Festigkeitsklassen von Schrauben – das bedeuten Kürzel wie 12.9 und 5.6
Auf großen Gewindeschrauben haben Sie wahrscheinlich schon einmal aufgestanzte Zahlen gesehen und sich vielleicht gefragt, was sie bedeuten. Mit diesen Zahlen nennen die Hersteller die Festigkeitsklasse einer Schraube. Sie wird bei Schrauben ab einem Durchmesser von fünf Millimetern meist auf den Schraubenkopf gestanzt und bei geringeren Durchmessern auf der Verpackung angegeben.
Die Festigkeitsklasse: Zugfestigkeit und Streckgrenze
Die Einteilung in Festigkeitsklassen ist durch Normen geregelt. Auf den Schrauben und deren Verpackungen finden Sie daher immer wieder die gleichen Werte wie zum Beispiel 6.8 oder 8.8. Die beiden Zahlen sind einzeln zu betrachten, denn der Punkt dient lediglich zur Trennung. Die erste Zahl steht für die Zugfestigkeit, die zweite für die Streckgrenze oder Dehngrenze.
Die Zugfestigkeit ist die Spannung, die eine Schraube maximal aufnehmen kann. Wird dieser Wert überschritten, verformt sie sich, und bei einer starken Überschreitung reißt sie und zerbricht in zwei Teile. Dann fehlt einer Schraube oft der Kopf.
Die Streckgrenze gibt an, wie weit sich eine Schraube dehnen, also auseinanderziehen lässt. Eine Dehnung ist bei einer Schraube vielleicht schwer vorstellbar, im Prinzip aber nicht anders als bei anderen Materialien. Stellen Sie sich daher ein Gummiband vor. Es reißt, wenn Sie es zu weit auseinanderziehen und nimmt ab einer bestimmten Dehnung auch nicht mehr seine ursprüngliche Form an. Zwar in einem sehr viel geringeren Ausmaß, aber genau das Gleiche passiert bei einer Schraube.
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So rechnen Sie die genannten Werte um
Zugfestigkeit und Streckgrenze werden in Newton pro Quadratmillimeter (N/mm²) angegeben. Schraubenhersteller drucken jedoch nicht die Werte auf die Verpackung oder die Schraube. Sie müssen daher noch ein wenig rechnen. Um Ihnen zu verdeutlichen, wie Sie hierbei vorgehen, berechnen wir im Folgenden die Werte einer Schraube der Festigkeitsklasse 6.8.
Die erste Zahl, also die 6, steht für die Zugfestigkeit. Diesen Wert multiplizieren Sie mit 100. Eine Schraube der Festigkeitsklasse 6.8 hat daher eine Zugfestigkeit von 6 x 100 = 600 N/mm².
Die zweite Zahl, also die 8, steht für die Streckgrenze. Diesen Wert multiplizieren Sie mit der ersten Zahl und mit 10. Dementsprechend hat die Schraube eine Streckgrenze von 8 x 6 x 10 = 480 N/mm².
Auf die oben beschriebene Weise errechnen Sie die Zugfestigkeit und die Streckgrenze jeder beliebigen Schraube. Alternativ lesen Sie die Werte einfach in der nachfolgenden Tabelle ab:
Festigkeitsklasse | Zugfestigkeit in N/mm² | Streckgrenze in N/mm² |
---|---|---|
3.6 | 300 | 180 |
4.6 | 400 | 240 |
4.8 | 400 | 320 |
5.6 | 500 | 300 |
5.8 | 500 | 400 |
6.8 | 600 | 480 |
8.8 | 800 | 640 |
9.8 | 900 | 720 |
10.9 | 1000 | 900 |
12.9 | 1200 | 1080 |
Die Festigkeitsklassen bei Muttern
Bei Muttern ist die Streckgrenze wenig relevant. Bei ihnen geben die Hersteller deshalb nur die Zugfestigkeit an. Diesen Wert multiplizieren Sie ebenfalls mit 100, um die Zugfestigkeit in N/mm² zu ermitteln. Muttern unterteilt man in die Festigkeitsklassen 5, 6, 8, 10 und 12.
Muttern sollten die gleiche Zugfestigkeit haben wie die Schrauben, auf die sie gedreht werden. Eine Mutter der Klasse 10 verwenden Sie daher am besten nur für Schrauben der Festigkeitsklasse 10.9. Die Kombination mit Schrauben einer etwas niedrigeren Klasse – in diesem Beispiel 9.8 – ist möglich. Überschreiten sollten Sie den Wert 10 jedoch nicht. Hierdurch kann das Gewinde Schaden nehmen.
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