Wasserglas kommt bei der Herstellung der unterschiedlichsten Produkte von Farben über Klebstoffe bis hin zu Waschmitteln zum Einsatz. Wasserglas ist aber auch für den Heimwerker interessant, denn mit ihm können Sie zum Beispiel Bauteile vor Feuchtigkeit schützen oder den Brandschutz verbessern.
Was ist Wasserglas?
Beim Wasserglas handelt es sich um pulverisiertes Glas, dem Chemikalien beigefügt sind. Es wird mit Wasser gemischt und härtet nach dem Auftrag in einem zweistufigen Prozess aus. Zunächst verdunstet ein Teil des Wassers. Danach folgt eine Verkieselung, das heißt es bildet sich Kieselsäure. Durch sie entsteht eine transparente, glasartige Schicht, die verschiedene Funktionen erfüllen kann. Verkauft wird Wasserglas zumeist in bereits mit Wasser gemischter, also flüssiger Form. Es ist auch in kleinen Behältnissen erhältlich und kann pur oder verdünnt verwendet werden.
Seit wann gibt es Wasserglas?
Wasserglas wurde erstmals 1818 von Johann Nepomuk von Fuchs hergestellt. Dieser Chemiker und Mineraloge gab ihm auch seinen bis heute gebräuchlichen Namen. Darüber hinaus entwickelte Fuchs gemeinsam mit dem Apotheker Franz Xaver Pettenkofer ein Verfahren, durch das sich Holz mit Wasserglas überziehen lässt. Der Überzug reduzierte die Entflammbarkeit von Holz und kam beim Wiederaufbau des Königlichen Hof- und Nationaltheaters in München zum Einsatz. Es war 1823 zum wiederholten Mal abgebrannt. Aus dem Versuch, auch die bemalten Kulissen mit Wasserglas zu schützen, entstand außerdem die Stereochromie. Diese Maltechnik, bei der man Wandflächen mit Wasserglasfarben bemalte, ähnelt der Freskomalerei. Sie führte zur Erfindung der Silikatfarben.
Welche Eigenschaften hat Wasserglas?
Wasserglas können Sie im Innen- und Außenbereich verwenden. Es bildet eine wasserfeste Schicht und eignet sich dadurch bestens zum Versiegeln von Flächen und als Schutz vor Feuchtigkeit. Natursteine schützt es zudem vor Witterungseinflüssen. Neben seiner Schutzfunktion macht Wasserglas Flächen aus Beton, Pflastersteinen und ähnlichen Baustoffen pflegeleichter und strapazierfähiger. Bei einer älteren Fassade, die eine Sanierung benötigt, erhöht Wasserglas darüber hinaus die Stabilität und Widerstandsfähigkeit des Mauerwerks.
Holz wird durch Wasserglas weniger leicht entzündlich. Leider erhöht sich aber auch die Bruchgefahr. Zudem macht Wasserglas ein Bauteil deutlich schwerer. Anders als in früheren Zeiten wird Wasserglas heutzutage deshalb nur noch selten zur Verbesserung des Brandschutzes genutzt. Zur Verschönerung von Holzoberflächen ist es jedoch nach wie vor beliebt. Holz und anderen porösen Baustoffen wie Porenbeton oder Sandstein bietet Wasserglas außerdem einen guten Schutz vor Feuchtigkeit. Es verschließt die Poren und verhindert dadurch das Eindringen von Flüssigkeiten. Auch in umgekehrter Richtung bildet es eine Barriere. Es lässt keinen Staub mehr aus dem Material austreten. Bei porösen Baustoffen erhöht Wasserglas durch das Verschließen der Poren zudem die Stabilität.
Welche Arten von Wasserglas gibt es?
Das pulverisierte Glas kann hauptsächlich Kalium-, Natrium- oder Lithiumsilicate enthalten. Dementsprechend unterscheidet man zwischen Kaliumwasserglas oder Kaliwasserglas, Natriumwasserglas und Lithiumwasserglas. Diese drei Wasserglas-Arten haben verschiedene Eigenschaften und kommen deshalb in unterschiedlichen Bereichen zum Einsatz.
Wofür eignet sich Kaliwasserglas?
Kaliwasserglas spielt in der Industrie bei der Herstellung von Silikatfarben eine wichtige Rolle. Im privaten Umfeld können Sie dieses Wasserglas vor allem zum Grundieren, Abdichten und Versiegeln verwenden und zum Beispiel:
- Putzschichten oder Mauerwerk abdichten
- Betonoberflächen und Estrich vor Feuchtigkeit schützen
- Pflasterungen versiegeln
- Natursteine vor Witterungseinflüssen schützen
- die Wisch- und Wasserfestigkeit sowie die Haftung von Kalkfarben verbessern
- die Entzündbarkeit von Holz reduzieren
- Fliesen an Wände und selbst an einen Kachelofen kleben
- beschädigte Töpferwaren reparieren
- Papier auf Metall oder Glas kleben
In welchen Bereichen kommt Lithiumwasserglas zum Einsatz?
