Vliestapeten sind nicht nur besonders leicht an die Wand zu bringen, sondern lassen sich in aller Regel auch viel einfacher entfernen als Papiertapeten. Die leichte Entfernbarkeit von Vliestapeten hat vor allem diese drei Gründe:
- Stabilität der Vliestapete
Vliestapeten sind aufgrund des Materials und ihrer Struktur deutlich stabiler und reißfester als Papiertapeten oder Raufasertapete. Selbst dünne Vliestapeten oder Renoviervliese, die vor allem als Untertapeten verwendet werden, sind dimensionsstabil, d. h. sie können sich in keine Richtung verziehen, ausdehnen oder schrumpfen. Darum müssen sie – anders als klassische Papiertapeten – auch nicht selbst eingekleistert werden, vielmehr tragen Sie den Vliestapetenkleister auf die Wand auf und können die trockenen Tapetenbahnen dann einfach in dieses Kleisterbett einlegen, feinjustieren und festdrücken.
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Die Reißfestigkeit von Vliestapeten hilft beim Entfernen ebenso wie der Umstand, dass Vlies sich nie so stark mit Kleister vollsaugt wie Papier. Sofern keine Untergrundmängel oder anderen Besonderheiten vorliegen, die das einfache Abziehen verhindern, können Sie die meisten Vliestapeten sogar entfernen, ohne sie vorher nasszumachen und/oder zu perforieren. Dazu lösen Sie am besten zuerst eine untere Ecke bzw. den unteren Rand einer Bahn und ziehen diese dann möglichst gleichmäßig von unten nach oben ab. Bestenfalls können Sie auf diese Weise jede Bahn der Vliestapete in einem Stück trocken abziehen.
- Spaltbarkeit
Sehr viele Vliestapeten sind spaltbar; d. h. sie bestehen aus zwei Schichten, die sich voneinander lösen lassen. Spaltbare Vliestapeten zu entfernen, ist darum besonders komfortabel. Die obere Schicht lässt sich trocken am Stück abziehen, die andere können Sie – sofern sie nicht beschädigt wurde und überall gleichmäßig an der Wand haftet – als Makulatur für eine neue Tapete oder schön glatten, hellen Untergrund für einen neuen Anstrich verwenden.
Das funktioniert natürlich nur dann plangemäß, wenn auch beim Tapezieren alles richtig gemacht wurde. Sollte die Tapetenbasis bzw. untere Vliesschicht faltig sein, Blasen werfen oder andere Mängel aufweisen, muss diese – je nachdem, was Sie mit der Wand vorhaben – auch noch entfernt werden. Dabei können Sie dann vorgehen wie bei Papiertapeten: nassmachen, notfalls perforieren, um Wasser unter die Tapete zu bekommen, und dann mit dem Spachtel entfernen.
Bei dickeren, hochwertigen Vliestapeten, deren Oberfläche strukturiert, glänzend, samtig oder auf andere Weise aufwendig und dekorativ gestaltet ist, haben Sie sehr gute Chancen, dass die Tapete auch spaltbar ist. Viele Vinyltapeten, Schaum- und andere Kunststofftapeten, die es sowohl mit Vlies- als auch mit Papierbasis gibt, sind spaltbar, was es vor allem bei Tapeten mit wasserdichter Oberfläche deutlich einfacher macht, diese zu entfernen. Wenn Sie öfter mal die Tapete wechseln oder bei der Wandgestaltung grundsätzlich gern flexibel bleiben, können Sie schon beim Tapetenkauf auf spaltbare Varianten achten.
- Optimal vorbereiteter Untergrund
Vliestapeten lassen sich am besten entfernen, wenn der Untergrund vor dem Tapezieren grundiert wurde. Die optimale Grundierung ist in aller Regel Tiefgrund, weil der für gängige saugende Untergründe wie Oberputz oder Trockenbauwände wie geschaffen ist. Tapeten werden fast immer auf solche Untergründe geklebt, und mit der Grundierung können Sie nicht nur sicherstellen, dass gerade die benutzerfreundlichen Vliestapeten sich auch gut wieder entfernen lassen, sondern auch, dass neue Anstriche gleichmäßiger decken, die Farbe nach dem Trocknen überall den gleichen Glanz hat und Sie materialsparender arbeiten, weil weniger Kleister oder Farbe „in der Wand verschwinden“.
Beim Tapezieren von Trockenbauwänden aus Gipskartonplatten („Rigipswänden“) sollten Sie die gesamte Fläche vorher unbedingt grundieren – es sei denn, Sie wissen, dass die Tapete dort für immer bleiben bzw. allenfalls mitsamt der Wand wieder entfernt werden wird. Von ungrundiertem Gipskarton gehen vor allem Papiertapeten nur schwer oder gar nicht mehr ab, denn hier wird ja praktisch Papier (Tapetenbasis) mit Papier (Methylzellulosekleister) auf Papier (Kartonummantelung der Platten) geklebt. So kann sich die Tapete überall – außer an den Spachtelstellen – perfekt mit dem Untergrund verbinden.
Bei Vliestapeten ist diese Verbindung zwar nicht ganz so endgültig, doch auch der grundsätzlich leichter zu lösende Vliesträger wird normalerweise mit einem Kleister auf Zellulosebasis verarbeitet, der in ungrundierte Untergründe tiefer eindringt als in grundierte und mit Karton regelrecht verschmelzen kann. Zwar sind Vliestapetenkleister und Papierkleister für schwere Tapeten vergleichsweise dick und zäh, doch alle sind wasserbasiert; nur Spezialkleber für wasserdichte Tapeten oder Glasfasertapeten sind lösemittelbasiert und für nicht saugende Untergründe geeignet.
