Das Plusenergiehaus: Mehr Energie erzeugen, als man verbraucht
Es klingt wie ein Traum: Man lebt ganz normal in seinem Zuhause und anstatt eine hohe Heiz- oder Stromkostenrechnung zu fürchten, gibt es am Ende des Jahres ein dickes Plus auf dem Haushaltskonto. Dieses Konzept ist allerdings schon heute Realität: In sogenannten Plusenergiehäusern. Bei dem Begriff handelt es sich eigentlich nicht um einen Baustandard, sondern um einen Markennamen. Dennoch findet sich die Bezeichnung häufig, um die grundsätzliche Idee eines Hauses zu beschreiben, das mehr Energie erzeugt, als es verbraucht. Dabei werden alle Verbrauchsbereiche erfasst:
- Heizung
- Warmwasserbereitung
- Beleuchtung
- Restlicher Haushaltsstrom, beispielsweise für Elektrogeräte
Wie funktioniert das Prinzip eines Plusenergiehauses
Im Grunde ist es ganz einfach, aus einem Haus ein Plusenergiehaus zu machen. Dazu muss lediglich eine Photovoltaikanlage auf das Dach installiert werden, die groß genug ist, um den gesamten Energiebedarf abzudecken.
In der Regel sehen Plusenergiehäuser allerdings anders aus: Sie vereinen einen besonders hohen energetischen Baustandard mit einer effektiven Energieerzeugung. Für eine hohe Energieeffizienz können dieselben Kriterien sorgen, die auch bei Passivhäusern zum Einsatz kommen:
- Hocheffektiver Wärmeschutz
- Hohe Luftdichtheit
- Kontrollierte Wohnraumlüftung
- Nutzung der passiv verfügbaren Wärme
Als Erzeugungsanlagen für die benötigte Energie lassen sich regenerative Erzeuger nutzen:
- Strom wird durch die Solarzellen einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach erzeugt
- Wärme kann eine Wärmepumpe liefern, für die ein Teil des Solarstroms als Antriebsenergie verwendet wird. Als zusätzliche Heizungsunterstützung bietet sich eine Solarthermieanlage an.
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Je nach Verbrauch kann die PV-Anlage eines Plusenergiehauses pro Jahr einen Überschuss von 1.500 bis 3.000 Kilowattstunden erzielen, die sich dann selbst verbrauchen oder in das öffentliche Versorgungsnetz einspeisen lassen.
Das Jahreszeiten Paradox
Das Konzept des Plusenergiehauses bedeutet nicht, dass die Bewohner darin energieautark leben. Denn Erzeugung und Verbrauch stehen häufig nicht harmonisch im Einklang. Das Beispiel eines Plusenergiehauses, in dem zur Stromerzeugung Photovoltaik-Paneele auf dem Dach arbeiten und eine Wärmepumpe die Heizwärme erzeugt, macht dies deutlich:
- Winter: Die Wärmepumpe hat ihre höchste Auslastung. Um die kostenfrei verfügbare Umweltwärme zu nutzen, wird Strom als Antriebsenergie benötigt. Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach befindet sich allerdings praktisch im Winterschlaf: Bei ihr ist die Energieerzeugung im Winter am geringsten, sodass für den Betrieb der Wärmepumpe sowie der weiteren technischen Geräte im Haus Strom zugekauft werden muss.
- Sommer: Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach arbeitet auf Hochtouren und liefert viele Stunden am Tag Ökostrom. Nur fehlt im Haus der größte Abnehmer dafür, da im Sommer kaum Wärme benötigt wird und die Wärmepumpe zum größten Teil Pause hat. Der erzeugte Strom wird also nicht selbst genutzt, sondern gegen eine Vergütung in das öffentliche Versorgungsnetz eingespeist.
Diese Diskrepanz zwischen Erzeugung und Verbrauch ist zunächst nicht schlimm. Im besten Fall sind die Einnahmen des verkauften Stroms höher als die Kosten für den Strombezug im Winter. Allerdings gibt es immer weniger Förderung für Photovoltaikstrom, sodass sich die Einnahmen durch die Stromerzeugung für viele Anlagenbetreiber deutlich reduzieren. Perspektivisch könnte sich – sollten nur noch Plusenergiehäuser gebaut werden – auch die Lage auf dem Strommarkt verschieben: Strom wäre im Sommer kaum noch etwas wert, während er in den Wintermonaten zu einem wahren Luxusgut avancieren würde.
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