Manchen mag die Idee seltsam anmuten, ein Fachwerkhaus von außen zu dämmen. „Dann sieht man ja von dem schönen Fachwerk nichts mehr“, werden viele sagen, denen der Bauherr davon erzählt. Tatsächlich aber gibt es Umstände, die eine Außendämmung nahelegen oder dazu zwingen. Alles, was man wissen muss, erfahren Sie hier.
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Gerade wenn man Fachwerk liebt, kann eine Außendämmung eine Option sein. Eine Dämmung muss sein, daran gibt es keinen Zweifel. Bei der verbreiteten Innendämmung aber sieht man innen von der Holzkonstruktion nicht mehr viel – wer sein Fachwerk betrachten möchte, muss sein Haus verlassen. Eine Außendämmung dagegen eröffnet die Möglichkeit, im Innern an der einen oder anderen Wand das Fachwerk sichtbar zu machen.
Zweitens gibt es Fachwerkhäuser, die nie dafür gebaut wurden, dass das Fachwerk sichtbar ist. Steht ein solches Haus unter Denkmalschutz, hat man gar keine Wahl mehr. Die zuständige Behörde wird darauf bestehen, dass die Fassaden verputzt oder verkleidet werden. Es ist ohnehin notwendig, alle Maßnahmen mit der Denkmalbehörde zu besprechen – gerade was das äußere Erscheinungsbild des Hauses betrifft.
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Was man vorher überlegen muss
Zu Beginn aller Überlegungen muss man sich auch Gedanken machen über das Thema Dachüberstand. Der ist auch zum Schutz der Fassade da, wird bei einer Außendämmung natürlich kleiner. Ob das ein Problem ist oder nicht, hängt davon ab, wie groß er noch ist, aber auch von der Lage der Fassade und vom Oberflächenmaterial. Es gibt auch Häuser ohne Dachüberstand – wer Zweifel hat und kein Risiko eingehen möchte, holt sich den Rat eines Architekten oder Bauingenieurs. Fest steht, dass die Vergrößerung des Dachüberstandes sehr aufwändig ist.
Ob Innen- oder Außendämmung, ein Thema steht bei der Dämmung von Fachwerkhäusern im Mittelpunkt – die Feuchtigkeit. Sie ist der größte Feind der Holzkonstruktion, und wenn Fachwerkhäuser marode werden, liegt es eigentlich immer daran, dass Feuchtigkeit den Balken zugesetzt hat. Es ist allerdings eine Illusion zu glauben, durch eine wie auch immer geartete Konstruktion das Holz vor jeder Berührung mit Feuchtigkeit schützen zu können. Daher kommt es entscheidend darauf an, dass das Wasser wieder austreten und abtrocknen kann.
Am besten Holzfaserplatten
Das ist einmal eine Frage des Materials. Für die Außendämmung des Fachwerkhauses sind daher Holzfaserplatten erste Wahl. Sie können etwas Feuchtigkeit aufnehmen und bleiben unbeschadet, wenn es zügig wieder abgegeben wird. Und sie sind diffusionsoffen, das heißt, einmal in die Mauer gelangte Feuchtigkeit kann durch diese Platten hindurch gelangen. Holzfaserdämmplatten schützen außerdem noch besonders gut vor sommerlicher Hitze.
Das Fernhalten von Feuchtigkeit vom Fachwerkholz ist aber auch eine Frage der Konstruktion. Auf jeden Fall ist zu vermeiden, dass in der Wand oder zwischen Dämmung und Wand irgendwelche Hohlräume entstehen. Dort kann die Luftfeuchtigkeit kondensieren und Schäden anrichten.
Fassade begradigen mit Lehm
In einem ersten Schritt bei der Außendämmung müssen zunächst die Fassaden egalisiert werden – nur so lassen sich dann die Dämmplatten ohne Hohlräume befestigen. Am besten egalisiert man die Fassaden mit Lehmputz – der hat eine gewisse Dämmwirkung, ist leicht zu verarbeiten, ist vor allem diffusionsoffen und in der Lage, Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben. Oft fällt bei der Sanierung eines Fachwerkhauses auch Lehm an, der dafür verwendet werden kann.
Für den Laien ist es oft nicht einfach, ein Hilfsmittel größere ebene Putzfläche herzustellen. Ein Hilfsmittel können dünne Dachlatten sein, die man im Abstand von einem Meter senkrecht an die Fassaden schraubt und mit Holzplättchen darunter so ausrichtet, dass sie eine Flucht bilden. Über diese Latten kann man den Lehm dann vollkommen glatt abziehen. Ist dieser etwas angetrocknet, nimmt man die Latten heraus und verfüllt die entstandenen Fugen mit Lehm.
