Legionellen – so beugen Sie effektiv vor

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Legionellen im Leitungswasser stellen eine große Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Diese Bakterien, die ihren natürlichen Lebensraum in warmem Wasser haben, dürfen sich in den Wasserleitungen deshalb nicht zu stark vermehren. Hier erfahren Sie, wie Sie dies verhindern und wo das Risiko einer Infektion besonders hoch ist.

Zeichnung von Legionellen, Bakterien © peterschreiber.media, stock.adobe.com
Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien © peterschreiber.media, stock.adobe.com

Mögliche Erkrankungen und deren Behandlung

Die Gruppe der bekannten Legionellen umfasst derzeit mehr als 60 Arten, die sich nochmals in Gruppen unterteilen lassen. Alle sind für den Menschen gefährlich. Die wichtigste Rolle bei Erkrankungen und Todesfällen spielt jedoch die Legionella pneumophila. Auf diese Art sind – abhängig von der Region, die man betrachtet – bis zu 90 Prozent der Fälle zurückzuführen.

Mögliche Erkrankungen durch Legionellen
Mögliche Erkrankungen durch Legionellen

Legionellen können unter anderem das Pontiac-Fieber auslösen. Es ähnelt in seinen Symptomen einer Grippe und verursacht daher Unwohlsein, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Fieber und manchmal auch Husten oder Schmerzen im Brustbereich. Diese Erkrankung kann der menschliche Organismus selbst bekämpfen, sodass die Symptome in den meisten Fällen schon nach einigen Tagen oder innerhalb einer Woche nachlassen. Eine Behandlung mit Medikamenten, um die Beschwerden wie bei einer Grippe zu lindern, ist aber natürlich möglich. Das Pontiac-Fieber tritt bei einer Infektion mit Legionellen am häufigsten auf, wird wegen seiner Ähnlichkeit mit einer Grippe aber oft nicht als solches diagnostiziert. Dementsprechend hoch ist die Dunkelziffer.

Sehr viel gefährlicher als das Pontiac-Fieber ist die Legionellose, die auch Legionärskrankheit und Legionellen-Pneumonie genannt wird. Hierbei handelt es sich um eine schwere Lungenentzündung, die mit Husten, Kopf- und Brustschmerzen, hohem Fieber und Schüttelfrost beginnt. Weitere Symptome, die auftreten können, sind Bauchschmerzen in Kombination mit Erbrechen und Durchfall oder eine starke geistige Verwirrtheit. Die Legionärskrankheit kann ebenfalls unerkannt bleiben, denn sie ist ohne zusätzliche Untersuchungen nicht von anderen schweren Lungenentzündungen unterscheidbar. Sie führt bei fünf bis zehn Prozent der Betroffenen zum Tod. Bleibt sie unbehandelt, liegt die Sterblichkeit sogar bei 15 bis 20 Prozent. Bei einem weniger schwerwiegenden Verlauf hat sie eine Dauer von rund vier Wochen. Selbst in diesem Fall ist jedoch häufig ein Klinikaufenthalt erforderlich.

Illustrationen von Legionellen, Bakterien in der Lunge © Axel Kock, stock.adobe.com
In der Lunge können Legionellen großen Schaden anrichten © Axel Kock, stock.adobe.com

Auch bei einer Harnwegsinfektion können Legionellen die Ursache sein. Diese Fälle sind jedoch eher selten.

Die Inkubationszeit beträgt beim Pontiac-Fieber nicht mehr als drei Tage. Meistens treten die Symptome jedoch schon Stunden oder innerhalb eines bis zwei Tagen nach dem Kontakt mit dem Erreger auf. Bei der Legionärskrankheit dauert der Ausbruch der Krankheit dagegen länger. Sie hat eine Inkubationszeit von zwei bis zehn Tagen.

