Fachwerk streichen: Auf die Farbe kommt es an

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Falsches Material kann zu gravierenden Schäden führen

Wer ein Fachwerkhaus saniert, muss auch irgendwann die Hölzer streichen. Dabei werden aus Unwissenheit oft Fehler gemacht, nicht aber weil es schwierig ist. Hier steht alles, was man dazu wissen muss.

Renovierter Hauseingang an einem Fachwerkhaus © Hermann, stock.adobe.com
Fachwerk ist schön, vor allem, wenn es ordentlich gestrichen ist © Hermann, stock.adobe.com

Nur weil man schon Farbe und Pinsel besorgt hat, ist es leider nicht so, dass man mit dem Streichen gleich anfangen kann. Zunächst einmal muss der Untergrund, also das Holz, entsprechend vorbereitet werden. Anstreichen darf man die Fachwerkkonstruktion erst, wenn Löcher und Risse im Holz verschlossen sind. Dazu wird Holz verwendet, am besten von der gleichen Baumart wie das Fachwerk selbst. Das Ausspähen von Löchern und Rissen ist eine recht mühsame Fummelarbeit – es bietet sich an, dies dem Zimmermann zu überlassen. Dauerelastische Dichtstoffe wie Acryl oder Silikon sollten nicht verwendet werden. Diese Lösungen halten nicht lange und schaden dem Holz.

Farbreste entfernen

In einem weiteren Schritt müssen vorhandene Farbreste entfernt werden. Verzichten kann man darauf nur, wenn man erstens weiß, um welche Art Farbe es sich handelt, und zweitens wenn genau die gleiche Farbe wieder verwendet werden soll. Das ist aber oft nur der Fall, wenn man den vorigen Anstrich auch schon selbst ausgeführt hat.

Methoden zur Farbrestentfernung
Methoden zur Farbrestentfernung

Methoden, alte Farbreste vom Holz zu bekommen, gibt es viele. Fast alle haben gravierende Nachteile. Lässt man dies von einer Fachfirma mit Trockeneis erledigen, kann es teuer werden oder Farbreste können bleiben. Legt ein Fachmann mit Sandstrahlen Hand an, kann zu viel Holz zerstört werden. Schleifpapier, mit welchen Geräten auch immer eingesetzt, setzt dem Holz zu. Das sogenannte JOS-Verfahren arbeitet hingegen mit einer Mischung aus Luft, Wasser und einem Granulat, das mit niedrigem Druck eingesetzt wird. Das kann man allerdings nicht selbst machen, zu viel Wasser könnte in die Wand eindringen. Mit dem Heißluftföhn und dem Spachtel bekommt man die Farbe zwar ab, allerdings kann das sehr zeitaufwändig werden. Zu empfehlen ist der Einsatz einer Topfbürste, jedoch mit höchster Vorsicht. Man sollte bei dieser Arbeit unbedingt eine Staubmaske tragen.

Maler auf der Leiter an Haus gelehnt © maho, stock.adobe.com
Auch bei modernen Holzkonstruktionen empfiehlt sich ein Anstrich mit bewährten Materialien © maho, stock.adobe.com
Farbe überstreichen © JFsPic, fotolia.com
8 Methoden, um alte Farben und Anstriche von der Wand zu entfernen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, unschöne oder schadhafte Farbbeschichtungen loszuwerden, etwa: abblätternde, rissige oder verwitterte Farbe, stark verschmutzte, bewachsene oder angeschimmelte… weiterlesen

Welche Farbe darf es sein?

Danach kann man endlich die Farbe aussuchen. Hier streiten sich die Experten, welche Farben man verwenden kann und welche nicht. Das Problem ist dabei immer, dass kein Anstrich verhindern kann, dass Wasser durch Löcher oder Risse in das Holz eindringt. Dabei reichen kleine Öffnungen, die man gar nicht erkennt, auf den unebenen Holzbalken. Daher kommt es darauf an, dass das Wasser wieder austreten kann. Alle Arten von Lacken und Dickschichtlasuren kommen daher nicht in Frage. Die Angabe „diffusionsoffen“ auf den Produkten ist nicht immer unbedingt zu trauen, denn diese Bedingung müssen Farben für das Fachwerk zwar erfüllen, aber nicht alle Farben, die so deklariert sind, erfüllen dies in ausreichendem Maße.

