allerdings sollten diese Flächen unbedingt mit Kaseingrundierung behandelt werden. Andernfalls muss man damit rechnen, dass die verspachtelten Fugen durchscheinen.
Generell kann man Lehmfarbe auf vielen Untergründen verwenden: Ob Betonwände, Raufaser, Kalk- oder Zementputz, es empfiehlt sich sicherheitshalber immer zunächst eine Probefläche anzustreichen, um zu sehen, ob man zu einem befriedigenden Ergebnis kommt. Das verlangt etwas Geduld, denn natürlich muss die Fläche trocknen. Aber es ist viel ärgerlicher, eine Fläche vollständig zu streichen und dann mit dem Endresultat nicht zufrieden zu sein.
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Anstreichen ist kinderleicht
Eine Wand mit Lehmfarbe streichen ist eine einfache Angelegenheit. Nur kälter als acht Grad sollte die Farbe nicht sein. Auf alle Fälle lässt man die Farbe nach dem Anrühren noch eine halbe Stunde quellen und rührt dann nochmals durch, bevor es los geht. Besonders gründlich muss man rühren, wenn man die Farbe mit Pigmenten färbt. Nicht aufgelöste Pigmente können ärgerliche Unregelmäßigkeiten auf der Wand erzeugen.
Das Verhältnis von Pulver und Wasser entnimmt man den Verarbeitungshinweisen des Herstellers. Dort finden sich auch Angaben zur Ergiebigkeit. Die Farbe kann man mit einem Flächenpinsel oder mit dem Malerquast auf die Wand bringen. Lehmfarbe lässt sich aber auch mit der Farbrolle auftragen. In allen Fällen streicht man im Kreuzgang, das heißt, erst mit senkrechten Bewegungen, dann waagerecht. Ist der Untergrund eher grob, arbeitet man mit einem Malerquast in eher kreisenden Bewegungen, damit überall Farbe aufgetragen wird.
Die dünnflüssige Konsistenz der Lehmfarbe legt nahe, dass sie sehr dünn aufgetragen wird. Auf keinen Fall darf Farbe fließen, schon weil dadurch unschöne Klümpchen entstehen. Ist die Farbe feucht, deckt sie nicht gut, ist sogar fast transparent. Davon darf man sich nicht nervös machen lassen und keinesfalls versuchen, mehr Farbe zu verwenden. Denn nach dem Trocknen deckt Lehmfarbe. Ein zweiter Anstrich kann notwendig sein, ist aber nicht immer der Fall. Er sollte aber frühestens am nächsten Tag vorgenommen werden.
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