Diese Personengruppen sind am stärksten gefährdet

Von einer Infektion betroffen sind häufig Menschen mit einem schwachen Immunsystem wie zum Beispiel chronisch Kranke, Babys und Senioren. Personen im Alter von über 50 Jahren machen etwa ein Viertel der gemeldeten Fälle aus. Darüber hinaus erkranken Männer zwei- bis dreimal so oft wie Frauen. Die Einnahme bestimmter Medikamente wie Kortikosteroide, gewisse Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus und Rauchen erhöhen ebenfalls das Risiko. Kinder werden durch Legionellen dagegen nur selten krank.

Ob eine Erkrankung durch Legionellen verursacht wurde, lässt sich durch eine Laboruntersuchung des Urins klären. Solch eine Untersuchung findet aufgrund der grippeähnlichen Symptome allerdings oft erst spät oder mangels Verdacht gar nicht statt. Eine Legionellose muss seit 2001 dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Seitdem werden deutschlandweit etwa 600 Fälle pro Jahr registriert.

Für die Behandlung einer Legionellose steht den Medizinern ein spezielles Antibiotikum zur Verfügung. Eine Übertragung der Krankheit von einer Person auf eine andere ist nach derzeitigem Wissensstand fast ausgeschlossen und kommt nur extrem selten vor. Einen Impfstoff gibt es nicht.

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Der Lebensraum von Legionellen

Legionellen leben im Süßwasser und in feuchten Biotopen. Sie besiedeln neben Oberflächengewässern, dem Grundwasser und feuchten Böden selbst Komposthaufen und die Erde von Topfpflanzen. Grundsätzlich sind Legionellen daher ein Teil der Umwelt und nicht von vornherein problematisch. Sogar die strenge Trinkwasserverordnung erlaubt eine gewisse Menge Legionellen im Trinkwasser. Gefährlich wird es daher erst, wenn sich die Legionellen unkontrolliert vermehren.

Häufiger Übertragungsweg von Legionellen
Häufiger Übertragungsweg von Legionellen

Optimale Bedingungen für das Wachstum und die Vermehrung von Legionellen bietet Wasser mit einer Temperatur zwischen 25 und 45 °C. Bei einer Temperatur über 55 °C verlangsamt sich bei Legionellen das Wachstum und bei einer Wassertemperatur von mehr als 60 °C sterben sie. In kaltem Wasser können sie zwar überleben, bei einer Temperatur unter 20 °C findet jedoch keine Vermehrung statt.

Legionellen schätzen zudem Biofilme. Diese Filme finden sich überall in der Natur und fühlen sich oft glitschig weich an. Auf solch einer Schleimschicht leben unzählige Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze. Sie sind zum Teil Nahrung für mehrzellige Organismen, sodass auch diese sich auf dem Biofilm ansiedeln. In Gebäuden können sich Biofilme in Wasserrohren bilden. Sie entstehen vor allem in Leitungen, in denen einzelne Elemente aus Gummi oder Kunststoff bestehen.

Zwei alte Abflussrohre mit Ablagerungen an Innenseite aus Badezimmer © M.Jenkins, stock.adobe.com
Ablagerungen in Rohren sind ein Nährboden für Bakterien © M.Jenkins, stock.adobe.com

Legionellen – nur beim Einatmen gefährlich

Legionellen werden erst beim Einatmen zu einer Gesundheitsgefahr, denn sie müssen in die tieferen Lungenabschnitte gelangen, um eine Krankheit auszulösen. Allein der Kontakt mit Wasser, in dem sich Legionellen befinden, stellt daher kaum ein Risiko dar. Dementsprechend können Sie sich mit dem Wasser zum Beispiel die Hände waschen, ohne krank zu werden. Ebenso ungefährlich ist es, Wasser zu trinken, das mit Legionellen kontaminiert ist. Sie sterben beim Kontakt mit der Magensäure. Nur ein Verschlucken, bei dem ein Teil des Wassers in die Luftröhre gelangt, könnte zu einer Infektion führen. Gefährlich ist daher fast ausschließlich Wasserdampf, in dessen winzigen Tröpfchen sich Legionellen befinden. Wenn Sie diesen Wasserdampf einatmen, erreichen die Bakterien die tieferen Teile der Lunge.

