Wasserdampfdiffusion: Wanderung der Moleküle

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Was bedeutet der Begriff Wasserdampfdiffusion? Kann Wasser einfach so die Wände eines Hauses durchdringen? Im Grunde schon, allerdings in einem sehr viel kleineren Maßstab. Wasserdampfmoleküle sind gerade einmal ein zehnmillionstel Millimeter groß. Was uns daher als wasserdicht erscheint, ist für ein Wasserdampfmolekül als Barriere überwindbar. Der Begriff Wasserdampfdiffusion bezeichnet daher tatsächlich den Prozess, dass Wasserdampf durch Materialien hindurchtritt. Für das menschliche Auge ist das vollkommen unsichtbar. In der Bauphysik spielt es jedoch eine wesentliche Rolle und ist von großer Bedeutung für die Planung und Instandhaltung von Gebäuden.

Eine Frage des Drucks

Wasserdampfdiffusion entsteht, wenn innerhalb und außerhalb des Gebäudes Unterschiede in der Luftfeuchtigkeit und Temperatur bestehen. Die Diffusion erfolgt in beide Richtungen:

  • Von innen nach außen: Wenn die Innenräume beheizt sind und eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweisen, diffundiert Wasserdampf durch die Wände nach außen.
  • Von außen nach innen: Herrscht draußen eine höhere Luftfeuchtigkeit als drinnen, kann Wasserdampf auch in das Gebäude ziehen.

Der Wasserdampfdiffusion liegt dabei das Prinzip der Molekularbewegung zu Grunde. Die Wasserdampfmoleküle wandern von einem Bereich mit höherer Dichte zu einem Bereich mit niedrigerer Dichte. Fachlich spricht man von hohem und niedrigem Dampfdruck.

Das Prinzip der Wasserdampfdiffusion
Das Prinzip der Wasserdampfdiffusion

Wie schnell dieser Prozess abläuft, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • der Diffusionsfähigkeit des Materials,
  • der Temperatur bzw. dem Temperaturunterschied zwischen innen und außen und
  • dem Dampfdruckgradienten.

Der Dampfdruckgradient beschreibt dabei den Unterschied zwischen dem Dampfduck auf beiden Seiten des jeweiligen Bauteils.

Einbau einer Dampfsperre, Hausbau und Innenwand © Justlight, stock.adobe.com
Der Einbau einer Dampfsperre verhindert das Eindringen von Feuchtigkeit in die Konstruktion © Justlight, stock.adobe.com
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Diffusionsoffene und diffusionsdichte Materialien

Verschiedene Materialien haben unterschiedliche Diffusionswiderstände. Manche Materialien lassen Wasserdampf leicht hindurch, andere wieder nicht. Die verschiedenen Materialien können daher in zwei Hauptkategorien eingeteilt werden:

  • Diffusionsoffene Materialien: Diese lassen Wasserdampf leicht hindurch, zum Beispiel Mineralwolle oder bestimmte Folien.
  • Diffusionsdichte Materialien: Diese verhindern den Wasserdampfdurchgang, zum Beispiel Kunststofffolien.

Durch die Kombination diffusionsdichter und diffusionsoffener Materialien lassen sich die Bauteile eines Gebäudes so planen, dass Probleme durch die Wasserdampfdiffusion so weit wie möglich vermieden werden.

Beispiele für diffusionsoffene und diffusionsdichte Materialien
Beispiele für diffusionsoffene und diffusionsdichte Materialien

Bei dem Schichtaufbau gilt die Grundregel: Innen dichter als außen. Das bedeutet: Zum Innenraum sollten Materialien verwendet werden, die einen hohen Diffusionswiderstand haben. Werden die Räume geheizt und steigt durch die höhere Innentemperatur und eine höhere relative Luftfeuchte der Dampfdruck, dringt die Feuchtigkeit dennoch nicht ins Bauteil ein. Die diffusionsoffenen Materialien auf der Außenseite ermöglichen hingegen, dass eingedrungene Feuchtigkeit nicht im Bauteil gehalten wird, sondern nach außen abziehen kann.

Dachdämmung, Konstruktion, Aufbau und Schichten © kiono, stock.adobe.com
Der Aufbau des Dachs bietet ein sehr gutes Beispiel für den Schichtaufbau von Bauteilen: Zur Rauminnenseite sorgt die Dampfsperre für Feuchteschutz, nach außen kann Feuchtigkeit durch diffusionsoffene Materialien abziehen © kiono, stock.adobe.com

Ein sehr gut greifbares Beispiel bietet die Zwischensparrendämmung im Steildach: Zur Rauminnenseite wird unterhalb der Dämmung eine Dampfbremse eingebaut, sodass Feuchtigkeit aus der Raumluft nicht in die Dachkonstruktion gelangt. Ein diffusionsoffener Dämmstoff wie Mineralwolle lässt allerdings dennoch eventuell auftretende Feuchtigkeit abziehen.

Bei der Planung sind die verschiedenen Räume auch unterschiedlich zu bewerten: In einem Raum, in dem viel Feuchtigkeit zu erwarten ist – wie im Badezimmer – ist die Abdichtung auf der Rauminnenseite von höherer Bedeutung als im Wohnbereich oder Schlafzimmer.

Tipp: Moderne Software zur Bauphysik-Simulation ermöglicht es Planern, die Diffusion und Kondensationsrisiken schon in der Planungsphase zu analysieren. Diese Tools berücksichtigen die Materialeigenschaften, den Dampfdruckgradienten und die klimatischen Bedingungen, um vorab kritische Stellen zu identifizieren und geeignete Lösungen zu planen.

Probleme durch Wasserdampfdiffusion in Gebäuden

Wasserdampfdiffusion kann in Gebäuden ebenso wie die Wasserdampfkondensation verschiedene, schwerwiegende Probleme verursachen. Probleme ergeben sich vor allem dann, wenn Wasserdampf in Wände, Decken oder den Dachstuhl eindringt und dort kondensiert. Die Feuchtigkeit kann dann Schimmel verursachen und dadurch zu gesundheitlichen Problemen führen. Außerdem besteht das Risiko schwerer Schäden an der Baukonstruktion, wenn darin enthaltenes Holz fault oder Metall rostet. Das zieht dann meist teure Reparaturen nach sich oder kann im schlimmsten Fall die gesamte Struktur des Gebäues gefährden. Viele Dämmstoffe büßen bei Feuchtigkeit zudem einen Teil ihrer Wirksamkeit ein.

Tipp: Um Probleme wie Feuchtigkeit oder Schimmelbildung frühzeitig zu erkennen, sollte man regelmäßig Inspektionen durchführen. Vor allem Ecken und Kanten und schwer einsehbare Stellen sollte man regelmäßig im Blick behalten. Darüber hinaus sind richtiges, ausreichendes Lüften oder die Kontrolle der Luftfeuchtigkeit wichtige Präventionsmaßnahmen.
Vorsicht vor Wasserdampfdiffusion in unerwünschte Bereiche!
Vorsicht vor Wasserdampfdiffusion in unerwünschte Bereiche!
Bei tragenden Bauteilen ist Schimmel gefährlich © nskyr2, stock.adobe.com
Feuchtigkeit, die im Bauteil kondensiert, kann schwerwiegende Schäden hervorrufen. Holzkonstruktionen können beispielsweise verrotten © nskyr2, stock.adobe.com
Wasserdampf und Blasen im kochenden Wasser © by-studio, stock.adobe.com
Der Diffusionswiderstand: Dampfdiffusion kontrollieren

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