Wollen Sie eine Vliestapete entfernen, die Sie nicht selber angebracht haben, können Sie natürlich nicht wissen, ob Ihr Vorgänger vor dem Tapezieren Tiefgrund aufgetragen hat. Vielleicht sind Sie nicht einmal sicher, ob die Tapete auf einer verputzten Wand oder verspachtelten Trockenbauplatten klebt. Es bleibt Ihnen also nichts anderes übrig, als es auszuprobieren, indem Sie versuchen, eine Bahn unten abzulösen und dann nach oben abzuziehen. Mit ein wenig Glück stellen Sie fest, dass die Bahnen komplett oder zumindest in großen Stücken abgehen. Oder dass Sie die Tapete spalten, also die oberste Schicht trocken abziehen können. Funktioniert beides nicht, können Sie zumindest schon einmal einen Blick auf den Untergrund werfen – und dann entscheiden, wie Sie weiter verfahren möchten.
Was tun, wenn sich die Vliestapete nicht einfach entfernen lässt?
Hier gibt es zwei Problemstellungen: Entweder geht die Vliestapete nur mit höherem Aufwand ab, also mit Wasser, Spachtel und Perforierwerkzeug. Oder die Tapete geht mitsamt dem Untergrund ab, was bei Vliestapeten normalerweise nicht vorkommt – es sei denn, der Untergrund hatte schon vorher Mängel (z. B. bröckeliger Putz), es wurde ein lösemittelhaltiger Kleber verwendet (wird manchmal gemacht, um Tapeten auf schwierigen Untergründen zum Haften zu „zwingen“) oder die Tapete klebt auf ungrundiertem Gipskarton, der beim Abziehen besonders leicht beschädigt werden kann.
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Klappt das trockene Abziehen nicht, versuchen Sie als Nächstes, die Vliestapete zu entfernen wie eine Papiertapete. Dafür brauchen Sie Tapetenlöser oder eine schwache Seifenlauge (Wasser mit ein wenig Spülmittel), die Sie mit Pinsel, Schwamm, Bürste (Quast) oder Sprühflasche auf die Tapete auftragen. Besprühen oder bepinseln Sie zuerst einige Teststellen. Ist die Vliestapete nicht wasserdurchlässig (daran zu erkennen, dass das ganze Wasser abperlt bzw. herunterläuft und sich die behandelten Stellen farblich nicht verändern), muss sie durchlässig gemacht werden; in diesem Fall brauchen Sie außerdem ein Perforierwerkzeug.
Spezielle Tapetenperforierer werden häufig als „Tapetentiger“ oder „Tapetenigel“ verkauft. Sehr effizient sind auch Stachelwalzen; allerdings ist das Risiko, den Untergrund zu beschädigen, umso größer, je gröber Ihr Perforierwerkzeug ist. Ist die Tapete gleichmäßig perforiert, können Wasser oder Tapetenlöser unter den Vliesträger und bis zum Untergrund vordringen und den Kleister anlösen. Warten Sie nach dem Auftragen eine Viertelstunde ab; dann sollte sich auch die Tapete lösen und abziehen bzw. mit dem Spachtel abheben lassen. Besonders gut geeignet sind breite Flächenspachtel („Schmetterlingsspachtel“) und Tapezierspachtel. Kleine Haushaltsspachtel gehen auch; damit müssen Sie nur ein wenig besser aufpassen. Setzen Sie das Werkzeug stets gerade und möglichst flach an, um den Untergrund nicht zu beschädigen.
Auch beim nassen Abziehen ist eine Vliestapete reißfester als Papiertapeten. Hat der Kleister sich gelöst, ist es darum häufig möglich, die Tapetenbahnen am Stück abzuziehen. Mit einer Leiste oder Latte können Sie noch effizienter arbeiten und Sauerei auf der Baustelle vermeiden: Legen Sie die Leiste am unteren Bahnende an, sobald Sie dieses ablösen können, und wickeln Sie die Bahn dann beim Abziehen auf die Latte. So können Sie später ordentliche „Päckchen“ entsorgen, statt die klebrig-nassen Tapetenreste im ganzen Raum zusammenschieben oder von Hand kompaktieren zu müssen. Wenn Sie zu zweit arbeiten, klappt dieser Trick besonders gut; Sie können besser ansetzen, oder einer kann wickeln, während der andere mit dem Spachtel unter der Tapete nachhilft.
Was tun, wenn der Untergrund beim Entfernen der Tapete zu Schaden gekommen ist?
Oberputz, der sich beim Entfernen der Tapete löst, abplatzt oder bröselt, war höchstwahrscheinlich schon vorher nicht mehr in Ordnung. Sobald die Tapete vollständig entfernt ist, können Sie die Wand ausbessern. Um sie auf eine neue Tapete oder einen Anstrich vorzubereiten, können Sie – je nach Ausmaß der Putzschäden – den Oberputz mit Spachtelmasse reparieren oder ihn ganz entfernen und die Fläche neu verputzen (lassen).
Beschädigte Gipskartonplatten reparieren Sie am besten mit Gips bzw. Reparaturspachtel auf Gipsbasis. Wenn große Teile der Kartonummantelung zerstört sind, ist es sinnvoll, die Oberfläche zusätzlich mit einer flächigen Armierung zu stabilisieren. Zum Optimieren von Putz- und Trockenbau-Untergründen für das anschließende Tapezieren oder Streichen können Sie sie auch mit Malervlies tapezieren, das aus dem gleichen Material besteht wie der Träger (die Tapetenbasis) einer Vliestapete.
Vliestapete oder Papiertapete?
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