Gewinde sehen auf den ersten Blick oft sehr ähnlich aus. Wenn Sie verschiedene Gewindearten etwas genauer betrachten, werden Sie jedoch schnell einige Unterschiede feststellen. Details wie die Steigung oder der Flankenwinkel entscheiden darüber, welche Gewindeart sich für einen bestimmten Zweck am besten eignet.
Das Metrische ISO-Gewinde
Das Metrische ISO-Gewinde wird von allen Gewindearten am häufigsten genutzt. Es findet sich unter anderem an Schrauben, die mit Muttern gesichert werden, und an Gewindestangen. Die Kennzeichnung erfolgt durch ein M, auf das der Gewindedurchmesser in Millimetern folgt. Auf diese Weise entstehen Bezeichnungen wie M8 oder M10.
Das Metrische ISO-Gewinde wird auch Regelgewinde, Normalgewinde, Normgewinde, Spitzgewinde und ISO-Gewinde genannt. Es hat einen Flankenwinkel von 60° und Außenkanten, die keilförmig zusammenlaufen. Sie machen die Schrauben selbsthemmend, sodass sie sich nicht von allein lösen können.
Das Metrische ISO-Feingewinde
Das Metrische ISO-Feingewinde entspricht dem Metrischen ISO-Gewinde, besitzt jedoch ein feineres, also engeres und weniger tief eingeschnittenes Gewindeprofil. Solch ein feines Gewindeprofil ermöglicht eine größere Anzahl Umdrehungen als ein Metrisches ISO-Gewinde. Das Metrische ISO-Feingewinde kommt daher vor allem an Stellen zum Einsatz, an denen für eine Verschraubung nur wenig Platz zur Verfügung steht. Es entwickelt selbst auf einer kurzen Strecke eine hohe Zugkraft und sorgt dadurch für einen sicheren Halt.
Produktbezeichnungen von Schrauben mit Metrischem ISO-Feingewinde beginnen ebenfalls mit einem M und dem Gewindedurchmesser. Zusätzlich wird die Steigung angegeben. Die Steigung, die auch Ganghöhe genannt wird, ist der Weg, den ein Gewinde bei einer Umdrehung zurücklegt. Sie lässt sich messen, denn sie entspricht dem Abstand in Millimetern zwischen zwei Gewindespitzen.
Das Trapezgewinde
Auch das Trapezgewinde kennen Sie, sofern Sie Schraubzwingen besitzen. Es wandelt Drehbewegungen in Axialbewegungen um, ist relativ dick und hat eine größere Steigung als andere Gewinde. Die größere Steigung erhöht die Reibung und verhindert, dass sich die Befestigung selbständig löst.
Wenn Sie ein Trapezgewinde genauer betrachten, werden Sie feststellen, dass das Profil der Gewindegänge trapezförmig ist. Die Seiten des gleichschenkligen Trapezes verlaufen in einem Winkel von 15°. Sie ergeben zusammengerechnet einen Flankenwinkel von 30°.
Das Rundgewinde
Das Rundgewinde oder Gleitgewinde ist durch sein rundes Gewindeprofil wenig anfällig für Verschmutzungen. Es verursacht daher weniger Wartungsaufwand. Weil das Rundgewinde keine Kanten besitzt, ist es zudem sehr robust und widerstandsfähig. Es kommt unter anderem in Eisenbahnwaggons und bei der Feuerwehr zum Einsatz. Das Rundgewinde hat ebenfalls einen Flankenwinkel von 30°.
Das Sägengewinde
Das Sägengewinde erinnert an Sägezähne. Sie haben eine asymmetrische Form, die eine besonders hohe Kraftübertragung in axialer Richtung ermöglicht. Dies ist vor allem in Maschinen von Vorteil, deshalb finden sich Sägengewinde zum Beispiel in Drehmaschinen, Fräsen und Pressen. Bei einem Sägengewinde liegt der Flankenwinkel zwischen 30 und 45°.
Das Whitworth-Gewinde
Das Whitworth-Gewinde wurde 1841 vom britischen Ingenieur Sir Joseph Whitworth entwickelt. Es war das erste genormte Gewinde der Welt und legte den Grundstein für alle weiteren genormten Gewindearten. Das Whitworth-Gewinde wird bis heute verwendet und kommt hierzulande unter anderem bei Rohrverbindungen im Sanitärbereich zum Einsatz. Es ist daher auch unter dem Namen Rohrgewinde bekannt. Eine weitere Bezeichnung ist Zoll-Gewinde, denn beim Whitworth-Gewinde sind die Maße in Zoll festgelegt. Aufgrund dieser Maßeinheit und wegen seines Flankenwinkels von 55° passt es nicht in Gegenstücke mit metrischem Gewinde.
Wie die metrischen ISO-Gewinde gibt es die Whitworth-Gewinde mit Normalgewinde (abgekürzt BSW für British Standard Whitworth) und Feingewinde (abgekürzt BSF für British Standard Fine Thread).
Das Flachgewinde
Das Flachgewinde ist inzwischen selten geworden, soll aber nicht unerwähnt bleiben. Es sieht bei genauerer Betrachtung wie eine Reihe aneinander gereihte Rechtecke aus. Durch die parallel verlaufenden Gewindeflanken beträgt der Flankenwinkel 0°.
Das Linksgewinde
Gewinde werden für gewöhnlich im Uhrzeigersinn, also nach rechts, eingedreht und gegen den Uhrzeigersinn herausgedreht. Bei einem Linksgewinde verhält es sich jedoch genau umgekehrt. Solch ein Gewinde wird vor allem an Stellen genutzt, an denen sich ein Rechtsgewinde lösen könnte. Ursache hierfür ist oft eine Bewegung wie die eines Sägeblatts in einer Tischkreissäge oder des linken Pedals am Fahrrad. Linksgewinde können zudem gefährliche Verwechslungen verhindern. Aus diesem Grund besitzen Gasflaschen mit brennbaren Gasen Linksgewinde. Auch im Sanitärbereich finden sich hin und wieder Linksgewinde. Dort lässt sich zum Beispiel durch ein Verbindungsstück, das ein Rechts- und ein Linksgewinde besitzt, eine Verbindung zwischen zwei starren Rohrenden herstellen.
Ob es sich um ein Rechts- oder ein Linksgewinde handelt, sehen Sie, wenn Sie das Gewinde in senkrechter Position betrachten. Bei einem Linksgewinde verlaufen die Flanken von rechts unten nach links oben. Bei einem Rechtsgewinde ist es genau umgekehrt. Beim Einkauf helfen Ihnen außerdem die Hersteller, denn sie fügen den Bezeichnungen ihrer Produkte mit Linksgewinde oft ein LH für left hand hinzu.
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