Potenzielle Gefahrenquellen im Haushalt und im öffentlichen Raum

In privat genutzten Gebäuden findet das Einatmen von Legionellen häufig über den Wasserdampf beim Duschen oder bei der Benutzung eines Whirlpools statt. Eine Ausbreitung in die Raumluft in den Zimmern kann über eine Klimaanlage oder Luftbefeuchter erfolgen. Selbst im Außenbereich können Sie sich jedoch infizieren, denn ein Rasensprenger erzeugt feinste Wassertröpfchen.

Potentielle Gefahrenquellen für Legionellen im Haus
Potentielle Gefahrenquellen für Legionellen im Haus

Duschen, Whirlpools und andere Badebecken stellen auch in öffentlich genutzten Gebäuden eine potenzielle Gefahrenquelle dar. Gleiches gilt für Klimaanlagen, Luftbefeuchter und andere raumlufttechnische Anlagen sowie Technik, durch die ein Wassernebel entsteht. Dies ist häufig bei Springbrunnen, den Geräten von Zahnärzten und in Autowaschanlagen der Fall. In Krankenhäusern und Pflegeheimen kann das Einatmen der Bakterien außerdem über Respiratoren, also Beatmungsgeräte, erfolgen. Insgesamt sind die Bewohner dieser Einrichtungen jedoch relativ sicher vor Legionellen, auch wenn es bei ihnen wegen des hohen Alters, bereits bestehender Erkrankungen und eines weniger guten Immunsystems häufiger zu Komplikationen oder zu einem tödlichen Krankheitsverlauf kommt.

Wasser fliesst aus Dusche, Wasserdampf © TANUT, stock.adobe.com
Über eingeatmeten Wasserdampf können Legionellen in die Lunge gelangen © TANUT, stock.adobe.com

Eine weitaus größere Rolle bei Erkrankungen durch Legionellen spielen Reisen. Bei einer Häufung von Infektionen konnte bereits einige Male der Whirlpool eines Hotels oder eines Kreuzfahrtschiffs als Infektionsquelle identifiziert werden. Zusätzlich steigt durch eine längere Abwesenheit und die damit verbundene Nichtbenutzung der Wasserleitungen die Gefahr von Legionellen im eigenen Haushalt.

Sofern es sich nicht um einen Legionellen-Ausbruch in einer bestimmten Region handelt, ist die Wasserversorgung in Privathäusern der häufigste Grund für eine Infektion. Ursachen können falsche Einstellungen am Warmwasserspeicher oder alte und unzureichend gewartete Wasserleitungen sein. Das Risiko steigt daher mit dem Alter eines Gebäudes.

Der erste größere Legionellen-Ausbruch in Deutschland wurde 2010 in Ulm verzeichnet. Dort waren vermutlich die Kühltürme eines Blockheizkraftwerks die Ursache für mehr als 60 Erkrankungen und fünf Todesopfer. Mit mehr als 160 Erkrankten und einigen Todesopfern noch viel größer war der Legionellen-Ausbruch in Warstein im Jahr 2013. Bei ihm ließ sich der Ursprung der Legionellen nicht eindeutig klären. Dieser Ausbruch ist bis dato der drittgrößte in Europa. Auch viele andere europäische Länder waren schon betroffen.