Lithiumwasserglas ist das teuerste Wasserglas, hat allerdings entscheidende Vorteile. Es ist weniger zähflüssig, dringt dadurch besonders tief in Oberflächen ein und verfüllt selbst Hohlräume. Zudem ist es besonders wasserfest und schimmelhemmend. Lithiumwasserglas ist daher die beste Lösung, wenn Ziel der Behandlung eine Abdichtung oder ein Feuchtigkeitsschutz ist. Beim Lithiumwasserglas besteht zudem die geringste Gefahr, dass sich später Risse bilden. Für alle Vorhaben, die wir beim Kaliwasserglas aufgeführt haben, können Sie auch Lithiumwasserglas verwenden.
Wofür benutzt man Natronwasserglas?
Natronwasserglas ist für Heimwerker weniger interessant, denn eine Schicht aus diesem Wasserglas hat nur eine begrenzte Haltbarkeit. Sie löst sich mit der Zeit auf, sodass ein Schutz vor beispielsweise Feuchtigkeit nur für einen gewissen Zeitraum gegeben ist. Für die Industrie ist das besonders günstige Natronwasserglas jedoch wichtig. Es wird zahlreichen Produkten wie Waschmitteln und Klebstoffen beigefügt.
Für welche Materialien eignet sich Wasserglas nicht?
Bei Gips und gipshaltigen Baustoffen kommt es zu einer chemischen Reaktion, wenn Sie Wasserglas auftragen. Sie lässt die Wasserglasschicht abplatzen. Für die Behandlung von Gipskarton- oder Rigipsplatten und Flächen, die mit gipshaltigen Farben gestrichen wurden, ist Wasserglas daher gänzlich ungeeignet.
Bei einem Lehmputz sollten Sie sich für das teurere Lithiumwasserglas entscheiden, denn bei der Verwendung von Kaliwasserglas können weißliche, wolkige Ausblühungen entstehen. Zudem verhindert Lithiumwasserglas das Abrieseln von kleinen Putzkörnchen noch besser.
Auch Wände, Decken und andere Bauteile, die feucht sind, sollten Sie nicht mit Wasserglas streichen. Dadurch würden Sie die Feuchtigkeit in den Materialien einschließen und eine Verdunstung des Wassers unmöglich machen. Dies könnte leicht zu weitaus größeren Problemen führen. Bekämpfen Sie daher zunächst die Ursache der Durchfeuchtung.
Was ist bei der Verarbeitung von Wasserglas zu beachten?
- Wasserglas ist eine Lauge, die Ihre Haut schädigt. Ziehen Sie bei der Arbeit deshalb Handschuhe an und entfernen Sie Tropfen, die auf andere Hautstellen gelangt sind, sofort. Tragen Sie außerdem eine Schutzbrille und eine Atemschutzmaske.
- Denken Sie auch an den Schutz der Umgebung, denn ausgehärtetes Wasserglas lässt sich kaum noch entfernen. Sollte dennoch Wasserglas an unerwünschte Stellen gelangen, hilft ein stark saugendes Material. Legen Sie deshalb zum Beispiel etwas Küchenpapier oder Papier in Reichweite. Auch Sand und Holzspäne sind für diesen Zweck gut geeignet.
- Wasserglas sollte satt aufgetragen werden. Benutzen Sie deshalb am besten einen Quast. Das Streichen mit einer Malerrolle oder einem Pinsel sowie die Benutzung eines Sprühgeräts sind jedoch ebenfalls möglich.
- Tragen Sie Wasserglas in mehreren Schichten auf, müssen Sie die Schichten vor dem nächsten Anstrich trocknen lassen. Beachten Sie hierbei die Anweisungen des Herstellers. Im Allgemeinen beträgt die Trockenzeit einige Stunden.
- Möchten Sie eine mit Wasserglas behandelte Oberfläche im Anschluss streichen oder verputzen, sollten Sie vor dem Anstrich beziehungsweise dem Verputzen eine Pause von mindestens einem Tag einlegen.
Lässt sich Wasserglas wieder entfernen?
Eine Verkieselung lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Zudem verbindet sich Wasserglas beim Aushärten mit dem Untergrund. Eine Entfernung von Wasserglas ist daher nicht möglich.
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