Umstritten sind sogenannte Dauerschutzlasuren. Manche Fachfirmen erklären, damit schlechte Erfahrungen gemacht zu haben, manche Hausbesitzer berichten, über viele Jahre mehrfach Anstriche aufgebracht zu haben, ohne dass dies je zu Schäden am Holz geführt hat. Man geht also ein gewisses Risiko ein. Verführerisch an diesen Produkten ist, dass sie nach der Formel „2 in 1“ eine Grundierung überflüssig machen. Wer ökologisch denkt, sollte berücksichtigen, dass bei der Verwitterung der Farbe im Laufe der Jahre kleinste Teile als Mikroplastik abgegeben werden und damit oft in das Gewässersystem gelangen.

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Denkmalbehörden und Farbauswahl
Denkmalbehörden und Farbauswahl

Unter Fachwerkexperten wird daher empfohlen, die Hölzer außen mit Leinölfarben zu streichen. Das ist eine Farbe, die bis in die 1950er Jahre für Holz im Außenbereich verwendet wurde, aber im Laufe der Zeit mehr und mehr auf den Baustellen verschwunden ist. Etwa seit dem Jahr 2000 wird sie jedoch immer öfter verwendet und auch von den Denkmalbehörden empfohlen. Es handelt sich um mit Farbpigmenten gemischtes Leinöl, das man in allen möglichen Farbtönen im Handel kaufen kann.

Hinweis: Wer ein denkmalgeschütztes Haus hat, ist nicht frei in der Auswahl des Farbtons. Auch wenn nur ein sogenannter Ensembleschutz gilt, muss man den Farbton mit der jeweiligen Denkmalbehörde absprechen und von dieser genehmigen lassen. Das kann mühsam sein, vor allem, wenn die eigenen Vorstellungen mit denen der Behörde nicht übereinstimmen. Wer aber einfach streicht, ohne zu fragen, riskiert beachtliche Bußgelder.
Renovierte Fassade eines historischen Fachwerkhauses © Harald Biebel, stock.adobe.com
Dieses Rot wird im Volksmund Ochsenblut genannt. Es ist eine der klassischen Fachwerkfarben © Harald Biebel, stock.adobe.com

Beim Kauf von Leinölfarbe könnte der doch recht hohe Preis bei einigen dafür sorgen, sich nach Alternativen umzuschauen. Bedenken sollte man aber, dass Leinölfarben nur sehr dünn aufgetragen werden müssen. Zwei Anstriche sind oft notwendig, gelegentlich ein Dritter, wenn es nicht gut deckt. Trotzdem ist die Farbe sehr ergiebig, was die zum Teil hohen Preise pro Liter ausgleicht.

Leinölfarbe wird dünn mit dem Pinsel aufgetragen und muss vor dem nächsten Anstrich mindestens 24 Stunden trocknen. Weitere Details ergeben sich aus den Verarbeitungshinweisen der Hersteller. Es empfiehlt sich, diese genau zu lesen. Zumeist wird auch eine Grundierung verlangt. Verwenden kann  man dafür das preiswerte und ebenfalls sehr dünn zu verarbeitende Leinölfirnis, Halböl oder Standöl.

Feuerschutz bei Leinölfarbe
Feuerschutz bei Leinölfarbe
Hinweis: Mit Leinölfirnis ist aus Feuerschutzgründen vorsichtig umzugehen. Es kann vorkommen, dass Lappen mit Leinölresten sich selbst entzünden – dem Phänomen sind schon ganze Dachstühle zum Opfer gefallen. Wer ganz sicher gehen will, dass nichts passiert, verstaut angefallene Lappen sehr nass in einem Schraubglas und gibt dieses in den Restmüll. Oder man brennt den Lappen auf einer Freifläche unter Aufsicht kontrolliert ab.

Wichtig ist schließlich noch, zum richtigen Zeitpunkt zu grundieren und zu streichen. Werden Gefache neu vermauert oder verputzt, empfiehlt es sich, die Grundierung und den ersten Anstrich vor dem Vermauern oder wenigstens vor dem Verputzen vorzunehmen und die Flanken der Balken mit zu streichen. Auf jeden Fall streicht man die Hölzer vor den Verputzflächen der Gefache.

Leinölfirnis kann zu Hause selbst hergestellt werden
Leinölfirnis kann zu Hause selbst hergestellt werden
Detail einer Fassade am Fachwerkhaus © MATTHIAS BUEHNER, stock.adobe.com
Lehmfarbe im Fachwerkhaus

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