Dabei sind einige Dinge zu beachten: Vom Untergrund müssen alle losen Teile zunächst entfernt werden. Bevor der Lehm an die Wand kommt, wird der Untergrund angefeuchtet. Der Lehm wird mit der Kelle mit etwas Schwung aus dem Handgelenk an die Wand geworfen. Sowohl was die Konsistenz des Lehms betrifft als auch den Schwung, mit dem man ihn an die Wand bringt, findet man schnell heraus, wie es am besten funktioniert.
Womöglich muss man in mehreren Lagen arbeiten, dabei lässt man die untere Lage nur etwas antrocknen, bis die nächste Lage kommt. Immer wieder kommt es auch vor, dass beim Abziehen über die Latten kleinere Löcher in der Oberfläche entstehen. Davon lässt man sich zunächst nicht irritieren – wenn der Lehm etwas angetrocknet ist, kann man diese Löcher noch verspachteln.
Eine kleine Herausforderung ist es, den Lehmputz auf die Fachwerkbalken zu bringen – dort hält er nämlich nicht besonders gut. Es gibt zwei Möglichkeiten. Man kann kleine Portionen Lehm auf die Balken bringen und diese dann mit einem Putzträgergewebe überbrücken. Oder man befestigt ein weitmaschiges Drahtgitter mit einem kleinen Abstand über die Balken hinweg und wirft dann den Lehm an. Wichtig ist, dass keine Hohlräume entstehen.
Auch wenn der Lehm und die Dämmplatten diffusionsoffen sind, so sollte man mit dem nächsten Arbeitsgang doch warten, bis der Lehm vollständig durchgetrocknet ist. Gegebenenfalls muss er mit Planen vor Regenwasser geschützt werden.
Platten kleben und dübeln
Wenn der Lehm ausgetrocknet ist, kann es auch schon mit der Montage der Holzfaserdämmplatten losgehen. Sie werden zumeist geklebt und gedübelt, am besten befolgt man die Verarbeitungshinweise des Herstellers. Eine besondere handwerkliche Herausforderung ist das nicht. Strikt muss man aber darauf achten, dass zwischen Wand und Platten keine Hohlräume entstehen. Auch zwischen den Platten darf es nicht den kleinsten Zwischenraum geben.
Natürlich stellt sich die Frage der Dämmstärke. Holzfaserdämmplatten werden in den unterschiedlichsten Stärken angeboten. Einerseits gilt: Je stärker die Dämmung, je weniger Wärme entweicht dem Haus. Andererseits: Der erste Zentimeter bringt am meisten, jeder nachfolgende ein wenig weniger als der vorige. Zumeist geht man davon aus, dass Kosten und Nutzen bei einer Dämmung von bis zu 15 Zentimetern in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Wer es genau wissen möchte, lässt sich von einem Energieberater eine Berechnung machen.
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Putz, Holz oder Schiefer
Natürlich verlangt eine mit Holzfaserplatten gedämmte Fassade noch eine Verkleidung. Am einfachsten ist ein dünner Putz. Dabei sollte man sich aber für einen reinen Kalkputz entscheiden, denn nur dieser ist diffusionsoffen. Aus dem gleichen Grund streicht man anschließend auch nur mit Kalkfarbe. Dabei muss man genau hinschauen: Ist auf dem Etikett von „Additiven“ oder „Zuschlagstoffen“ die Rede, kann es sich um Zuschlagstoffe handeln, die das Wasser absperren. Von solchen Produkten ist dringend abzuraten.
Ein Problem bei der Außendämmung mit Holzfaserdämmplatten ist der Sockelbereich. Erstens wegen des eventuell aufsteigenden Wassers aus dem Boden und zweitens wegen des Spritzwassers. Es empfiehlt sich, die untersten 30 Zentimeter mit Dämmputz zu dämmen, der nicht so empfindlich ist wie Holzfaserlatten. Gegen das Spritzwasser sollte der Sockel dann unter der Farbe mit Dichtschlämme abgedichtet werden. Zum Boden hin empfiehlt sich eine wassersperrende Dichtungsbahn.
Eine Alternative zu Putz sind vorgehängte Verkleidungen aus Holz oder Schiefer. Durch die Hinterlüftung ist dabei das Feuchtigkeitsproblem konstruktionsbedingt gut gelöst, es gibt auch optische Argumente für solche Fassaden. Sie sind zwar aufwändiger und teurer, dafür aber auch erheblich langlebiger.
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