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So beugen Sie Legionellen vor

Durch eine gute Vorsorge lässt sich die unkontrollierte Vermehrung von Legionellen weitestgehend verhindern. Beachten Sie in Ihrem Haushalt deshalb folgende Punkte:

Überblick über Maßnahmen zu Vermeidung von Legionellen
Überblick über Maßnahmen zu Vermeidung von Legionellen
  1. Bei der Warmwasserversorgung durch eine niedrigere Temperatur Energie zu sparen, ist nicht sinnvoll. Stellen Sie an einem Warmwasserspeicher eine Temperatur von mindestens 60 °C ein und achten Sie darauf, dass im gesamten Leitungssystem die Wassertemperatur mindestens 55 °C beträgt. Dies lässt sich überprüfen, indem Sie aus jedem Wasserhahn heißes Wasser fließen lassen und dessen Temperatur messen.
  2. Wasserboiler mit Display um Temperatur einzustellen © vladdeep, stock.adobe.com
    Eine ausreichend hohe Warmwassertemperatur mindert das Risiko einer Infektion © vladdeep, stock.adobe.com
  3. Stehendes Wasser fördert die Vermehrung von Legionellen. Benutzen Sie deshalb sämtliche Wasserleitungen in Ihrem Haus regelmäßig und reduzieren Sie den Wasserverbrauch nicht auf Kosten Ihrer Gesundheit.
  4. Spülen Sie Wasserleitungen, die längere Zeit nicht benutzt wurden, weil Sie zum Beispiel in Urlaub waren. Frisches Wasser ist kälter als Wasser, das sich eine Weile in den Rohrleitungen befunden hat. Sie merken daher an der Temperatur, wann Sie genug gespült haben. Eine regelmäßige Spülung ist vor allem bei selten genutzten Wasserhähnen wichtig. Öffnen Sie diese alle drei Tage für drei Minuten.
  5. Aufgerollter Gartenschlauch an einer Kaltwasserleitung © Ralf Geithe, stock.adobe.com
    Wasserhähne im Freien werden schnell vergessen © Ralf Geithe, stock.adobe.com
  6. Zum Spülen der Dusche nach einer längeren Abwesenheit öffnen Sie zunächst das Fenster und lassen Sie einige Minuten heißes Wasser laufen. Verlassen Sie während dieser Zeit den Raum, damit Sie den Wasserdampf nicht einatmen.
  7. Säubern und entkalken Sie alle in Ihrem Haushalt vorhandenen Wasserhähne regelmäßig. Für eine gründliche Reinigung demontieren Sie die Strahlregler einmal pro Jahr.
  8. Sauberer neuer Wasserhahnbelüfter, Drehknopf, Wasserdurchflussregler © Jakob, stock.adobe.com
    Nach der Demontage legen Sie den Strahlregler zum Lösen des Kalks in Essig © Jakob, stock.adobe.com
  9. In Totsträngen oder Totleitungen steht das Wasser still. Diese dauerhaft ungenutzten Leitungen können unter anderem durch Baufehler oder bei einem Umbau entstehen. Achten Sie deshalb bei einem Umbau von Räumen mit Wasseranschluss darauf, dass keine Totstränge zurückbleiben.
  10. Manche Heizungsanlagen besitzen eine Legionellenschaltung. Durch sie wird das Wasser im Speicher für einen kurzen Zeitraum aufgeheizt, um eventuell vorhandene Legionellen abzutöten.

Besondere Vorschriften für Vermieter

Sind Sie Vermieter und besitzen eine Immobilie mit mehr als drei Mietwohnungen, haben Sie die Pflicht, das Leitungswasser regelmäßig auf Legionellen untersuchen zu lassen. Solch eine Untersuchung muss in Zeitabständen von höchstens drei Jahren stattfinden und von einer Fachfirma durchgeführt werden. Für Mehrfamilienhäuser ist außerdem eine Warmwassertemperatur von mindestens 55 °C vorgeschrieben.

Für öffentliche Einrichtungen, Unternehmen und Co. gelten natürlich noch umfangreichere Vorschriften. Sie müssen unter anderem in regelmäßigen Abständen Wasserproben nehmen und diese auf Legionellen untersuchen lassen.

Schimmelpilz © animaflora, fotolia.com
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